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The Shoes Of The Fisherman - „In den Schuhen des Fischers“
Roadshow-Vorführung in 70mm & Stereophonic Sound in der Astor Film Lounge (Berlin)

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in70mm.com
The 70mm Newsletter
Written by:  Gerhard Witte, Berlin Date: 28.10.2009
Die Astor Film Lounge. Bild von Thomas Hauerslev

Am 25. Okt. 2009 fand in der Astor Film Lounge Berlin eine 70mm-Gala-Matinee des MGM-Films „In den Schuhen des Fischers (The Shoes of the Fisherman) (USA 1968) anlässlich des 25. Todestages des Schauspielergenius OSKAR WERNER (13.11.1922-23.10.1984) statt.

Veranstalter waren das „Kinomuseum Berlin e.V.“ und das Kulturmagazin „Spirit – ein Lächeln im Sturm“.

Die 70mm-Kopie des Films wurde freundlicherweise von Jean-Pierre Gutzeit (Kinomuseum Berlin e.V.) zur Verfügung gestellt, der seit Jahren zur WideScreen-Thematik forscht und sammelt.

Marc Hairapetian, freier Filmkritiker und Herausgeber des Kulturmagazins „Spirit – ein Lächeln im Sturm“ und Herr Gutzeit hielten vor Filmbeginn eine kurze Einführung.
 
More in 70mm reading:

The Shoes Of The Fisherman

Berlinale 2009 - Astor Cinema

The Grindel Filmtheater

Das Grindel Filmtheater

Internet link:

Astor Film Lounge
Filmpalast Berlin
Kinomuseum Berlin e.V.
Spirit – Ein Lächeln im Sturm

 
Schaukastenwerbung. Bilder aus der Sammlung von Gerhard Witte.

Es wurde über das Schauspielerleben von Oskar Werner und anschließend auch einiges über das Thema „70mm/6 Kanal Raumton-Filme“, einem leider kaum noch anzutreffenden Projektionsverfahren, berichtet. Ferner wurde auch die herrlich-bombastische Filmmusik (damals mit bis zu 100 Musikern eingespielt) von Alex North erwähnt, der in diesem Film auch Partituren seiner kurz zuvor abgelehnten Filmmusik zu „2001: Odyssee im Weltraum“ (2001: A Space Odyssey, UK/USA 1968) mit verwendet hatte.

Der Film wurde in der Roadshow-Version, Lauflänge 156 Minuten, und das heißt: mit Ouvertüre, Pause und Schlussmusik vorgeführt.

Das war für die Berliner, nach den letzten Filmfestspielen im Februar 2009, auf denen es eine Retrospektive mit dem Titel „70mm-Bigger than Life“ gab, endlich mal wieder eine Gelegenheit, in die Welt des 70mm-Films „einzutauchen“.

Veranstaltungsort war die im Dezember 2008 eröffnete „Astor Film Lounge“, ehemals „Filmpalast Berlin“, nun Deutschlands erstes Premium-Kino.
 
 
Der Berliner Boulevard „Kurfürstendamm“ war einst Deutschlands größte „Kinomeile“.

Seit dem Bau diverser Multiplex-Kinos, dem Boom auf die neuen Filmabspielstätten am Potsdamer Platz und auch der Einführung der DVD`s mit den schicken „Heimkinoanlagen“ wurde vielen Kinos am Kurfürstendamm die Existenzgrundlage entzogen.

Traditionshäuser, wie das ursprüngliche Astor (es lag in unmittelbarer Nähe von der jetzigen Astor Film Lounge), die Filmbühne Wien, das Marmorhaus, der Gloria-Palast, das Hollywood, die Lupen und auch der Royal Palast (das Hauptkino hatte eine Leinwand mit der Größe von sage und schreibe 32x13 Meter, führend im Guinness-Buch der Rekorde) fielen leider der Abrißbirne oder Entkernung zum Opfer.
 
 
Blick auf den Vorhang. Dahinter befindet sich außerdem ein Wolkenstore. Bild aus der Sammlung von Gerhard Witte.

Eines der architektonisch meistdiskutierten Kinos am „Ku`damm“, die jetzige „Astor Film Lounge“, blieb den Berlinern erfreulicherweise erhalten. Das Kinomuseum Berlin hat zur städtischen Kinogeschichte eine Ausstellung im Foyer der „Astor Film Lounge“ organisiert, die derzeit starken Zuspruch findet.

Das Kino hatte das Glück, dass es nicht direkt mit der Front am Boulevard erbaut wurde, sondern im Hinterhof. Somit lag es nicht vorrangig im Interesse etwaiger Investoren (zum Beispiel sogenannter „Fashion-Stores“) mit Direktzutritt zum Boulevard.

Diese Spielstätte hat eine lange Geschichte aufzuweisen. Es wurde im Jahre 1948 mit dem Namen KiKi (Kino im Kindl) eröffnet. Bereits 1951 begann der Berliner Kinoarchitekt Gerhard Fritsche mit einer einjährigen Neugestaltung des Kinos. Dieser damalige Umbau ist bis heute im Wesentlichen erhalten. 1956 übernahm die UFA-Theater Aktien-Gesellschaft das Filmhaus. Es bekam den Namen „UFA-Pavillon“.
 
 
Die Bildergalerie des Vereins „Kinomuseum Berlin e.V.“ über alte Filmpaläste im Eingangsbereich der „Astor Film Lounge“, Oktober 2009. Bild aus der Sammlung von Gerhard Witte.

 Der Architekt Wolfgang Rasper erweiterte in den Jahren 1963/64 den Kinosaal und auch der Bühnenraum wurde zugunsten einer größeren Leinwand und für das CinemaScope-Format umgestaltet. Im Jahre 1988, nachdem Hans-Joachim Flebbe gegenüber dem Vorpächter den Zuschlag für einen neuen Mietvertrag erhielt, fanden weitere, unter Berücksichtigung der Auflagen der Denkmalpflege, umfangreiche Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten statt. Das Kino erhielt einen Projektor des klassischen Typs „Philips DP-70“ und den Namen „Filmpalast Berlin“

und heute nun…“Astor Film Lounge“.

Als Beginn einer neuen Ära hat Kinobetreiber Flebbe seine Strategie beschrieben, denkmalgeschützte Säle zu Lounges umzugestalten – Kino als Lebenskunst.
 
 
Komfortable Sitzelemente. Bild aus der Sammlung von Gerhard Witte

Eine Filmabspielstätte mit Doorman, Autoparkservice, Begrüßungsgetränken, Platzservice - mit sog. Fingerfood (kein Popcorn) und diversen Getränken. Mit 250 bequemen, fast in Liegeposition ausfahrbaren King-Size-Ledersesseln mit großzügigem Fußraum und Fußhockern will das Kino im durch „Overscreening“ gekennzeichneten Berlin einen Sonderweg gehen.

Folgende Projektionsformate, verbunden mit einer 6000-Watt-Tonanlage, stehen heute für die 13,2 x 5,8 m große, gewölbte Silberbildwand zur Verfügung: 35mm/70mm/D-Cinema/3 D.

Der erhöhte Service bedeutet natürlich auch erhöhte Eintrittspreise von 10 bis 15 Euro.
 
 
Einführung von Herrn Gutzeit, Bild aus der Sammlung von Gerhard Witte

„In den Schuhen des Fischers (The Shoes of the Fisherman)“, damals in Deutschland auch mit dem Titel „Der Gesandte von Moskau“ in 70mm-Cinerama-Häusern uraufgeführt, ist ein auf dem gleichnamigen Roman von Morris L. West basierendes Filmdrama von Regisseur Michael Anderson. Der Film wurde auf 35 mm in anamorphotischem Format gedreht. Für Aufführungen in Großkinos wurden auch 70mm Blow Ups mit 6-Kanal-Magnetton angefertigt.

Die hier von Herrn Gutzeit archivierte Kopie machte einen guten Eindruck. Das Fading (Farbschwund des damaligen Eastman-Color-Printmaterials) hielt sich in Grenzen, ja, es gab sogar Filmsequenzen, in denen die ganze Farbpalette vorhanden war.

Laufspuren traten kaum auf. Die Bilder waren teils kristallklar und tiefenscharf, so wie wir es von klassischen Panorama-Filmen der 1960er Jahre kennen. Es gab aber auch Filmszenen, besonders Außenaufnahmen, die schlecht ausgeleuchtet waren und zum Teil auch grobkörnig erschienen. Hier war sicherlich bereits das 35mm Ausgangsmaterial für einen 70mm Blow Up nicht geeignet gewesen, zumal die Aufnahmebedingungen während einer katholischen Messe am Domplatz nur Teleobjektive zuließen.

Der analoge 6-Kanal-Magnetton hatte eine fulminante Mischung (analog und unbeschnitten bei hohen Pegeln und auch nicht entrauscht – diskret und voluminös gemischt bis hin zu markantesten Beckenschlägen und Blechbläser-Einsätzen). Insgesamt ein sehr suggestiver Raumton von archaischer Wucht – passend zur Epik der Breitwand-Szenerie.
 
 
Aufnahme im Bildwerferraum der „Astor Film Lounge“: Uli Schmidt in Aktion am DP-70-Projektor. Bild aus der Sammlung von Ulrich Schmidt.

Die deutsche Synchronisation war, auch wenn die Originalsprache vorzuziehen wäre, das Ergebnis herausragender Synchron-Regisseure, Sprecher und Mischmeister auf der Höhe der seinerzeitigen Postproduktion.

Ungefähr 100 Filmbegeisterte besuchten die Vorstellung.

Kritikpunkt: Die Pause war erheblich zu kurz (Zeitdruck aufgrund des nachfolgenden Films).

Ich möchte mich bei den Veranstaltern „Kinomuseum Berlin e.V.“ sowie „Spirit – ein Lächeln im Sturm“ und dem Gastgeber, der „Astor Film Lounge“, ganz herzlich für dieses Kino-Event bedanken und hoffe, dass weitere Aufführungen im 70mm-Format die Thematik erweitern können.
 
 

Weiterführende Links

 
Die „Astor Film Lounge“ und auch der ehemalige „Filmpalast Berlin“ werden im Internet beim Berliner Kinokompendium beschrieben

Der Verein „Kinomuseum Berlin e.V.“ (Vorstand: Jean-Pierre Gutzeit, Uwe Borrmann, Joachim Kelsch) engagiert sich dafür, die historische und aktuelle Kultur des Kinowesens archetypisch (der Urform entsprechend) zu erhalten, zu dokumentieren und zu pflegen.

Das Kulturmagazin „Spirit – Ein Lächeln im Sturm“ befasst sich u.a. auch mit Schauspielgrößen, Regisseuren und Filmmusiken des Hollywoods der 1960er Jahre und wird vom Filmkritiker Marc Hairapetian herausgegeben.
 
 
 
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Updated 28-07-24