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Informationen über den 3-Streifen-Film "Die Wunderwelt
der Gebrüder Grimm"
Zum ersten Mal erzählt CINERAMA eine
Geschichte! |
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Von: Gerhard
Witte, in70mm.com reporter, Berlin |
Date:
13.07.2016 |
Ende der 1950er Jahre taten sich MGM und CINERAMA zusammen, um Filme mit
Spielfilmcharakter, also mit einer Handlung ausgestattet, zu produzieren. Zu
Cineramas 10jährigem Geburtstag eine Geschichte über die Brüder Grimm.
George Pals "Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm" (The Wonderful World of the
Brothers Grimm, USA, 1962) wird die Zuschauer jeden Alters begeistern.
Den Inhalt des Films kurz erzählt … die Märchen, die sie sammelten haben sie
unsterblich gemacht.
Die Handlung beginnt Ende 1813, als Frankreich in der Völkerschlacht bei
Leipzig die entscheidende Niederlage erlitt und somit das Ende der
Herrschaft Napoleons in Deutschland eingeleitet wurde. In einer Bibliothek
arbeiten die zwei jungen Gelehrten / Linguisten Wilhelm (gespielt von
Laurence Harvey, 1928 – 1973) und Jacob Grimm (gespielt von Karlheinz Böhm,
1928 – 2014) an einem Werk, das sie nicht leiden können. Sie verfassen die
Familienchronik eines Herzogsgeschlechts. Das Herz der beiden gehört jedoch
ganz anderen Dingen. Wilhelm schwärmt vor allem von Märchen – überall
versucht er aus überwiegend älteren Leuten ewigjunge Märchen
herauszubekommen. Dem ernster gesinnten Jacob liegen u.a. mehr die
Geschichte der deutschen Sprache, der deutschen Grammatik aber auch der
deutschen Mythologie. Wilhelm ist mit Henriette Dorothea "Dortchen" (gespielt
von Claire Bloom, *1931) verheiratet und hat zwei Kinder, Friedrich und
Pauline, mit ihr.
• Go to "The Wonderful
World of the Brothers Grimm" to be released on BluRay from Warner Archive
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Brothers Grimm" Remaster Trailers
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The Cinerama Archaeologists
Jacob und die charmante Greta Heinrich aus Berlin (gespielt von Barbara
Eden, *1931), die von der Arbeit der beiden Brüdern sehr angetan ist,
verlieben sich ineinander. Die Romanze ist jedoch nicht von langer Dauer,
weil Jacob sehr viel Zeit mit Wilhelm verbringt und ihm die gemeinsamen
Aktivitäten mit ihm irgendwie wichtiger sind.
Die Familienchronik bringen sie trotz Jacobs Fleiß nicht so richtig zustande,
auch weil Wilhelm oft nur seinen Märchen nachhängt. "Mit einem so brotlosen
Hobby wie Märchensammeln kann man kein Geld verdienen", sagt Jacob. Da ein
ganzer Zweig von der ruhmreichen Familie des Herzogs (gespielt von Oscar
Homolka, 1898 – 1978), der einst am Rhein ansässig war, in der Chronik nicht
erwähnt wird, schickt er die beiden Brüder zwecks Vervollständigung zum am
Rhein gelegenen Rheinburg (Anmerkung des Autors: In Koblenz (Rheinland-Pfalz)
gibt es eine burgartige Villa im Stadtteil Ehrenbreitstein mit dem Namen "Rheinburg".
Der Hafen von Oberspay, südlich von Koblenz, verwandelte sich für den Film
zum Ort Rheinburg). Jacob muss dort jedoch die Arbeit überwiegend alleine
verrichten, weil Wilhelm, wie so oft, auf Märchenjagd ist und sich in einen
Wald zur Hütte der Märchenerzählerin Anna Richter (gespielt von Martita
Hunt, 1899 – 1969) begibt. Dort versammeln sich einmal in der Woche, jeweils
am Freitag, Kinder der Umgebung, um ihren interessanten Geschichten zu
lauschen. Da nur Kinder Zutritt in die Hütte haben, setzt sich Wilhelm
außerhalb auf eine Holzbank unterhalb eines geöffneten Fensters. So kann er
zuhören und sich alles notieren. Durch heftige Regenfälle wird er jedoch
völlig nass und erkrankt später schwer an einer fiebrigen Grippe.
Dummerweise verliert er beim Walddurchqueren das gemeinsame Produkt der
Brüder Arbeit – die Aufzeichnungen über den Herzog. Der daraufhin erzürnte
Herzog fordert von Wilhelm innerhalb von 3 Tagen die Bezahlung von sechs
ausstehenden Monatsmieten für sein Haus ein, in dem Wilhelm mit seiner
Familie und Jakob, solange sie für ihn arbeiten, bisher mietfrei wohnen
konnten. Sein Bruder hilft ihm in der verzweifelten Situation durch den
Verkauf seiner Bibliothek.
Wilhelm liegt mit hohem Fieber im Bett. In seinen Fieberphantasien werden
von einem mächtigen Riesen lauter Märchengestalten durch das Fenster in sein
Schlafzimmer im zweiten Stock des Hauses gereicht. Sie sagen ihm: "Unsere
Leben sind von dir abhängig. Im Falle deines Sterbens würden wir nie geboren
werden! Wer wird uns unsere Namen geben!" Und der erkrankte Wilhelm gibt
ihnen Namen: Daumesdick (Tom Thumb), Aschenputtel (Cinderella),
Schneewittchen (Snow White), Hänsel und Gretel (Hansel and Gretel),
Rotkäppchen (Little Red Riding Hood) und Rumpelstilzchen (Rumpelstiltskin).
Mit dem eisernen Willen, seine Märchensammlung fortzusetzen, ist Wilhelm
erfreulicherweise bald genesen. Die Brüder arbeiten wieder gemeinsam weiter
und Jacob hilft Wilhelm nun sogar dabei, weitere Märchen zu sammeln und zu
dokumentieren. Im Laufe der Zeit trägt ihre Arbeit Früchte. Friedrich
Wilhelm IV, der neue preußische König, ernennt sie 1841 für ihre
wissenschaftlichen Leistungen zu Mitgliedern der Preußischen Akademie der
Wissenschaften in Berlin. Wilhelm ist ein wenig gekränkt, weil in der
schriftlichen Ehrung und Einladung nur ihre wissenschaftlichen Werke, nicht
jedoch die Märchen erwähnt werden. Daraufhin geht ihre Reise nach Berlin. Am
Ende des Films empfangen die beiden Brüder und Dorothea, Wilhelms Frau, am
Bahnhof eine Delegation der Akademie, Greta Heinrich und hunderte von
dankbaren Kindern, die in erster Linie Wilhelm laut darum bitten: "Wir
wünschen eine Geschichte, wir wünschen eine Geschichte!" Wilhelm antwortet:
"Vor langer, langer Zeit gab es einmal zwei Brüder …", die Kinder jubeln und
der Film endet mit der Zeile: "… and they lived happily ever after." / "...
und sie lebten vergnügt bis an ihr seliges Ende."
In die Gesamthandlung des Films sind drei der weniger bekannten Grimm'schen
Märchenerzählungen eingebettet: A.) "Die zertanzten Schuhe" (KHM 133) –
englische Benennung im Film "The Dancing Princess", B.) "Die Wichtelmänner"
(KHM 39) – im Film "The Cobbler and the Elves", bzw. in der deutschen
Version "Der Schuster und die Zwerge", und C.) "Der singende Knochen" (KHM
28), im englischen Film "The Singing Bone". Man hielt sich bei der
Verfilmung an die Rahmenhandlungen der Märchen. Es wurde jedoch vieles
verändert, auch was die realen Lebensumstände der beiden Brüder angeht –
inwieweit eine reale Darstellung überhaupt möglich ist. Mehr dazu in den
Schlussworten des Berichts.
(KHM = Kinder und Hausmärchen / Children's and Household Tales – im KHM 39
ist die Originalbezeichnung für die kleinen Wesen, die dem Schuster helfen:
"Wichtelmänner". Im deutschen Programmheft des Films werden sie auch als "Zwerge"
oder woanders auch als "Puppen" bezeichnet. Im Englischen sind es die
"Elves".)
Hören Sie in MGMs "Storybook"-Schallplatte hinein, die die Geschichte noch
viel detailgetreuer erzählt. Eine
YouTube-Präsentation mit Bildern aus dem
Souvenir-Programmheft, leider mit viel Knacken, Knistern und Rauschen.
Laut dem Erzähler bekommt man jedoch den Eindruck, dass die Grimms in
Rothenburg ob der Tauber in Bayern lebten, was natürlich nicht stimmt –
Bayern war nie ihr Heimatland. Geboren in Hanau verbrachten sie einen großen
Teil ihrer Leben in Hessen.
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Information about the 3-strip movie "The
Wonderful World of the Brothers Grimm"
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Wunderwelt der Gebrüder Grimm"
The Wonderful World of the
Brothers Grimm. The legendary “lost” Cinerama Reviewed
Gerhard Witte's
in70mm.com Library
in70mm.com auf Deutsch
in70mm.com's Cinerama page
"The Wonderful World of
Brothers Grimm" soundtrack released by Film Score Monthly
Liner notes for "The
Wonderful World of Brothers Grimm" 2-CD soundtrack
HTWWW's "World Preview" at the
Empire Cinerama Theatre in Paris
Internet link:
Tales from the Cooper Cinerama Theatre in Denver
The Cooper
Cinerama Theatre in Minneapolis / St. Louis Park
The
Indian Hills Theatre in Omaha (Nebraska)
Trailer of "Wonderful World of the Brothers Grimm"
Russ Tamblyn and Yvette Mimieux
in "The Dancing Princess" in Pan & Scan
A
sequence of "The Cobbler and the Elves" in Pan & Scan
Hollywood Premiere of "How the West Was Won"
The Production Design of "Brothers Grimm"
The Dragon at "liveauctioneers.com"
The Dragon at "colemanzone.com"
Interesting information about the movie from Omics
International
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Die nordamerikanischen Premieren des Films
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Eine
Anzeige vom Jahr 1962, die die ersten CINERAMA-Filme ankündigt, die eine
Geschichte erzählen und darunter: Ein Jahr später eine 2-seitige Anzeige,
die die bevorstehenden (in Produktion) Cinerama-Filme "Eine total, total
verrückte Welt" (USA, 1963) und "Die größte Geschichte aller Zeiten" (USA,
1965) ankündigt, und ein Hinweis über die Einführung der neuen Cinerama
Dome-Theater: "1963 – Another Year Of Dynamic Expansion". (Anzeigen aus der
Sammlung des Autors)
Die offizielle Welt-Premiere fand am Dienstag, den
07. August 1962 in New Yorks " (New) Loew´s Cinerama Theatre" statt.
Im Jahr 1962 wurden folgende CINERAMA 3-Streifen-Filme uraufgeführt:
1.) "Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm" (The Wonderful World of the Brothers
Grimm, USA)
2.) "Das war der Wilde Westen" (How the West Was Won, USA)
3.) "Cineramas Weltparade" (The Best of Cinerama, USA)
Es gab am Samstag, den 14. Juli 1962 eine Welt-Voraufführung (Preview) von "Brüder
Grimm" im "Cooper Cinerama Theatre" in Denver (Colorado) und anschließend
hatte der Film seine offiziellen Premieren in folgenden Abspielstätten quer
durch die USA:
Am 07. August 1962: New York (NY) im Loew's Cinerama Theatre (hier festliche
Welt-Premiere, wo er nachfolgend 33 Wochen lang aufgeführt wurde) – Boston
(MA) im Boston Theatre.
Am 08. August 1962: Los Angeles (CA) im Warner's Hollywood Theatre (aus dem
Buch: "Movie Roadshows" von Kim R. Holston) – Chicago (IL) im McVickers –
Cincinnati (OH) im Capitol – Pittsburgh (PA) im Warner – Cleveland (OH) im
Palace – Denver (CO) im Cooper – Minneapolis (MN) im Cooper – Philadelphia
(PA) im Boyd – San Francisco (CA) im Orpheum – Detroit (MI) in der Music
Hall – Montreal (QC) im Imperial – Kansas City (MO) im Empire.
Am 15. August 1962: Toronto (ON) im Eglington – Dallas (TX) im Capri –
Indianapolis (IN) im Indiana – Milwaukee (WI) im Palace.
Am 22. August 1962: Rochester (NY) im Monroe – Columbus (OH) im Grand –
Vancouver (BC) im Strand – Oklahoma City (OK) im Cooper – Buffalo (NY) im
Teck – Salt Lake City (UT) im Villa.
… damals waren weiter in Planung: Memphis im Loew's Palace – Wichita im
Crown Uptown Theatre – Louisville im Rialto – Syracuse im New Eckel –
Honolulu im Cinerama – Norfolk im Rosna – Erie im Strand – Miami im Florida
– Portland im Hollywood – Tampa im Palace – Nashville im Crescent –
Washington im Uptown – El Paso im Capri – Hartford im Cinerama – Birmingham
im Ritz – Jacksonville im Five Points und in vielen anderen Städten.
"Das war der Wilde Westen" wurde in Europa uraufgeführt. Der Film hatte eine
Welt-Voraufführung (Preview) am Dienstag, den 02. Oktober 1962 im "Empire
(Abel Gance) Cinérama Théâtre" in Paris und seine offizielle Welt-Premiere
in Londons "Casino Cinerama Theatre" am Donnerstag, den 01. November 1962.
Die Weltpremiere von "Cineramas Weltparade – The Best of Cinerama" fand am
Dienstag, den 13. November 1962 im Palace Theater in Cleveland, Ohio, statt.
Dieser Film ist ein Zusammenschnitt der Highlights von allen 5 vorherigen
Cinerama 3-Streifen-Reisefilmen (Travelogues).
Als sich Ende der 1950er Jahre Cinerama, Inc. und MGM zusammentaten, um ihre
ersten Cinerama-Filme zu produzieren, die in erster Linie Spielfilme mit
Handlung sein sollten, bemühte man sich um dramatische Stoffe, die auch
gutes Schauspiel ergeben würden. Schließlich entschied man sich für zwei
Themen. Eines war "The Wonderful World of the Brothers Grimm", ein Film über
Wilhelm (1786 – 1859) und Jacob (1785 – 1863) Grimm, dargestellt von dem in
Litauen geborenen Laurence Harvey und dem Österreicher Karlheinz Böhm,
manchmal auch als Carl Boehm oder Karl Boehm bezeichnet.
… und natürlich "How the West Was Won" – eine Nacherzählung der
Lebensgeschichten von kühnen Abenteurern im amerikanischen Westen.
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Die berühmten deutschen Brüder Grimm
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Eine Illustration von Wilhelm Grimm (in all den Bildern jeweils
links) und Jacob Grimm und oben rechts: Ein zeitgenössischer Stich der
großen Volkskundler und Lexikographen. Unten: Die Brüder Laurence Harvey
(1928 – 1973) und Karlheinz Böhm (1928 – 2014) im Film. 1963 wurde Laurence
Harvey für seine Rolle als Wilhelm Grimm für einen Golden Globe (Bester
Schauspieler "Drama") nominiert. (Filmbilder vom damaligen MGM Pressearchiv)
Unermüdlich und hartnäckig waren sie.
Immerfort gab es etwas zu sammeln, zu schreiben und Geschichten zu erzählen
– eine Lebens- und Arbeitssymbiose. Zu ihren Lebenswerten zählen u.a.
folgende Veröffentlichungen: Die bekannten Kinder und Hausmärchen, Irische
Elfenmärchen, Deutsche Sagen, Deutsche Mythologie, Deutsche Grammatik,
Geschichte der deutschen Sprache, das Deutsche Wörterbuch, usw.
In diesem Bericht möchte ich nur kurz über die Brüder eingehen, da es
wirklich umfassende Informationen über das Leben und Schaffen der beiden auf
verschiedenen interessanten Webseiten gibt.
Vor allem wegen ihrer Märchensammlung sind Jacob und Wilhelm Grimm weltweit
bekannt geworden – aber sie waren auch Sprach- und Kulturforscher,
Diplomaten, Juristen, Professoren, Bibliothekare und Politiker. Sie wurden
als älteste Kinder einer calvinistischen Beamten- und Pastorenfamilie in
Hanau geboren. Dorothea Grimm, die Mutter der beiden, brachte insgesamt neun
Kinder zur Welt, aber drei davon starben bereits im Säuglingsalter. Im Alter
ein Jahr auseinander, im Verhalten ähnlich dem von Zwillingen, teilten sie
sich bis zum Tode meist gemeinsam Tisch und Bett, wuchsen mit gleichen
Interessen auf und besuchten oft die gleichen Schulen. Nachdem Wilhelm seine
Freundin Henriette Dorothea (Dortchen) Wild im Mai 1825 geheiratet hatte,
wohnten sie zu dritt zusammen. Sie schenkte ihm später drei Kinder – zwei
Jungs, Herman und Rudolf, und ein Mädchen, Auguste.
Henriette Dorothea erzählte Wilhelm einige der Geschichten in der berühmten
Märchensammlung. Damals konnten sie noch nicht wissen, wie sehr ihr Schaffen
eines Tages weltweite Anerkennung finden würde. Ohne ihren Einsatz,
natürlich ganz zu schweigen vom Filmgeschäft, wäre die Welt z.B. um
Rotkäppchen, Rapunzel, Frau Holle, Hans im Glück, Schneeweißchen und
Rosenrot, Die Bremer Stadtmusikanten, Schneewittchen und die sieben Zwerge,
und all die anderen Märchengeschichten, die seit vielen Jahren von Kindern
geliebt werden, beraubt. Ihre 200 "Kinder und Hausmärchen" wurden in zwei
Büchern veröffentlicht – Band 1 spät im Jahr 1812 und Band 2 erschien im
Druck im Jahr 1814 (vordatiert auf 1815). Später, 1825, folgte eine weitere,
jedoch kleinere Herausgabe der Märchen. Die Grimms konnten ihren Bruder
Ludwig Emil (1790 –1863) dafür gewinnen, dass er als Illustrator die
Geschichten zusätzlich mit netten Zeichnungen verzierte, was später
maßgeblich zur deren Popularität beitrug.
Die originalen Grimm'schen Handexemplare (5 Bände) von 1812 / 1815 der
Kinder- und Hausmärchen wurden im Jahr 2005 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe
erklärt.
Bereits zu ihren Lebenszeiten waren die Brüder sehr anerkannte
Persönlichkeiten, gefeiert als herausragende Germanisten und große deutsche
Intellektuelle.
Was ihre politischen Aktivitäten angeht, so stellte z.B. Jacob Grimm, als
Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, einen Ergänzungsantrag zu
Artikel 1 der Frankfurter Reichsverfassung (eine Verfassung für einen
geeinten deutschen Bundesstaat, auch Paulskirchenverfassung genannt) vom 28.
März 1849 mit folgendem Text:
"Das deutsche Volk ist ein Volk von Freien und deutscher Boden duldet keine
Knechtschaft. Unfreie, die auf ihm verweilen macht er frei."
Am 04. September 2015 öffnete die "GRIMMWELT
Kassel" ihre Türen. Hier kann
man sich in einem großen Ausstellungskomplex ausführlich über das Leben der
Grimms informieren.
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Die Dreharbeiten
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Die
drei Märchen und eine Graphik, die verschiedene Szenen des Films zeigt.
Damals stimmte Cinerama, Inc. zu, die Geschwindigkeit für die Filmaufnahme
zu ändern. Die Cinerama-Reisefilm-Vorgänger (Travelogues) aus den 1950ern
liefen mit 26 Bildern pro Sekunde. "Das war der Wilde Westen" und "Brüder
Grimm" wurden nun mit 24 BpS aufgenommen – ein Zugeständnis an die Kosten
und die Bequemlichkeit, dass die Filme nach der Aufführung in
Cinerama-Theatern nun auf ein 35mm-anamorphotisches Filmformat reduziert
werden konnten, um sie in Standard-Kinos aufführen zu können.
Die Dreharbeiten begannen am 31. Juli 1961 (Quelle: Die "Atlanta
Journal-Consitution"-Zeitung aus dieser Zeit), höchstwahrscheinlich in den
MGM-Studios in Culver City, eine Stadt im Los Angeles County. Verantwortlich
für die Kamera war der amerikanische Kameramann Paul Vogel (1899 – 1975),
der zuvor, im Jahr1950, mit einem Oscar für den Film "Kesselschlacht"
(Battleground, USA, 1949) in der Kategorie "Beste Schwarzweißkamera"
ausgezeichnet wurde. Die Regie über den biographischen Anteil
(Lebensbeschreibung der Grimms) übernahm Henry Levin. Produzent George Pal
zeigte sich für die Märchen-Sequenzen verantwortlich. Vor Beginn der
Dreharbeiten hatten beide Gebiete Europas besichtigt, um nach einigermaßen
authentischen Hintergründen für die Geschichte zu forschen. Sie fanden
geeignete Filmmotive in West-Deutschland, jedoch nicht in Hessen, der
unmittelbaren Heimat der Grimms, wo es nach den vergangenen Kriegen kaum
noch Bauten aus den 1800er Jahren gab. Gedreht wurde im Schloss
Neuschwanstein in Bayern (der Königspalast in "Die zertanzten Schuhe"), im
Schloss Weikersheim in Baden Württemberg (die Residenz des Herzogs), im
Rheinland und in den historischen, spät-mittelalterlichen Stadteilen der
bayerischen Städte Rothenburg ob der Tauber in Mittelfranken (in dem Film
ihre Heimatstadt) und in Dinkelsbühl, auch in Mittelfranken gelegen. Pal und
Levin konnten den aus Knaben und jungen Männern bestehenden berühmten
Regensburger "Domspatzen"- Chor dafür gewinnen (die Knaben), in der
Rheinburg-Sequenz des Films zu singen. Das Räderboot
(Seitenrad-Schleppdampfer, erbaut 1921 / 1922) "Oscar Huber", das die Grimms
in dem Film den Rhein hinab nach Rheinburg befördert ist das älteste noch
erhaltene in Deutschland. Im Jahr1966 fand der letzte Schleppeinsatz des
Dampfers, nun mit Heizöl anstatt mit Kohle angetrieben, statt. Heute liegt
es als Museumsschiff im Vinckekanal in Duisburg-Ruhrort und ist Bestandteil
des dortigen Museums der Deutschen Binnenschifffahrt.
In Deutschland war damals das Ende der Dreharbeiten von "Brüder Grimm" Mitte
bis Ende Oktober 1961 geplant, mit dann weiteren abschließenden Arbeiten in
den MGM Studios in Hollywood / Culver City, wo man, so steht es im
Souvenir-Buch des Films, ungefähr an 75 Filmkulissen (sets) arbeitete.
Der Film wurde 1963 mit einem Oscar für die besten Kostüme (Mary Wills, Best
Costume Design) ausgezeichnet – ferner gab es Oscar-Nominierungen für die
beste Ausstattung (Best Art Direction, Color), für die beste Musik (Scoring
of Music / Adaptation or Treatment) und die beste Kamera (Cinematography,
Color).
Zusätzliche Anmerkung: Das größte Kostümhaus Deutschlands ist die
renommierte Berliner Firma "Theaterkunst". Bereits für die Stummfilme
"Ben-Hur" (USA, 1925) und "Metropolis" (DEU, 1927) bestand eine
Zusammenarbeit mit dem Haus, das seit 1907 existiert.
Die Road-Show-Version des Films beginnt wie folgt: Nach der Ouvertüre (2.46
Minuten) und MGMs brüllendem Löwen (begleitet mit etwas Filmmusik) kann man
Kriegsszenen sehen, und Trompeten-Fanfaren der Kavallerie, Trommelschläge
und Kanonenschläge hören. Ein Erzähler gibt in der englischen Version
folgenden Kommentar: "Früh in den 1800er Jahren erschütterte nochmals der
schreckliche Lärm des Krieges das Herz von Europa (zunehmende Kanonenschläge
und Fanfaren) … nicht weit weg vom Schlachtfeld gab es einen anderen Klang …
weich und sanft … doch er hallte Jahre weiter und war noch zu hören, lange
nachdem die Kanonen verstummt und die Kämpfe vergessen waren (hier gibt es
dann Flugaufnahmen von der Stadt Rothenburg ob der Tauber und Schloss
Weikersheim zu sehen) … wenn Sie genau zuhören, können Sie es hören … jetzt
…", dann kommt die Titelszene des Films. Sie zeigt die beiden Brüder in der
Bibliothek eines Herzogs beim Schreiben seiner Familienchronik und man hört
das Hauptthema des Films, gespielt von einer Zither.
Der Cinerama-Film verbindet zwei Elemente. In die Lebensgeschichten der
Brüder sind drei Grimm'sche Märchen eingebettet. Laurence Harvey (Wilhelm
Grimm) erscheint auch in einem der drei Märchen – er porträtiert den
Schumacher in "The Cobbler and the Elves".
Es sind nicht die bekanntesten Märchen. "The Dancing Princess" (deutscher
Titel "Die zertanzten Schuhe") erzählt von einem jungen Waldarbeiter (Russ
Tamblyn) und einer Prinzessin (Yvette Mimieux), die jede Nacht im Wald ein
paar Schuhe kaputttanzt bis der Waldarbeiter hinter ihr Geheimnis kommt und
sie daraufhin zur Frau erhält – erfreulicherweise verlieben sie sich auch
ineinander, "The Cobbler and the Elves" (Der Schuster und die Zwerge) ist
eine Erzählung, in der sprechende und sich bewegende Puppen (Zwerge) mit
echten Schauspielern kombiniert sind und die in einer märchenhaft
gestalteten (deutschen?) Dorfkulisse auftreten. Sie handelt von einem alten
Schumacher (Laurence Harvey), der lieber Puppen für Waisenkinder schnitzt,
anstatt seinen Kunden die bestellten Schuhe anzufertigen bzw. zu reparieren,
so dass die Puppen die Schuhe für ihn in der Nacht vor Weihnachten
überraschenderweise fertigmachen, und "The Singing Bone" (Der singende
Knochen) von einem Ritter, Sir Ludwig (Terry-Thomas), der angeblich den
bösen Drachen tötete, sich aber in Wirklichkeit feige versteckt – eigentlich
hatten Ritter ein großes Ansehen und galten als Helden – während sein treuer
Diener Hans (Buddy Hackett) das Untier ersticht. Um den Ruhm für die
Heldentat zu ernten, erschlägt der Ritter seinen braven Diener.
Für die Dreharbeiten öffneten örtliche Museen ihre Türen, um wichtige
Requisiten zur Verfügung zu stellen. Unter diesen war eine Kanone, die
tatsächlich von den napoleonischen Truppen während der Napoleonischen Kriege
benutzt wurde und die während der Kampfszenen (preußischer Befreiungskrieg)
gleich am Anfang des Films abgefeuert wird.
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Weltpremiere im New Yorker "(New) Loew's Cinerama Theatre" am Dienstag, den
07. August 1962.
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Eine zweiseitige Annonce in der "New York VARIETY" datiert Mittwoch, den 11.
Juli 1962 – "The Wonderful World of the Brothers Grimm", der erste Film im
fabelhaften CINERAMA, der eine Geschichte erzählt!
Produziert von George Pal und mit der Regie von Henry Levin (Regisseur für
das biographische Drehbuch) – Märchen-Sequenzen von George Pal – Drehbuch
von David P. Harmon, Charles Beaumont und William Roberts nach einem
Filmgeschichten-Entwurf von David P. Harmon, basierend auf Dr. Hermann
Gerstners Buch "Die Brüder Grimm" – Leiter der Kamera: Paul Vogel –
Filmmusik / Lieder: Leigh Harline, Bob Merill – Künstlerische Leiter: George
W. Davis und Edward Carfango.
Die offizielle Welt-Premiere des Films fand in New York im nun umbenannten
"(New) Loew's Cinerama Theatre" am Dienstag, den 07. August 1962 statt.
Zuvor wurde das Theater wegen großer Umbaumaßnahmen am Mittwoch, den 20.
Juni 1962 geschlossen. Zu diesem Zeitpunkt nannte es sich noch "Loew's
Capitol Theatre".
Ein wesentliches Merkmal des umgebauten Theaters war die riesige, tief
gekrümmte Cinerama-Leinwand – eine 28 x 10 Meter große Streifenleinwand, die
eine Fläche von über 275 qm von Wand zu Wand und vom Boden zur Decke
überspannte. Die Sitzplatzkapazität wurde von den ehemaligen 3612 auf 1552
Sitze deutlich reduziert. Beseitigt wurden die Seitenschiffe im Orchester,
die letzten dreizehn Sitzreihen, die Hälfte des Balkons und ein Drittel der
Logen. Die drei Cinerama-Projektionskabinen wurden hinten im Orchester über
den Köpfen der Zuschauer eingebaut, um eine geradlinige Projektion zu
bekommen. Die großzügigen Loungesessel des Theaters boten komfortable
Beinfreiheit und natürlich eine freie Sicht auf die riesige Leinwand.
Loew's Cinerama wurde mit zwei weiteren Neuerungen ausgestattet:
Eine war das "Babyrama" im Erdgeschoss unter dem Orchester gelegen – ein
komplett ausgerüsteter Kindergarten mit professioneller Betreuung, so dass
sich die Eltern den Film in Ruhe ansehen konnten, während man sich um ihre
kleinen Kinder kümmerte. Dieser Service war umsonst und der Kinobesucher
konnte sich beim regulären Kauf einer Kinokarte einen Platz im "Babyrama"
reservieren lassen.
Die zweite Neuerung war ein typischer japanischer Garten, der sich vor dem
Eingang zum Zuschauerraum (Auditorium) befand. Alles im Garten war
authentisch, von den Bambuszäunen bis zu den orientalischen Steinen, die
einen Teich einrahmten. Eine hölzerne Brücke führte von der Eingangshalle
ins Kino und ermöglichte es den Kinobesuchern, vor und nach der Vorstellung
oder während der Pause hier zu flanieren. Unter der Brücke floss Wasser mit
schwimmenden Fischen und Käfige mit lebenden Singvögeln hingen über den
Köpfen der Gäste.
All diese Veränderungen waren Bestandteil eines angesagten 17
Millionen-Dollar großen Bauprogramms für Cinerama-Theater in den USA.
(Quellen: "New York Times" und "International Projectionist" aus dieser
Zeit)
Zusätzliche interessante Informationen über dieses Theater sind auf
folgender
Website erhältlich.
Um das Interesse des Publikums für den Film zu erwecken, wurden damals in
Amerika drei verschiedene Trailer gezeigt: A.) eine erste Farbankündigung,
B.) "Cross-Plug Trailer" für reguläre Leinwände (Anmerkung des Autors:
"Cross-Plug Trailer" werden graphisch animiert und sind mit dem
Theaternamen, Ort und einer markanten Musik ausgestaltet; zusätzlich mit den
Hinweisen "Now Showing" oder "Coming Soon") und C.) einen 3-Streifen-Trailer
für Cinerama-Leinwände. (Quelle: "Movie Roadshows" von Kim R. Holston)
Aber vor der offiziellen Welt-Premiere in New York gab es bereits am
Samstag, den 14. Juli 1962 eine Welt-Voraufführung (Preview) von "Brüder
Grimm" im "Cooper Cinerama Theatre" in Denver, dem ersten von drei neu
erbauten Cooper-Cinerama-Theatern. Es befand sich im Besitz der "Cooper
Foundation Theatres" und wurde dafür ausgewählt, weil es das erste Kino in
der Welt war, das speziell für das Vorführen von Cinerama-Filmen designt und
erbaut wurde.
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Das "Cooper Cinerama Theatre" in Denver (Colorado) wurde am Donnerstag, den
09. März 1961 mit "Das ist Cinerama" (USA, 1952) festlich eröffnet. Das
kreisrunde Oberteil des Theaters war orangefarben mit abgedämmten
Einzelelementen vorfabriziert und hell angeleuchtet, um meilenweit sichtbar
zu sein. Die Gebäudebasis und anderes Mauerwerk bestanden aus schwarzen
römischen Ziegeln mit einer Nuance ins cremefarbene. Von der Außenterrasse,
mit beleuchtetem Brunnen und Kamin, betrat man das Foyer des Theaters durch
vom Boden bis zur Decke reichende Glastüren. Die tief gekrümmte Leinwand
hatte eine Größe von 32 Metern in der Breite und 11,5 Metern in der Höhe
(eine andere Quelle gibt eine Höhe von 11 Metern an), der kreisförmige
Vorhang von 51 Metern in der Breite (entlang der Kurve gemessen). Die
speziell entworfenen 814 Sitze hatten keine Füße und waren über dem Fußboden
an Standrohren befestigt, an denen sich auch Fußstützen befanden. (Bilder
aus dem Fachmagazin "Movie Marketing" von dieser Zeit)
Hier Informationen über das Cooper Cinerama Theater in Denver auf
incinerama.com.
Das einzigartige Design des Theaters entsprach einem modifizierten Konzept
von "The Theatre of Tomorrow" – von Melvin C. Glatz (Fox Intermountain
Theatres) in Amerika. Es gab drei Vorführkabinen, eine für alle Anwendungen
und zwei seitliche für das Cinerama 3-Streifen-Projektionsverfahren. Das
Sound-System war komplett transistorisiert. Die Heizungs- und Klimaanlage
war in vier Einheiten unterteilt, um gleichförmige Temperaturen in allen
Bereichen des Auditoriums zu ermöglichen – so vermied man überhitzte
Balkone, kühle Bereiche in der Nähe der Eingänge, usw.
Die Vorteile der kreisförmigen Struktur des Gebäudes waren unterschiedlich:
1.) Das Publikum hat ein Zusammenhörigkeitsgefühl, das in rechteckig
proportionierten Häusern nicht so ausgeprägt ist, 2.) überschüssiger Platz
in gewöhnlichen Theatern kann hier für Lounge-Bereiche genutzt werden und
3.) eine Bestuhlung aufgebaut nach einem natürlichen ovalen Muster
verringert das Problem mit den schwer zu füllenden Seitensitzen im hinteren
Bereich und in der Nähe der Leinwand. Die zwei Lounge-Bereiche auf jeder
Seite des Orchesters wurden durch Anbringen von Metallsieben vom Kinosaal
räumlich abgetrennt. Ferner gab es oberhalb der Projektionskabinen zwei
weitere Lounges, eine großzügige Lobby und eine Außenterrasse, um den
Kinobesuchern ein Maximum an Komfort zu bieten. Kenneth E. Anderson, General
Manager von der "Cooper Foundation Theatres", sagte damals: "Ich habe schon
lange Zeit gespürt, dass die Öffentlichkeit ein Roadshow-Theater von hoher
Klasse in einem Ballungsgebiet wie Denver annehmen wird. Wir haben uns
entschieden, das Theater speziell in Übereinstimmung mit den neusten
technischen Anforderungen für das Cinerama 3-Filme-Verfahren zu entwerfen
und zu bauen. Durch die Nutzung des kreisförmigen Theater-Designs waren wir
zum Glück in der Lage, alle unsere Ziele zu erreichen. Die öffentliche
Akzeptanz des Theaters war sehr enthusiastisch." (Quelle: Das Fachmagazin
"Movie Marketing" von dieser Zeit)
Das zweite "Cooper Cinerama Theatre" wurde am Mittwoch, den 08. August 1962
in Minneapolis / St. Louis Park (Minnesota) mit "Brüder Grimm" festlich
eröffnet. Vier Monate später kam das "Indian Hills Theatre" in Omaha
(Nebraska) am Freitag, den 21. Dezember 1962 als drittes dazu – auch mit
"Brüder Grimm" als Eröffnungsfilm.
Ein kurzer Bericht über die Welt-Voraufführung (Preview) von "Brüder Grimm"
in Denver aus der "New York VARIETY" datiert Mittwoch, den 18. Juli 1962:
MGM-Cineramas 200 Generaldirektoren auf Denver-Dienstreise. Es treffen sich
400 Journalisten und Schausteller – auch um sich Central City, eine
Goldgräberstadt, anzusehen. (Anmerkung des Autors: Central City ist eine
historische Bergbausiedlung, die im Jahr 1859 während des "Pike's Peak Gold
Rush" gegründet wurde und als "Richest Square Mile on Earth" bekannt ist.)
Metro-Cinerama teilten sich die Zeche von ungefähr 200.000 Dollar, um in dem
Theater mit einer Vorpremiere ihre neue Spielfilm-Version des Cinerama-Films
"Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm" vorzustellen. Ab 7. August läuft der
Film erstmals an verschiedenen Orten.
Etwa 400 Journalisten, Leute vom Bezirk, Theater-Besitzer und
Unternehmensvertreter kamen zur Vorpremiere nach Denver. Es gab auch fern
aus Japan und Süd-Amerika angereiste Personen und natürlich auch von den
Veranstaltungsorganisationen, wie z.B: Joseph R. Vogel, Nicholas Reisini,
Max E. Youngstein, Robert H. Mochrie, Robert R. Weitman, Ray Klune, Maurice
(Red) Silverstein, Peter Shaw, Howard Strickling und Gouverneur Stephen L.R.
McNichols von Colorado (letzterer ist vom Autor hinzugefügt).
Zwei New Yorker Börsenmakler, auf steigende Tendenz für Cinerama
spekulierend oder sich fragend, ob es für sie so sei, machten die Reise, um
einen ersten Eindruck zu bekommen. Als Beförderungsmittel wurden vorwiegend
die American- und die United Airlines benutzt. Eine Feier fand im Brown
Palace Hotel statt. Seltsamerweise - oder bewundernswerterweise - gab es
keinerlei der sonst so üblichen Schwierigkeiten, die Menge der Reisenden zu
lenken, obwohl alle nach Denver in Folge weniger Stunden am Freitag (13)
anreisten.
Das nunmehr weiterentwickelte Cinerama verbarg nicht seine Pioniergeschichte
oder deren Pioniere Merian C. Cooper und Lowell Thomas, die auch als
Besucher zugegen waren. Erinnert wurde an folgende verstorbene Personen –
den Erfinder Fred Waller, den Mäzen Paul W. Kesten (CBS) und natürlich auch
an die Cinerama-Mitwirkenden Louis B. Mayer und Mike Todd.
Was die 200.000 Dollar-Zeche angeht, so wurde zunehmend argumentiert, dass
es sich wegen der Reklame durch Zeitschriften und andere Konsortien
letztlich lohnen würde. Der Preis entspräche in etwa 5 Farbseiten im
LIFE-Magazin.
Eine große Gruppe von Gästen fuhr mit dem Bus am Freitagabend nach Central
City. Das Bergdorf weist sich jetzt im Sommer mit Opern-Programm, legitimen-
und Denver Cocktail-Gesellschaftspartys ohne Schnickschnack aus.
Die Reisegruppe kehrte am Sonnabend zur Show im neuen Cooper (Foundation)
Theater zurück – dem ersten rund-gebauten Filmtheater, das speziell nur für
die 3-Streifen-Projektion entwickelt wurde. Auf ihrer Titelseite informierte
die Denver-Post, dass mehr Zeitungsleute zugegen waren, um "Brüder Grimm" zu
sehen, als sich einst nach einer schweren Herzattacke von Präsident
Eisenhower versammelt hatten.. (Anmerkung des Autors: Eisenhower hatte
in Denver eine Herzattacke – eine Koronarthrombose – am 24. September 1955)
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Damals berichtete die Zeitung "Rocky Mountain News" (Spitzname "The Rocky")
über die Veranstaltung.
Hier ein YouTube clip über die Welt-Voraufführung (Preview) des Films in
Denver (Colorado) am Samstag, den 14. Juli 1962.
Eine leicht gekürzte Kritik über den Film aus der "New York VARIETY" vom
Mittwoch, den 18. Juli 1962.
Ein Metro Goldwyn Mayer - Cinerama - Film produziert von George Pal.
Das Cinerama-Verfahren ist mit dem Spielfilm "Die Wunderwelt der Gebrüder
Grimm", in dem eine Geschichte erzählt wird, erwachsen geworden. Ohne Frage
zeigt Produzent George Pal, dass das übergroße Leinwand-Medium eine neue und
aufregende Film-Ära einleiten kann. 10 Jahre nachdem Cinerama fünf in
Effekten ungewöhnliche epische Reisefilme (Travelogues) hervorbrachte,
könnte mit diesem nun gemeinsamen MGM-CINERAMA-Projekt, verbunden mit der
Innovation, eine Geschichte in Cinerama zu erzählen, ein breites und
profitables Interesse erweckt werden. Aber bei "Brüder Grimm" gibt es mehr
als den Reiz des Neuen, seine visuelle Pracht und die Begeisterung, die von
daher kommt, dass man am Leinwandgeschehen oft teilnimmt. "Grimm" ist
wunderbare, erfrischende Unterhaltung, die allen Einfallsreichtum nutzt, zu
dem das Medium Film in der Lage ist.
Obwohl die Darsteller, von Stars bis Kleindarsteller, gleichermaßen
liebenswert sind – oder, wenn es die Gelegenheit erfordert, richtig böse –
so gibt es einen Stern, der in dieser 2 Stunden und 15 Minuten Show (plus
Pause) unvergleichlich glänzt … er heißt SPEZIALEFFEKTE. Die großen
Märchensequenzen, "Die zertanzten Schuhe", "Der Schuster und die Zwerge" und
"Der singende Knochen", sind wie vieles, was im Laufe der Jahre von
Spezialeffekten geschaffen wurde, charmant und raffiniert gemacht.
Einige aus der Gruppe der 400 Journalisten und Kinobesitzer reisten für die
spezielle Voraufführung am Sonnabendvormittag von fern, wie aus Japan, nach
Denver zum Cooper-Theater an (das erste Haus in der Welt mit einem runden
Auditorium und einer Kapazität von 800 Plätzen, das von Grund auf für das
Cinerama-Verfahren gebaut wurde), um festzustellen, ob "Grimm" auf
Erwachsene genauso viel Anziehungskraft ausüben würde, wie auf das junge
Publikum. Diese Spekulation scheint sich durch den warmen Applaus zur Pause
und beim Schlusstitel: "… und sie lebten glücklich bis an ihr seliges Ende"
zu bestätigen.
Nun, als erzählendes Spielfilmmedium über die Schwelle zur Reife entwickelt,
befindet sich Cinerama technisch gesehen immer noch in den Kinderschuhen.
Das soll nicht heißen, dass es sich nicht bedeutend weiterentwickelt hätte –
es hat. Es gibt Bereiche von beachtlicher Länge, vor allem im zweiten Teil
des Films, wo die Nähte der Teilbilder überhaupt nicht sichtbar sind. Es
gibt jedoch auch Phasen, wo Ungleichheiten der Filme, projiziert von den 3
einzelnen Vorführkabinen, zu sehen sind und sich nun drei verschiedenartige,
jedoch nur geringfügig abweichende "Bilder" zeigen. Darüber hinaus haben die
Techniker es noch nicht hinbekommen, das Wackeln, besonders beim rechten
Film-Panel, zu beseitigen – und zumindest bei dieser Vorführung tanzte der
Film in der Mitte auch gelegentlich.
Die Ursache hierfür ist vielleicht in der Belichtungs- und
Farbzusammensetzung zu finden. Bei gleichmäßiger Beleuchtung und bei
Hintergrundfarben in Volltönen, z.B.: tiefgrün, braun, schwarz, ist in den
Bereichen, wo sich die Teilbilder der Filme vereinen, keine Trennung
wahrnehmbar. Ohne Zweifel werden sich diese Mängel mit weiterer intensiver
Forschungsarbeit sicherlich beheben lassen. Aber das sind Bedenken, die sich
nicht, soweit es die Akzeptanz des Films beim Publikum angeht, allzu
nachteilig auswirken – ernsthafte sowieso nicht.
Es ist auch nicht wichtig, dass sich die biographischen
(lebensgeschichtlichen) Szenen der Grimms ganz genau an Hermann Gerstners
"Die Brüder Grimm" halten. David P. Harmon entwarf die Rahmenhandlung des
Films, die dann von Harmon, Charles Beaumont und William Roberts zu einem
Drehbuch angefertigt wurde. Der Zweck – Regisseur Henry Levin hat seine
entsprechende visuelle Interpretation dazu geliefert – es sollte einfach
eine Brücke zu den Märchen-Sequenzen hergestellt werden. Zum Glück ist es
eine robuste Brücke, die es dem einfallsreichen (manche nennen ihn verrückt)
Wilhelm und seinem eher praktischen Bruder Jacob ermöglicht, als
Persönlichkeiten aus Fleisch und Blut aufzutreten. Was die geschickte und
bemerkenswert ausgewogene Darstellung der jeweiligen Brüder durch Laurence
Harvey und Karlheinz Böhm angeht, so zeigt sich diese in täuschender
Einfachheit. Ihre fortwährenden Bemühungen werden nachhaltig von Claire
Bloom als verständnisvolle, aber manchmal irritierte Frau des
Geschichten-Freaks lobend anerkannt.
Andere wichtige Schauspielerbeiträge kommen von Walter Slezak, Barbara Eden,
Oscar Homolka, Arnold Stang, Martita Hunt, Ian Wolfe und Wilhelm Grimms
Kindern:
Bryan Russell und Tammy Marihugh. In kleineren Rollen spielen auch
gut: Betty Grade, Cheerio Meredith und Walter Rilla.
Pal teilte sich die Regierarbeiten mit Levin. Als Produzent arbeitete er bei
den Märchensequenzen auch als Regisseur mit.
Das traditionelle Märchen "Die zertanzten Schuhe", das von der Prinzessin
handelt, die ihre wahre Liebe in dem bescheidenen Waldarbeiter (Woodsman)
findet, wurde interessant von Alex Romero choreographiert und charmant von
Yvette Mimieux (eine bemerkenswert vielseitige junge Schauspielerin) und
Russ Tamblyn interpretiert. Letzterer durchsteht ein hartes Training, mal
als sichtbarer, dann als unsichtbarer Mitfahrer auf der Rückbank einer
Kutsche, die in einer wilden Fahrt Bergpfade dahinrast – im Vergleich
visuell passend zum Achterbahnfahrt-Thriller aus "Das ist Cinerama". Hier
dominieren Kamera-Tricks, und Anerkennung geht an den Kameramann Paul C.
Vogel, der, es sollte erwähnt werden, insgesamt eine hervorragende Arbeit
gemacht hatte. Das Quartett für Spezialeffekte, bestehend aus Gene Warren,
Wah Chang, Tim Barr und Robert R. Hoag, brilliert hier auch, wie in anderen
Bereichen des Films.
Was Schauspieler-Anerkennung angeht, so punktet Laurence Harvey, denn neben
Wilhelm Grimm spielt er mit rührender Wärme und auch mit einer Spur Jähzorn
die Titelrolle in "Der Schuster und die Zwerge". Diese Sequenz mit ihrer
Weihnachtskulisse mit Weisen und Puppen, die über Nacht im Geschäft des
Schusters Wunder vollbringen, ist ganz bezaubernd – obwohl die
eindrucksvolle Schneelandschaft durch die Teilung der Bilder geringfügig in
Mitleidenschaft gezogen wird. Kurze, aber effektive Auftritte kommen hier
von Walter Brooke, Sandra Gale Bettin und Robert Foulk. Was die Puppen
angeht – sie sind alle liebenswert.
Natürlich hätten Märchen nicht Jahrhunderte überlebt, wenn sie nicht
manchmal Angst und Schrecken bei kleinen Kindern hervorrufen würden. "Der
singende Knochen" handelt von einer gigantischen Begegnung mit einem
feuerspeienden Drachen, die einen hochmütigen, aufstrebenden Ritter und
seinen Diener einbezieht – sie ist voll von übertriebenen Gruselmomenten und
ironischem Humor. Buddy Hackett als bescheidener Diener (er erinnert an den
verstorbenen Lou Costello), der sich letztlich zum strahlenden Ritter
gegenüber seinem hinterhältigen Meister wandelt, ist entzückend und
Terry-Thomas als Meister (Ritter), dessen Feigheit ihm letztlich Ruhm und
Ehre kosten, auch hervorragend. Otto Krüger verkörpert einen
respekteinflößenden König.
Leigh Harlines Filmmusik und Bob Merrills Texte und Musik zu einer Reihe von
Liedern tragen als sehr wichtige Beiträge zur Gesamtwirkung des Films bei.
Auch wenn keine Spezialeffekte zu sehen sind, wäre ohne die Beiträge von
George W. Davis und Edward Carfango, die für die künstlerische Leitung
zuständig sind, ergänzt durch die Bühnenbilder von Henry Grace und Richard
"Dick" Pefferle, das Resultat nicht so effektiv. Walter Thompson vom
Filmschnitt beeinflusste in Zusammenarbeit mit den Regisseuren Levin und Pal
beträchtlich das Tempo des Films.
Der Produzent des Films, George Pal, hat mit "Die Wunderwelt der Gebrüder
Grimm" eine bezaubernde Welt geschaffen – eine Bilderwelt, die wegweisend in
den Annalen der Filmgeschichte ist, kommerziell und künstlerisch. (Pry)
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Die festliche Premiere des Films in Europa
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JETZT WIRD LONDON DIE ERSTE STADT IN DER WELT MIT ZWEI THEATERN EXKLUSIV FÜR
CINERAMA-PRÄSENTATIONEN!
Premieren-Anzeige in dem englischen Fachmagazin "Films and Filming" vom Juli
1963 und rechts Russ Tamblyn (der Waldarbeiter / the Woodsman in "Die
zertanzten Schuhe" / "The Dancing Princess") und seine Frau bei der
europäischen Premiere von "Brüder Grimm"– unten: Filmankündigungen. (Bilder
aus der Sammlung des Autors)
Sie fand in Londons neuem
"Coliseum Cinerama Theatre" am Montag, den 15. Juli 1963 statt. Prinzessin
Margaret, Lord Snowdon, Nicolas Reisini (Präsident von Cinerama, Inc.) und
William R. Forman (Gründer der "Pacific Theatres Chain") nahmen an dem
festlichen Ereignis teil.
Das klassische Theater (nicht wirklich ein Kino – eher ein Opern-Haus oder
Musical-Theater) wurde von der CINERAMA, Inc. für den Einbau einer riesigen
Cinerama-Leinwand übernommen (Größe 27,5 x 8,5 Meter – entlang der Kurve
gemessen) und mit "Brüder Grimm" als "Coliseum Cinerama Theatre" am Montag
den 15. Juli 1963 festlich wiedereröffnet. Schon zuvor hatte MGM einen
Vertrag, vom 06 Juni 1961 bis 19 Mai 1963, mit dem Haus abgeschlossen, um es
als Kino nutzen zu können.
Aus "The Times" vom 24. April 1963:
"Das Coliseum Theatre wird Londons zweites Cinerama-Theater. Das Theater,
das 1961 in ein Kino umgewandelt wurde, wird, nachdem der Mietvertrag mit
MGM nächsten Monat abläuft, zu einem Cinerama-Theater umgebaut. Es wird früh
im Juli mit dem Film `The Wonderful World of the Brothers Grimm´
wiedereröffnet."
incinerama.com gibt interessante Informationen über das Cinerama-Theater.
Nach "Brüder Grimm" folgte am Montag, den 02 Dezember 1963 die UK-Premiere
(auch europäische) von Stanley Kramers "Eine total, total verrückte Welt"
(It's a Mad, Mad, Mad, Mad World, USA, 1963) in "70mm single-strip
Cinerama".Vor der Premiere wurde das Theater für einige Tage geschlossen, um
es für das 70mm-Cinerama-Projektionsverfahren umzubauen – damals in Europa
die erste Installation. Nach einer Wiederaufführung von Michael Todds "In 80
Tagen um die Welt" (Around the World in Eighty Days, USA, 1956) – nun in
70mm – wurde das Kino in dem Gebäude Anfang Juni 1968 entfernt.
Heute ist das Londoner "Coliseum Theatre" ein Opernhaus. Unter folgendem
Link gibt es Informationen über die Geschichte des Hauses.
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Premiere in Frankreich
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Eine französische Vinyl 7"- Schallplatte mit den Themen der
Filmmusik ("easy-listening"-Versionen) interpretiert von MGM
Records-Künstler David Rose und seinem Orchester, oben rechts: Das originale
französische Souvenir-Programmheft und unten: Eine Information über das
Premierendatum des Films im "Empire (Abel Gance) Cinérama Théâtre" (aus "La
Cinématographie Francaise" von damals).
Der Film, jetzt umbenannt in "Les Amours
Enchantées"(Verzauberte Amouren), wurde erstmals im "Empire (Abel Gance)
Cinérama Théâtre" am Dienstag, den 17. September 1963 aufgeführt. Er lief
dort bis Mitte Dezember 1963. Zu dieser Zeit war das Empire-Theater das
teuerste Kino in Frankreich.
In der Zeit vom 22.03.1972 bis zum 08.06.1972 wurde "Brüder Grimm" im
Empire-Theater erneut aufgeführt. Wenn man einen Blick
auf die Poster des Films von der Zeit wirft, dann wird man feststellen, dass
es später einen zweiten Titel gab, nämlich: "Les Merveilleux Contes de
Grimm" (Die wundervollen Märchen der Grimms). Die IMDb gibt sogar eine
dritte Titelversion an: "Le Monde Merveilleux des Contes de Grimm" (Die
wundervolle Welt der Märchen der Grimms). Die 3 Märchen des Films in
Französisch: "La Princesse qui dansait", "Le Savetier et les Elfes" und
"L´Os qui chantait".
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Premiere in Deutschland
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Sie fand unter der Schirmherrschaft des Senators für
Wissenschaft und Kunst, Dr. Adolf Arndt, am Donnerstag, den 19. September
1963 im Berliner Cinerama "Capitol-Theater" statt.
Deutsche Premieren-Annonce und ein Szenenfoto aufgenommen im Burgpark von
Rothenburg ob der Tauber. (Bild vom damaligen MGM-Pressearchiv)
In einigen Anzeigen erschien folgender Slogan: "So großartig wurden Märchen
noch nie erzählt!". Der Film lief im Capitol fast 14 Wochen lang. In der
Premierenanzeige ist auch eine Szene des Films zu sehen, die Jacob Grimm
(Karlheinz Böhm) – "darf ich Dich küssen?" – und Greta Heinrich (Barbara
Eden) zeigt. Greta ist die charmante Besucherin aus Berlin, die es
bewerkstelligt, zumindest zeitweilig, dass Jacobs Denken an Arbeit auch in
Romantik umschlägt.
Aus heutiger Sicht ist das Wort "Gebrüder" (siehe Anzeige) ein altmodischer
Plural des Wortes "Brüder", obwohl es in Verbindung mit dieser alten
Geschichte populärer klingen mag. Im heutigen Sprachgebrauch wird das Wort
"Brüder" bevorzugt und der Filmtitel ist oft "Die Wunderwelt der Brüder
Grimm".
Schlagzeilenvorschläge zur Deutschlandpremiere – eines der wichtigsten
Mittel ihrer Werbung bei der Insertion und Hausfrontgestaltung:
Lieben und Leben zweier berühmter Deutscher – Jacob und Wilhelm Grimm, wie
man sie bisher nicht gekannt hat!
Der sensationelle Aufstieg zweier Männer aus der bürgerlichen Anonymität zum
Weltruhm, zur Spitzenauflage der Weltliteratur!
Mit der gleichen Intensität, mit welcher die Kamera in die Höhlen der
Märchenfiguren eindringt, schildert sie einem Millionenpublikum das bewegte
Leben zweier unvergessener Männer – das Wirken und Schaffen von Jacob und
Wilhelm Grimm!
Jacob und Wilhelm Grimm erobern die Leinwand!
Weltstars in den Rollen der beiden berühmten deutschen Dichter, deren
unvergängliche Werke in mehr als 50 Sprachen übersetzt wurden!
Ein bezaubernder Farbfilm über das Leben der beiden großen Erzähler –
Laurence Harvey als Wilhelm Grimm, Claire Bloom als seine Frau Dorothea,
Karlheinz Böhm als Jacob Grimm; Walter Slezak, Russ Tamblyn, Yvette Mimieux
und weitere Stars der Leinwand!
Ein farbenfrohes Wiedersehen auf der Leinwand mit den Schöpfern jener Werke,
die in millionenfacher Auflage mit Begeisterung gelesen werden – von
Kapstadt bis Hammerfest, von Tokio bis San Francisco!
Jacob und Wilhelm Grimm – wie sie leben, wie sie wirken! Ein zweistündiges
Wiedersehen mit dem faszinierenden Brüderpaar, dessen Lebenslauf mit all
seinen Höhen und Tiefen die Quelle jener unsterblichen Werke darstellt, die
die ganze Welt eroberten!
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"Gebrüder Grimm" im Hamburger Cinerama "Grindel-Filmtheater" im April 1964.
Die schönsten Geschichten durch CINERAMA erzählt! (Bild aus der Sammlung des
Autors)
Eine kurze, gut geschriebene Kritik über den Film aus dem Fachmagazin
"Filmecho / Filmwoche" (Nr.78) vom 28.September 1963.
Produzenten: Metro Goldwyn Mayer und Cinerama (USA,1962), Verleih: MGM /
Deutsche Cinerama, Länge: 3780 m, Laufzeit: 138 Minuten, deutsche Premiere:
19.09.1963.
Wer an diesem Film Freude haben will, als zahlender Besucher oder als
Kritiker, der muss sich schon mit der Tatsache abfinden, dass die Amerikaner
ihre eigene Art haben, deutsche Märchen zu verfilmen. Und wenn sie mit
großem Tross nach Deutschland zogen, in den Wald von Hänsel und Gretel und
zu den Schlössern, in denen verwunschene Prinzessinnen schlafen, dann
suchten sie hier allein das, was man draußen in der Welt unter deutscher
Romantik versteht und vom deutschen Fremdenverkehrsgewerbe ja auch recht
gewinnbringend gehandelt wird. Nichts anderes interessierte sie auch an
Jakob und Wilhelm Grimm. Sie brauchten sie als äußerst sympathische Männer –
der eine (Karlheinz Böhm) gelehrter und der andere (Laurence Harvey)
verträumter als sein Bruder, die sich Märchen erzählen ließen und die sie zu
Büchern für die Kinder in aller Welt vereinten. Dass sie mit fünf anderen
Professoren vom König von Hannover einmal wegen Monarchie gefährdend
liberaler Gesinnung aus Göttingen vertrieben wurden, das zu erwähnen passte
nun wirklich nicht in die Filmlandschaft.
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Ein deutsches Filmplakat und rechts: Ein österreichisches
Programmheft "Neues Film-Programm" (Nr. 4167 / 4 Seiten).
Die Cinerama-Leute haben sich im schönen Deutschland recht genau umgesehen
und dabei offenere Augen für Berge, Wälder, Schlösser und verträumte
Stadtwinkel gehabt als mancher deutsche Filmproduzent. Für den immer wieder
wirksamen Nervenkitzel einer rasanten Talfahrt suchte man sich diesmal
verschlungene Waldwege aus, und das ist kaum weniger aufregend als der Jux
mit der Achterbahn.
Drei Märchen werden im Verlaufe des Films erzählt. Es sind nicht die
bekanntesten, denn die hat ja Walt Disney bereits abendfüllend verwertet –
¬(Anmerkung des Autors: Man denke auch an die herrlichen Märchenverfilmungen
von der Deutschen Film AG (DEFA) oder an all die anderen europäischen
Produktionen). Am nettesten ist das Märchen von der Prinzessin, am
"amerikanischsten" das von den Heinzelmännchen – nicht nur wegen der
englischen Hausinschriften, sondern hauptsächlich wegen der allzu dick
aufgetragenen Christmas-Sentimentalität.
Bei der mit technischem Raffinement gewürzten Drachen-Episode hat man
streckenweise den Eindruck, dass hier mehr an Cervantes als an die Gebrüder
Grimm gedacht wurde. (Georg Herzberg)
Das Deutsche Bundesarchiv stellt auf seiner Webseite eine "Ufa-Film"-
Wochenschau (Nr. 277) von 1961 zur Verfügung. Hier kann man einen
kurzen Clip von den Dreharbeiten des Films im Schloss Neuschwanstein sehen ("Die
zertanzten Schuhe") – zu sehen ab 0:04:38.
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Vor langer, langer Zeit – Hamburgs Cinerama "Grindel-Filmtheater" in seiner
ganzen Breitwandpracht. Die tief gekrümmte Streifenleinwand hatte eine Größe
von 27 x 10 Metern – entlang der Kurve gemessen. (Bild aus der Sammlung des
Autors)
Eine Roadshow-Aufführung: Aufregung verbreitete sich beim Publikum, als sich
nach der Reklame im Kino der Vorhang für den angekündigten Hauptfilm
schloss. Die Beleuchtung im Kino wurde langsam, bis auf die Scheinwerfer,
die für die Vorhangbeleuchtung zuständig waren, heruntergedimmt. Nun
umhüllten die Besucher festlich die Klänge der Film-Ouvertüre. In manchen
Kinos der damaligen Zeit, wie auch im "Grindel", wurde dabei auch die Farbe
der Vorhangbeleuchtung gewechselt. Am Ende der Ouvertüre verdunkelte sich
der ganze Saal. Der Vorhang öffnete sich ganz langsam und man sah dabei als
erstes das Logo des Filmstudios – nie wurde einem die ganze weiße Leinwand
ohne Filmprojektion präsentiert.
Sicherlich dämpfte der Vorhang die Klänge der Ouvertüre ein wenig. Robert
Wise und Jerome Robbins lösten das Problem mit ihrer "West Side Story" (USA,
1961), indem sie die Musik bei geöffneten Vorhang mit einem speziellen
Ouvertüren-Film, auch mit wechselnden Farben, vorspielen ließen – ähnlich
war es später, z.B. auch bei George Cukors "My Fair Lady" (USA, 1964) mit
einer kleinen Sequenz von Blumenbildern. Filme mit Roadshow-Charakter zeigte
man auch mit einer Pause (Intermission), für den zweiten Teil mit einem
Vorspiel (Entr` acte) und oft mit einer Ausgangsmusik (Exit Music). Gegen
Ende der Pause wurden die Kinobesucher per Gong, Glockenspiel oder Glocke
und dem Blinken der Lichter in Lounge und Lobby darum gebeten, ihre Plätze
zu besetzen. Das alles gestaltete den Kinobesuch zu einem wahrlich
festlichen Ereignis.
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Premieren-Anzeige von "Gebrüder Grimm" im Hamburger Cinerama
"Grindel-Filmtheater". Sie fand am Donnerstag, den 23. April 1964 statt –
heute um 20 Uhr festliche Erstaufführung – ein Film für Sie und die ganze
Familie. Romantisch, aufregend, abenteuerlich. Auf der
CINERAMA-Riesenleinwand. Unten: Diverse Anzeigen über all die
3-Streifen-Filme, die einst in diesem Kino aufgeführt wurden. "Auf der Suche
nach dem Paradies" (USA, 1957) und "Cineramas Weltparade" (USA, 1962) liefen
hier nicht.
Eine Auflistung der Filme und ihre Aufführungsdaten:
A.) "Windjammer" (USA, 1958) vom 15.03.1960 bis 19.05.1960, präsentiert von
M.C.S.- Film KG (München), inseriert "in Cinemiracle" – vom 08.06.1962 bis
10.09.1962, präsentiert von der Deutschen Cinerama GmbH (München), inseriert
"in Cinemiracle" / Leinwandgröße: 20 x 9 Meter (Leinwand
höchstwahrscheinlich leicht gekrümmt).
B.) "Die sieben Weltwunder" (USA, 1956) vom 22.09.1960 bis 22.12.1960 – vom
25.08.1961 bis 27.09.1961 und vom 15.12.1961 bis 21.12.1961, präsentiert von
der Deutschen Cinerama GmbH (München) / Leinwandgröße 20 x 9 Meter (Leinwand
höchstwahrscheinlich leicht gekrümmt).
C.) "Südseezauber" (USA, 1958) vom 12.05.1961 bis 24.08.1961, präsentiert
von der Deutschen Cinerama GmbH (München) / Leinwandgröße 20 x 9 Meter
(Leinwand höchstwahrscheinlich leicht gekrümmt).
D.) "Cinerama Holiday" (USA, 1955) vom 29.09.1961 bis 14.12.1961,
präsentiert von der Deutschen Cinerama GmbH (München) / Leinwandgröße 20 x 9
Meter (Leinwand höchstwahrscheinlich leicht gekrümmt)
Im Januar 1963 Umbau zu einem Theater mit einer tief gekrümmten
Streifenleinwand.
E.) "Das war der Wilde Westen" (USA, 1962) vom 01.02.1963 bis 15.12.1963,
präsentiert von MGM und der Deutschen Cinerama GmbH (München) /
Leinwandgröße 27 x 10 Meter (eine originale, tief gekrümmte
Cinerama-Streifenleinwand, entlang der Kurve gemessen).
F.) "Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm" (USA, 1962) vom 23.04.1964 bis
04.06.1964, präsentiert von MGM und der Deutschen Cinerama GmbH (München) /
Leinwandgröße 27 x 10 Meter (eine originale, tief gekrümmte
Cinerama-Streifenleinwand, entlang der Kurve gemessen).
Die Cinerama-Kamera hatte bei den Dreharbeiten zu "Brüder Grimm" viele
Abenteuer zu durchstehen – Informationen aus dem
Roadshow-Souvenir-Programmbuch des Films:
1 – sie wurde in eine Trommel eingebaut und einen Hügel heruntergerollt, um
das Rotieren, so, wie es Russ Tamblyn mit seinen Augen in dem Film sieht, zu
simulieren,
2 – sie wurde auf einen Schlitten montiert, um das Schütteln
beim Fahren auf den gepflasterten Straßen zu absorbieren,
3 – sie wurde
kopfüber unter eine Kutsche geschnallt, wo sie die donnernden Hufe eines
temperamentvollen Pferdegespanns filmte,
4 – sie wurde an der Spitze eines
alten Räderbootes befestigt und tauchte mit ihrer Optik in den Rhein ein,
5
– sie wurde in dem berühmten Regensburger Dom an ein 9 Meter hohes Gerüst
montiert,
6 – sie wurde auf eine Schaukel geschnallt, wo sie über dem
schnappenden Maul eines Drachens hin und her schwang,
7 – sie wurde auf
einer Plattform unterhalb eines Hubschraubers fixiert, wo sie über das
berühmte Rhein-Tal (Rhine River Valley) schwebte.
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Anmerkung des Autors: Der Film
"Das ist Cinerama" (USA,
1952) wurde im "Das Grindel
Filmtheater" auch nicht aufgeführt.
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"Brüder Grimm" im Cinerama-Europa-Palast
in Essen
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Das Cinerama-Filmtheater in Essen (Nordrhein-Westfalen), Viehofer Straße
38-52, wurde 1963 mit dem 3-Streifen-Film "Das war der Wilde Westen" (USA,
1962) eröffnet. Es hatte eine eindrucksvolle, tief gekrümmte
Streifenleinwand mit einer Größe von 27 x 10 Metern (entlang der Kurve
gemessen – die gleiche Größe, wie im "Grindel-Filmtheater"). Anfang der
1990er Jahre wurde es geschlossen. Heute befindet sich in dem Gebäude ein
großer Nachtclub mit dem Namen "Essence". (Bilder aus der Sammlung von Franz
Bläsen)
Franz Bläsen, der später die Leitung des Theaters übernahm, erzählt eine
nette Anekdote, die eine Nachmittagsvorstellung des Eröffnungsfilms "Das war
der Wilde Westen" beschreibt:
Während der Vorstellung versammelte sich damals eine Gruppe von ca. 30
Kinobesuchern im Foyer und wollte sich beschweren – man hätte sie vorher
unbedingt über die Wirklichkeitsnähe der Filmvorführung aufklären müssen.
Während der Floßfahrt (Rafting Scene) in den wirbelnden Stromschnellen eines
Flusses im ersten Teil des Films sind sie im linken vorderen Bühnenbereich
von oben mit einem feinen Wasserstrahl besprüht worden.
Die Vorstellung wurde unterbrochen und die Zufuhr in einer defekten
Wasserleitung an der Decke des Theaters konnte abgestellt werden. "Das war
der Wilde Westen" lief dann, allerdings nicht mehr ganz so realistisch,
weiter.
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Zwerge (Elves) in 3-Streifen-Cinerama
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Ein Bild, das die fünf Zwerge aus dem Märchen "Der Schuster und die Zwerge"
zeigt. "Project Unlimited", ein völlig unabhängiges kleines Filmstudio,
hatte die meisten der Spezialeffekte ausgeführt. Die Zwerge (im originalen
Märchen als "Wichtelmänner" bezeichnet) und auch der Drache in dem Film
wurden von Wah Chang designt. Animiert wurden sie u.a. von Don Sahlin, Jim
Danforth und David Pal, George Pals Sohn. Es dauerte vier Monate, die
Sequenz fertigzustellen. Man liest, dass man einen der fünf Zwerge – in dem
Bild der zweite von rechts – zuvor auch in George Pals Film "Der kleine
Däumling" (Tom Thumb, UK / USA, 1958) verwendet hatte, wo er als "Der
gähnende Mann" (The Yawning Man) agierte. (Bild vom damaligen MGM
Pressearchiv)
George Pal übernahm bei den drei
Märchenepisoden selber die Regie
Zwischen den Jahren 1939 und 1948 erschuf George Pal (1908 – 1980), der in
Ungarn geborene, amerikanische Filmproduzent und Animateur – auch mit dem
Science-Fiction-Genre verbunden – nicht weniger als 40 Puppetoon Kurzfilme
(Puppet = Marionette / Puppe). Sieben dieser Filme wurden für einen Oscar
nominiert. Im Jahr 1944 erhielt Pal einen Ehren-Oscar (Tafel / Plaque) für
"die Entwicklung neuer Methoden und Techniken bei der Herstellung von
Kurzfilmen bekannt als Puppetoons." 1960 wurde er mit einem Stern auf dem
Walk of Fame in Hollywood geehrt (in der 1720 Vine Street gelegen).
Auszüge aus einem interessanten Artikel "Puppetoons in drei Panels" von Roy
Frumkes und Neil Gader, der einst in dem Fachmagazin "The Perfect Vision"
veröffentlicht wurde:
Kritiker und Publikum der damaligen Zeit übersahen Pals Maßstab setzenden
experimentellen Einsatz von Animationseffekten im
3-Streifen-CINERAMA-Verfahren. Diese wurden von der Firma "Project Unlimited
" ausgeführt – einem Unternehmen, das von Wah Chang (bekannt für seine
hervorragenden Animations-Skulpturen) und Gene Warren im Jahr 1958 gegründet
wurde. Während seiner langjährigen Partnerschaft mit Gene Warren nahm sich
Wah Chang die Zeit, um z.B. für Elizabeth Taylor in dem Film "Cleopatra" (UK
/ USA / Schweiz, 1963) Haartrachten zu kreieren und auch zahlreiche Soldaten
und Pferde aus Weichschaumstoff (im "three-quarter scale") für "Spartacus"
(USA, 1960) zu entwerfen, um die Auswirkungen der letzten entscheidenden
Schlacht noch eindrucksvoller aussehen zu lassen.
Bevor "Project Unlimited" im Jahre 1966 aufgelöst wurde, entwickelte man
Effekte an einer Serie von Pals Hauptproduktionen, darunter: "Der kleine
Däumling" (Tom Thumb, UK / USA, 1958), "Die Zeitmaschine" (The Time Machine,
USA, 1960), "Atlantis, der verlorene Kontinent" (Atlantis, the Lost
Continent, USA, 1961) und "Der mysteriöse Dr. Lao" (7 Faces of Dr. Lao, USA,
1964). Für "Brüder Grimm" war man für die Animationen bei allen drei
Märchen-Episoden verantwortlich: "Die zertanzten Schuhe", wo eine Topfblume
blitzartig einschläft, nachdem ein Schlaftrunk über sie gegossen wird, "Der
Schuster und die Zwerge", wo in einem Anfall von Nachtaktivität ein Team von
Zwergen (elves) erscheint, um einen alten freundlichen Schuster (im Film
Laurence Harvey) zu retten, und "Der Singende Knochen", wo ein Drache
versucht an Buddy Hackett herumzuknabbern.
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Der freundliche alte Schuster, gespielt von einem hier kaum
wiederzuerkennenden Laurence Harvey, mit seinen fünf Zwergen (elves). (Bild
vom damaligen MGM-Pressearchiv)
Pals frühere Modelle hatten auswechselbare hölzerne Köpfe – so um 30 – um
Dialoge darzustellen. Wah Chang sagte über die Herstellung von "Der Schuster
und die Zwerge": "Man benutzte nur in der Zwergen-Sequenz mehrere Masken. Es
waren etwa 20 bis 30 verschiedene Gesichter. Die Puppe war so konzipiert,
dass die Augen am Kopf verblieben und die Masken Löcher hatten, durch die
man die Augen hat sehen können. Auf diese Weise konnte man die Augen
bewegen. Die Masken kamen aus einer Serie von Wachsabdrücken, die alle
gleich aussahen und ich veränderte sie in die Richtung, dass sie entweder
lachen, lächeln oder Vokale aussprechen konnten. Es gab eine Maske (Kopf)
für das "A", eine Maske für das "E", eine Maske für das "O" oder "M" und man
hielt sich an den Arbeitsplan, um die richtige Maske für den Dialog
aufzusetzen. Der Ton wurde natürlich immer zuerst aufgezeichnet und dann
wurde die Animation nach dem Soundtrack durchgeführt. Für die Animation des
Drachens hatten die Animateure gewisse Freiheiten, da man nicht an
irgendwelche Texte gebunden war, wohingegen bei der Zwergen-Sequenz jedes
einzelne Bild beachtet werden musste, damit jede Gesichtsanimation synchron
mit dem Singen des Liedes abgestimmt war. Und all das wurde durch den
Direktor bestimmt, der in diesem Falle ich war. Man musste genau auf dem
Arbeitsplan notieren, welche Gesichtsmaske aufzusetzen war, was der Zwerg zu
tun hatte, ob er einen Nagel einschlug, eine Schuhsole klebte oder was auch
immer."
Wie es zu vermuten war, wurde der bereits schwerfällige Filmprozess noch
weiter durch die Komplikationen der 3-Streifen-(Panel)-Photographie
verlangsamt. Während die Animateure eine Cinerama-Kamera nur zweimal
verwendeten – für Laurence Harveys Traum-Szene, die aus dem fertigen Film
entfernt wurde, und um Titelsequenzen für die amerikanische und ausländische
Version des Films zu drehen – mussten sie nichtsdestotrotz 3 Cinerama-Filme
(Panels) herstellen. Das taten sie mit einer einfachen Acme /
Photosonics-Kamera Bild für Bild, die auf einer speziellen Vorrichtung
montiert war, die es ermöglichte die drei Blickwinkel der Cinerama-Objektive
zu simulieren.
Jim Danforth, ein 3-D-Stop-Motion-Tricktechniker, der früher bei Project
Unlimited auch an Filmen wie: "Die Zeitmaschine" (The Time Machine, USA,
1960) oder "Der Herrscher von Cornwall" (Jack the Giant Killer, USA, 1962)
mitgearbeitet hatte, erinnerte sich an folgendes:
"Für die Animation – wir brauchten Objektive mit unterschiedlichen
Brennweiten – gab es eine Kamera, die an einem Gestell über einem
Aluminiumunterteil montiert war. Die Kamera war grundsätzlich um den
virtuellen Brennpunkt des Objektivs schwenkbar und hatte Sperrvorrichtungen
bzw. Haltepunkte für die drei Positionen. (Anmerkung des Autors: Gemeint
sind die drei Blickwinkel für das Cinerama 3-Streifen-Verfahren)
Das Aluminiumunterteil hatte die Form eines großen Tortenstücks und war
horizontal und parallel zum Boden ausgerichtet. Vorne, nahe der Spitze,
befand sich der Drehpunkt der Kamera. Hinten waren in dem Unterteil drei
Löcher gebohrt. Die Kamera war an einer Stange befestigt, die man über das
Unterteil schwenken konnte. Am hinteren Ende der Stange befand sich ein
Auslöser mit einem Pistolengriff. Wenn man den Pistolenhebel zurückzog
konnte man einen Stift herausziehen, der dann jeweils in eines der drei
gebohrten Löcher im Aluminiumunterteil in die Positionen A, B oder C
einrastete. So konnten wir aufeinanderfolgende Einzelbilder im Trick
aufnehmen: A-, B- und C-Panel."
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Don Sahlin bringt die Zwerge in Bewegung und rechts: Eine Schachtel
mit einer Serie von Wachs-Masken für verschiedene Mundbewegungen (Bilder von
Wah Chang, entnommen aus dem Artikel "Puppetoons in drei Panels").
Gene Warren ergänzte: "Das einzige bestehende technische Problem war das
Ausrichten auf die drei Blickwinkel. Für den Fall, dass sich die horizontale
Achse für jeden der Betrachtungswinkel deutlich unterschied, lernten wir
recht schnell, das zu kompensieren. Wir versuchten das Problem durch die
Gestaltung der Bühne auszugleichen. Wir konnten uns nicht einfach nur eine
lange, kontinuierliche horizontale Linie, wie z.B. für das Regal mit den
Zwergen ausdenken und dann alles in den drei fundamentalen Positionen filmen
und erwarten, dass das im Resultat irgendwie normal aussehen würde. Aber das
Interessante ist, dass man diese seltsame Nicht-Ausrichtung in der
Horizontalen nicht bemerkte, da der Umfang der Leinwand so war, dass man
wirklich nicht alles von einer Position aus hätte sehen können.
Das menschliche Auge ist zu einem sehr breiten dezentralen Sehen fähig. Doch
bei einem genauen Blick in die Randbereiche kommt es dazu, dass man den Kopf
ein wenig von links nach rechts zu dem bewegt, was dort auch immer die
Aufmerksamkeit erregt. Ein großer Teil der Handlung wurde so eingeplant –
man schaut auf das linke Einzelbild, weil es dort Interessantes zu sehen
gibt, und merkt so nicht, dass die Horizontalen nicht völlig angepasst
sind."
Die so genannten "Dailies", das übliche projizierte Betrachten der
Filmaufnahmen vom Drehtag zuvor, entwickelte sich für das
Project-Unlimited-Team zu einer komplizierten Angelegenheit. Entweder musste
man ein paar Tage warten, indem man die Einzelbilder (Anmerkung des Autors:
Stop-Motion ist nichts anderes als eine Serie von Standbildern) in MGMs
optischer Abteilung ihrem Schicksal überließ – sie dort angenommen oder
verworfen wurden – um sich dann später alle drei Filme (Panels) ansehen zu
können oder man fügte sich die Bilder durch ein bisschen kreatives Schaffen
selber zu einem Film zusammen. Dann konnte man sich die einzelnen Filme
(Panels) als Vorschau mit Hilfe eines Filmbetrachters (die Moviola) selber
anzuschauen. Das für gut befundene Material wurde MGM dann zugeschickt.
Da es natürlich effizienter war, sofort zu wissen, ob die Aufnahmen
brauchbar waren, entschied man sich für den Filmbetrachter. Chang erinnerte
sich an die Schwierigkeiten, die sich bei diesem Teil des
Animationsprozesses ergaben und sagte: "Sich Dailies anzuschauen bereitete
uns, sobald Cinerama mit im Spiel war, die größten Probleme. Wir hatten bei
jedem dritten Bild einen Schnitt zu machen, klebten die getrennten Teile
zusammen und dann lief es durch den Bildbetrachter (die Moviola), was nicht
gut war, weil es mit jedem zusammengefügten, geklebten Bild immer
schwieriger wurde, alles zu betrachten. Und dann muss man auch noch
bedenken, dass man zu diesem Zeitpunkt nur ein Drittel des Films sah, in der
Hoffnung, dass es mit dem nächsten Filmstreifen (panel) zusammenpassen
würde."
Interessante Informationen über
Don Sahlin und seine Arbeit sind hier
erhältlich.
Auf Roland Latailles Webseite
incinerama.com sind Bilder von den
Dreharbeiten mit der Acme / Photosonics-Kamera zu sehen.
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Der mit Edelsteinen überzogene Drache des Films
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So sah der Drache im Film aus und als er im
Juli 2004 zu einer Auktion eingereicht wurde. Bilder rechts: Der Drache 5
Jahre später, inzwischen in einem arg zerfallenen Zustand, bei
"liveauctioneers" angeboten und verkauft. Die Auktion begann dort am 01. Mai
2009 (Hollywood Auction 36 – Bilder und Informationen sind den beigefügten
Links entnommen).
Man beachte im oberen kleinen Bild am Hals des Drachens die kleine Buddy
Hackett-Modellfigur. Der Drache, 84 cm lang und 44,5 cm hoch, wurde
zweckgebaut und auch für detaillierte Kopf-Nahaufnahmen benutzt, als er mit
Hans (gespielt von Buddy Hackett) in "Der singende Knochen"- Sequenz des
Films kämpfte. Der Drache wurde von Wah Chang und Bill Brace designt und von
Jim Danforth animiert. Jim entwickelte sich damals zu einem der führenden
Animateure in der Stop-Motion-Branche. Für die damalige Zeit, ohne
"Computer-generated imagery", sind die Drachen-Effekte gut gemacht – bis
vielleicht auf eines: Das Feuer des Drachens erweckt den Eindruck, als ob
man dafür gefärbte Papierstreifen benutzt hatte.
Für Gelenkbewegungen sind Hals und Kopf mit Stahlkugel- und
Sockel-Konstruktionen ausgestattet, wohingegen der restliche Körper aus
dickwandigem Stahldraht besteht. Der von Wah Chang aus Latex-Schaumstoff
skulpturierte Körper ist verständlicherweise im Laufe der Zeit erhärtet und
all die Juwelen sind von der Haut des Drachens gefallen. Die Tatsache, dass
er überhaupt noch existiert, kann als ein Ausnahmefall betrachtet werden.
Die meisten solcher Miniaturen wurden nach Abschluss der Filmarbeiten
zerlegt und Teile davon für andere Anwendungen benutzt.
Anmerkung des Autors: In 1990er Jahren besaß ich eine wundervolle limitiere
STAR WARS "Yoda"- Figur, die auch aus Latexschaumstoff hergestellt war. Im
Laufe der Jahre bekam sie leider auch kleine Risse und zerbröselte, so dass
sie am Ende schrecklich aussah.
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Die Musik von Leigh Harline und Bob Merrill
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Das Deluxe Box Album (MGM 1E3 – auch mit Stimmen aus dem Original
Soundtrack) mit dem Hardcover Souvenir-Programm des Films (36 Seiten) und
hier zusätzlich hinzugefügt die deutsche Softcover Souvenir Broschüre (16
Seiten) – alles aus der Sammlung des Autors. Es ist ein Storybook-Album, in
dem eine Geschichte erzählt wird, das eher für Kinder gedacht ist. Unten
links: Leigh Harline (1907 – 1969) und unten rechts: Bob Merrill (1921 –
1998).
MGM-Records präsentiert mit
Stolz die Musik und die Geschichte aus dem Film "The Wonderful World of the
Brothers Grimm"! – Verpackt in einem Deluxe Box Album und zusätzlich mit
einem farbigen Hardcover-Souvenir-Buch ausgestattet.
Über das Album: Die Songs von Bob Merrill wurden von Gus Levene speziell für
dieses Album angepasst, der auch die Leitung des Orchesters übernahm. David
P. Harmon, der die Geschichte des Films schrieb, erstellte für die LP auch
die Erzählung durch Charles Ruggles und leitete die Musikaufnahme. Das Album
wurde von Jesse Kaye produziert.
Zwei renommierte Komponisten arbeiteten an dem Musik-Projekt. Bob Merrill
(ein amerikanischer Liederschreiber, Schauspielkomponist, Lyriker und
Drehbuchautor) schrieb Text und Musik für die vier Songs: "Ah-oom",
"Christmas Land", das humoristische "Dee-Are-A-Gee-O-En" und "The Dancing
Princess". Er wirkte auch an folgenden Themen mit: "Gypsy Fire", "Above the
Stars" und dem Haupthema des Films "The Wonderful World of the Brothers
Grimm". Die Musik für "The Singing Bone" wurde, mit Text von Charles
Beaumont, auch von ihm geschrieben.
Mit seiner Filmmusik (Musical Score) ergänzte Leigh Harline seine Karriere
mit einem neuen Highlight, die er Anfang der 1930er Jahre in den
Disney-Studios begann. Dort komponierte und arrangierte er bereits rund 50
Scores für Kurzfilme, hauptsächlich für die "Silly Symphonies"-
Cartoon-Serie.
Richtig berühmt wurde er aufgrund seiner Songs zu Disneys "Snow White and
the Seven Dwarfs" (Schneewittchen und die sieben Zwerge, USA, 1937) und
seiner Oscar prämierten Filmmusik zu Disneys "Pinocchio" (USA, 1940), die
auch den Song "WhenYou Wish Upon a Star" beinhaltet, für den er auch einen
Oscar erhielt, den er sich mit Ned Washington teilte.
Für die Musik zu "Brüder Grimm" tritt mit dem MGM-Sinfonieorchester auch
Ruth Welcome (1918 – 2005), eine deutsch-amerikanische Zither-Spielerin und
Künstlerin (Star) bei Capitol Records, auf. Als Kind erlernte Frau Welcome
das Zitherspiel in Freiburg, am Schwarzwald gelegen, und in Basel (Schweiz).
(Quellen: U.a. das Hardcover-Souvenir-Buch)
Für die speziellen Road-Show-Aufführungen hatte man den Film zusätzlich mit
einer Ouvertüre, einem Entr´acte (Vorspiel zum zweiten Akt) und einer
Ausgangsmusik (Exit Music) ausgestattet. Abgespielt wurde Cineramas
eindrucksvoller 7-Kanal-Surround-Ton im Vorführraum des Kinos von einem
35mm-Magnetband über einen speziellen "Sound-Dubber", der mit den drei
Filmprojektoren elektronisch verkoppelt war. Das Band lief, wie es auch bei
dem 3-Streifen-Film der Fall war, mit etwa 41 Meter (135 Fuß) pro Minute.
Ein Standardfilm (35mm) wird mit 27,4 Meter (90 Fuß) pro Minute vorgeführt.
Im März 2010 veröffentlichte das amerikanische Soundtrack-Label "Film Score
Monthly" (Lukas Kendall) in Los Angeles die komplette Filmmusik (Musical
Score) des Films auf einer Doppel-CD (Vol.13 / No.4 / Silver Age). Damit
wurde für viele Filmmusikliebhaber ein lang ersehnter Wunsch, auch der des
Autors, erfüllt.
Hier eine Soundtrack-Suite
von Leigh Harlines Oscar-nominierten Filmmusik –
ein Wort der Warnung: Einige Themen sind Ohrwürmer (catchy tunes) und man
wird nicht aufhören, sie für eine Zeit vor sich her zu summen.
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Einige Gedanken über den Film
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Dankenswert ist es, dass die Amerikaner mit diesem Film versucht haben, den
beiden deutschen Sprachgelehrten Jacob und Wilhelm Grimm ein Denkmal in
CINERAMA zu setzen. Jedoch sind die Lebensgeschichten (Biographien) der
beiden Brüder, die sich als Rahmenhandlung um die in dem Film eingefügten
drei Märchen ranken, auch märchenhaft idealisiert, bzw. erkennbar
vereinfacht und teils auch unbedarft und verkitscht erzählt. Man muss aber
auch bedenken, dass man bei der liebevollen Verfilmung des Stoffes, mit
vielen eindrucksvollen Aufnahmen vom Land, alten deutschen Burgen und
Städten, auch daran gedacht hatte, dass sich viele Kinder den Film anschauen
werden. Und es ist letztlich ein Film für Kinder geworden oder auch für
Erwachsene, die im Herzen jung geblieben sind. Aus heutiger Sicht ist er
"old fashioned" und vielleicht gerade deswegen sehenswert. Da erinnere ich
mich an eine Kinoanzeige vom 16. Mai 1960 (siehe Bild), was den
Cinemiracle-Film "Windjammer" (USA, 1958) angeht. Darin steht: "Letzte
Möglichkeit für Sie, diesen sauberen und technisch außergewöhnlichen Film zu
sehen!". Die beiden Eigenschaften treffen auch auf "Brüder Grimm" zu.
Die Kinder der Familie Grimm heißen in dem Film Friedrich und Pauline. Im
wahren Leben waren es jedoch Herman (oder Rudolf) und Auguste.
Auch die Inhalte der Märchen wurden im Vergleich zu denen, wie sie im
Original in den Kinder und Hausmärchen zu lesen sind, modifiziert –¬
sicherlich auch, um deren Verfilmung einfacher zu gestalten, sie zu
verkürzen und vielleicht auch, um den Unterhaltungswert zu steigern. Hier
nur grob einige markante Unterschiede:
A.) "Die zertanzten Schuhe" – im Original (KHM 133) sind es 12 Töchter, die
sich in einem unterirdischen, hellerleuchteten Schloss nachts ihre Schuhe
kaputttanzen. Im Film ist es eine Prinzessin, die nachts in einem
Zigeunerlager im Wald tanzt.
B.) "Der Schuster und die Zwerge" – im Original (KHM 39) sind es zwei kleine
nackte Wichtelmänner (Zwerge), die so um die Weihnachtszeit herum in
mehreren Nächten die Schuharbeiten ausführen. Nachdem sie als Dank Kleidung
bekommen, verschwinden sie für immer. Im Film sind es fünf eingekleidete,
vom Schuster geschnitzte Zwerge (elves), die in der Nacht vor Weihnachten
die Schuharbeiten ausführen und die zum Weihnachtsfest vom Schuster als
Geschenke an fünf Waisenkinder vergeben werden.
C.) "Der singende Knochen" – im Original (KHM 28) sind es zwei Brüder, die
gegen ein Wildschein kämpfen. Aus Habgier und Ruhmessucht tötet ein Bruder
den anderen, der zuvor das Wildschwein erlegt hatte. Als das durch einen
"singenden Knochen", der ja von den Gebeinen des getöteten Bruders stammt,
herauskommt, wird der Mörderbruder als Strafe in einen Sack genäht und
lebendig ersäuft. Im Film sind es ein Ritter und sein Diener, die gegen
einen Drachen kämpfen. Hier tötet der Ritter aus gleichen Motiven seinen
Diener. Auch hier kommt die Wahrheit durch den "singenden Knochen" an den
Tag. Nun wird dem Märchen von den Filmemachern eine weitere Grausamkeit
genommen. Der "singende Knochen" fällt zu Boden und daraus erwächst
leibhaftig-lebendig der getötete Diener aus dem Nichts. Der Ritter wird als
Strafe nun nicht mehr in einen Sack genäht und ersäuft, sondern muss seinem
ehemaligen, wiederauferstandenen Diener, nun `Sir Hans der Drachentöter´,
für immer dienen.
Dazu muss ergänzt werden, dass Märchen zu einer Textgattung gehören in der
Wunder selbstverständlich sind. Sie sind frei erfunden und ihre Handlungen
sind weder zeitlich noch örtlich festgelegt.
Bereits zu Lebzeiten veränderte Wilhelm Grimm hier und da den Inhalt seiner
Geschichten, indem er versuchte, sie zu glätten – ihnen ein wenig
Grausamkeiten und auch sexuelle Anspielungen zu nehmen. Trotzdem wurde /
wird viel über die Gewalt in den Märchen diskutiert.
Was die typischen Cinerama-Effekte in dem Film angeht, so halten sie sich in
Grenzen. Es ist vor allem in "Die zertanzten Schuhe" die hektische
Kutschfahrt hinab verschlungener Waldwege in der all die gewohnten
Cinerama-Breitwand-Kamera-Tricks Anwendung finden, um die Kinobesucher
richtig zu fesseln. Es ergibt sich auch ein wirkungsvoller Effekt in der
"Der singende Knochen"-Sequenz, wo Buddy Hackett schwindelerregend an einer
Leine über einer Höhle hin und her schwingt, in der sich der Drache
befindet. In der Märchensequenz "Der Schuster und die Zwerge" wird durch die
Nahaufnahmen der süßen Zwerge (elves) ein gegenteiliger Effekt erzielt.
Nahaufnahmen sind für Cinerama stets ein Problem gewesen.
Raymond Durgnat schrieb im August 1963 in seiner Filmkritik über "Brüder
Grimm" in dem englischen Fachmagazin "Films and Filming" u.a.: "Cineramas
Bilder nur vom mäßigem Interesse … mir kam die Cinerama-Leinwand noch nie so
klein vor … die Leute nehmen das Gefühl von der Leinwandgröße über die Größe
der auf der Leinwand abgebildeten Darsteller wahr und Cinerama-Nahaufnahmen
verringern den Cinerama-Effekt."
Sol A. Schwartz, Präsident der RKO-Filmtheater, äußerte sich einst über
Cinerama mit folgenden Worten: "Auch ich bin von Cinerama begeistert. Aber
ich sehe noch nicht klar, wie Cinerama für dramatische Stoffe angewandt
werden und wie man angesichts der übergroßen Leinwand intime Kammerspiele
lancieren kann."
Mit den beiden (narrative) Spielfilmen "Das war der Wilde Westen" und "Die
Wunderwelt der Gebrüder Grimm" fand Cineramas 3-Streifen-Ära ihr Ende. Das
Publikum bevorzugte den Großwestern mit seiner abenteuerlichen Handlung und
den beeindruckenden Panoramaaufnahmen (open vistas). "Brüder Grimm" ist eher
eine intime, pläsierliche Geschichte. Gene Warren von "Project Unlimited"
äußerte sich über den Film in einem Interview, geschrieben in dem Artikel
"Puppetoons in Three Panels", folgendermaßen: "Grimm wäre viel dynamischer
gewesen, wenn er im Ein-Film-Verfahren (single frame) gemacht worden wäre.
Wir hätten in anderes getimed und ihn anders gedreht. Ich denke, es war ein
ungünstiger Mix von Filmformat und Thema."
Das ursprüngliche Cinerama wurde schließlich zugunsten von 70mm verworfen.
Das 3-Streifen-Cinerama war beim Filmen als auch beim Projizieren zu
kompliziert und zu kostenaufwändig. Man wechselte zum 70mm-Film mit dem auf
dem Film befindlichen 6-Kanal-Surround-Magnetton, der auf der großen, stark
gekrümmten Cinerama-Leinwand mit einem speziellen Projektionsobjektiv
zumindest einen ähnlichen, allerdings nicht ganz so gewaltigen, jedoch ohne
Nähte, Effekt erzielen konnte.
Man nannte es auch Cinerama, was im Vergleich zum
3-Streifen-Projektionsverfahren mit seinem speziellen SEP MAG (Separated
Magnetic) 7-Kanal-Surround-Ton natürlich nicht ganz der Wahrheit entspricht.
Ich befinde mich bald im "Bonusbereich" meines Lebens – aber ich kann mit
einem gewissen Stolz darüber berichten, dass ich einst im Alter von 12
Jahren "Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm" in 3-Streifen-Cinerama im
imposanten Hamburger "Grindel-Filmtheater" genießen konnte.
Weitere Information über den Film sind in der beigefügten
Bildergalerie und
natürlich in den zahlreichen Web-Links nachzulesen.
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Eine Gedenktafel und das Familiengrab der Grimms
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Die Berliner Gedenktafel und oben rechts: Das "Haus Huth" mit
der Tafel unten links. Im unteren Bild ist das Grimm'sche Familiengrab zu
sehen – jetzt neu mit Augustes Grab ganz links. (Alle Bilder sind vom Autor
aufgenommen)
Die Gedenktafel ist an der
Hinterseite des unter Denkmalschutz stehenden Hauses (Weinhauses) "Huth" in
der Alten Potsdamer Straße 5 – in der Nähe des Potsdamer Platzes liegend –
angebracht. Die letzte Ruhestätte der beiden berühmten Deutschen befindet
sich auf dem "Alten St. Matthäus-Friedhof" in Berlin-Schöneberg.
Auf der Gedenktafel, hergestellt von der Königlichen Porzellan-Manufaktur
(KPM) in Berlin, steht folgender Text: "BERLINER- GEDENKTAFEL: Hier
gegenüber, in dem Hause Linkestraße 7, lebten und arbeiteten die Brüder
Grimm von 1847 bis zu ihrem Tode. Beide gehörten zu den Vorkämpfern für eine
geeinte deutsche Nation. Zu ihrem Lebenswerk zählen das Deutsche Wörterbuch
und die Herausgabe der berühmten Kinder- und Hausmärchen. Die Brüder Grimm
gelten als Begründer der modernen Germanistik".
Der "Alte St. Matthäus-Friedhof" (Old St. Matthew's Cemetery) gehört zu den
kunsthistorisch und stadtgeschichtlich bedeutendsten Friedhöfen Berlins und
feiert dieses Jahr sein 160jähriges Bestehen. Diese fünf Steine markieren
die Gräber der Grimms – eine Ehrengrabstätte der Stadt Berlin.
Das Familiengrab – von links nach rechts:
A.) Endlich nach 97 Jahren, eingeweiht im Juni 2016, eine eigene Grabstätte
für Auguste Grimm, Wilhelms Tochter, geb. am 21. August 1832, gest. am 09.
Februar 1919. Zuvor, im Jahr 1919, hatte man ihre Urne in Wilhelms Grab
beigesetzt – jedoch ohne irgendeine Inschrift auf Wilhelms Grabstein.¬
B.) Herman Grimm, Wilhelms Sohn, geb. am 06. Januar 1828, gest. am 16. Juni
1901, "Lux Aeterna Luceat Eis" (ewiges Licht leuchte ihnen),
C.) Rudolf Grimm, Wilhelms Sohn, geb. am 31. März 1830, gest. am 13.
November 1889, "Beati Mundo Corde" (selig, die reinen Herzens sind),
D.) Wilhelm Grimm, geb. am 24. Februar 1786, gest. am 16. Dezember 1859,
E.) Jacob Grimm, geb. am 04. Januar 1785, gest. am 20. September 1863.
Wilhelms Ehefrau, Henriette Dorothea "Dortchen" Grimm (geb. Wild), geb. am
23. Mai 1793, gest. am 22. August 1867, ist auf dem "Alten Friedhof" in
Eisenach beigesetzt. Das Grabmal wurde 2009 / 2010 kostenaufwändig
restauriert.
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