in70mm.com Mission:
• To record the history of the large format movies and the 70mm cinemas
as remembered by the people who worked with the films. Both during
making and during running the films in projection rooms and as the
audience, looking at the curved screen.
•
in70mm.com, a unique internet based magazine, with articles about 70mm
cinemas, 70mm people, 70mm films, 70mm sound, 70mm film credits, 70mm
history and 70mm technology. Readers and fans of 70mm are always welcome
to contribute.
Autor:
Mark Lyndon. Freitag, den 26. November
2010. Transkription der Audiodateien von Margaret Weedon. Adaption und
Übersetzung durch Cordula Lau. Wir danken Christian Appelt für die
redaktionelle Mitarbeit bei der Übersetzung
Date:
03.10.2011
Kevin
Brownlow in seinem Haus im November 2010; Foto von Mark Lyndon.
ML: Der Schriftsteller J.G. Ballard prognostizierte einst ein Zeitalter,
in dem Arbeit das reinste Vergnügen und Vergnügen die reinste Arbeit sei.
Die meisten von uns hatten nicht das Glück, diesen erfreulichen Zustand zu
erreichen. In70mm.com hatte jedoch Glück genug, die Genehmigung für ein
Interview mit Kevin Brownlow zu erhalten – Autor, Autorenfilmer,
Filmhistoriker, der Experte schlechthin in Bezug auf Stummfilme und Greta
Garbo; ihm wurde vor Kurzem der ultimative Preis - ein Ehrenoscar - für sein
Lebenswerk verliehen, oder war es eher Vergnügen?
KB: Es gibt nichts Besseres als sein Leben mit dem zu verbringen, was
einem Vergnügen bereitet – doch seltsam ist nur, dass einem je mehr man tut
umso mehr Verantwortung schleichend auferlegt wird, und schließlich stellt
man fest, dass sich das Vergnügen in absolut ernste Arbeit verwandelt; doch
andererseits will man es auch gar nicht anders haben.
ML: Wie ernst kann es werden, wenn zum Beispiel Ihr Foto auf der Oscar-Webseite
erscheint, auf dem Sie neben einem gewissen Herrn mit Bart zu sehen sind?
KB: Das ist eher eine Nebensache, Preisverleihungen und dergleichen; ich
glaube, dass der Rechtsstreit nun vorbei ist; er wurde außergerichtlich
geregelt und wir hoffen, dass wir alle zusammenarbeiten können.
Kevin
Brownlow bei einem Vortrag über Stummfilme auf der „Berlinale 2009“; Foto
von Thomas Hauerslev.
ML: Es besteht also definitiv die Möglichkeit einer Vorführung des
größten Films aller Zeiten - wenn ich ihn so nennen darf?
KB: Ja, absolut, wir hoffen es.
ML: In der Festival Hall oder im Barbican Centre oder in Amerika – gibt
es irgendwelche Hinweise?
KB: Wir wissen es noch nicht, weil noch Unmengen digitaler Arbeit zu
bewältigen sind.
ML: Mit anderen Worten: es hat eine Wiederannäherung zwischen allen
Parteien gegeben.
KB: Ja. Der Grundgedanke ist, dass die Fassung von Coppola um unser
Material ergänzt wird, und wir hoffen, dass unsere Fassung vielleicht auf
DVD veröffentlicht wird.
ML: Auf Blueray? KB: Ja.
ML: Hoffentlich mit der Musikbegleitung von Carl Davis. Hat es einen
Kompromiss in puncto Musikbegleitung von Carmine Coppola gegeben?
KB: Nein! Die wird stets nur bei ihrer Fassung zu hören sein.
ML: Aber sie haben die Genehmigung erteilt, beide Fassungen heraus zu
bringen?
KB: Ich glaube, man will beide Fassungen veröffentlichen, aber bis dahin
wird noch einige Zeit vergehen.
ML: Ich möchte ein wenig über den Film selbst
sprechen: die Entdeckung des Films, die unglaublichen Umstände – manche
würden sagen, am Ende dieser langen Reise könnte eine Filmbiografie drin
sein, die im Wendejahr 1954 begann; die Produktion eines Todd-AO-Films hatte
begonnen, mit „Oklahoma!“ hatte Cinerama den Sprung über den großen
Teich geschafft, Abel Gance hatte den Kanal überquert, um sich in der Old
Compton Street
Cinerama anzusehen, und zu dem Zeitpunkt trafen sich zwei von
Ihnen in den Räumen des British Film Institute (BFI) in der Shaftesbury
Avenue. Thomas erwähnte, dass Sie über dieses Treffen und dessen Folgen
einige amüsante Anekdoten zu berichten hätten.
KB: Sie müssen ein bisschen weiter zurückgehen; ich traf nämlich einen
Journalisten namens Dr. Francis Koval; er hat mir ein Foto von Gance
geliehen, mit einer Widmung von Gance an ihn; das Jahr war das erste, in dem
ich professionell für ein kleines Magazin mit dem Titel Amateur Cineworld
geschrieben habe, und im Dezember des Jahres brachten sie einen Artikel
heraus, in dem Napoleon vorkam. Ich schickte ihnen dieses Foto von Gance und
die Drucker haben die Unterschrift unten auf dem Foto diensteifrig mit Säure
entfernt. Ich konnte es nicht fassen! – Mir war dieser Vorfall absolut
peinlich und ich musste das Foto solange behalten, bis ich Gance wiedertraf
und ihn bitten konnte, das Foto erneut zu unterschreiben.
Wahrscheinlich
ein niederländisches „Napoleon“-Poster, gefunden im Internet.
Ich zeigte es meinem Freund Liam O’Leary, der stellvertretender Direktor
des National Film Archive war; ein paar Tage später war er in seinem Büro
beim BFI, schaute durch die Glastür und sah den Mann auf dem Foto: also ging
er hinaus und fragte in seinem grauenvollen Französisch mit irischem Akzent:
„Est vous Monsieur Gance?“ – und Gance war verblüfft, dass er erkannt worden
war; Liam bearbeitete James Quin, der das BFI zu der Zeit leitete, und er
erteilte die Genehmigung für einen Empfang im damals neuen National Film
Theatre.
Aber blenden wir nun zu mir über; ich arbeitete zu der Zeit hart für
eine Probe-Abschlussklausur in Deutsch und die einzige Möglichkeit, einer
Sache wie dieser zu entgehen, war ein Todesfall in der Familie – als jemand
in der Schule anrief, ging man automatisch davon aus, dass ein
Familienangehöriger gestorben sei, und ließ mich gehen, ohne mir eine
einzige Frage zu stellen.
Meine Mutter sagte, ich solle sofort nach Hause kommen – und das tat ich;
sie sagte, Abel Gance sei im NFT, er hätte gerade Kontakt aufgenommen. Also
schnappte ich mir das Drehbuch, das auf Französisch veröffentlicht worden
war, und die wenigen Standbilder, die ich hatte, und hastete zum NFT. Dort
traf ich den berühmten Mann –
Ich erinnere mich daran, wie das Taxi ankam und dieser äußerst
gutaussehende Mann ausstieg, mit seinem Haar nach hinten gestrichen, wie in
Heiliger aus dem Mittelalter, und einem strahlenden Lächeln, und natürlich
verfluchte ich die Stunden, die ich damit verbracht hatte, Französisch zu
lernen, in denen ich aber nicht wirklich aufgepasst hatte; er sprach kein
Englisch und wir hatten somit ein Problem, aber glücklicherweise gab es
genug Leute, die übersetzen konnten.
Startschuss für die Restaurierung!
Zu dem Zeitpunkt hatte ich den Großteil des
Films auf Schmalfilm – so ziemlich das Gegenteil von Ihrem Breitwandformat –
ich hatte ihn auf 9,5 mm; je mehr ich davon bekam, umso besser wurde er
schließlich - und ich konnte nicht verstehen, warum wir endlose Aufnahmen
von Truppen hatten, die von links nach rechts und von rechts nach links
marschierten – man hatte die Triptychons zerlegt und hintereinander gesetzt.
Wie auch immer, von dem Zeitpunkt an war ich von diesem Film absolut
besessen und als ich zum Film kam, konnte ich eine Dokumentation über Gance
für die BBC drehen und entdeckte Filmmaterial, dass seit der Erstaufführung
des Films verschollen war; das war der Startschuss für die Restaurierung.
ML: War dies eine Art Gralssuche? (Daher die Eignung für eine mögliche
Filmbiografie.) Haben Sie je die Hoffnung aufgegeben? KB: Nein!
ML: An welchem Punkt wird ein Hobby zur historischen Mission - lassen
Sie es uns so bezeichne? Waren Sie sich darüber im Klaren, wie wichtig
dieses Projekt war? KB: Nein!
KB: Zunächst einmal müssen Sie sich ins Gedächtnis rufen, dass es zu dem
Zeitraum enorme Vorurteile gegenüber dem Stummfilm gab – die
Kriegsgeneration lehnte sie komplett ab; man sagte stets: Oh Sie machen
Witze, diese Filme ruckeln, flackern und sind lächerlich schlecht gespielt;
ich konnte das nicht nachvollziehen.
ML: Diese Unwissenheit war niederschmetternd - wer war daran schuld?
KB: Dies war zum Teil darauf zurückzuführen, dass die Verleiher
üblicherweise Filme herausbrachten, die um 1912 mit 16 Bildern pro Sekunde
gedreht und mit einer nicht gerade langsamen Geschwindigkeit von 24 Bildern
pro Sekunde abgespielt wurden, so dass zunächst alles lächerlich aussah. Man
unterlegte das Ganze mit Kneipenmusik und die Zuschauer lachten sich krumm,
während sich die Älteren fragten: „Dafür haben wir uns vor so vielen Jahren
begeistert?“ - und man schämte sich, über Stummfilme zu sprechen, weil sie
so gezeigt wurden ... .
KB: Also wurden die Techniker der Vergangenheit als Idioten betrachtet,
und ich hatte immer das Gefühl, es sei meine Pflicht, das Gegenteil zu
beweisen; einige von ihnen waren so genial, dass sie immer noch unerreicht
sind. Alles - und ich brauchte lange, um dies zu erkennen - beinahe alle
visuellen Fortschritte im Kino, natürlich mit Ausnahme der Computeranimation,
ereigneten sich in der Stummfilm-Ära.
Die Jagd!
Poster
aus dem Internet.
KB: Ich wusste, dass der Film in 9,5 mm auf sechs Rollen herausgebracht
worden war; ich inserierte in „Exchange and Mart“ und durchkämmte
London; ich besuchte jedes Filmarchiv und hatte schließlich alle sechs
Rollen zusammen; Historiker besuchten mich, um den Film in meiner
Wohnung zu sehen – David Robinson, Derek Hill, Lindsay Anderson, es war
wirklich aufregend. Ich hatte Orchesterbegleitung von LP, und die 1812
wurde stark überbeansprucht, aber dieser Film war - selbst in der Form -
absolut fesselnd.
KB: Ich hatte das Gefühl, dies war Kino, wie es meiner Meinung nach sein
sollte – es wurde nicht nur das 18. Jahrhundert auf eine unglaublich
realistische Art und Weise nachempfunden - es sah aus, wie eine
Wochenschau aus der Zeit - sondern die Kamera vollbrachte außerdem Dinge,
die ich sie noch nie zuvor hatte vollbringen sehen. So gibt es zum
Beispiel eine erstaunliche Sequenz eines Sturms, in der Napoleon in
einem Sturm vor Korsika in einem offenen Boot gefangen ist. Dieser
Vorfall hat sich tatsächlich ereignet und Gance entdeckte, dass es in
derselben Nacht im Nationalkonvent einen Tumult gegeben hatte, bei dem
die Jakobiner auf die Girondisten losgingen - die Radikalen wandten sich
gegen die Gemäßigten. Und er wollte den Satz von Victor Hugo
nachempfinden – „Ein Mitglied der Nationalversammlung zu sein ist wie
eine Woge im Meer zu sein“.
KB: Er berichtete seinem technischen Leiter davon und dieser baute ein
Trapez auf, auf dem eine Kamera angebracht war, die hinunter zur Menge
sauste, wodurch der Eindruck einer Welle entstand. Ich hatte dies
jedenfalls als Kind gesehen und dachte „das ist es!“. Ich hatte noch nie
so etwas gesehen – ich kann Ihnen sagen, so etwas bekommen Sie im Odeon
der 50er Jahre niemals zu sehen – alles war lang und dünn - die Leute
standen Schlange, um ihre Zeilen vorzutragen, und heraus kamen Filme wie
„Das Gewand“ (OT: „The Robe“) (ich habe diesen Film nicht gesehen, also
muss ich ihn nicht verurteilen).
(ML: Burton war im Grunde neurotisch.)
Der lange Weg außen herum
KB: Ich fand diese frühen CinemaScope-Filme extrem unscharf und äußerst
glanzlos; hier war dieselbe Idee im Gegensatz dazu mit einem solchen
Enthusiasmus und solcher Begeisterung umgesetzt worden. Also schrieb ich
einen Fanbrief an Gance und er antwortete –das war der allererste
Kontakt mit ihm; ich blieb danach mit ihm in Kontakt, ging nach Paris,
traf mich mit ihm und begann anschließend mit der Restaurierung, die
ganze 25 Jahre in Anspruch nahm! – wobei ich natürlich nicht durchgehend
damit beschäftigt war; doch um das Material zu finden, musste ich einen
gewissen Kontakt zur Archivwelt halten, und der kam erst zustande, als
ich begonnen hatte.
KB: Ich musste dies alles mit meinem eigenen Geld finanzieren, und ein
freundlicher Zeitgenosse beim BFI überließ mir einen Vorführraum im BFI;
der Leiter des Archivs akzeptierte mich jedoch nicht, weil ich ein
Filmsammler war - also war es wie bei den alten Barometern – er kam aus
einer Tür heraus und ich ging durch die andere hinein.
ML: Wie in einem Feydeau-Schwank?
KB: Ja, und ich musste die ganze Nacht in diesem Vorführraum an dem Film
arbeiten; ich habe ihn in zwölf Wochen nächtlicher Arbeit
zusammengesetzt. Der Leiter der Central Booking Agency - David Meeker –
sprach mit Jacques Ledoux, dem Leiter der FIAF (Fédération
Internationale des Archives du Film), und er übernahm es selbst, mit
allen Archiven Kontakt aufzunehmen und ihnen mitzuteilen, dass sie, wenn
sie etwas über „Napoleon“ hätten, dieses an Kevin Brownlow beim BFI
senden sollten. Und um Gottes willen, die Dosen trafen so ein – viele
rostig, die Filme wie Klebeband, aber vieles war in einwandfreiem
Zustand – wie ich mich erinnere – und ich übertreibe möglicherweise –
jede einzelne Spule beinhaltete etwas neues, das nicht auf den 9,5
mm-Bändern zu finden war.
Eine avantgarde-retrospektive!
KB: Außerdem - (und das ist äußerst wichtig) - veranstaltete das BFI
1965 eine Avantgarde-Retrospektive und „Napoleon“ wurde zum ersten Mal
seit seiner Veröffentlichung gezeigt; die Cinémathèque française
schickte ihre „nicht sehr gute Kopie“ – „nicht sehr gut“ - sie war eine
Katastrophe!
ML: War dies in erster Linie die Schuld von Langlois?
KB: Ja! - Glücklicherweise konnte ich es erkennen – wenn ich die 9,5
mm-Aufnahmen nicht gesehen hätte, und nur das gesehen hätte, wäre ich
aus dem Kino gegangen und hätte nie wieder etwas mit dem Film zu tun
gehabt. Ich verließ das Kino tatsächlich – ich hatte meine damalige
Freundin mitgenommen, in dem Versuch, sie zu beeindrucken; es war so
grauenhaft, dass wir hinausgehen mussten. Der Film enthielt
Testaufnahmen - zum Beispiel eine Nahaufnahme von Albert Dieudonné – er
tat dies (er nimmt eine lächerlich theatralische Pose ein) länger als
fünf Minuten!
ML: Wie eine frühe Portillo-Darstellung?!
KB: Ja, die Zuschauer lachten sich krumm! Es war jedoch Folgendes
passiert: dies sollte mit sechzehn anderen Aufnahmen überblendet werden,
was im Film hervorragend funktionierte; aber Gance wollte sehen, wie es
ohne alles aussah, und machte eine Testaufnahme; Langlois oder jemand
anderes fügte diese in den Film ein, das war unverzeihlich; daher tut es
mir nicht leid, dass ich die von ihnen geschickte Kopie – eingefärbt –
unvollständig – aber eine gute Kopie – ausgeliehen und kopiert habe; sie
war gerade deshalb so gut, weil sie schließlich bei einem der Brände in
der Cinémathèque zerstört wurde; diese Kopie wurde die Grundlage für DIE
GROSSE RESTAURIERUNG. Als ich mich - 12 Wochen lang in nächtlicher
Arbeit - damit befasste, war dies die Kopie, mit der ich gearbeitet habe
– und noch einmal: ich habe dafür bezahlt, so dass niemand - außer mir -
Geld verloren hat.
„Napoleon“
KB: Wir führten den Film gelegentlich im NFT vor, um die Fortschritte zu
zeigen; die Reaktionen der Zuschauer: es war immer proppenvoll und die
Leute schrieben anschließend, wie unglaublich es war – und ich leitete
diese Briefe an Gance weiter. Er wurde selbst so angesteckt, dass er
eine weitere Fassung drehte, was keine gute Idee war, weil es sich -
anders als der ursprüngliche Film - eher um eine Dokumentation handelte.
Doch weil er daran arbeitete, hatte ich immerhin die Möglichkeit, auch
auf seine Negative zuzugreifen – es gelang ihm, sie aus der Cinémathèque
heraus zu bekommen: aber das könnte endlos so weitergehen – ich muss an
dieser Stelle einen Punkt setzen.
Die technischen Aspekte?
Polyvision-Kameraaufstellung;
beachten Sie die Anordnung der Kameras übereinander.
ML: Ich bin - wie sicherlich auch die meisten unserer Leser - neugierig
auf die technischen Aspekte, die immer noch in vielerlei Hinsicht
führend sind.
KB: Es gibt einen wunderbaren Mann namens George Dunning, der als
Trickfilmzeichner für „Yellow Submarine“ verantwortlich war; er hatte
zusammen mit Richard Arnell die Idee, ein Breitwandfestival im Odeon am
Leicester Square zu veranstalten. Ich hatte nichts damit zu tun, aber er
war klug genug, Kontakt zu Langlois aufzunehmen und das Triptychon
auszuleihen. Ich weiß nicht, wann genau ich davon erfahren habe, aber
ich erinnere mich, in das Odeon am Leicester Square gegangen zu sein und
gesehen zu haben, wie die Filmvorführer mit Vorschlaghammern auf die
Projektoren einschlugen, um die drei ihnen zur Verfügung stehenden
Projektoren enger zusammen zu bringen; leider blieb eine schwarze Linie
zwischen den Filmen, aber sie führten das Triptychon vor – sie ließen
das Original auf Nitratbasis laufen. Ich glaube nicht, dass ihnen das
bewusst war – und natürlich leuchteten meine Augen auf – ich nahm den
Film von der Leinwand auf und ich erinnere mich daran, dass das Publikum
aus Werbefilmmachern bestand. Es war mitten am Tag, als der Film
vorgeführt wurde; ich erinnere mich an Leute, die es schwierig fanden,
einen 30-Sekunden-Werbespot zu drehen, und über das Triptychon von Gance
lächelten!
KB: Ich ging zu George Dunning – (er war Kanadier) - natürlich in der
Hoffnung, dieses Material in die Hände zu bekommen – und er sagte: „Ich
habe schlechte Nachrichten für Dich, Kevin – ich habe ihn zurück
geschickt“ – lange Pause – „aber ich habe ihn vorher kopiert und ich
denke, Du solltest einen Blick darauf werfen!“ Also gab er mir ein 35
mm-Negativ der Triptychons aus „Napoleon“ – das war schon mal ein
ziemlich guter Anfang.
ML: Sie waren in der Tat der einzige Ansprechpartner für dieses sich
verselbständigende Projekt; wurde man sich langsam darüber im Klaren,
was dies für eine gewaltige Aufgabe war? - KB: Nein! - ML: ...und dass
Sie Gottes Vertreter auf Erden waren, oder zumindest Gance?
„Lange, dünne und eingerissene Filmabschnitte!“
KB: Das wurde tatsächlich gelegentlich im NFT gezeigt - Punkt! Ich
erinnere mich, sehr hart gegenüber Langlois gewesen zu sein, indem ich
seine Kopie stahl und sie ins Labor brachte - sie war in einem
entsetzlichen Zustand. Teile des Films hingen wie Konfetti herab – ich
erinnere mich, auf die Bühne im NFT gegangen zu sein und den Zuschauern
diese langen, dünnen und eingerissenen Filmabschnitte gezeigt zu haben,
die aber dennoch ein sehr gutes Bild erzeugten.
1979 – oder etwas früher - verbot Präsident Nixon einen Film von Costa
Gavras mit dem Titel „Der unsichtbare Aufstand“ (OT: „État de siège“),
der zur Eröffnung des American Film Institute Theatre in Washington
gezeigt werden sollte. Also sagte mir David Shephard, Archivar beim AFI
und ein Freund von mir, ich hätte die Erlaubnis, Triptychon-Projektoren
im AFI-Theatre in Washington zu installieren; warum sollte man es nicht
mit „Napoleon“ eröffnen, und das wurde dann auch vereinbart.
Die Rechte
KB: Ich besaß keine Rechte, wie mir Patrick ein Stockwerk höher
regelmäßig ins Gedächtnis ruft; hätte ich die Rechte erworben, hätte es
keines der Probleme, die wir heute haben, geben können, aber ich hätte
niemals damit gerechnet, dass dabei irgendetwas passieren würde – ich
war immer noch das Kind mit dem 9,5 mm-Projektor. Es war also
fantastisch; ich war nicht dort, aber ich hörte, es war ein
unglaublicher Erfolg – mit stehendem Beifall; dann riefen 1979 die
Organisatoren des Telluride Film Festivals an und fragten – „Glauben
Sie, Gance würde nach Telluride kommen?“ – und ich antwortete - „Nein,
es tut mir leid, er war sehr krank, er ist 89 Jahre alt, da besteht
überhaupt keine Chance“. Nun, die Anreise nach Telluride war schrecklich
– man braucht über 24 Stunden - und als ich endlich dort ankam, von
diesen Erfahrungen völlig aus der Bahn geworfen, sah ich Gance! - er
wollte „Napoleon“ in voller Länge sehen, und es fand eine Veranstaltung
zu seinen Ehren in der Oper statt; ich wurde gebeten, meine
Dokumentation über Gance vorzuführen – schön, er hat sie gesehen – es
ist keine Überraschung – und sie gefiel ihm, er hieß sie gut, aber nicht
zu diesem Zeitpunkt! Ich sollte ihm seine Telluride-Medaille überreichen
– er kam auf die Bühne und sagte auf Französisch zum Publikum – (was
sofort wunderbar übersetzt wurde) – „Beurteilen Sie meine Arbeit nicht
anhand des Mülls, den Sie soeben gesehen haben – diese Stücke eines
Gedichts?? - wurden zusammengestückelt..* !..“ – danach musste ich ihm
die Medaille umhängen – ich hätte ihn am liebsten erwürgt!!
Eine eiskalte nacht! – aber Coppola hat ihn gesehen
KB: Er dachte, dies sei die Restaurierung gewesen. Er war sich nicht
darüber im Klaren, dass er eine eiskalte Nacht von 22 bis 3 Uhr am
nächsten morgen würde durchstehen müssen, um den Film im Freien zu
sehen, weil dafür eine riesige Leinwand benötigt wurde – und er hatte
sich sowieso in sein dahinter liegendes Hotelzimmer zurückgezogen – doch
dann begriff er und entschuldigte sich - und das war der Zeitpunkt, zu
dem Coppola den Film sah und dachte - „Mein Vater erzählt mir immer
wieder, dass Stummfilme mit Orchestermusik begleitet wurden, also lasst
uns das Ganze mit einem Symphonieorchester unterlegen“; ich dachte
nicht, dass sich daraus etwas ergeben würde, doch das war tatsächlich
der Fall; Coppola Senior kam herüber nach London, um sich mit Carl Davis
zu treffen, der gerade eine 13-stündige Reihe fertiggestellt hatte, die
David Gill und ich gedreht hatten und die den Titel „Hollywood“ trug –
die Geschichte des Stummfilms in Amerika. Carl war verreist - nach
Amerika, um sich mit den noch lebenden Musikern zu treffen.
KB: Doch nach der Fertigstellung von „Hollywood“ dachten David und Carl,
es wäre wundervoll, diese Bilder mit Orchester wieder ins Kino zu
bringen – ein Orchester macht den Unterschied; OK, man konnte Stummfilme
mit guten Pianisten ansehen, und das ist sehr effektvoll, aber einem
Orchester kommt nichts gleich; sie schlugen „Gebrochene Blüten“ (OT:
„Broken Blossoms“) von Griffith mit Lillian Gish vor; um eine
Genehmigung zu erhalten, zeigten sie den Film einem Produzenten von
Thames TV; dessen Reaktion lautete „zu kitschig“; also fragte David, wie
wäre es mit „Napoleon“ – und ich sagte „Ach komm schon – er ist fast
fünf Stunden lang, Du würdest niemals ein Publikum dazu bringen, so
lange sitzen zu bleiben“. Aber lass uns mal schauen - und sie schauten -
und zwar auf einem Steenbeck. Ich glaube nicht, dass einer von ihnen
100-prozentig war, aber sie zogen es durch und Carl hatte drei Monate
Zeit, um die Filmmusik zu schreiben.
Etwas wirklich außergewöhnliches
KB: Ich war wie gelähmt, ich dachte, dies wäre das Ende meiner Liebe zu
„Napoleon“, und als ich an diesem Sonntagmorgen aus der U-Bahn-Station
kam, schliefen draußen Menschen auf der Straße, um Tickets dafür zu
ergattern (und das war, bevor Frau Thatcher dies unter Strafe stellte);
es war brechend voll und ich wusste, dass sich etwas wirklich
außergewöhnliches ereignete.
Eine
Szene aus „Napoleon“ in Polyvision: ein Triptychon-Panorama aus drei
nebeneinander angeordneten Aufnahmen.
Am Ende der zweiten Spule, die eine sehr bewegende Episode ist, wird der
junge Mann als Kadett - nach einer Kissenschlacht, die in Polyvision
gedreht wurde, mit neun, sechs, zwölf Aufnahmen alle auf einmal - aus
der Schule hinaus gejagt und in den Schnee geworfen, und sein Adler, der
von den anderen Jungen freigelassen wird, kommt zurück zu ihm auf die
Kanone; die dazu gespielte Musik von Carl war einfach fantastisch und
für das Publikum war es unglaublich.
ML: Die emotionale Wirkung war die stärkste, an die ich mich erinnern
kann - Carl live mit den Londoner Philharmonikern und das „Kriegskind“;
er schläft auf der Kanone, das war so gewaltig – instinktiv, wirklich.
KB: Ja, absolut! Dann wurde mir klar, dass wir einen Treffer gelandet
hatten. Jeremy Isaacs, der die Hollywood-Reihe ins Leben gerufen hatte
(er sollte Channel 4 leiten), kam aus dem Kino und ich hörte ihn sagen,
wenn dies nicht auf Channel 4 laufen würde, würde es keinen Channel 4
geben. Die Leute kamen an und sagten ‚es hat mein Leben verändert‘.
ML: Eine lebensverändernde Erfahrung. KB: Ja- und so war es bei jeder
Vorführung.
Also - auf nach new york!
Szene
in Polyvision, für die Veröffentlichung 1980 auf 70 mm-Film kopiert.
KB: Aber nun müssen wir nach New York gehen und die Amerikaner haben
beschlossen, den Film zu schneiden (und das ist absolut legitim), weil
sie ihn in der
Radio City Music Hall vorführen wollten, was ein sehr
mutiges Vorhaben war; dafür mussten sie den Film kürzen, weil die
Laufzeit maximal vier Stunden betragen durfte, glaube ich; ich sagte,
dass Gance 1927 in der Oper genau dieselbe Erfahrung gemacht habe und
den Film auf dreieinhalb Stunden gekürzt hätte; sie befolgten also
dieselbe Schnittreihenfolge, fügten aber die herausgeschnittenen
Sequenzen nie wieder ein und zeigten die Restaurierung niemals
vollständig oder so vollständig, wie es damals möglich war.
Wie auch immer, ich war damals dort - die Einführung übernahm Gene Kelly
– Lillian Gish war dort, Leonard Bernstein – das gesamte New Yorker
Show-Business war anwesend; Taxifahrer sprachen darüber - 6.000 Menschen
an einem Abend – sie mussten es verlängern, es war ein Bombenerfolg,
aber ich stellte fest, dass die Musik - wenn sie auch einige feine
Stücke von Mendelssohn und anderen beinhaltete - nicht dieselbe Wirkung
hatte, wie die von uns bei Carl Davis empfundene.
ML: Davis ist ein Genie, ganz einfach.
KB: Ja, das stimmt!
Ich erinnere mich besonders an eine Szene - und zwar als Napoleon nach
Korsika zurückkehrt und zum ersten Mal seiner Mutter gegenübertritt und
sie es kaum glauben kann – hier war es emotional - in Amerika hat man
gelacht; das war der Unterschied.
Die beiden Fassungen wurden mehr oder weniger parallel gezeigt, aber
dann kaufte Coppola – oder Robert Harris als Verleiher – die Rechte von
Claude Lelouch, der Vermittler gewesen war, Produzent dieser Fassung, zu
der Gance inspiriert worden war, ebenso wie von „Bonaparte und die
Revolution“ (OT: „Bonaparte et la révolution“). So war das - also wurde
es immer schwieriger, den Film zu zeigen.
ML: Es gab im Grunde genommen zu viele Köche, die den Brei verdorben
haben?
Und eine französische fassung?!
Französisches
„Napoleon“-Poster, gefunden im Internet.
KB: Ja. Bei der Vorführung in Edinburgh 1983 verkaufte eine junge Frau
T-Shirts; sie machte den Fehler, hinein zu gehen. Sie beschloss, eine
französische Fassung zu machen, und ging zu Cinémathèque: sie gehörte
zur absoluten Oberschicht und hatte ein sehr gebieterisches Auftreten;
man beauftragte sie, gegen Bezahlung das gesamte Material durchzugehen,
das der Cinémathèque zur Verfügung stand, und eine neue Fassung zu
erstellen. Mittlerweile war ich ebenfalls in der Cinémathèque gewesen
und ich hatte viel mehr in den Film hineinbekommen. Aber sie beschloss,
die Fassung mit französischen Titeln anzufertigen; sie machte allerdings
das, was Gance bei der Kurzfassung getan hatte: sie hat den Doppelsturm
durch ein Triptychon des Doppelsturms ersetzt - ich habe jemanden
gefunden, der bei der Vorführung dabei war - somit wären wir nun wieder
beim Breitwandformat.
Ich habe das Gefühl, dass dies bei der Kurzfassung toll gewesen sein
muss, aber bei der langen Fassung kann man den Teil nicht an dieser
Stelle enden lassen - man kann keine Pause machen – ich hielt es für
völlig falsch, nach einer Dosis Triptychon zur kleinen Leinwand
zurückzukehren; doch sie war der Meinung, man könne es; diese Produktion
wurde dann von den Franzosen für viel Geld mit einer neuen Filmmusik
unterlegt, weil zu dem Zeitpunkt die Verbindung nach England nicht
erwünscht war, oder im Fall von Carl Davis gar nach Amerika!
ML: Noch schlimmer!
KB: Noch schlimmer.
Honegger
KB: Also beauftragten sie Marius Constant, den Film mit der Musik von
Honegger zu unterlegen.
Honegger schrieb die Original-Filmmusik, er schrieb jedoch nur zwanzig
Minuten davon. Der Rest stammte von Haydn, Mozart und Beethoven, wie bei
der Filmmusik von Carl Davis; sie passt allem Anschein nach nicht. Ich
habe mich nie dazu überwinden können, den Film mit dieser Filmmusik
anzuschauen, sie macht ihn jedoch offensichtlich mausetot; sie geht
nicht mit dem Film einher: die Musik ist einfach da, passt aber nicht,
sie wurde nicht komponiert, um zu passen, mit Ausnahme der wenigen, für
den Film komponierten Stücke. Es ist also eine echte Tragödie. Menschen
werden kreativ, sobald sie diesen Film in die Hände bekommen, sie wollen
ihn neu machen. Also erwerben die Franzosen nun möglicherweise die
Rechte von Lelouch, so dass sie auf der sicheren Seite sind; wir haben
hingegen das Problem, dass wir ganz und gar auf GB beschränkt sind.
Napoleon-Touristen
ML: Ich denke, Sie werden „Napoleon“-Touristen haben aus ... - die
Reisebüros arrangieren Flüge aus Australien, aus der ganzen Welt, aus
Kanada etc.
KB: Das stimmt, wir hatten sie 2004, 2001, doch dann die Vorführung
2004, als der Film zum letzten Mal in diesem Land gezeigt wurde. Wir
hatten Gäste aus aller Welt – und das meine ich wörtlich – sehr
aufregend. Es handelt sich hierbei um die dritte Restaurierung und wir
haben jeden Titel in der Schrift des Originals nachgedreht - die Schrift
ist also identisch; wir haben ihn auf die richtige Weise - nach der
alten Methode - eingefärbt, so dass die Farben, die in der alten Fassung
nicht enthalten waren, hier durchgehend verwendet werden. Und wir haben
zusätzliches Material entdeckt, finden immer noch neues Material - wovon
ein Teil immer noch eingearbeitet werden muss; aber ich weiß nicht, ob
Sie mein Interview mit Gance gesehen haben; er sagt, dass er das
Interesse am normalen Kino verloren habe, sobald er die Wirkung des
Triptychons gesehen habe; er sagte, hier sei ein neues Alphabet für das
Kino. Ich sollte Ihnen das in der Tat zeigen, nicht wahr - es ist nur
ein kurzes Interview, sagt er, aber es ist für Ihren Artikel auf 70mm.com relativ wichtig.
ML: Die technischen Aspekte – die Verwendung von Elfenbein für die Iris,
der Einsatz der Wollensak-Linse – einer ihrer verblüffendsten Effekte
zeigt sich beim ‚Ball der Opfer‘ (OT: ‚Bal des Victimes‘), wo sie
schimmert – man hat dieses fantastisch schimmernde Bild vor Augen,
begleitet von einem neunzigköpfigen Symphonieorchester, und das Ganze
ist einfach überwältigend! KB: Vierzigköpfig! ML: Es fühlt sich an und
klingt wie mehr – sah auf jeden Fall von meinem Platz aus sehr groß aus!
ML: Zu dem Zeitpunkt bombardierte Coppola das BFI mit Briefen - oder
vielmehr seine Anwälte.
KB: Ja, das stimmt - aber wir müssen darüber nicht reden.
ML: Seitdem ist viel Wasser den Bach heruntergeflossen, nicht wahr?
KB: Ja, sie haben sich unheimlich aufgeregt, wie Sie sich vorstellen
können.
ML: Lassen Sie uns auf Herrn Coppola mit seinem exzellenten Wein
anstoßen; sein „Directors-Cut-Wein“ für eine abschließende Einigung auf
ein weiteres Vorgehen.
KB: Wenn es etwas bringt.
ML: Ich drücke die Daumen.
Das Brachyscope?
ML: Die Linsen – die Verwendung eines umgedrehten Makroobjektivs für
Nahaufnahmen – Totalen – all diese Dinge. KB: Ja, das Brachyscope - das
extreme Weitwinkelobjektiv.
ML: War das vor „Metropolis“?
KB: Nein, „Metropolis“ kam 1926 raus - „Napoleon“ war noch in Arbeit.
„Primordiale“!
Vorführraum
und Umspultisch von Kevin Brownlow; Foto von Mark Lyndon.
KB: Ich habe keine Hinweise auf „Metropolis“ gefunden, weil Gance seine
Notizen führte und dabei üblicherweise schrieb: „Primordiale!“, was auch
immer das heißt, und dann darunter „Ich muss den Art Director von ‚Der
Golem‘ kriegen“ – und dann würde er sagen: „Primordiale!“ Nosferatu! -
und er musste Szenen von Murnau übernehmen – und dann ging er zu
Griffith und sah „America“ – und machte alle Arten von Notizen - nichts
über Lang oder „Metropolis“. Was sehr merkwürdig ist, weil er
normalerweise sehr offen in Bezug auf seine Einflüsse ist – und
seltsamerweise wurde er unter anderem von DeMille beeinflusst – nicht so
sehr hierbei, aber bei seinen früheren Filmen; „Der Betrug“ (OT:
„The
Cheat“) aus dem Jahr 1915 hatte ihn völlig umgehauen – zu der Zeit
drehte er seine Filme, die wie „Der Betrug“ aussahen.
Ein neues Alphabet für das Kino
Kevin
Brownlow & Abel Gance bei einem Vortrag in Berlin im Februar 2009; Foto
von Thomas Hauerslev.
An dieser Stelle beschloss Kevin Brownlow, Gance das letzte Wort zu
überlassen, und zeigte mir einen Ausschnitt aus seiner Dokumentation, in
der Gance das möglicherweise aus historischer Sicht erste Manifest für
ein großformatiges Kino verkündete. „Ich hatte das Gefühl, dass es mir
in einem gewissen Sinn an Größe fehlte, und, dass das vorhandene ‚Bild‘
für mich zu klein war. Die Zeit war reif für ein riesiges Panorama.“
Hier hatten wir ein neues Alphabet für das Kino.
Das als Polyvision bezeichnete Triptychon-System wurde erläutert. Henri
Chretien wurde dazu inspiriert, das anamorphotische Objektiv zu
entwickeln, nachdem er „Napoleon“ gesehen hatte. Die Branche war
allerdings noch nicht dafür bereit, bis zur Wiederentdeckung durch die
Amerikaner. Und der Rest, wie sie sagen, .....!