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The Passing of Heinz Hölscher - MCS 70 Pioneer
09.10.1925 - 07.05.2021 |
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Written by: Jürgen A. Brückner, Kinemathek Coburg, Germany |
Date:
30.05.2021 |
Heinz
Hölscher with 8mm home movie camera, and next to one of the MCS 70 cameras.
In Memoriam - Heinz Hölscher - MCS 70 Pioneer
Am 07. Mai 2021 verstarb Heinz Hölscher in München. Der deutsche Film verliert
einen seiner renommiertesten und meistbeschäftigsten Kameramänner, Ehrenmitglied
des BVK (German Society of Cinematographers) und Bundesfilmpreisträger für seine
Arbeit an "ONKEL TOMS HÜTTE".
1925 als Sohn eines Fabrikanten für fotografische Spezialgeräte in München
geboren, begann er als Assistent bei dem erfahrenen Kameramann Franz Weymayr.
Als dieser bei den Dreharbeiten zu "Zwei Menschen" erkrankte, mußte er den Film
beenden. Ersten Bekanntheitsgrad erreichte er 1954 durch seine Arbeit an "08/15"
des Regisseurs Paul May. Schon früh wird sein Gespür für den Einsatz des Lichtes
gelobt, das besonders beim Schwarzweissfilm von großer Bedeutung war.
Im Laufe seiner 50jährigen Schaffenszeit standen so bedeutende Schauspieler vor
seiner Kamera wie: Heinz Rühmann, Lilli Palmer, Curt Jürgens, Gerd Fröbe,
Joachim Fuchsberger, Karin Dor, O.W. Fischer, Uschi Glas, Mario Adorf, Götz
George, Pierre Brice, Terence Hill, Stewart Granger und Lex Barker.
Die Liste der Regisseure ist lang, für die er arbeiten durfte: Paul & Michael
Verhoeven, Jürgen Roland, Alfred Weidenmann, Harald Reinl, F.J. Gottlieb, Harald
Philipp, Geza von Radvanyi, Franz Antel, H. Ashley und Wolfgang Petersen.
Meine erste Begegnung mit Heinz Hölscher hatte ich 1971, als ich den Film
"Flying Clipper - Traumreise
Unter Weissen Segeln" nochmal als Wiederaufführung in
die Kinos brachte. Er war einer der vier Kameraleute des ersten deutschen 70mm
Films - eine Reise auf einem Segelschulschiff durchs Mittelmeer. Die Filmrechte
erwarb ich von der Schauspielerin Hannelore Bollmann, deren Ehemann Rudolf
Travnicek das Cinerama-Spektakel
“Windjammer” 1958 auf die deutschen Leinwände
brachte. Dieser 3-Streifen-Film konnte auf Grund seiner speziellen
Vorführtechnik nur in wenigen Kinos gezeigt werden. Inzwischen brachte das von
Michael Todd entwickelte 70mm Format den gleichen Bildeffekt auf die gewölbten
Riesenleinwände. Für den quasi Nachfolgefilm "FLYING CLIPPER" beauftragte 1961
daher Travnicek den norwegischen Konstrukteur
Jan W. Jacobsen (1916-1998) ihm
eine 65mm Kamera zu bauen, da die am Markt befindlichen Kameras nur schwer
finanzierbar mit dem Team gemietet werden konnten.
Heinz Hölscher gehörte zu den ersten Kameramännern, die in den 60er Jahren mit
70mm gearbeitet haben. Mit den ersten 4 von ingesamt 6 gebauten MCS-70mm
Feldkameras drehte er bei "FLYING CLIPPER" speziell alle Luftaufnahmen, die
Sequenzen in Griechenland, der Türkei, Ägypten, das Formel 1 - Rennen in Monte
Carlo und auf dem Flugzeugträger "Shangri La". Die
MCS camera war auch gegenüber
den bisher verfügbaren 70mm Kameras sehr leicht und handlich und konnte selbst
unter der Tragfläche einer Do-27 montiert werden.
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Heinz
Hölscher (links) und Freund Gerhard Fromm in Schauburg, Karlsruhe, 2008.
Picture: Thomas Hauerslev
Mit den gesammelten Breitwand-Erfahrungen verpflichtete 1964 der
Regisseur Géza von Radványi Heinz Hölscher für die Romanverfilmung "ONKEL
TOMS HÜTTE", bei dem ihm der Kameramann
Gerhard Fromm assistierte. In
Erinnerung bleiben hier grandiose Kameraeinstellungen, wie die
nächtliche Reiterszene. Für den gleichen Regisseur stand er dann noch
einmal 1965 in "DER KONGRESS AMÜSIERT SICH" hinter der MCS-Kamera und
auch hier bleiben ausladende Ball-Sequenzen und die Grandiosität der
Wiener Schlösser in Erinnerung. Erstmals kamen hier auch die beiden
MCS-70mm Studiokameras zum Einsatz.
Zusammen mit Heinz Hölscher war ich auch zu Vorführungen seiner Filme im
FILMMUSEUM FRANKFURT und den jährlich stattfindenden
70mm festivals in der SCHAUBURG in Karlsruhe. Hier waren auch seine früheren Kollegen und
Freunde Gerhard Fromm und
Dieter Gäbler zugegen, wobei Letzterer bei
MCS für die Technik zuständig war.
2009 präsentierte die BERLINALE in einer 70mm Retrospektive eine bei
FOTOKEM in L.A. neugezogene 70mm Kopie von "FLYING CLIPPER" und lud mich
und Hannelore Bollmann dazu ein.
Als 2012 eine der sechs gebauten MCS-70mm Feldkameras in einem
Auktionshaus in Köln ange-boten wurde, konnte ich nicht widerstehen.
Gemeinsam mit Heinz Hölscher und Gerhard Fromm brachten wir sie wieder
zum Laufen. Heute schmückt die Kamera das Foyer meines Studiokinos.
Heinz Hölscher drehte in den 50 Jahren seiner beruflichen Tätigkeit
unzählige Spielfilme, zu denen auch Karl May und Edgar Wallace Filme
gehören. Im Kino zusehends seiner Existentsgrundlage beraubt, weicht
Hölscher notgedrungen, aber recht spät, zum Fernsehen aus. Auch hier war
er überaus arbeitsam und erfolgreich und bis zuletzt konnte man seinen
Namen auch bei bekannten Serienproduktionen, wie "Das Traumschiff",
"Derrick", "Der Alte" oder "Tatort" finden. Hochprofessionell
unterschied sich seine Arbeit dabei von der üblichen Routinearbeit
mancher Kollegen. Nur wenige Kameraleute können auf ein so großes und
vielfältiges Lebenswerk zurückblicken.
Mich verbindet mit ihm für alle Zeit "FLYING CLIPPER" und die MCS-70mm Kamera. Dankbar und glücklich, ihn gekannt zu haben, wird er aber auch
in der großen Filmfamilie und speziell bei den Freunden des 70mm Formats
unvergessen bleiben.
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28-07-24 |
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