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Der Münchner "Royal-Palast"
Deutschlands erstes 3-Streifen- (CINEMIRACLE) und zweites Todd-AO-Kino |
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Geschrieben von: Gerhard Witte (Berlin) im Winter, Frühjahr
2022 |
Date:
29.07.2022 |
Der
1957 neu eröffnte und erfreulicherweise auch noch heute existierende,
allerdings mittlerweile vielfach umgestaltete, "Royal-Palast" am Goetheplatz
in München (Ludwigsvorstadt – Isarvorstadt). Bild aus PHILIPS Kinotechnik,
Heft 24, 1957.
Die Planungen für das Filmtheater gingen bis in das Jahr 1949 zurück.
Schließlich öffnete es am 14.06.1957 für die Öffentlichkeit seine Türen –
bereits am Abend zuvor fand eine feierliche Einweihungs-Veranstaltung (ein
Wohltätigkeits-Gala-Abend für die Künstlernothilfe) statt. Herrn Rudolf
Englberth (Union Filmtheater GmbH), dem erfahrenen Theaterbesitzer, war
damals schon immer ein Erstaufführungstheater vorgeschwebt, von dem man in
ganz Deutschland sprechen sollte.
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Einleitung - Der Münchner ROYAL-PALAST •
OKLAHOMA (USA, 1955) und einige andere
deutsche Uraufführungen, Premieren von 70mm-Filmen im Münchner "Royal-Palast"
Ende der 1950er- und in den 1960er-Jahren
• 3-Streifen-Filme (CINEMIRACLE / CINERAMA)
im Münchner "Royal-Palast"
Der Eröffnungsfilm im "Royal-Palast" und zugleich Deutschlandpremiere des
Films war Fred Zinnemanns Musical
"Oklahoma!"
(USA, 1955) – natürlich aufgeführt in Todd-AO/70mm. Vor dem Hauptfilm wurde
der kurze (11 Minuten) 70mm-Demonstrationsfilm "Das Wunder von Todd-AO"
("The Miracle of
Todd-AO" / USA, 1956) präsentiert. Dieser hinterließ damals bei
einer bereits vorher veranstalteten Pressevorführung (siehe den Artikel
weiter unten in diesem Einführungsbericht) in dem neuen Haus bei der
skeptischen Presse einen großen Eindruck und veranlasste damals viele
Teilnehmer zu der Feststellung, dass sich hier höchstwahrscheinlich (vielleicht)
die Rettung des Films vor dem Fernsehen ankündigte.
So wie Rudolf Englberth sich das neue Theater als Bauherr vorstellte, hatte
es der Münchner Architekt Sep Ruf in seinen Plänen entworfen – mit 2
Theatern, dem "Royal-Palast" und dem "Royal-Theater", unter einem Dach. Mit
seinen Bauten hatte Sep Ruf die deutsche Nachkriegsarchitektur, die in
Fachkreisen als "leichte Bauweise" beschrieben wurde, geprägt. Professor Sep
Ruf (1908–1982) war übrigens auch einer der verantwortlichen Architekten für
den Bau des deutschen Pavillons auf der Weltausstellung (Expo 1958) in
Brüssel oder auch für den Kanzlerbungalow in Bonn.
Der erfreulicherweise noch heute bestehende "Royal-Palast" entstand als
freistehender, von allen Seiten sichtbarer Monumentalbau mit einer
Gesamthöhe von 25 Metern, von denen nicht weniger als 7 Meter unter dem
Straßenniveau liegen. Der Baukörper hat eine Länge von 40 Metern, eine
Breite von 19 Metern und ruht auf 12 Betonsäulen.
Zu ebener Erde betraten die Kinobesucher das vollkommen aus Glas
umschlossene Foyer der beiden Theater in dessen Mitte sich eine freistehende,
völlig in Glas gekleidete Kino-Kassenanlage in eloxierter
Leichtmetallkonstruktion befand. Die Schalter waren mit neuartigen,
patentierten Durchsprech-Vorrichtungen ausgestattet. Von dem ca. 600
Quadratmeter großen Foyer ging es über freitragende Treppen nach oben in den
"Royal-Palast", nach unten aber auch noch in ein zweites Theater, dem
"Royal-Theater", das sich im Untergeschoss des Hauses befand.
Der obige "Royal-Palast" verfügte bei seiner Eröffnung im Parkett und Balkon
über insgesamt 826 Sitzplätze (eine andere Quelle berichtet über 834 Plätze),
der Balkon war auch über einen Aufzug erreichbar, und das Theater war von
vornherein auf die Vorführungsmöglichkeiten aller Projektionsmethoden
zugeschnitten – natürlich auch dem völlig neuen Todd-AO-Verfahren mit dafür
extra installierten PHILIPS DP70-Projektoren.
Die kinotechnische Ausstattung wurde durch die Firma KINOTON, GmbH., München,
geplant und installiert.
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• Introduction -The Munich
ROYAL-PALAST
• OKLAHOMA (USA, 1955) and some other
German Premieres / Openings of 70mm Films at Munich´s "Royal-Palast" in
the late 1950s and in the 1960s
• 3-strip Films (CINEMIRACLE / CINERAMA)
shown in Munich's "Royal-Palast"
•
Einleitung - Der Münchner ROYAL-PALAST •
OKLAHOMA (USA, 1955) und einige andere
deutsche Uraufführungen, Premieren von 70mm-Filmen im Münchner "Royal-Palast"
Ende der 1950er- und in den 1960er-Jahren
• 3-Streifen-Filme (CINEMIRACLE / CINERAMA)
im Münchner "Royal-Palast"
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Der
große Kinosaal des "Royal-Palast"mit Blick auf die große gekrümmte Todd-AO-Bildwand
– Größe 16,40 m x 8,30 m (als Sehne gemessen). Bild aus PHILIPS Kinotechnik,
Heft 24, 1957.
Durch eine breite Treppe konnten sich die Filmbesucher sofort nach Ende
der Film-Vorstellung im "Royal-Palast" durch mehrere Ausgänge über eine
Freiterrasse hinweg direkt zum Goetheplatz begeben (siehe erstes Bild in
dieser Einleitung).
Das im Untergeschoss befindliche kleinere "Royal-Theater" wurde geringfügig
später, am 19.06.1957, mit dem Film "Tolle Nacht" (West-Deutschland, 1957) eingeweiht.
Europas und somit auch Deutschlands erstes, extra für das neue
Todd-AO-Verfahren zweckgebaute Kino
ist jedoch das heute erfreulicherweise noch existierende Hamburger "Savoy-Filmtheater",
das am 14. März 1957 seine Pforten öffnete.
Gezeigt wurde hier bei der Eröffnung der kurze 70mm-Demonstrationsfilm
"Das Wunder von Todd-AO" (USA, 1956). Dem Haus blieb seinerzeit die
Gunst der "Oklahoma!"-Premiere versagt, da eine 70mm-Kopie leider
nicht verfügbar war. Als Hauptfilm präsentierte man Irving Rappers "Roter
Staub" (The Brave One / USA, 1956) in
CinemaScope und mit
stereophonischem Ton.
Der Vorhang des "Royal-Palast" war aus schwarzem Samt gearbeitet und
nahm die gesamte Vorderwand des Saals mit einer Breite von fast 18 Metern
ein. Da die Unterkante der Bildwand sehr niedrig lag, wurde auf eine Bühne
völlig verzichtet. Ein zusätzlicher weißer Wolkenvorhang (Austrian curtain),
der in der Decke verschwand, bildete einen starken Kontrast zur schwarzen
Farbe des Hauptvorhangs.
Der Vorführraum war damals mit zwei PHILIPS-DP70-Universalprojektoren, einem
FP56-35mm-Projektor mit Spiegel-Diaeinrichtung und einer Verstärkeranlage
für 6 Kanäle ausgestattet. Der durch 5 getrennte Lautsprecher-Gruppen hinter
der Bildwand (Kanäle 1 bis 5) und 12 Effektlautsprecher im Saal (Kanal 6)
wiedergegebene Ton vermittelte einen absolut stereophonischen Eindruck. Er
bezog die Zuschauer auch akustisch in die Filmhandlung mit ein. Die
Projektionsweite betrug 24 Meter, der Projektionswinkel 128 Grad. (Informationen
aus PHILIPS Kinotechnik, Heft 24, 1957)
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Eine Todd-AO-Demonstration in Münchens "Royal-Palast"
am Goetheplatz
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Der
"Royal-Palast"- Saal mit seinem 18 Meter breiten Vorführraum und darüber der
Balkon des Theaters.
Ein Artikel aus dem deutschen Fachmagazin "Filmblätter" vom 14.06.1957:
Acht Tage vor der offiziellen Eröffnung des modernsten Filmtheaters in
München, des "Royal-Palast" am Goetheplatz, luden der Theaterbesitzer Rudolf
Englbert, die RKO und die autorisierte PHILIPS-Vertretung in München (die
Firma KINOTON, GmbH) zu einer eindrucksvollen Demonstration des neuen
Todd-AO-Filmaufnahme-Verfahrens in das eben fertiggestellte Haus ein.
Gezeigt wurde der 70mm-Demonstrationsfilm "Das Wunder von Todd-AO" (The
Miracle of Todd-AO / USA, 1956).
Die Pressevertreter hatten Gelegenheit, sich von der geradezu frappierenden
Wirkung dieser Neuerung zu überzeugen. Der Zuschauer fühlt sich effektiv als
Mitspieler des Geschehens auf der Leinwand, weil ihn das Filmbild regelrecht
mit in die Handlung einbezieht.
Man hat das Gefühl, mit "im Bild zu sein". Nach dem überaus drastischen
Vorgeschmack, bei dem man u.a. eine Achterbahnfahrt und eine
Polizeistreifenfahrt miterlebte, darf man auf die öffentliche Premiere des
ersten großen Todd-AO-Films in Deutschland, des Musicals "OKLAHOMA!",
am 14.06.1957 gespannt sein.
War man bei dem Demonstrationsfilm des Verfahrens hauptsächlich darauf
bedacht, die sensationellen Möglichkeiten zu zeigen, so wird man in der
"OKLAHOMA!" - Verfilmung des weltbekannten Musicals die Auswirkungen auf
eine "normale" Filmgestaltung erleben und bewundern können. (FBbi)
Anmerkung des Autors: Bereits zuvor, vom 29.09.1956 bis zum 07.10.1956,
hatte man das neue Todd-AO-Filmverfahren bei der PHOTOKINA in Köln mit dem
kurzen (11 Minuten) Demonstrationsfilm "Das Wunder von Todd-AO" (The
Miracle of Todd-AO / USA, 1956) erstmals in Europa vorgestellt –
zusätzlich auch mit 70mm-Ausschnitten aus "OKLAHOMA!" (USA, 1955).
Siehe:
Todd-AO, ein neues
Filmverfahren
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Der heutige "ROYAL-FILMPALAST"
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Münchens
"Royal-Filmpalast" im Februar 2022 (Bilder freundlicherweise von Günther
Menhold zur Verfügung gestellt). Zu sehen ist hier die Süd- und Ostfassade
des Gebäudes mit seiner in den Jahren 1997/98 nachträglich als Wetterschutz
hinzugefügten Verglasung. Ganz rechts am Rand ist gerade noch das in den
Jahren 1971-1973 entstandene, ebenfalls von Sep Ruf entworfene Wohn- und
Geschäftshaus zu sehen. Der "Royal-Filmpalast" ist heute ein mit 5
imposanten Sälen ausgestattetes Multiplex-Kino.
Siehe:
Kino Säle | Royal Filmpalast
In Gedenken an Franz Günter Bläsen, ein Freund von mir. Er war Manager des
"CINERAMA Europa-Palast" in Essen in den 1960 Jahren. Er bereicherte mein
Leben sehr und war stets offen für alle Fragen, die ich ihm gestellt hatte.
Er verstarb am 23. Februar 2022 im Alter von 80 Jahren.
Mein Bericht besteht aus drei PDF-Dateien (in deutscher und
englischer Sprache):
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Einleitung - Der Münchner ROYAL-PALAST •
OKLAHOMA (USA, 1955) und einige andere
deutsche Uraufführungen, Premieren von 70mm-Filmen im Münchner "Royal-Palast"
Ende der 1950er- und in den 1960er-Jahren
• 3-Streifen-Filme (CINEMIRACLE / CINERAMA)
im Münchner "Royal-Palast"
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28-07-24 |
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