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"The Hateful Eight" in der Essener "Lichtburg" |
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Written and photographed by: Ulrich Rostek |
Date:
01.02.2016 |
Wie
die meisten aus der verschworenen Gemeinschaft der 70mm-Anhänger fieberte
ich dem Kinostart von "The Hateful Eight" entgegen, seit sich die Hinweise
verdichteten, dass zum ersten mal seit beinahe 50 Jahren wieder ein Film in
70mm Ultra Panavision produziert werden sollte.
Zu den lediglich vier Lichtspielhäusern in Deutschland, denen eine
70mm-Kopie zugeteilt wurde, zählt auch die "Lichtburg" in Essen, die mit
1250 Sitzplätzen das größte Platzangebot in ganz Deutschland bereithält.
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Als
eine der traditionellen Uraufführungsstätten konnte das heute
denkmalgeschützte Kino dank intelligentem Management der Konkurrenz durch
die Multiplexe standhalten. Pläne, den Gebäudekomplex in eine
Einkaufspassage umzuwandeln, konnten glücklicherweise vereitelt werden -
dank des großen Rückhalts in der Bevölkerung, bei Kulturschaffenden und in
der Politik. So finden im inzwischen liebevoll im Geiste der 50er Jahre
renovierten Kinosaal auch heute noch Filmpremieren, aber auch Konzerte und
Kabarettveranstaltungen statt. Ermöglicht wird dies durch eine 150 qm große
aufrollbare Leinwand, die dann einen großzügigen Bühnenraum freigibt. Neben
moderner Digitaltechnik steht noch eine DP75 Projektionsmaschine für
analogen 35- und 70mm-Film zur Verfügung.
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Am
27. Januar 2016 durfte ein gespanntes Publikum nun den lang erwarteten
Tarantino-Western in einer Roadshow-Präsentation erleben. Schon die ersten
Panoramaaufnahmen des eingeschneiten Wyomings zeigten, was Kino-Photographie
im 70mm-Breitfilm-Format im Zusammenspiel mit modernem hochaulösendem
Filmmaterial bewirken kann: Ein gestochen scharfes Bild mit knackigen
Kontrasten bei gleichzeitig differenzierter und feinstrukturierter
Durchzeichnung der Schatten, wie es im Farbraum einer Digitalprojektion
überhaupt nicht möglich ist. Auch wenn die Filmkörnung kaum noch wahrnehmbar
ist, sorgt diese dennoch für ein "lebendes", organisches Bild, verglichen
mit den immer irgendwie steril wirkenden Digitalbildern. Der Detailreichtum
ist schlicht überwältigend. In Großaufnahmen sprießen die Bartstoppeln der
Akteure beinahe aus der Leinwand - und das ganz ohne 3D-Brille.
Unterstrichen wurde der superscharfe Bildeindruck durch die sorgfältige
Kaschierung der Leinwand auf das Bildseitenverhältnis 2,76:1.
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Der
geneigte Tarantino-Kenner mag seine Steaks blutig - und kommt auch bei "The
Hateful Eight" wieder voll auf seine Kosten. Wer das nicht verträgt, der sei
an dieser Stelle gewarnt. Überhaupt ist die Handschrift des Autors und
Regisseurs unverkennbar: Skurille Figuren, absurde Situationen, lange
Dialogstrecken - immer auf dem schmalen Grad zwischen Tiefsinn und
Schwachsinn balancierend - und bei hohem Kunstblutverbrauch und
Splatterfaktor immer noch ein satirisches Augenzwinkern.
Ein besonders großes Lob gilt dem Casting. Es macht einfach Spaß, den Spaß
mit zu verspüren, mit dem das großartige Ensemble bei der Sache ist und alle
Akteure auf ihre unverwechselbare Weise wie Bildhauer ihre Charaktere
modellieren.
Gemäß dem Motto THINK BIG! hat Quentin Tarantino ganz großes Kino geschaffen,
welches man nach Möglichkeit auch im ganz großen Kino genießt, am besten im
größten, am besten in der "Lichtburg".
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28-07-24 |
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