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"Windjammer" in Hamburg | Read more at in70mm.com The 70mm Newsletter
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Von: Gerhard Witte, Berlin | Date:
15.05.2011 |
Gerhard
Witte and Dave Strohmaier. Image by Thomas Hauerslev
Den Film “Windjammer: Die
Schiffsreise der Christian Radich“ (USA 1958) habe ich erstmals als
kleiner Junge anfangs der 60er Jahre im Tonhallen-Kino in Düsseldorf auf
einer stark gekrümmten Leinwand mit einer Größe von etwa 24 x 10 Meter
gesehen. Das war ein unvergessliches Erlebnis für mich und weckte in mir
mein starkes Interesse für Breitwand-Kino und Filmmusik. Der Filmsong “Kari
waits for me“ und die herrliche Filmmusik von Morton Gould blieben bis heute
in meiner Erinnerung. Zu dieser Zeit schenkten mir meine Eltern zum
Geburtstag eine Philips EP Schallplatte, die einige Auszüge der Filmmusik
beinhaltete. Der Schallplattenspieler lief den ganzen Tag lang und ich
vermute, dass meine Eltern es später bereuten, mir die Schallplatte
geschenkt zu haben.
Viele Jahre später, am 11. März 2006, hatte ich die Freude eine originale
3-Streifen-Cinemiracle-Projektion mit 7-Kanal-Magnet-Surround-Ton dieser
wundervollen Seereise beim Widescreen Festival in Bradford sehen zu können.
Es handelte sich dabei sogar um eine deutschsprachige Version, die
allerdings durch das Alter der Kopie, ihre Farben fast verloren hatte.
Und jetzt, mehr als 50 Jahre nach der Uraufführung des Films im ehrwürdigen
Savoy-, jetzt Metropolis-Kino in Hamburg wurde ein Traum wahr:
“Windjammer“ in vollen Farben, digital nachgearbeitet auf der großen,
leicht gebogenen Leinwand - keine Triptychon-Projektion, sondern voll
digital mit auf allen drei Filmstreifen korrigierten Farben. Der originale
Cinemiracle 7-Kanal Magnetton des Films wurde in einen digitalen 5.1 Mix
umgewandelt.
["...The deck also puts out 2 channel stereo that is encoded for dolby pro
logic -2 and many places use that for this type of thing. 5.1 mix is on the
digital files but for some reason few places can do it thru decks SDI or
HDMI outputs. The Pro logic sound is almost identical to the 5.1 when we did
comparisons at Chace sound after the 5.1 mix.". Randy Gitsch].
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Cadet
#34, a surprise guest in Hamburg is taking a bow. Image by Thomas Hauerslev
Ich bin froh darüber, dass das alte Savoy-, jetzt Metropolis-Kino heute noch
existiert. Weltweit sind die meisten Cinerama/Todd-AO Roadshow-Häuser
abgerissen oder entkernt worden. Ich hoffe sehr, dass das Metropolis/Savoy
eine Zukunft hat. Es sollte in die Liste denkmalgeschützter Gebäude
eingetragen werden, da es sich immerhin um das erste extra für Todd-AO-Filme
gebaute Kino in Europa handelt und am 14. März 1957 seine Pforten öffnete.
Die Hamburger können stolz auf das Kino sein.
Wenn ich heute den großen Kinosaal betrete, bekomme ich noch immer eine
Gänsehaut und fühle mich in meine Jugendzeit zurück versetzt, in der ich
dort alle großen 70mm (Todd-AO) Filme sah. Nun steche ich wieder in große
See, begleitet von etwa 250 bis 350 Christian Radich Enthusiasten. Ich
beobachte, dass die meisten von uns, wie auch ich, nicht die Jüngsten sind
und sich viele der Gäste in englischer Sprache unterhalten. Sogar Jan
Halvorsen, ein ehemaliger Windjammer-Film-Kadett, erscheint zur Überraschung
der Cineasten.
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David
Strohmaier and Randy Gitsch giving the lecture of the remastered version of
"Windjammer". Image by Thomas Hauerslev
Bevor der Film "Windjammer" aufgeführt wurde gab es einen längeren
und zwei kurze Vorträge. Als erstes hielten die extra aus Los Angeles
eingeflogenen David Strohmaier und Randy Gitsch einen interessanten etwa ½
stündigen Vortrag über die Restaurierung des Windjammer-Films. Anlässlich
des 822. Hamburger Hafengeburtstags präsentiert die Kinemathek Hamburg in
der Zeit vom 5.-24. Mai 2011 eine Filmreihe mit Filmen aus Norwegen mit dem
Titel: "Norwegen-Schiffe und Menschen". Der Generalkonsul von Norwegen, Herr
Morten Paulsen, hielt dazu den zweiten Vortrag und letztlich äußerte sich
der Metropolis Kinoleiter Martin Aust u. a. auch über die Bemühungen das
Metropolis/Savoy - Kino zu retten, wobei hier noch keine klaren
Entscheidungen getroffen sind.
In den Jahren wurde das Kino mit einer neuen Leinwand ausgestattet. Ich
vermute sie hat eine ähnliche Größe wie die vom früheren Savoy-Kino, also um
20 x 8,5 Meter. Ich gestehe, “Windjammer“ in dieser neuen digitalen
Version zu sehen wirkte nicht ganz so gewaltig auf mich, wie ich es einst
bei der originalen Cinemiracle-Triptychon-Projektion erleben durfte, denn
das Filmbild erreichte nicht die volle Breite der Leinwand und es hätte ein
bisschen schärfer sein können. Die Farben waren ein Genuss. Ich hatte nicht
damit gerechnet, dass die SmileBox-Version des Films ihre Wirkung zeigt und
die Krümmung der Leinwand tatsächlich optisch verstärkt. Die Trennstreifen
der ehemaligen Triptychon-Projektion waren immer noch leicht zu erkennen,
was in meinen Augen nostalgisch an Cinemiracle-Zeiten erinnert und nicht
unbedingt von Nachteil ist.
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Testing
"Windjammer" in SmileBox on the curved Metropolis screen. Image by
Thomas Hauerslev
“Windjammer“ und auch viele Cinerama-Filme wurden in Kinos rund um
die Welt aufgeführt, deren Leinwände die unterschiedlichsten Krümmungen
aufwiesen. Dabei wurden zum Teil so starke Krümmungen erreicht, dass sich
für den Kinobesucher beim Betrachten des Films ein Blickwinkel auf die
Leinwand von 146 Grad in der Breite ergab – das entspricht fast dem
Blickwinkel des menschlichen Gesichtsfeldes. Eine solche stark gekrümmte
Leinwand kann man zum Beispiel heute noch im Pictureville-Kino in Bradford
(England) genießen. Beim Metropolis/Savoy-Kino, ohne SmileBox-Effekt, soll
der Blickwinkel etwa bei 120 Grad liegen.
Der digitale 5.1 Ton beeindruckte vor allem, wenn es auf See stürmisch wurde.
Wie schön es war, den Film in voller Länge genießen zu können, hier mit
einleitendem Kinogong, mit Ouvertüre, Pausen- und Schlussmusik. Ich denke,
es wird große Freude machen, den Film auf DVD oder Blu-ray sehen zu können
und es ist wichtig, dass dieses fast verlorene Filmwerk der Öffentlichkeit
rund um die Welt zugänglich gemacht wird.
Nach der Vorstellung gab es im Foyer des Kinos ein kleines Buffet mit Wein
und Lachshäppchen und die Cineasten hatten Gelegenheit über ihre
verschiedenen Erfahrungen zu plaudern.
Es war eine rundum gelungene Veranstaltung. Ich möchte mich bei all den
Referenten und bei Thomas Hauerslev für den europäischen Vertrieb des Films
bedanken. An David Strohmaier und Randy Gitsch einen Extradank für die
Restauration des Films, ebenso einen Dank an die Geschäftsleitung des Kinos,
die uns diese einzigartige Erfahrung im schönen Metropolis Kino an diesem
Abend ermöglichte.
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28-07-24 | |
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