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"Flying Clipper" – eine Traumreise auf der Riesenleinwand
MCS 70 - deutsche Filmtechnik von internationaler Bedeutung |
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Geschrieben von: Gerhard Witte, Berlin im
Januar 2018 |
Date:
12.04.2018 |
Ein
deutsches Plakat von dem Film "Flying Clipper" und eine ganzseitige Annonce
"Frohe glückliche Fahrt" vom Dezember 1962 aus der "Österreichischen Film-
und Kino-Zeitung". Die filmische Seereise startete in Österreich am 21.
Dezember 1962 im Wiener "Apollo"-Kino (deutsches Plakat aus der Sammlung von Lars
Heyn, Berlin).
Ein Auszug aus einem Deutschen Presseheft (1962) des Films (dem Bericht als
PDF beigefügt – auch aus Lars Heyns Sammlung):
"Flying Clipper – Traumreise unter weißen Segeln" (West-Deutschland,
1962), in monatelanger Arbeit während der Mittelmeer-Reise des schwedischen
600-Tonnen-Dreimastseglers "Flying Clipper" entstanden, ist der erste
deutsche 70mm-Breitwandfarbfilm der internationalen Filmgeschichte. Für die
deutsche Filmgestaltung bedeutet dies sowohl in künstlerischer als auch in
technischer und wirtschaftlicher Hinsicht den Beginn einer neuen Epoche.
Rund sechzig Jahre lang hatte sich bei der Filmaufnahme und Filmwiedergabe
der 35mm breite Film als einziges Format behauptet. Auf diese Filmbreite
waren alle Aufnahmekameras, Filmbearbeitungs- und Kopieranstalten sowie
Kinoprojektoren und sonstigen technischen Einrichtungen normiert. Zwar sind
vor etwa zwanzig Jahren schon einmal Pläne ventiliert worden, vom
35mm-Format abzugehen, doch wurde der entscheidende Schritt dann nicht getan.
Stattdessen versuchte man, die Breitbildtechnik auf der Grundlage des 35mm
breiten Films zu entwickeln, und es entstanden in der Tat einige sehr
brauchbare Verfahren, mittels deren eine Reihe durchaus eindrucksvoller und
publikumswirksamer Filmwerke hergestellt wurden.
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More in 70mm reading:
PDF: German Press Brochure - Presseheft
Flying Clipper
"Flying Clipper"– a Dream Voyage on the Giant
Screen
Home: Flying Clipper -
Traumreise Unter Weissen Segeln
Gerhard Witte's
in70mm.com Library
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Warum ist der 70mm-Film entwickelt worden?
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Auf
einem schnittigen Mercedes 300 SL montiert, verfolgen MCS 70-Kameras das
heiße Rennen um den Grand Prix.
Wenn die Techniker – zunächst in Amerika und nun also auch auf neuer
Grundlage in Deutschland – trotz des Erfolgs der auf 35mm hergestellten
Breitwandfilme dazu übergingen, einen 70mm-Breitwandfilm praxisreif zu
machen, so hatte das seine guten Gründe.
Wie die Erfahrung zeigt, ist ein Kinobild umso eindrucksvoller, je größer
und näher es sich vor einem befindet, d. h., also, je gewaltiger seine
Abmessungen sind und je geringer der Sehabstand zur Bildwand ist. Nun hat
aber das von 35mm stark vergrößerte Bild den Nachteil, unter Umständen
unscharf und körnig zu werden, wenn der Zuschauer zu nahe an der
Kinoleinwand sitzt. Weil das Publikum mit Rücksicht auf eine noch tragbare
Bildqualität einen Mindestabstand zur Bildwand einhalten muss, kann man ihm
im Allgemeinen in der 35mm-Breitwandtechnik keine beliebig großen Bilder
zeigen. Die ideale Breitbildprojektion, bei welcher der Zuschauer nur Bild
und nicht auch noch die Bildumrahmung sieht, ist also mit dem 35mm-Film
praktisch kaum zu verwirklichen.
Während das 35mm-Filmbild eine nutzbare Fläche von etwa 320
Quadratmillimeter hat, kann beim 70mm breiten Filmbild eine Fläche von
nahezu 1100 Quadratmillimeter ausgenutzt werden. Dies bedeutet, dass sich
der 70mm-Film bei gleicher Bildqualität auf eine drei- bis viermal größere
Kinoleinwand projizieren lässt – oder aber, dass sich die Zuschauer um
denselben Betrag bei gleicher Bildgröße näher an die Leinwand heransetzen
können. Es ist also eine Projektion möglich, die das Gesichtsfeld des
Filmpublikums fast ganz ausfüllt und jeden Zuschauer – gleichgültig, auf
welchem Kinoplatz er sitzt – auf überraschender Weise direkt in das
Filmgeschehen hineinzieht. Dazu braucht man nicht unbedingt besonders
riesenhafte Bilder, sondern weit wichtiger ist vielmehr der geringe Abstand
des Zuschauers zur Bildwand.
Hieraus ergibt sich (und das wird in der Öffentlichkeit meist noch zu wenig
beachtet oder unrichtig dargestellt), dass der 70mm-Film keineswegs etwa nur
in den ganz großen Kinos, den Tausendplatztheatern etwa, voll zur Wirkung
kommt. Im Gegenteil – die kleineren Filmtheater sind aus rein baulichen
Gründen für diese Art der Filmvorführung oft viel besser geeignet! Die
wichtigste Voraussetzung ist das ideale Verhältnis von Bildwandgröße zur
Saallänge. Bei der 70mm-Technik kann der Film gegebenenfalls auf einer 15
Meter breiten Leinwand in einem kleineren Kino eine größere Wirkung auf das
Publikum ausüben als auf einer doppelt so breiten Leinwand in einem
Riesentheater.
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"MCS 70" macht die deutsche Filmproduktion
konkurrenzfähig
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Die
MCS 70-Kamera unter der Tragfläche einer "Do 27" filmt den "Flying Clipper"
vor der Küste von Beirut.
Da die bisherigen Filmaufnahmeverfahren für Breitwandprojektion, soweit sie
sich in der Praxis durchgesetzt haben, auf ausländische Entwicklungen
zurückgehen, ist es ein besonderes Verdienst von Rudolf Travnicek und Rudolf
Englberth, den Inhabern der "M.C.S. Film KG" (München), dass sie das Wagnis
auf sich nahmen, trotz der erdrückenden internationalen Konkurrenz, die
Konstruktion einer deutschen 70mm-Kamera in die Wege zu leiten.
Entwickelt wurde die erstmals für die Aufnahmen des Films "Flying Clipper – Traumreise unter weißen Segeln" verwendete MCS 70-Kamera von dem in
Kopenhagen lebenden norwegischen Ingenieur Jan W. Jacobson. Aufbau und
Bedienung des als Spiegelreflex entwickelten Geräts sind denkbar einfach.
Ein besonderer Vorteil des MCS 70-Verfahrens ist es, dass das auf
65mm-Negativfilm aufgenommene Bild mittels einer ebenfalls von Jan W.
Jacobson entwickelten Reduktionsoptik der Höhe und Breite nach so "gepresst"
werden kann, dass die Maßverhältnisse anderen gebräuchlichen
Breitwandformaten (etwa dem CinemaScope-Format) entsprechen. Es können also
außer 70mm-Kopien wahlweise auch Kopien im 35mm-CinemaScope-Format, im
35mm-Breitwand-Format oder im 16mm-CinemaScope-Format gezogen werden, wobei
die einzigartige Bildqualität voll erhalten bleibt.
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Ein
Go-Kart in Antibes wird zu einem MCS 70-Kamerawagen, um rasante Bilder für
aufregende Film-Szenen einzufangen.
Ferner sind sämtliche Tonaufnahme-Verfahren verwendbar. Die 70mm-Kopien
werden normalerweise mit Sechs-Kanal-Stereoton ausgestattet, der die
Erlebniswirkung des farbigen Großbildes noch wesentlich steigert. Die Kopien
im CinemaScope-Format können entweder mit Vier-Kanal-Stereoton oder mit
Lichtton geliefert werden. Die drei Buchstaben "MCS" stehen für den Begriff
"Modern Cinema Systems" – dieses Verfahren ist in der Tat modern, vielseitig
und zukunftsweisend. Man darf daher die Aufführung des MCS 70-Farbfilmes im
Bavaria-Filmverleih "Flying Clipper – Traumreise unter weißen Segeln"
mit Recht als das bedeutendste deutsche Filmereignis seit vielen Jahren
bezeichnen!
(Damaliger Herausgeber: Zentral-Presse- und Werbeabteilung der MCS-Film KG.
und der Bavaria-Filmverleih GmbH., München 15, Schillerstraße 38, Tel. 55 20
41 / Gestaltung und verantwortlich: Hanns Baur / Fotos: Bob Kiebig und Hanns
Hubmann / Texte: Hans-Dietrich Weiss / Druck: Süddeutscher Verlag GmbH.,
München)
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FLYING
CLIPPER – Le VOYAGE INOUBLIABLE (Flying Clipper – die unvergessliche
Seereise) - das originale französische Plakat (aus der Sammlung des Autors -
Größe: 1.60 x 1.15 Meter). Oben rechts: der Film im "Empire (Abel Gance) Cinérama Théâtre" in Paris -
jetzt 8 Wochen erfolgreich. Das Foto wurde am Sonntag, den 6. Dezember 1964
um 14.00 Uhr aufgenommen. Wie am ersten Tag war "Flying Clipper" ein
triumphaler Erfolg.
Die Filmvorführung wurde im "Empire (Abel Gance) Cinérama Théâtre"
fortgesetzt und sollte anschließend in den Pariser "Cinérama Gaumont Palace"
verlegt werden. Verleih: Les Films Jacques Leitienne – 52, Avenue des
Champs-Élysées (Bild und Informationen aus "La Cinématographie Française"
vom Samstag, den 12. Dezember 1964), und darunter eine Werbung in Wien (Österreich):
Bavaria-Film promotete "Flying Clipper" mit Hilfe eines elektrischen
Triebwagens. Tägliche Vorführungen um 15.30 und 19.00 Uhr im größten Kino
der Hauptstadt "Apollo" (Bild aus "Film-Echo" vom Februar 1963).
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"Neues
Filmprogramm" (Nr. 3063, Wien, 1963, vier Seiten) und Bilder rechts: der
Film in der Schweiz. Werbung aus der Fachzeitschrift "Schweizer-Film-Suisse"
vom 20. Dezember 1962 und vom 20. August 1963.
"Flying Clipper – Traumreise unter weißen Segeln" - das große
Filmereignis 1963. Eine "Modern-Cinema-Systems" (M.C.S) KG. Produktion in
Eastman Color und mit 6-Kanal Stereoton. Zum Jahreswechsel unsere besten
Wünsche (Verleih: Stamm Film AG.), und rechts:
seit 11. Mai 1963 trotz Sommer und Hitze ein außergewöhnlicher Erfolg.
"Flying Clipper - Traumreise unter weißen Segeln" gedreht in Eastman
Color und MCS 70. Ab 20. August Großeinsatz: im 70mm-Format / in CinemaScope
und Magnetton / in CinemaScope und Lichtton (Verleih: Stamm Film AG.).
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Ein Buch zu dem Film
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"Flying
Clipper – Traumreise unter weißen Segeln" / Vorder- und Rückseite (Fotos von
Hanns Hubmann)
Herausgegeben vom Copress-Verlag Hoffmann & Hess, München, 1962 / 221 Seiten
– davon 32 Seiten mit vielen beschriebenen Schwarz-Weiß-Bildern (aus der
Sammlung des Autors).
Der Autor Jürgen Richter, zwar nicht der älteste, aber mit 1,92 Meter Länge
der größte der sieben deutscher Jungen an Bord (siehe Namensliste unter "Kapitän
Skoglund" im nachfolgenden Bild), erzählt seine und seiner Kameraden
Erlebnisse während der einmaligen Filmreise in einer größtenteils heiteren,
manchmal aber auch ernsthaften Weise.
Kapitel des Buches: Ägypten / Unser Schiff / Libanon / Türkei / Insel Rhodos
/ Nochmals Türkei / Griechenland / Griechische Inseln / Jugoslawien /
Italien / Frankreich / Monaco.
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Zwei Reiseerinnerungen und Cast und Crew von dem Film (aus dem Buch)
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Der
Dreimast-Schoner "Flying Clipper" auf hoher See
Der Hauptdarsteller "Flying Clipper" / Kapitän Skoglund, seine Mannschaft
und die deutschen Jungen: Florian Bauer, Christoph Gerhard, Michael Hornung,
Erich Moritz, Udo Janson, Günter Metz, Jürgen Richter / Eine "Do-27" mit
Flugkapitän Heinrich Schäfer und Co-Pilot Alois Ziegler / Willy Kübler und
sein Schimpanse "Mr Charly".
Kamera: Heinz Hoelscher, Siegfried Hold, Bernhard Stebich, Toni Braun, Klaus
König / Aufnahmeleitung: Peter Homfeld, Richard Oehlers / Regie: Hermann
Leitner, Rudolf Nussgruber / Herstellungsleitung: Georg M. Reuther /
Gesamtleitung: Rudolf Travnicek / Verleih: Bavaria, und Bild rechts:
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Regisseur Rudolf Nussgruber in luftiger Höhe im Zugstuhl – 25 Meter über dem
Deck. Über ihm Kameramann Siegfried Hold mit Michael Hornung als Assistent.
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28-07-24 |
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