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MCS 70 / Wonderama / Cinerama
Der Reisefilm "Flying Clipper –
Traumreise unter weißen Segeln" in Deutschland und in den USA |
Read more at
in70mm.com The 70mm Newsletter
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Written by: Gerhard
Witte, Berlin (Germany) |
Date:
22.06.2015 |
Die
Weltpremierenannonce von dem Film in der "Münchner Merkur"- Zeitung vom
Donnerstag, den 20. Dezember 1962. Das festliche Ereignis fand einen Tag
zuvor, am 19. Dezember statt. "Unter der Schirmherrschaft des
Präsidenten des Deutschen Bundestages Herrn Dr. Eugen Gerstenmaier"
wurde in den Filmankündigungen geschrieben. Bei der Premiere waren auch
der Filmproduzent Rudolf Travnicek, die Regisseure Rudolf Nussgruber und
Hermann Leitner, der Komponist Riz Ortolani und seine Frau, die Sängerin
Katyna Ranieri, und Matrosen der Flying Clipper zugegen.
"Flying Clipper – Traumreise unter weißen Segeln"
(Mediterranean Holiday, BRD, Laufzeit 154 Minuten, Seitenverhältnis (AR)
1: 2.21), vielleicht eine deutsche Antwort zum erfolgreichen
Cinemiracle-Film
"Windjammer: The Voyage of the Christian Radich" (USA, 1958),
hatte seine Welt-Premiere in Münchens "Royal-Palast" am Goetheplatz am
Mittwoch, den 19. Dezember 1962. Der Reisebericht ist der erste deutsche
Spielfilm, den man in dem neuen Breitfilmverfahren mit dem Namen "MCS
70" drehte, das damals von der Firma
Modern Cinema Systems (MCS) Film
KG. (Rudolph Travnicek) in München entwickelt wurde. Man filmte mit
neuen, leichten – Gewicht ohne Film-Kassette um 13 kg – 65mm
Reflexkameras ("Field Cameras"). Diese wurden von dem norwegischen
Ingenieur Jan Jacobsen (1916-1998) speziell entworfen und gebaut. Die
Filmergebnisse übertrug man auf 70mm-Positivfilm, der dann zusätzlich
mit 6-Kanal-Magnetton ausgestattet wurde.
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More in 70mm reading:
The German Travelogue "Flying Clipper –
Traumreise unter weißen Segeln" in Germany and in the USA
"Flying Clipper"
Wolfram Hannemann 's Film Introductions for the Widescreen Weekend 2010
A new 70mm print of
"FlyingClipper"
Dream Journeys: The
M.C.S.-70 Process and European Cinema of the 1960s
To Split or not to
Split ... That is the Hollywood Question!
Arc-120
Gives Wider Vistas
Gerhard
Witte's in70mm.com Library
Internet link:
The "Thrillarama" process
The
Walter Reade Organization:
ZEISS Germany:
"Luna del miel", the whole movie in Spanish on YouTube:
"Flying Clipper – Traumreise unter weißen Segeln" a German trailer:
"Old
Shatterhand" info and images, an impressive website by Stefan Kubale:
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Ein "Windjammer-Krieg" zwischen der Cinerama /
Cinemiracle, Inc. in New York und der M.C.S. - Film KG. in München
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Ab
20. Dezember mit zehn 70mm-Kopien im Einsatz. Der erste deutsche
70mm-Farbgroßfilm. "Flying Clipper – Traumreise unter weißen Segeln"
aufgenommen in MCS 70, Eastman Color und mit 6-Kanal-Magnetton. Darunter:
Eine Anzeige von Montag, den 24. Dezember 1962 – der Film zur
Weihnachtszeit in Münchens Royal-Palast. "Eine Traumreise ins Mittelmeer
zu den schönsten Plätzen der Alten Welt, wie sie nur wenigen Menschen
vorbehalten ist: Portugal, Jugoslawien, Ägypten, Libanon, Türkei,
Griechenland, Italien, Frankreich und Spanien."
Den Deutschland-Vertrieb für den erfolgreichen Cinemiracle-Film "Windjammer: The
Voyage of the Christian Radich" (USA, 1958) übernahm damals, im
Auftrag der U.S. Firmen Cinemiracle International, Inc. und National
Theatres, die neu gegründete Münchner Firma Modern-Cinema-Systems (MCS)
Film KG. (Rudolf Travnicek). Gerade noch rechtzeitig zum Deutschen
Turnfest in München (20.07.1958 - 28.07.1958) wurde "Windjammer"
erstmals in Deutschland im "Royal-Palast" am Dienstag, den 22. Juli 1958
aufgeführt. Die Startkosten beliefen sich auf um 70.000 DM. Die etwa
16.000 kg schwere Cinemiracle-Ausrüstung wurde damals direkt von
Hollywood nach München eingeflogen (Quelle: "Filmwoche" aus dieser Zeit).
Der Filmtheaterbetreiber, Rudolf Englbert, mietete die aufwändige und
teure Filmtechnik. Als später, im Jahr 1961, M.C.S.- Film KG. mit der
Produktion ihres eigenen Films mit dem anfänglichen Titel "Flying
Clipper – Traumreise eines Windjammer" begann, kam in Amerika bei
der Cinemiracle International Picture, Inc., mittlerweile eine
Tochtergesellschaft der Cinerama, Inc., Unwillen auf und man sah darin
eine Rechtsverletzung. Die Cinerama-Anwälte hatten dargelegt, dass die
beklagte deutsche Firma als Lizenzinhaber des Cinemiracle-Films
"Windjammer" (USA, 1958) in Deutschland auch vertraglich gebunden
war. Es sei dem deutschen Vertragspartner untersagt, einen anderen
Breitwandfilm dieser Art zu produzieren, zu kopieren, vorzuführen, zu
verleihen oder die Lizenz dafür zu vergeben, hieß es.
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…
wir sind in Ägypten an Bord der "Flying Clipper" und setzen die Dreharbeiten
planmäßig fort. Bild links: Die M.C.S. - Film KG. / Bavaria - Filmverleih
GmbH. - Information. Bild rechts: "Flying Clipper" – Ankündigung der
Filmpremiere in West-Berlins "Delphi-Filmpalast am Zoo", die am Freitag, den
15. Februar 1963 stattfand.
Um den 20. März 1962 veröffentlichten M.C.S.- Film KG. / Bavaria-Filmverleih
GmbH in diversen Fachzeitschriften eine Großanzeige (siehe Bild) mit
folgendem Text:
Information: Wir sind die Produzenten und Verleiher des Films "Flying
Clipper – Traumreise eines Windjammer". Wir planen diesen Film seit über
einem Jahr, drehen ihn seit Mai 1961 und setzen die Dreharbeiten planmäßig
fort. Wir benötigen für unseren Film keine Genehmigung der Cinemiracle
International Picture, Inc., New York, weil unser Film:
1.) ein Reise-Dokumentar-Film ist, auf einem von uns entwickelten
Originaldrehbuch basiert und kein fremdes schutzfähiges Thema verletzt.
2.) nicht im drei-streifigen Cinemiracle-Verfahren gedreht wird, sondern im
MCS 70mm-Verfahren, das sich mit einem Projektor nahtlos vorführen lässt.
3.) mit dem Cinemiracle-Film "Windjammer" nichts zu tun hat.
Wir müssen den Vorwurf eines Eingriffs in Rechte der Firma Cinemiracle mit
Entschiedenheit zurückweisen und behalten uns vor, die Firma Cinemiracle mit
geeigneten Maßnahmen zur Zurückziehung und künftigen Unterlassung derartiger
Vorwürfe zu zwingen. Den Titel "Flying Clipper" mit dem Zusatz "Traumreise
eines Windjammer" haben wir gewählt, weil unser Schiff "Flying
Clipper" heißt und das Wort "Windjammer" als Titel-Bestandteil ein
reiner Gattungsbegriff ist, der nichts anderes als "großes Segelschiff"
bedeutet. Die Fertigstellung des Filmes geht unbehindert weiter. M.C.S.-
Film KG. (München) Bavaria - Filmverleih GmbH. (München)
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In
der "New York VARIETY" stand am 13. Juni 1962 folgendes: Cinemiracle
gewinnt den ersten Schritt in der Klage gegen deutschen "Windjammer"-Produzenten.
München, Dienstag, den 05. Juni 1962.
Gemäß einer einstweiligen Verfügung, die vom Münchner Amtsgericht
herausgegeben wurde, dürfen Bavaria-Film und die Produzenten Hardt und
Travnicek ihren zukünftigen Film mit dem Titel "Flying Clipper –
Traumreise eines Windjammer" weder ankündigen, noch dafür werben
oder ihn vorführen. Der Gerichtsbeschluss erfolgte aufgrund einer
Beschwerde von Cinemiracle International, New York, dahingehend, dass
der sich gegenwärtig im Ausland in der Produktion befindliche Film um
ein Segelschiff auf einer Mittelmeerreise eine Urheberechtsverletzung
des Cinemiracle-Films "Windjammer" von 1958 darstellen würde.
Durch die Verwendung des Wortes "Windjammer" würden bereits bestehende
Ähnlichkeiten mit dem Cinemiracle-Film weiter in die Höhe getrieben. Die
Beklagten behaupten, dass Ein-Wort-Titel nicht als Resultat einer "kreativen
Erfindung" zu sehen seien und somit nicht per Gesetz geschützt werden
könnten, wie auch die Idee über die Herstellung eines Filmreiseberichts
über eine Windjammer-Kreuzfahrt. Die Anhörung ist für den 18. Juni
festgelegt.
Daraufhin wurde der Filmtitel von M.C.S.- Film KG. damals
zweimal geändert. Von "Flying Clipper – Traumreise eines Windjammer"
in den Titel "Flying Clipper – Traumreise eines Dreimasters" und
schlussendlich hatte man sich auf den Titel "Flying Clipper –
Traumreise unter weißen Segeln" geeinigt.
Am 01. September 1962 wurde in dem deutschen "Film-Echo/Filmwoche"
Fachmagazin (Nr. 70) berichtet: "Flying Clipper" in England gestoppt.
Die amerikanische Cinemiracle International Picture, Inc. hat in London
eine bis zum 02. Oktober 1962 befristete Verfügung erwirkt, die es der
M.C.S.- Film KG. München und Rudolph Travnicek gerichtlich untersagt,
den Film "Flying Clipper" weiter zu produzieren, zu kopieren oder
aufzuführen. Durch die Verfügung werden vor allem die Kopierarbeiten bei
Technicolor in London unterbrochen. Die Cinemiracle, eine Tochterfirma
der Cinerama, Inc., wirft Rudolf Travnicek vor, er habe mit seinem
Projekt "Flying Clipper" vertragliche Vereinbarungen gebrochen,
die er bei Übernahme des Films "Windjammer" vor einigen Jahren
eingegangen sei. (hjw)
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Eine
Werbung von Bavaria-Film: Auf den Wellen des Erfolges – von Woche zu Woche
steigende Besucherzahlen! Jetzt 16 Wochen in Deutschland – 12 Wochen in
Österreich. "Dieser erste deutsche 70mm-Farbfilm wurde groß angepriesen; er
hielt, was seine Werbung versprach." (Nürnberger Zeitung)
Mitte Oktober 1962 gab M.C.S.- Film KG. folgende Anzeige (siehe Bild) in
einigen Fachmagazinen heraus:
Die zwischen M.C.S.-Film und Bavaria-Filmverleih einerseits und der
Cinemiracle, Int. andererseits bisher vorhandenen Differenzen sind
außergerichtlich beigelegt worden. Dem rechtzeitigen Erscheinen des Films
"Flying Clipper – Traumreise unter weißen Segeln" stehen keine Hindernisse
mehr entgegen. Der Film wurde nach seiner Münchner Weltpremiere am
19.12.1962 an diverse Erstaufführungstheater verliehen (siehe Bild), wo er
im Weiteren erfolgreich lief:
In der schönen Hansestadt Hamburg hatte der Film in 70mm im "Ufa-Palast am
Gänsemarkt" am Freitag, den 26. April 1963 Premiere und lief dort 8 Wochen
lang, bis zum Donnerstag, den 20. Juni 1963. Eine
Website des Deutschen Bundesarchivs berichtet über die neugezogene
70mm-Kopie des Films, welche erstmals zu den
Internationalen-Berliner-Filmfestspielen im Jahr 2009 gezeigt wurde.
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Aufführung von "Flying Clipper" in den USA
Zuerst in 35mm Wonderama – dann in 70mm Cinerama
Informationen über ein lange vergessenes Projektionsverfahren: WONDERAMA
aka ARC120
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Registrierte
Patentdaten – Daten von "IFI CLAIMS Patent Services" bereitgestellt.
Der Erfolg von CINERAMA brachte weitere ähnliche 35mm Multi-Projektions-Verfahren
wie: "Thrillarama" (1956 – 2 Projektoren, 2 Projektionsstrahlen), "Cinemiracle"
(1958 – 3 Projektoren, 3 Projektionsstrahlen) oder "ARC120" / "Wonderama" (realisiert
Anfang der 1960er Jahre – nur 1 Projektor, 2 Projektionsstrahlen) hervor. "Wonderama",
bereits vorher auch als "ARC120" bekannt, war ein sehr kurzlebiges
Projektionsverfahren, das von Dr. Leon Weliczker Wells*, Fachmann im Bereich
der optischen Forschung, erfunden wurde. Der Produzent Leon J. Bronesky
entwickelte es weiter und warb dafür. Es wurde speziell für kleine
Filmtheater entwickelt, die sich den Aufwand für große Umbaumaßnahmen nicht
leisten konnten.
* Dr. Leon Weliczker Wells (10.03.1925 - 19.12.2009) Erfinder des
ARC120-Verfahrens, wurde in Polen geboren und war ein renommierter
amerikanischer Wissenschaftler, Physiker, Optiker und Schriftsteller. Er war
ein jüdischer Überlebender des Holocaust. Er emigrierte 1949 in die USA. Im
Mai 1961 wurde er beim Eichmann-Prozess in Jerusalem als Zeuge vernommen.
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Das ARC 120-Verfahren.
Links: Das Teilen des Originalbildes in 2 Hälften (2 x sphärisch).
Rechts: Die zwei Teilbilder vertikal "Fuß an Fuß" in den Rahmen eines
35mm-Films kopiert – Rahmengröße 25 x 18,3 mm. Die Magnettonspuren (z.B.
Stereo) sind außerhalb der Filmperforation an den Rändern des Films
untergebracht. Zeichnung aus der deutschen Fachzeitschrift "Kinotechnik"
(Nr. 11/1960).
Bei YouTube gibt es ein langes
Interview (1996) mit ihm – "Jewish Survivor Leon Wells Testimony".
Auch
Wikipedia berichtet über Wells und sein schweres Leben.
Zur Herstellung von Filmkopien für die "Wonderama / ARC120"- Projektion
bevorzugte man, um eine möglichst beste Bildqualität zu erzielen, als
Basismaterial Filme, die mit einer hochauflösenden großen Aufnahmefläche
(high-resolution wide-gauge negative films), wie
Technirama oder 65mm,
gedreht wurden. In diesem Verfahren wurde anschließend jedes einzelne
Negativbild in zwei Hälften geteilt. Diese drehte man und kopierte sie
senkrecht "Fuß an Fuß" in den einzelnen Bildrahmen eines
35mm-Negativfilms, der über die Größe eines Stummfilms von 25 x 18,3 mm
verfügt (siehe Bild). Anamorphotisches Ausgangsmaterial wurde vorher
optisch entzerrt. Wells gab zu verstehen, dass durch den Wegfall von
anamorphotischen Projektionsobjektiven der öfters auftretende Verlust an
Bildqualität nun entfallen würde.
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Der
ARC-Projektions-Vorsatz ("20-16") mit seinen zwei Objektiven (Linsen)
entwickelt von der Firma Zeiss Ikon AG in Kiel. Er ist an einen "Ernemann
VIII B"-Projektor montiert. (Foto: Zeiss Ikon – mit freundlicher Genehmigung
von ZEISS Deutschland)
Vorgeführt wurde mit einem einzigen 35mm-Projektor (standardgemäß mit 24
Bildern pro Sekunde) an dem ein so genannter ARC120-Vorsatz, ausgestattet
mit zwei Projektionsobjektiven, montiert war. Der Vorsatz wurde damals von
der Firma "Zeiss Ikon AG" in Kiel entwickelt. In Deutschland stellte man das
Verfahren erstmals zur Photokina-Messe in Köln, die vom 24.09. bis zum
02.10.1960 stattfand, vor. Durch die Zweilinsen-Projektion konnte man den
Film ohne deutlichen Schärfeverlust auf einer tief gekrümmten Leinwand
vorführen. Der Ton, 2 Magnettonspuren, befand sich außerhalb der Perforation
an den Rändern des Films (siehe Bild).
ARC 120 wurde
erstmals mit Michael Powells Film "Luna del miel" (Honeymoon, UK/Spanien,
1959, Laufzeit 109 Minuten - von IMDb) vorgestellt (getestet). Das war
höchstwahrscheinlich in Blackpool (England) im August 1960.
"Die Reise durch Spanien ist ein Fest für die Augen und die
temperamentvollen dramatischen Flamencotänze berühren die Seele!"
Eine gründliche Restaurierung des Films, nicht die ARC120-Version, wurde von
Charles Doble angefertigt. Er präsentierte ihn während des San Sebastian
Film-Festivals (Spanien) im September 2002 mit einer neuen 35mm-Scope-Kopie
und gab folgende Informationen zum Thema:
"Damals wurde der Film im Original mit Stereo-Ton hergestellt – eine
4-Kanal-Magnetton- Version. Visuell kam er in ARC120 und in Technirama in
die Kinos. Das waren ziemlich neue Verfahren. Eines davon, ARC120, war ein
Versuch, den Schärfeverlust zu verhindern, wenn auf große gekrümmte
Leinwände projiziert wurde. Das beinhaltete eine komplizierte und schwere
Reihe von Projektionslinsen (Anmerkung vom Autor: Der ARC120-Vorsatz), die
vorne an einen 35mm-Projektor montiert wurden. Jedes Bild eines Films wurde
vertikal in zwei Hälften geteilt. Aus Sicht der Projektion war es ein
Albtraum, die beiden Bildhälften zur gleichen Zeit nahtlos in der Mitte der
Leinwand zu vereinen. Selbst bei den größten Projektoren führte der
kolossale, schwere Vorsatz (Adapter) für das ARC120-Verfahren zu
unkontrollierten Verwacklungen des Bildes.
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Zusätzliche
Information über den
Film sind in den
Powell & Pressburger Seiten nachzulesen.
Es ist bemerkenswert, wieviel Material für die Filmrestaurierung
erhalten geblieben ist – beide, die originalen ARC120- und
Technirama-Kopien und Negative (die Farben der Kopien verwandelten sich
in ein "Bordeaux-Rosa"), sogar die originalen Stereo-Magnettonbänder
und, interessanterweise, viele originale Verschnitte (outtakes), die nie
in der finalen Version des Film zu sehen waren."
In Deutschland kam der Film mit dem Titel "Honeymoon – strahlender
Himmel, strahlendes Glück" (Laufzeit 100 Minuten) in die Filmtheater.
Er hatte am 18. Dezember 1959 in Münchens "Filmcasino" (siehe Anzeige)
seine Premiere und am 21. Dezember 1959 in verschiedenen deutschen Kinos
(Information aus "Filmblätter" / "Filmecho"). Es war keine
ARC120-Version, höchstwahrscheinlich eine 35mm-Scope-Kopie.
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"Flying Clipper" in Wonderama nicht erfolgreich
präsentiert
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Eine
Werbung für den Film "Mediterranean Holiday", der in den USA zum ersten Mal
in "Wonderama" präsentiert wurde. "Wonderama in Trenton" - Bilder mit
freundlicher Genehmigung von Roland Lataille von
incinerama.com
Für Aufführungen in Amerika kaufte Walter Reade Jr., Eigentümer einer
kleinen Kinokette, einer Filmvertriebs-Gesellschaft und Vorsitzender der
Reade-Sterling-Company, die Rechte an den in Deutschland produzierten Film
und wandelte ihn in das ungewöhnliche "ARC120"- Projektionsverfahren, das
nun "Wonderama" benannt wurde, um. Mit dem neuen Titel "Mediterranean
Holiday" hatte er seine offizielle "Wonderama"-Welt-Premiere im "Strand
Theatre" in Plainfield, New Jersey, am Donnerstag, den 05. März 1964 – jetzt
auch begleitet durch Kommentare und Lieder von Burl Ives. Vielleicht auch
mit wenigen zusätzlich gedrehten Szenen.
In der Anzeige steht geschrieben:
Das Vorführverfahren, das einem Wunder gleicht, das Sie genau in die Mitte
des unglaublichsten Abenteuers versetzt, das Sie je erlebten! Eine
Reade-Sterling-Präsentation, gedreht in prächtigem Eastman Color und mit
sensationellem Surround-Ton. Sie machen all das und mehr, weil der Zauber
von "Wonderama" Sie zum Teil des Films macht! – Ihr Gastgeber: Burl Ives,
der auch Balladen von der See singt! Sie fahren eilig über heißen weißen
Sand zu einem wilden Kamelkampf! – Sie sind gefangen in der Mitte eines
seltsamen Säbel-Rituals! – Sie wirbeln durch die Kurven von Monacos
gefährlicher Rennstrecke und es begegnen Ihnen Prinzessin Gracia und Prinz
Rainier! – Sie marschieren mit der weltberühmten Griechischen Wache durch
alte Ruinen! – Bei einer waghalsigen Rettung über einem sturmaufgewühlten
Mittelmeer hängen Sie gefährlich von einem Hubschrauber!
Die eigentliche U.S. "Wonderama"- Premiere war mit "Mediterranean Holiday"
in der dritten Kalenderwoche des Jahres 1964 (Januar) in einem Kino,
höchstwahrscheinlich im "Cinerama Theatre" (ehemals "Colonial") in Hartford,
Connecticut, geplant *). Aber es gab technische Schwierigkeiten und die
Vorführung wurde damals verschoben.
Eine weitere Premiere war im Reades "RKO Trent Theatre" in Trenton, New
Jersey, für Donnerstag, den 23. Januar 1964 vorgesehen. Unter folgendem
Link ist ein Flugblatt (siehe Bild) zu lesen, das damals für die erwartete
Premiere von "Mediterranean Holiday" in "Wonderama" in Trenton verteilt
wurde.
Technische Probleme führten leider zu weiteren Aufschüben der Uraufführung
und letztlich zur Absage des Films an beiden Abspielstätten. Schlussendlich
fand die festliche öffentliche "Wonderama"- Premiere doch noch am Donnerstag,
den 05. März 1964 im "Strand Theatre" in Plainfield, New Jersey, statt.
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*)
Vom Autor neue Informationen 08.10.2017:
Die offizielle Premiere sollte in Hartfords "Strand Theatre" (der gleiche
Name wie in Plainfield), und nicht im "Cinerama Theatre", am Freitag, den
17. Januar 1964 stattfinden. Zuvor hatte man das Kino für den Einbau einer
18 Meter breiten, tief gekrümmten Leinwand, die ein Sichtfeld von 120 Grad
abdeckte, für 3 Tage geschlossen.
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All
das ist in den folgenden interessanten Artikeln zu lesen: "New York
VARIETY" datiert Mittwoch, den 22. Januar 1964: Reade verschiebt "Wonderama"-
Aufführung. Hartford, 21. Januar 1964.
Die amerikanische Premiere des "Wonderama"-Vorführverfahrens wurde hier
letzte Woche verschoben als festgestellt wurde, dass das spezielle
deutsche Objektiv von falscher Größe war und somit nicht den
mathematischen Berechnungen des Verfahrens entsprach. Eine schnell
besorgte amerikanische Optik sollte dem Zweck dienen, aber das Bild
füllte die gekrümmte Leinwand nicht in voller Breite aus und es wurde
beschlossen, alles bis zum Erhalt des richtigen Objektivs zu verschieben.
Radio, TV und Zeitungsanzeigen informierten die Öffentlichkeit über die
Absage der Aufführung. Eine Voraufführung für die Presse wurde ebenfalls
abgesagt. Der Film, der in Farbe gezeigt werden sollte heißt
"Mediterranean Holiday" – ein Reisebericht.
"Wonderama" ist im Besitz von Walter Reade-Sterling, Inc. Es handelt
sich um ein weiteres Vorführverfahren, das Breitwandbilder mit "visueller
Tiefenschärfe" (in depth optic) zeigt. Es wird erwartet, dass "Wonderama"
auf einer exklusiven Basis an Filmhäuser in der ganzen Nation
präsentiert und bewilligt wird. Das spezielle Projektionsobjektiv wird
an den Filmprojektor angepasst und die Leinwand wird von Reade
eingerichtet. All das ist erwartungsgemäß mit nur geringen Kosten für
die Theater verbunden, da keine großen Investitionen nötig sind. Es gibt
keine großen strukturellen Veränderungen (Anmerkung vom Autor: Bis
natürlich auf die große gekrümmte Leinwand) und man braucht dafür keine
speziell ausgebildete oder mehrere Vorführer. Reade möchte einen
prozentualen Anteil der Hauseinnahmen und er gab auch zu verstehen, dass
"Wonderama" den Filmhäusern ermögliche, mit CINERAMA oder anderen
Widescreen- Vorführverfahren zu konkurrieren. Nahezu jede Filmkopie
aller Macharten und Größen seien mit diesem Verfahren kompatibel und es
wäre nur ein Minimum an Kosten nötig, um eine Kopie in "Wonderama"
anzufertigen. "Wonderarma" wurde in England und in Argentinien erprobt.
Eine Aufführung diese Woche in Trenton, New Jersey, wurde aufgrund der
noch ausstehenden Vorführung in Hartford verschoben. Erfinder des
Systems ist Leon W. Wells, ein New Yorker Physiker und Entwickler für
Filmausrüstung. Der Produzent Leon J. Bronesky begann 1955 mit der
Entwicklung des neuen Projektionsverfahrens.
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Das
Prinzip des optischen Systems für die ARC120-Breitbild-Projektion. Zeichnung
aus der deutschen Fachzeitschrift "Kinotechnik" (Nr.11/1960).
(1) – Linse – (2) Prisma – (3) Zentralprisma – (4 + 5) Front-Prismen – (6
+7) Projektions-Objektive – (8) Impulsblende, eine eingebaute rotierende
Blende, die die Aufgabe hat, die Nähte (seams) zwischen den beiden
überlappenden Teilbildern (panels) zu kaschieren – (9) ein drehzahlvariabler
Gleichstrommotor für die Impulsblende.
Luftbild= Überkopfprojektion, wo die beiden Teilbilder zusammenkommen.
Informationen aus der deutschen Fachzeitschrift "Kinotechnik" (Nr.11/1960):
Die durch die Überlappung der beiden Teilbilder beim Projizieren in der
Mitte der Bildwand normalerweise sichtbar werdende Trennlinie wird durch die
Impulsblende (8) annähernd unsichtbar gemacht. Sie wird von einem regelbaren
Gleichstrommotor (9) mit etwa 10.000…15.000 Umdrehungen pro Minute
angetrieben und unterbricht mit ihren vier Kanten in der Ebene des
Luftbildes das Überlappungsgebiet der beiden Teilbilder mit einer Frequenz
von etwa 666…1000 Hertz. Vergleichsweise könnte man diesen Vorgang auch als
"optische Wobbelung" bezeichnen. Die Drehzahl des Motors ist regelbar, um
möglicherweise auftretende periodische Helligkeitsschwankungen infolge
Bildung von Schwebungen zwischen Blendenfrequenz und Wobbelfrequenz in einen
für das Auge nicht mehr wahrnehmbaren Bereich verschieben zu können.
"New York VARIETY" datiert Mittwoch, den 26. Februar 1964: "Wonderama"-Verfahren,
Test in Jersey.
Die U.S.-Premiere von Walter Reade-Sterlings "Mediterranean Holiday"
in dem neuen "Wonderama"-Verfahren, die eigentlich letzten Monat in Hartford
hätte stattfinden sollen, wird wieder geplant und zwar für den Abend des 04.
März im "Strand Theatre" in Plainfield, New Jersey (Anmerkung vom Autor:
Eine Pressevorführung – die Premiere für die Öffentlichkeit war ein Tag
später, am 05. März). Die Aufführung in Hartford musste vor einiger Zeit in
letzter Minute abgesagt werden, da ein passendes Objektiv aus Deutschland
nicht rechtzeitig ankam. Reade-Sterling plant Filmfachleute, Journalisten
und Mitglieder der Finanzwelt zu der Premiere einzuladen und per Bus von New
York und von Philadelphia nach Plainfield zu befördern. "Wonderama" ist ein
neues Projektionsverfahren für tief gekrümmte Leinwände, das mit 35mm-Film
arbeitet.
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Darstellung
des ARC120-Breitwand-Projektionsprozesses: Der ARC120-Vorsatz, montiert
an einen 35mm-Projektor, projiziert zwei sich überkreuzende Strahlen auf
eine große gekrümmte Leinwand. Der Film wird in einem Seitenverhältnis (AR)
von 1:2.64 gezeigt. Zeichnung aus der deutschen Fachzeitschrift "Kinotechnik"
(Nr.11/1960).
Ein Auszug von einem Artikel über "Wonderama" geschrieben in dem
Fachmagazin "Boxoffice" datiert 09. März 1964: "Wonderama" enthüllt –
ein neues Vorführverfahren. Plainfield, New Jersey, im März 1964.
Ein neues und revolutionäres Vorführverfahren mit dem Namen "Wonderama"
wurde der Presse hier am Mittwoch, den 04., im "Strand Theatre"
vorgestellt. Die Innovation ist das Resultat der Erfindung eines
elektronischen Objektivs mit Prismen und auch eines in zwei Hälften
geteilten Filmbildes, die senkrecht, anstatt horizontal, in den
einzelnen Bildrahmen eines 35mm-Films kopiert sind. Die beiden
Teilbilder werden beim Projizieren von prismatischen Linsen wieder
zusammengefügt und auf einer großen gekrümmten Leinwand vorgeführt. Hier
im "Strand Theatre" hat sie eine Größe von mehr als 18,3 Metern Breite
und mehr als 6,4 Metern Höhe und eine Tiefe von 6 Metern im Zentrum. (Anmerkung
vom Autor: Eine andere Quelle gibt eine Tiefe von 4,8 Metern an, was
wahrscheinlicher ist) Der erste Film, der in diesem Verfahren gezeigt
wird heißt "Mediterranean Holiday" in dem 20 junge Seekadetten mit einem
Dreimaster-Segler Mittelmeerländer bereisen. Er wird von
Continental-Distributing im Zuständigkeitsbereich der Walter
Reade-Sterling, Inc., die auch die Kontrolle über das Verfahren
übernimmt, verliehen. "Wonderama" wurde auch entwickelt, um ein
gleichmäßig beleuchtetes Bild mit nur einer Lichtquelle zu erzeugen, das
im Gegensatz zu den üblichen Theaterprojektoren eine doppelte Brillanz
liefert. Das "Wonderama"-Bild arbeitet mit bis zu 140 Ampere Strom
anstelle der normalen um 65 Ampere. (Anmerkung vom Autor: Ich denke,
dass die Brillanz des Bildes auch von der Größe der Leinwand und deren
Lichtabstrahleigenschaften abhängig ist)
Reade-Sterling sagt: "Es handelt sich hier um das erste entwickelte
System mit dem man zwei getrennte Filmbilder (Halbbilder) mit nur einem
Projektor vorführen kann. Es ist das erste seiner Art mit dem ein Film
auf eine gekrümmte Leinwand mit visueller Tiefenschärfe von einer
Einheit projiziert wird. Normalerweise ist es mit nur einem Projektor
nicht möglich, ein völlig scharfes Bild in allen Tiefenbereichen der
Krümmung zu erzeugen. "Wonderama" schafft das durch Bildteilung und
anschließendem Projizieren der beiden Bildhälften durch prismatische
Linsen. Diese können an jeden 35mm-Projektor angebracht werden." Das
Verfahren wurde von Dr. Leon W. Wells erfunden. Der gebürtige Pole
studierte in München und kam 1949 in die USA, um dort an der Lehigh
Universität in Bethlehem, Pennsylvania, zu arbeiten. Er hat zahlreiche
Auszeichnungen. Laut einer von Reade-Sterling erstellten "Wonderama"-Broschüre
ist der Schlüssel des Verfahrens die 35mm-Spezialkopie, die mit jedem
Standardprojektor vorgeführt werden kann, um ein gigantisches Bild auf
der Leinwand zu erzeugen.
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Eine
schematische Darstellung von diversen Projektionen auf eine tief gekrümmte
Leinwand. Zeichnung aus der deutschen Fachzeitschrift "Kinotechnik"
(Nr.11/1960).
a.) Ein Projektor (1 Bild "B", die Krümmung "d" ist groß)
b.) Drei Projektoren "Cinerama" (3 Teilbilder "B1/B2/B3", die Krümmung "d"
ist klein)
c.) Ein Projektor "ARC120" (2 Teilbilder "B1/B2", die Krümmung "d" ist klein)
Ein Auszug von einer Rezension über die "Wonderama"- Premiere in Plainfield:
"New York VARIETY" datiert Mittwoch, den 11. März 1964, geschrieben von
Vincent Canby: Noch Fehler in Reades "Wonderama" – aber das Versprechen
des Mediums ist teilweise sichtbar.
Die Premiere von Walter Reade-Sterlings neuem Verfahren für stark gekrümmte
Leinwände, "Wonderama" im "Strand Theatre", New Jersey, am Mittwochabend
(4), wurde durch einige technische Schwierigkeiten getrübt. Die
35mm-Projektionstechnik scheint jedoch ihr Versprechen zu halten – wenn
nicht das CINERAMA des armen Mannes, dann das CINERAMA des kleinen
Ausstellers, falls und wenn alle Fehler ausgebügelt sind. "Wonderama" wird
in Plainfield mit dem in Deutschland hergestellten Reisefilm
"Mediterranean Holiday" vorgeführt, der als Fortsetzung des Cinemiracle-Films
"Windjammer: The Voyage of the Christian Radich" gestaltet und bei
seiner Premiere im Ausland mit "Flying Clipper" betitelt wurde. "Wonderama"
teilt das Originalbild des Films in zwei Hälften und diese werden dann
senkrecht in einen 35mm-Filmrahmen kopiert. Durch ein am Projektor
angebrachtes spezielles Objektiv (ausgestattet mit Prismen) werden die
beiden Teilbilder auf der Leinwand wieder zusammengefügt. Ein so genannter "Dekoder"
innerhalb des Objektivs beseitigt (theoretisch) die Naht der beiden
überlappenden Teilbilder im Zentrum der Leinwand.
Doch, wie es der Reporter bei der Vorstellung beobachtete, war die Naht im
Zentrum der Leinwand selten verschwunden und da genau in der Mitte der
Leinwand liegend, war sie wesentlich störender verglichen mit den Nähten
beim originalen CINERAMA 3-Filme-Verfahren. Das Auge war unvermeidlich zur
Mitte des Bildes gelenkt, die sich, wegen der Naht, in der Regel außerhalb
des Fokus befand. Darüber hinaus wackelten die beiden Bildhälften einzeln (obwohl
beide von der gleichen Kopie stammen) und liefen gelegentlich aufeinander zu
so dass es, zum Beispiel, einmal so aussah als ob sich das Segelschiff in
der Mitte des Bildes plötzlich selber "verschlingen" würde.
Die Leinwand im "Strand Theatre" ist 18,9 Meter breit, 6,7 Meter hoch und
4,8 Meter tief. Nach Aussage des Reade-Sterling-Vorsitzenden, Walter Reade
Jr., ist "Wonderama" speziell für den Einsatz in kleineren Städten und
Gemeinden vorgesehen, in denen sich die Theaterbesitzer eine
kostenaufwändige Ausstattung für 70mm und CINERAMA nicht leisten können.
Kein Aussteller sollte mehr als 3.000 Dollar für eine passende "Wonderama"-Leinwand
bezahlen müssen, die von jedem Händler geliefert werden könnte, sagte Reade.
Wenn bereit, will Reade-Sterling das "Wonderama"-Spezialobjektiv an
Aussteller auf "Royalty-Per-Seat-Basis" zur Verfügung stellen. Zur Zeit ist
nur "Mediterranean Holiday" in dieses Verfahren umkopiert worden,
aber Reade erzählte mehr als 400 Reportern und Ausstellern, die er zu diesem
Anlass nach Plainfield beförderte, dass Reade-Sterling Pläne hätte, einen
weiteren Film bis zum Ende des Jahres fertigzustellen. Ferner sagte er: "So
wie es jetzt ist, ist "Wonderama" lediglich ein Kopierprozess und erfordert
keine speziellen Fertigungseinrichtungen. Es geht jedoch, wie es bei
"Mediterranean Holiday" (gedreht auf 65mm) zu sehen ist, bei einem "Wonderama"-Seitenverhältnis
von fast 3:1 nicht ganz ohne Verluste an der Ober- und Unterseite des
Originalbildes."
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Eine
amerikanische Werbegraphik für den Film "Mediterranean Holiday".
Ein Auszug von einem Artikel aus dem Fachmagazin "International
Projectionist" datiert Mai 1964: "Mit kleinen Theatern in der Planung"
– Wonderama steigert Einsatzmöglichkeiten.
Walter Reade Jr., sagte kürzlich in dem zu seiner Company gehörenden
"Strand Theatre" in Plainfield, dass die "Wonderama"- Umrüstung eines
Theaters ungefähr 3.000 Dollar kosten würde. Die Verleihe der "Wonderama"-
Filme werden das Spezialobjektiv an die Theater vermieten. Ferner
bemerkte er, dass sich im "Strand Theatre" der Eintrittspreis von bisher
1.25 Dollar für den Film "Mediterranean Holiday" nun auf 1.50 Dollar
erhöht hätte. Im Vergleich mit einer 2- bis 3-Wochenlaufzeit eines
gewöhnlich guten Films rechnet er damit, dass der Film etwa 6 Wochen
laufen wird. Von jedem 35mm- oder 70mm-Film könnte man eine Kopie für
das "Wonderama"- Objektiv zu ähnlichen Kosten, wie es bei einer
Standard-35mm-Kopie der Fall ist, optisch anfertigen lassen. Der Wechsel
von einer flachen oder leicht gekrümmten Leinwand in eine tief gekrümmte
"Wonderama"- Leinwand wäre in der Zeit nach dem Ende einer
Spätvorstellung und dem Beginn der darauffolgenden Spätvorstellung zu
bewerkstelligen. Für die "Wonderama"-Vorführung werden im "Strand
Theatre" Simplex X-L-Projektoren mit Ashcraft-Lampenhäusern benutzt –
bei einem normalen Projektionsabstand von 43 Metern bis zur Leinwand.
Die "Wonderama"- Objektive (Linsen) stehen ab sofort für die Buchung von
"Mediterranean Holiday" zur Verfügung. Sie werden z. Zt. von
Zeiss Ikon in Deutschland angefertigt (geschliffen). Walter
Reade-Sterling verhandelt nun mit einer amerikanischen Firma zwecks
Herstellung eigener Objektive. (ip)
Anmerkung vom Autor: Ein weiteres Breitfilmverfahren mit dem Namen
"Smith Carney System" wurde 1958 entwickelt. Hier wurden
auch Teilbilder (dieses Mal 3) eines Bildes in den Einzelrahmen eines
35mm-Films positioniert und auf eine riesige gekrümmte Leinwand durch 3
separate Optiken von einem Projektor projiziert.
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"Mediterranean Holiday" in 70mm Cinerama – nur
CINERAMA kann Sie zu dem schönsten Urlaub mitnehmen, den Sie je hatten!
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Am
Dienstag, den 15. Dezember 1964 wurde der Film im New Yorker "Warner
Cinerama Theatre" am Broadway, nun mit einer 70mm-Kopie und mit der
Werbung "in Cinerama" wieder aufgeführt, wo er anschließend 9 Wochen
lang lief. Damals hieß es: "New York Area Premiere Engagement of 70mm
version – previously screened in 35mm multi-panel `Wonderama '." Weitere
Informationen über die Cinerama-Filme, die in diesem
Filmtheater
gezeigt wurden (mit zahlreichen Bildern).
Eine interessante Rezension geschrieben in der "New York VARIETY"
datiert Mittwoch, den 23. Dezember 1964: Mediterranean Holiday (COLOR
- CINERAMA)
Eine Walter Reade-Sterling (Continental) Präsentation einer
Bavaria-Film-Produktion – Regisseure: Hermann Leitner, Rudolf Nussgruber
– Personen: Burl Ives, Captain Skoglund, Offiziere und Kadetten der
"Flying Clipper" – Drehbuch: Gerd Nickstadt, Arthur Elliot, Hans Dieter
Bowe – Englische Kommentare: Burl Ives, William Lovelock – Kamera:
Siegfried Hold, Heinz Hölscher, Toni Braun, Klaus König, Bernhard
Stebich – Aufnahmen vom Flugzeug: Heinrich Schäfer, Heinz Hölscher –
Prolog: Howard Dennis, Howard McKenzie, Edward Campbell – Ton: Jean Neny
– Musik: Komponiert und dirigiert von Riz Ortolani – Lieder: Musik von
Riz Ortolani – Liedertexte: George Weiss (gesungen von Katyna Ranieri) –
Burl Ives` Lieder von Decca Records.
Begutachtet am Dienstag, den 15. Dezember 1964 im New Yorker "Warner
Cinerama Theatre". Laufzeit 158 Minuten:
Der in Deutschland in 70mm hergestellte Reisefilm gewinnt viel durch die
hinzugefügten Kommentare von Burl Ives und durch die Cinerama-Projektion.
Gut für Cinerama-Häuser, erinnert an "Windjammer". Der Reisefilm
(1962), für die Münchner Bavaria-Filmstudios von den Produzenten Rudoph
Travnicek und George M. Reuther gedreht, ist von der
Reade-Sterling-Company übernommen worden. Er wurde zusätzlich mit einem
Prolog ausgestattet in dem Burl Ives vorgestellt wird, der in dem Film
auch englische Kommentare spricht (Anmerkung vom Autor: Das war
höchstwahrscheinlich auch schon bei der "Wonderama"- Präsentation der
Fall). Die Veränderung bettet sich gut in den Film ein. Es wurde
entschieden, "Mediterranean Holiday" im Ein-Linsen-Cinerama-Verfahren
vorzuführen. Das ist unter Zunahme eines speziellen
Projektionsobjektives möglich, das eine Anpassung an die Cinerama-Leinwand,
die ein wenig tiefer als die 70mm-Standard-Leinwand ist, durchführt. Mit
dem Film ist ein weiterer würdiger Spielfilm der Cinerama-Bibliothek
hinzugefügt worden. Der allgemeine Anklang sollte da sein. Es gibt eine
beträchtliche Ähnlichkeit zum Konzept von Louis de Rochemonts
Cinemiracle-Film "Windjammer", der auch von einem mit Kadetten bemannten
Segelschiff handelt. Dieses, jedoch, segelt von Göteborg (Schweden) zu
Ländern, die dem Mittelmeer angegrenzt sind. Das Schiff ist ein in
Amerika konzipierter und in England gebauter Dreimaster mit dem
englischen Namen "Flying Clipper", wohingegen die Besatzung aus
Skandinavien stammt – zusätzlich mit 20 schwedischen Kadetten von der
Handelsmarine. Die Kreuzfahrt beinhaltet Besuche in Länder wie: Ägypten,
Portugal, Jugoslawien, Türkei, Libanon, Griechenland, Italien, Monaco,
Spanien und einen langen Abschnitt an Bord des US-Flugzeugträgers
"Shangri La" als einer der Kadetten eine Notoperation am Blinddarm
benötigt.
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Bitte
beachten Sie! Falls Sie "Mediterranean Holiday" nicht in CINERAMA vorführen,
entfernen Sie den CINERAMA-Hinweis aus ihrer Werbung und ersetzen ihn durch
"70mm", "Cinevision", "Cinemascope", etc.
Bild und Informationen mit freundlicher Genehmigung von Martin Hart von der
Webseite des
American Widescreen Museum.
Als Einleitung erscheint Burl Ives in einem Prolog, der von einem
Hollywood-Kamerateam am Santa-Monica-Pier gedreht wurde. Ives verbleibt dann
aber für den Rest des Films nur noch als Kommentator im Hintergrund. Seine
von ihm gesungenen "Sea-Shanties" sind einer seiner DECCA LPs entnommen.
William Lovelocks lehrreicher Kommentar enthält auch einige lustige Elemente.
Mit der Ausnahme einer wilden Busfahrt hinab eines Berges gibt es in dem
Film nur wenig von den bekannten aufregenden "Cinerama-Aktion-Szenen" zu
sehen (Anmerkung vom Autor: Wie z.B. die bekannte Achterbahnfahrt in dem
Film "Das ist Cinerama"). Am besten sind die Aufnahmen, die von Heinz
Schäfer und Heinz Hölscher vom Flugzeug (aerial shots) gedreht wurden. Die
Farben sind durchweg geschmackvoll und ein großer Gewinn. Die mit dem
Hubschrauber aufgenommenen Bilder ermöglichen dem Betrachter auch Gebiete
eines wenig besuchten Landes, wie das fremdartig wirkende anatolische
Flachland, zu betrachten.
Portugiesische Fischerdörfer, Lissabon, Dubrovnik, Port Said, eine Fahrt auf
dem Nil nach Karnak, Luxor, Assuan, Abu Simbel und das Tal der Könige, Kairo,
Gizeh (mit einem Wettklettern auf die Spitze der großen Pyramide), Beirut,
Baalbek, Les Cèdres (Zedern des Libanon), Antalya, Göreme, Istanbul, der
Flugzeugträger "Shangri-La", Santorin, Mykonos, Kalymnos, Rhodos und Athen,
Neapel und Capri, Monaco und der große Preis von Monaco, Barcelona, Granada
und Sevilla sind Haltepunkte des Schiffes. Es gibt Humoristisches, aber das
eigentliche Anliegen des Films sind die spektakulären Ansichten von Schiffen,
Häfen und Menschen. Die Musik, ob Burl Ives` Lieder oder Riz Ortolanis
beschwingte Filmmusik, unterstreicht gekonnt die Bilder auf der Leinwand.
Einige der Lieder im Film wurden von Ortolani komponiert und von Katyna
Ranieri, seiner Ehefrau, gesungen – sie sind ebenso stimmig. "Mediterranean
Holiday" wurde früher in dem nie völlig befriedigenden "Wonderama"-Verfahren
aufgeführt. Natürlich wird er, wenn nötig, in Standard 35mm / 70mm verfügbar
sein, aber die Cinerama-Projektion trägt viel zum Reiz als filmischer
Leckerbissen bei. (Robe)
Anmerkung vom Autor: Mit "CineVision" wurde damals in Amerika in einigen
Kinos die 70mm-Präsentation auf gekrümmten Leinwänden (jedoch nicht in
Cinerama) bezeichnet.
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Die von Riz Ortolani komponierte Filmmusik
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Die
originale deutsche Decca-Filmmusik-LP von dem MCS 70-Film "Flying
Clipper – Traumreise unter weißen Segeln" (aus der Sammlung des Autors).
Rechts: Die amerikanische "London Records"- LP (ein US-Zweig des
britischen Decca-Labels).
Auf dem London Records-LP-Cover steht geschrieben: "Sie machen all das
und mehr, weil der Zauber von WONDERAMA Sie zum Teil des Films macht!
Neu…jetzt zum ersten Mal! WONDERAMA. Gedreht im prächtigem Eastman Color
und sensationellem Surround -Ton. Eine Walter-Reade-Sterling-Präsentation."
Die Rückseite der deutschen Schallplattenhülle gibt noch folgende
zusätzlich Informationen: Musik vom Münchner Kurt-Graunke-Symphonie-Orchester.
Komponist und Dirigent: Riz Ortolani – Liedertexte: George David Weiss –
Chor: Rudolf Lamy.
Titelliste:
Seite A.) Overture*, Arrival At Beirut, Impressions Of Greece, Have
Faith*, At Monte Carlo, The Theme From Pharaohs, The Storm, Finale I
(Grand Shangri-La).
Seite B.) Sing Sagapo*, Sailor 's Day Out, Wherever You May Go*, Twist
Around the World, Portugal (Ave Christo), Spanish Feria, Corrida, Finale
II.*
(*gesungen von Katyna Ranieri)
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Auch
ein MCS 70 Superpanorama-Film mit 6-Kanal-Magnetton-Mix ("nur die Musik"
wird berichtet): "Old Shatterhand" (West-Deutschland / Frankreich / Italien
/ Jugoslawien, 1964). Anzeige aus der "Münchner Merkur"- Zeitung. Die
festliche Weltpremiere fand am Donnerstag, den 30. April 1964 in Münchens "Mathäser-Filmpalast"
statt. Der Film lief dort bis zum 28. Mai 1964.
"Ein einmaliges Erlebnis auf unserer Großleinwand. Winnetou und Old
Shatterhand, die beiden Helden des Wilden Westens, in neuen großen
Abenteuern. In den 18.00 und 20.45 Uhr Vorstellungen sind alle
Hauptdarsteller anwesend." (Anmerkung vom Autor: Die Musik für diesen Film
wurde auch von Riz Ortolani komponiert)
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28-07-24 |
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