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Cinemiracle/Cinerama in Deutschland
zum 60. Jubiläum von Cinerama im Jahr 2012

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Written by: Gerhard Witte, Berlin, Germany Date: 30.03.2012

Einführung


 
Der Film “THIS IS CINERAMA“ (Das ist Cinerama), ein `Nahe-am-Leben-Filmerlebnis´, war die Sensation am Broadway in New York, als er am 30. September 1952 im New York Broadway Theatre auf einer gekrümmten 23,8 x 7,9 Meter * großen Streifenleinwand seine Premiere hatte und dort 35 Wochen lang lief. Anschließend fanden weitere Aufführungen im Warner Cinerama Theatre (ehemals Mark Strand Theatre, auch am Broadway) mit einer letztlich gemeinsamen Vorführzeit von mehr als 2 Jahren statt.

*(alle in diesem Bericht erwähnten Leinwandgrößen sind, soweit nicht ausdrücklich anders angegeben, entlang der Kurve gemessen)

Das Wort CINERAMA setzt sich aus den Wörtern CINEma und PanoRAMA zusammen. Geht man hier etymologisch vor, findet man die Herkunft der Wörter letztlich aus der griechischen Sprache etwa mit der Bedeutung: Man sieht alles in einer Rundsicht in einem sich bewegenden Bild.

Entwickler dieses neuen Projektionsverfahrens war ein New Yorker “full time inventor“ mit dem Namen Fred Waller (1886 – 18.05.1954), der bereits zuvor mit seinem 11-Projektor Großbildverfahren mit dem Namen Vitarama auf der Weltausstellung in New York 1939 Aufsehen erregte.

Fred Waller an seiner Vitarama-Kamera-Anlage, dem “11-eyed monster“ (16mm Kameras). Bild entnommen aus dem Souvenir-Buch “Cinerama Holiday“.

Sein Landsmann Hazard Reeves entwickelte zu “Cinerama“ das innovative stereophonische 7-Kanal Magnettonsystem. Mit Hilfe von Lowell Thomas, einem Sensationsberichterstatter und Abenteurer, und den Filmproduzenten Merian C. Cooper und Michael Todd fand Fred Waller Geldgeber und konnte somit seine seit etwa 15 Jahren bestehende Idee in die Realität umsetzen. Als Lowell Thomas damals zufällig einer Test-Demonstration von CINERAMA beiwohnte, erkannte er sofort die ungeheuren Möglichkeiten dieses Systems und seine Bedeutung als neues Film-Medium.

Am 25. März 1954 wurde Fred Waller dafür mit dem “Oscar (Academy Award of Merit)“ ausgezeichnet: “…for designing and developing the multiple photographic and projection systems which culminated in Cinerama.” Herr Waller war zu dieser Zeit schwer erkrankt und konnte die Statuette leider nicht mehr persönlich in Empfang nehmen. Fast zwei Monate später verstarb er.

Das im Volksmund beschriebene “Kino mit der dritten Dimension und dem völlig runden Ton – you are wrapped in action and bathed in sound“ war am Broadway oftmals auf Monate hinaus ausverkauft.

Damalige amerikanische Pressestimmen lauteten zum Beispiel: “Cinerama präsentiert seinen Film so lebendig und realistisch, dass jeder Moment zu einem faszinierenden und aufregenden Erlebnis wird. Die Besucher werden hin- und hergerissen: Sie schreien vor Entsetzen auf, verhalten sich voller Andacht totenstill, um schließlich in Verzückung und Bewunderung spontanen Beifall zu spenden.“

“Auch ich bin von Cinerama begeistert. Aber ich sehe noch nicht klar, wie Cinerama für dramatische Stoffe angewandt werden und wie man angesichts der übergroßen Leinwand intime Kammerspiele lancieren kann.“ (Sol A. Schwartz, Präsident der RKO-Filmtheater)

“Man sieht nicht nur den Film, man wird davon aufgesogen, man wird Teilhaber am Ablauf, der Dramatik und den Emotionen der Geschichte. Das erste Mal kann man einem Flugzeug mit den Augen und zugleich auch mit den Ohren folgen.“

Durch ihren großen Broadway-Erfolg ermutigt wollte die Stanley Warner Cinerama Corporation zu Beginn 100 Filmtheater in den USA mit dem notwendigen technischen Zubehör versehen, um Cinerama-Vorstellungen zu ermöglichen. Der Umbau eines Theaters wurde mit etwa 50 000 Dollar veranschlagt plus der Kosten für die Gerätschaften. Man beabsichtigte jährlich 6 bis 8 abendfüllende Cinerama-Filme herzustellen. (Quelle: “Filmblätter“)

Es wurden Arbeitsverträge mit der Robin International Inc. und im Juli 1954 mit der Cinerama Inc. abgeschlossen.

An der New Yorker Börse verzeichnete die neu eingeführte Cinerama-Aktie damals eine Zeit lang große Erfolge.

Auch in Europa fand Cinerama einen sehr erfolgreichen Einzug. Ich möchte in diesem Bericht nun speziell die Einführung von Cinemiracle / Cinerama in Deutschland Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre beschreiben. Schwerpunkte liegen dabei bei den beiden Städten Hamburg und Berlin, in denen ich bisher die meiste Zeit meines Lebens verbrachte und ich habe das große Glück, dass die Deutschlandpremieren fast aller Triptychon-Filme in den beiden Städten stattfanden.

Völlig neu war die 3-Streifen Projektion nicht. Bereits am 11.10.1927 überraschte der französische Regisseur Abel Gance die Berliner im damaligen UFA-Palast am Zoo (2165 Sitzplätze) mit seinem epischen Stummfilm “Napoleon” mit einer Projektion, die Cinerama sehr ähnelte. Ein unvorstellbares Novum zu dieser Zeit. Für die Aufnahme des Films wurden teilweise drei Debrie Parvo Kameras benutzt, die übereinander mit versetztem Bildwinkel montiert waren. Die synchron aufgenommenen drei Filmstreifen projizierte man von drei synchron laufenden Projektoren auf eine 18 m breite und 4,5 m hohe Leinwand, die im Gegensatz zu Cinerama plan war. Das hier gezeigte Verfahren nannte sich “Polyvision“ (in Deutschland damals auch “Magnaskop“ genannt). Gegen Ende des Films kam die 3er Projektion begleitet von spontaner Begeisterung und Szenenapplaus zum Einsatz. Sehr eindrucksvoll war angeblich die Wiedergabe einer Truppenparade und eines Kavallerieangriffs, der über die Panorama-Leinwand lief. Die Vorführung in Berlin soll, nach Aussage von Abel Gance, damals technisch noch exakter gewesen sein als die bei der Uraufführung des Films in der Pariser Oper am 07. April 1927. (Quelle: “Filmblätter“)

Viele Jahre später, vom 17. bis 20. Februar 1983, kam “Napoleon“ in einer restaurierten Fassung nochmals nach Berlin und zwar in das Internationale Congress Centrum (ICC), begleitet von dem 60 Mann starken Symphonischen Orchester Berlin. Treibende Kraft hinter der rekonstruierten Fassung war der britische Filmemacher und Filmhistoriker Kevin Brownlow, der in jahrelanger Kleinstarbeit - er soll anfangs durch Zufall bei einem Trödler auf Filmreste des “Napoleon“ gestoßen sein - weltweit nach Fragmenten des Films suchte. Gemeinsam mit Hilfe von Robert A. Harris, David Francis und Francis Ford Coppola hatte der Film am 23. Januar 1981 eine glanzvolle Wiederaufführung in der Radio City Music Hall in New York. Übrigens hat auch die Musik des Films ihre eigene Geschichte. Die ursprüngliche Fassung von Arthur Honegger wurde bereits 1935/36 durch Abel Gance durch neue Kompositionen von Henri Verdun ersetzt bzw. ergänzt. Zur Wiederaufführung in New York 1981 schrieb Carmine Coppola (11.06.1910 – 26.04.1991), der Vater von Francis Ford Coppola, eine etwa 4 Stunden lange neue Musikpartitur, die auch in Berlin gespielt und vom Maestro persönlich dirigierte wurde. Eine weitere Musikfassung fertigte der amerikanische Komponist Carl Davis an.
 
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Cinemiracle / Cinerama-Modellzeichnungen aus Souvenir-Heften

Cinemiracle / Cinerama unterschieden sich von Polyvision erstens durch die Verwendung einer stark gewölbten Bildwand, wodurch sich das Bildfeld für das indirekt erfasste Bild wesentlich erweitert, zweitens durch die Überkreuz-Projektion der beiden Seitenprojektoren und natürlich drittens durch den 7-Kanal Stereophonic Magnetton (5 Kanäle hinter der Leinwand und 2 in der Surround-Konfiguration).
 
 

Die Filme

 
In Deutschland kam es zur Aufführung folgender 3-Streifen Filme:

(hier Ziffern = Anordnung nach Filmherstellungsjahr, fette Buchstaben in Klammern = Filmerscheinungsreihenfolge in Deutschland)

1.) Das ist Cinerama (This is Cinerama), USA, 1952 (b)
2.) Cinerama Holiday, USA, 1955 (f)
3.) Die sieben Weltwunder (Seven Wonders of the World), USA, 1956, in Cinerama (c)
4.) Auf der Suche nach dem Paradies (Search for Paradise), USA, 1957, in Cinerama (g)
5.) Südseezauber (South Seas Adventure), USA, 1958, in Cinerama (d)
6.) Windjammer (Windjammer: The Voyage of the Christian Radich), USA, 1958, in Cinemiracle (a)
7.) Zwischen Nordpol und Krim (Two Hours in the USSR), UdSSR, 1959, in Kinopanorama (e)
8.) Das war der Wilde Westen (How the West Was Won), USA, 1962, in Cinerama (h)
9.) Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm (The Wonderful World of the Brothers Grimm), USA, 1962, in Cinerama (i)
10.) Cineramas Weltparade (The Best of Cinerama), USA, 1962 (j)
 
 

a) “Windjammer“ (Windjammer: The Voyage of the Christian Radich, La Grande Rencontre, USA, 1958) - Auf hoher See im Kinosessel. Verleih: MCS Film KG München.

 
Kinos für 3-Streifen Filme wurden in Europa erst spät breitflächig eingerichtet, nämlich Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre. Zu dieser Zeit hatten sich andere Breitfilmverfahren wie CinemaScope und vielleicht auch Todd-AO im Großen und Ganzen bereits durchgesetzt. Es gab aber auch Ausnahmen. So fand die Europa-Premiere des Films “Das ist Cinerama“ bereits am 30.09.1954 im Londoner Casino-Filmtheater statt mit einer anschließenden Vorführdauer von fast 18 Monaten. In Paris startete der Film am 17.05.1955 im Empire Cinérama Cinéma - hier stand er 20 Monate lang auf dem Spielplan.

Nicht ein Cinerama-, sondern ein Cinemiracle Film war der erste Film, der in der 3-Streifen Projektion in Deutschland seinen Einzug fand. Der Vertrieb des Films “Windjammer“ lief damals über die Firma Modern Cinema Systems (MCS) Film KG (Rudolf Travnicek) in München, die im Auftrag der Firmen Cinemiracle International Inc. / National Theatres
Amusement Company in den USA das neue Filmsystem in Deutschland einführte. Die Welturaufführung des Films fand am 08.04.1958 in Graumanns Chinese Theatre in Los Angeles (Hollywood) statt, wo er anschließend 37 Wochen lang erfolgreich aufgeführt wurde.

“Cinemiracle“ heißt zu Deutsch “Filmwunder“ und war das Resultat amerikanischer Filmindustrieller mit neuen Filmverfahren, riesigen Kinoleinwänden und Raumton der drohenden Fernsehkonkurrenz Paroli zu bieten. Die Cinemiracle-Kamera wurde von der Smith-Dietrich Corporation, die ein Zwei-Kamera-Verfahren mit einem Spiegel Anfang der 50er Jahre erstmals vorstellte, und durch weitere Forschungsarbeiten der National Theatres
Amusement Company entwickelt.

Deutschland-Premierenannonce vom 22.07.1958 im Münchner Royal-Palast und Wiederaufführungsannonce vom 15.03.1960 im Grindel-Filmtheater Hamburg
 
 
Am 22.07.1958 wurde in Deutschland Louis de Rochemonds III (Regisseur) berühmter Dokumentarfilm “Windjammer“ (Windjammer: The Voyage of the Christian Radich, USA, 1958) im Münchner Royal-Palast, der damals eine gekrümmte Leinwand mit einer Größe von 18,8 x 8,5 Metern hatte, erstmals aufgeführt. Der damalige Kinobesitzer des Royal-Kinos, Rudolf Englberth, baute sein Haus zu Deutschlands erstem Cinemiracle-Kino um. Die drei dafür erforderlichen Spezialbildwerfer, amerikanische “Century“ Projektoren, wurden von der Firma MCS Film KG, München, vermittelt. Diese waren sehr teuer, wurden vom Produzenten leihweise zur Verfügung gestellt und kamen extra per Luftfracht aus Los Angeles nach München. Die Münchner Firma Kinoton übernahm hier die Installation, wie auch später im darauf folgenden Kino, dem “Scala-Filmtheater “, in Mannheim. (Quelle: “Der neue Film“)

Die “Century“ (Model G-1) Cinemiracle-Projektoren im Münchner Royal-Palast 1958 (Bilder aus “Filmecho“)

Bild 1: Im Vordergrund einer der drei “Century“ Projektoren mit unten angeordneten Feuerschutztrommeln (eine Cinemiracle-Spule wickelt um 2400 Meter Film), Ashcraft-Bogenlampen mit aufgesetzter Kühleinrichtung. Rechts unten das Steuerpult für die Bedienung der Anlage.

Bild 2: Mittlerer und rechter “Century“ Projektor von hinten gesehen. An dem mittleren Projektor ist links der Antriebsmotor und der Interlock-Motor für die Einhaltung des bildsynchronen Gleichlaufs zu sehen. In dem runden Kessel hinter der rechten Maschine ist die Wasser-Kühleinrichtung mit Kühlschlange und Ventilator untergebracht. Die Abwicklungstrommel des mittleren Projektors ist geöffnet (unten links).
 
 
Das Tonabspielgerät (sound reproducer) der Cinemiracle-Anlage mit siebenteiligem Magnettonkopf zur Abtastung der sieben Tonspuren auf dem 35mm breiten und wie beim Film an beiden Rändern perforierten Magnetband. Links neben der Tonbandmaschine, in deren unterem Paneel die Vorverstärker eingebaut sind, der Verstärkerschrank mit den RCA-Endverstärkern. (Bild aus “Filmecho“)

Im Münchner Royal-Palast gab es zuvor, am 13.06.1957, der zugleich auch Eröffnungstermin des Kinos war, mit neuen Philips DP70 Projektoren die festliche Premiere des ersten großen Todd-AO Films in Deutschland mit dem Titel “Oklahoma!“ (USA, 1955), mit Gästen wie: Romy Schneider, Horst Buchholz oder Toni Sailer. Das erste Todd-AO Kino in Deutschland war aber nicht der Royal-Palast, sondern das “Savoy“ in Hamburg (Eröffnung am 14.03.1957). Hier stand “Oklahoma!“ jedoch erst ab dem 15.08.1957 auf dem Spielplan. Um Todd-AO vorzustellen, zeigte man dort zuvor im Vorprogramm zu verschiedenen 35mm Filmen den Kurzfilm “Das Wunder von Todd-AO“ (USA, 1956) in 70mm.

Der Münchner Royal-Palast existiert erfreulicherweise heute noch und ist online


Der mit dem Prädikat “besonders wertvoll“ ausgezeichnete Film “Windjammer“ lief mit großem Erfolg und Wiederholungen in vielen Städten Deutschlands. In dem extra in den Berliner Sportpalast (eine berühmte Multifunktionshalle, die 1910 erbaut und im November 1973 abgerissen wurde) eingebauten Kino mit etwa 2500 Sitzplätzen hatte der Film am 03.04.1959 Premiere. Es war damals zugleich auch die erste deutsche Halle (nicht Kino), in die die Technik von Cinemiracle von der Firma Kinoton im Auftrag der Firma MCS Film KG innerhalb von 14 Tagen eingebaut wurde. Die Projektionseinrichtung fand ihren Platz in der bisherigen Rundfunk-Kabine. “Windjammer“ lief bis zum 03.09.1959 auf einer 25 x 9 Meter großen Cinemiracle-Leinwand. Ab dem 07.06.1962 kam der Film hier erneut auf einer noch größeren Leinwand zur Wiederaufführung. Der Verleih lief dann über die Deutsche Cinerama GmbH (1959 wurde die Cinemiracle Corporation von der Cinerama Inc. übernommen).

In der Grugahalle in Essen, ebenfalls eine Multifunktionshalle, zeigte man den Film ab dem 22.05.1959 auf einer 33 Meter breiten und 13 Meter hohen Leinwand mit mehreren Wiederholungen in den kommenden Jahren. Man erzählt, dass hier rund 650.000 Zuschauer den Film genossen haben.

Die überdimensionale Leinwand in der Essener Grugahalle wurde von der Münchner Firma Kinoton im Auftrag der Cinerama Inc, New York, eingebaut. "Die größte Bildwand der Welt" stand in den Zeitungen. (Quelle: "Essener Woche")

In Hamburg wurde der am 26.02.1958 mit dem Film “Scampolo“ (DEU, 1958) festlich eröffnete UFA-Palast am Gänsemarkt extra für Cinemiracle ebenfalls mit 3 “Century“ Projektoren vorübergehend umgebaut. Ab dem 01.05.1959 präsentierte man “Windjammer“, soweit ich informiert bin, in dem Kino ohne Umlenkspiegel auf einer kaum gekrümmten 17,5 x 8,2 Meter großen Leinwand. Das geht, indem man die Filme bei den beiden äußeren Projektoren einfach seitenverkehrt einlegt. Die Cinemiracle Projektoren verfügen über keine Gigolos (kleine bewegte Kämme, die die Nahtlinien der 3er Projektion auf der Leinwand ein wenig verwischen), sind aber für Cinerama, mit Gigolos, umrüstbar. Später (siehe Anzeige am Anfang) lief der Film ab dem 15.03.1960 mit mehreren Wiederholungen auf einer 20 x 9 Meter großen leicht gekrümmten Leinwand im Grindel-Filmtheater in Cinemiracle sehr erfolgreich weiter - insgesamt damals in allen Hamburger Kinos an die 45 Wochen lang.
 
 

Cinerama-Zelt-Kinos

 
Cinerama-Zeltkino in Hamburg. Bild mit Genehmigung entnommen aus dem Buch: "Mach dir ein paar schöne Stunden – Das Hamburger Kinobuch" von Michael Töteberg und Volker Reißmann.

Anlässlich der Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) in Hamburg (26.04.1963-13.10.1963) wurde am 03.05.1963 im Stadtteil St.Pauli an der Nordseite vom Heiligengeistfeld, nahe der Feldstraße, Deutschlands erstes Cinerama-Zeltkino mit ungefähr 1000 Sitzplätzen aufgebaut. Der Betreiber war die Deutsche Cinerama GmbH. Hier lief anfangs zweimal täglich der Film “Windjammer“ auf einer 29 x 11 Meter großen Leinwand. Später gab es in Zusatzvorstellungen erstmals in Hamburg in einer 50-minütigen Cinerama-Show auch Auszüge aus dem Film “Das ist Cinerama“ (siehe Anzeige) zu sehen.
 
 
Zeitungsannonce Hamburger Zelt-Filmtheater im Juli 1963

Cinerama-Zeltversionen wurden erstmals in Frankreich eingeführt und nannten sich “ITINERAMA“.

 
 
Itinerama-Zelt aus einer Werbeanzeige

“Cinerama im Treck“. Wie ein Zirkus reiste ein Treck von 40 Fahrzeugen überall dorthin, wo es die ständige Einrichtung von “Cinerama“ in einem fest gebauten Theater nicht gab oder sich nicht lohnte. Es wurde erstmals in Frankreich mit dem Namen “Itinerama“ (französisch-englischer Sprachgebrauch) gemeinschaftlich von der “Cinerama International“ und dem französischen Rundfunksender “Europa Nummer 1“ eingeführt. Dabei benutzte man anfangs riesige aufblasbare Traglufthallen (Balloon Theatres), die mit bis zu 3000 Sitzplätzen und einer 30 Meter breiten Leinwand ausgestattet waren. Angegliedert waren Küche und Unterkünfte für bis zu 50 Mann Personal. Aufgrund von Sturmschäden, die an den doch labilen Traglufthallen auftraten, entschied man sich später für stabile mit einem richtigen Gestänge aufgestellte Zelte (siehe Bilder). Die Premiere dieser mobilen Filmabspielstätten fand Mitte Juli 1961 in Angers (Frankreich, ca. 80 km südwestlich von Le Mans) mit dem Film “Das ist Cinerama“ satt. Anschließend ging die Show am 4. September in Mantes-la-Jolie, ca. 55 km nordwestlich von Paris gelegen, weiter. “Wander-Cineramas“ waren überaus erfolgreich, so dass diese Institution auch in andere europäische Länder eingeführt wurde. Siehe Anzeige aus England:
 
 
The Super-Cinerama-Mobile-Theatre

Werbeanzeige aus England aus dem Jahr 1966. Man beachte, dass hier mit einer Leinwandgröße von 33 x 11 Metern (109 x 37 Fuß) – “Europas größte Leinwand“ geworben wird. Das Zelt stand vom 10.10.1966 bis zum 29. 01.1967 in Leeds / Woodhouse Moor (West Yorkshire). Als besondere Weihnachts- und Neujahrsattraktion lief 5 Wochen lang der Film “Das war der Wilde Westen“. Natürlich war das Zelt “air-conditioned“ und “centrally-heated“.
 
 

“Windjammer“ in einer single 35mm Widescreen-Version

 
Anzeige aus “Filmblätter“ und Zeitungsannonce vom UT Urania-Filmtheater Hamburg vom 19.06.1969


“Ein Film, von dem jeder gehört hat, der aber nur in einigen wenigen deutschen Theatern gezeigt werden konnte, ist jetzt endlich aufgrund eines neuen Verfahrens im Widescreen-Format auf einem 35mm breiten Film überall vorführbar.“

So warben ab September 1965 die Gloria-Filmverleih GmbH (München) / Film-Börse für eine 35mm Neuauswertung des Films. Diese Version war jedoch bei weitem nicht so erfolgreich, wie es bei der 3-Streifen Projektion der Fall war. Man sprach von einer "low-rent version of Windjammer". Hier war nicht die volle Breite des Originalfilms zu sehen und er hatte leider nur Mono-Ton.
 
 

Cinerama in Deutschland

 

Die Deutsche Cinerama GmbH

 
Anzeigen aus “Filmblätter“

Nicolas Reisini, Präsident der Robin International Cinerama Corporation und Generalbevollmächtigter der Cinerama Inc. in New York, schloss als Inhaber der außeramerikanischen Rechte für Cinerama bei seinem Deutschlandaufenthalt 1956 mit dem Chef des Herzog-Film-Verleihs Herbert Tischendorf ein Auswertungsabkommen für das Cinerama-Verfahren in Deutschland ab. Danach war Herr Tischendorf berechtigt, das neue Verfahren in geeignete Ufa-Theater einzubauen und vorzuführen. In Berlin wurde eine Sondervereinbarung mit Johannes Betzel getroffen, sein Capitol-Filmtheater zu Deutschlands erstem Cinerama Theater auszubauen.

Am 08.12.1958 wurde die “Deutsche Cinerama GmbH“ in Düsseldorf, Berliner Allee 59, gegründet und am 20.02.1959 ins Handelsregister eingetragen. Gesellschafter waren die Ufa-Theater AG Düsseldorf und die Robin International Cinerama Corporation in New York. Die Gesellschaft konnte Beteiligungen erwerben und Zweigniederlassungen im In- und Ausland errichten. Geschäftsführer waren Anthony Z. Landi (London) und Dipl.-Volkswirt Friedrich Karl Pflughaupt.

1960 ernannte Herr Reisini Wolfdieter Freiherr von Stein zum neuen Auslandsrepräsentanten. Seine Aufgabe bestand darin, ein eigenes Verleihnetz der Cinerama Inc. in New York in Deutschland aufzuziehen. Zugleich sollte er als Supervisor für die zukünftigen Pachttheater der Firma zuständig sein.
 
 
Bilder entnommen aus der Berliner Fachzeitschrift “Filmblätter“

Laut Gesellschafterversammlung vom 12.07.1960 wurde eine Sitzverlagerung der Deutschen Cinerama GmbH von Düsseldorf nach München 2, Neuhauser Str. 1, beschlossen. Dipl.-Volkswirt Friedrich Karl Pflughaupt wurde von seinem Amt als Geschäftsführer entbunden. Bernhard G. Kranze, Vizepäsident der Cinerama Inc. in New York, wurde zum weiteren Geschäftsführer bestellt. Freiherr von Stein bekam eine Gesamtprokura, so dass er berechtigt war, die Gesellschaft gemeinschaftlich mit einem Geschäftführer zu vertreten. Anfang 1961 stieg die Ufa-Theater AG Düsseldorf aus dem Gesellschaftervertrag aus.

Es wurde eine Zweigstelle in Berlin im mittlerweile zum Cinerama-Filmtheater umgebauten “Capitol“ am Kurfürstendamm 153 eingerichtet. Mitte der 60er Jahre zog die Zweigstelle an die Heerstraße 21 um. Auch den Hauptsitz in München verlagerte man zu dieser Zeit in die Sonnenstr. 33, München 15.

Von den Cinerama Filmen wurden damals nur die 3-streifigen Filme von der Deutschen Cinerama GmbH im Alleinverleih vertrieben.

Als die Zeit der Cinerama Filme vorüber war, übernahm die Münchner Olympic-Kinobetriebs GmbH & Co, die damals dem amerikanischen Kinoketten-Besitzer William Forman gehörte, einige der zuvor von der Deutschen Cinerama GmbH gepachteten Kinos.

Im November 1968 wurden bei der Rank Film GmbH, die seit 1951 in Deutschland bestand, neue Gesellschafter aufgenommen. Neben der Rank Overseas in London bekamen auch die Cinerama Inc. in New York und Johannes Tominski, damaliger Geschäftsführer der Rank Film GmbH Deutschland, Gesellschaftsanteile. Der neue Name des Unternehmens lautete nun: “Rank Cinerama Filmgesellschaft mbH“ mit Hauptsitz in Hamburg. Es sollten im Weiteren neben den Produkten der Rank London und der Cinerama Inc. New York auch deutsche Filme mit in den Verleih aufgenommen werden. Im neuen Programm war Anfang 1969 auch der amerikanische Super Cinerama 70mm Film “Krakatoa – das größte Abenteuer des letzten Jahrhunderts“ (USA, 1969) geplant. Im April 1969 wurde, laut Gesellschafterbeschluss, der Name des Unternehmens in “Cinerama Filmgesellschaft mbH“ umbenannt.

Ab Juni 1969 begann für die Deutsche Cinerama GmbH eine neue Ära. Wolfdieter Freiherr von Stein übernahm die alleinige Geschäftsführung der “Cinerama Filmgesellschaft mbH“ mit einem neuen Firmenhauptsitz in der Leopoldstr. 59 in München 23. Johannes Tominski und die Rank-Film schieden aus. Bis 1977 war der Verleih unter anderem für über 60 Filme in Deutschland verantwortlich. Zu dieser Zeit waren das natürlich keine 3-Streifen oder 70mm Cinerama Filme mehr.

Im Juli 1977 musste Wolfdieter Freiherr von Stein leider den Konkurs seines Unternehmens anmelden. Schuld an dem Zusammenbruch war, nach seiner Aussage, die allgemeine Kinokrise.

Viele dieser Informationen habe ich aus den Fachheften “Filmblätter“ und “Filmecho“ entnommen.
 
 

CINERAMA Premieren

 

b) “Das ist Cinerama“ (This is Cinerama, Place au Cinérama, USA, 1952) in Deutschlands erstem Cinerama-Kino. Verleih: Deutsche Cinerama GmbH.

 
Deutschland-Premiere von “Das ist Cinerama“ am 29.04.1959 im Cinerama-Filmtheater “Capitol“. Damalige Zeitungsannonce und Bilder aus “Filmblätter“ / “Filmecho“.

Der erste Cinerama Film in Deutschland hatte im eigens für das neue Filmverfahren umgebaute Berliner Capitol-Filmtheater * am Lehniner Platz am Kurfürstendamm am 29.04.1959 seine festliche Uraufführung. Hierfür reiste der Cinerama-Chef Nicolas Reisini extra aus Amerika an. Somit kam “Das ist Cinerama“ genau 6 Jahre und 7 Monate nach seiner ersten Vorstellung am New Yorker Broadway nach Berlin. Die Deutsche Cinerama GmbH pachtete in Verbindung mit der UFA -Theater AG und der Robin International Cinerama Corporation das Theater vorerst für zwei Jahre. Bereits zuvor, im September / Oktober 1957, ließ der Kinoleiter Johannes Betzel sein Kino für Todd-AO mit nun 915 Sitzplätzen und einer größeren Leinwand aufwändig umbauen. Leider sind keine Angaben über deren Größe zu bekommen. Ich vermute, sie war ähnlich groß wie die vom oben angegebenen Münchner Royal-Palast, also um 19 x 8.5 Meter. 70mm Filme wurden hier jedoch nicht gleich gezeigt. Ab dem 17.10.1957 präsentierte man erfolgreich Michael Todds “In 80 Tagen um die Welt“ (“Around the World in 80 Days”, USA, 1956) - hier aber leider nur in 35mm. Dabei handelte es sich höchstwahrscheinlich um eine CineStage (2,21:1) / 4-Kanal Stereo-Magnetton mit 3-Kanal Perspecta im Surround Premieren-Fassung. Eine Todd-AO (70mm) - Kopie von dem Film war damals in Europa noch nicht erhältlich. Der erste 70mm Breitfilm, ein Super Technirama 70mm Film, lief im Capitol-Filmtheater zur Deutschland-Premiere des Films “El Cid“ am 25.05.1962. Davor waren hier single 35mm und 3-Streifen 35mm Projektionen gang und gäbe. Den allerersten Todd-AO (70mm) Film in Berlin mit dem Titel “Oklahoma!“ zeigte man im Delphi Filmpalast am Zoo ab dem 03.11.1959.
 
 
Damalige Zeitungsannoncen: Vom 03.11.1957 “In 80 Tagen um die Welt“ und von der Deutschland-Premiere des Films “El Cid“ am 25.05.1962 im Capitol-Filmtheater Berlin.

“In 80 Tagen um die Welt“ hatte übrigens am 04.10.1957 Deutschland-Premiere im gleichnamigen Capitol-Filmtheater in Düsseldorf (auch hier nur in 35mm auf einer 14 m breiten Leinwand).

* Die Geschichte des Kinos: 1928 wurde an dieser Stelle das von Erich Mendelsohn entworfene “Universum“-Kino, ein UFA-Premieren-Kino mit 1791 Sitzplätzen, eröffnet. Das berühmte Bauwerk der Moderne wurde im Krieg zerstört und 1946 durch den Architekten Hermann Fehling durch Wieder- und Umbaumaßnahmen neben einem bereits vorhandenen kleinen Kino mit dem Namen “Studio“ als “Capitol“-Kino 1950 wiedereröffnet. 1959 fand ein Umbau durch den Architekten Gerhard Fritsche zum Cinerama Theater statt. 1968/69 wurde das Gebäude mit anfänglicher Nutzung als überdimensioniertes Beatlokal, später als Musicaltheater umgewandelt. 1979 kam der Mendelsohn-Bau unter Denkmalschutz. Heute befindet sich hier ein berühmtes Theater mit dem Namen: Schaubühne am Lehniner Platz.

Eine kurze Kritik zum Film “Das ist Cinerama“ lautete damals:

“Mit gewaltiger Musik und imposanten Panoramen öffnet Cinerama, das dreifach projizierte Kinowunder, nach kurzem filmischen Rückblick seine Tore – was lag auch näher, als die
Möglichkeit des neuen Verfahrens durch einen Dokumentarfilm zu demonstrieren, der getreu dem Motto “Die weite Welt ist unser Feld“ ungemein interessante Schauplätze aufs Korn nimmt. Die Kamera trägt natürlich den Hauptanteil an der Wirkung des Films, die Bilder sind plastisch und auch an den Rändern scharf. Nur Musik und Dialog betonen manchmal allzu sehr, wie neu, wie sensationell das Ganze ist. Eine eindrucksvolle gewaltige Film-Show.“ (T.W. aus “Filmblätter“)

“Das ist Cinerama“ wurde unter der Dialog-Regie des Leiters der UFA-Synchron-Abteilung, Karl-Heinz Brunnemann, in New York synchronisiert, da in Deutschland zu dieser Zeit noch keine technischen Einrichtungen dafür vorhanden waren.

Der Film lief im “Capitol“ 22 Wochen lang, bis zum 01.10.1959. Ab dem 02.10.1959 konnten die Berliner mit dem Segelschulschiff Christian Radich in dem Film “Windjammer“ nun in diesem Kino wieder auf Reisen gehen. Bis zum 14.07.1960 wurde der Film mit großem Erfolg aufgeführt.
 
 
Annonce vom 02.10.1959

Nachdem der Film “Windjammer“ im Kino im Berliner Sportpalast zuvor erfolgreich 22 Wochen lang, bis zum 03.09.1959 lief, ging es ab dem 02.10.1959 im Cinerama-Filmtheater “Capitol“ 41 Wochen lang weiter. Über ½ Millionen Berliner sollen “Das Filmwunder“ bis zum Sommer 1960 gesehen haben.
 
 

c) “Die sieben Weltwunder“ (Seven Wonders of the World, Les sept Merveilles du Monde, USA, 1956). Verleih: Deutsche Cinerama GmbH.

 
Damalige Zeitungsannonce. Deutschland-Premiere im Cinerama Kino im “Sportpalast” Berlin am 15.07.1960. Die Weltpremiere des Films fand im New Yorker Warner Cinerama Theatre am 10.04.1956 statt.

Nach den Filmen “Windjammer“ (am 22.07.1958) und “Das ist Cinerama“ (am 29.04.1959) kam nun der dritte 3-streifige Film mit dem Titel “Die sieben Weltwunder“ am 15.07.1960 erstmals in ein deutsches Kino. Wieder wurde in Berlin Deutschland-Premiere gefeiert. Da beabsichtigt war das Capitol-Filmtheater im Sommer 1960 umzubauen, es sollte eine neue noch größere stark gekrümmte Leinwand von 24,50 x 9,80 Metern (Streifenleinwand) erhalten, war der Sportpalast als Ausweichspielstätte wieder Ort des Geschehens. Das dafür in die Halle eingebaute Kino hatte etwa 2200 Sitzplätze und wurde ebenfalls mit einer noch größeren stärker gekrümmten Leinwand, als es dort zuvor bei den Cinemiracle-Aufführungen der Fall war, ausgestattet. 28 x 9.5 Meter soll sie groß gewesen sein. (Quelle: “Filmblätter“)
 
 

“Dreistreifer“ mit deutscher Apparatur

 
Erstmals wurde bei diesem Film eine in Deutschland entwickelte Wiedergabe-Apparatur, die bis dahin extra aus Amerika kam, in das Kino im Berliner Sportpalast von der Münchner Firma Kinoton eingebaut. Drei umgebaute deutsche Kinoton / Philips FP20 Projektoren mit Xenon-Bogenlampen und ein vierter für den single 35mm Einleitungsvorspann des Triptychon-Hauptfilms fanden ihren Platz in dem Vorführraum. Laut damaliger Aussage des Chef-Ingenieurs beliefen sich die Einbaukosten der gesamten Anlage auf ungefähr 100 000 DM (das sind heute ungefähr 51 100 EUR) und der Wert der Apparatur auf etwa 250 000 DM (127 800 EUR). Cinerama Deutschland beabsichtigte diese neue Technik auch in andere deutsche Cinerama Häuser einzubauen (Quelle: “Filmblätter“). Während der Filmvorführung saß der Chef-Vorführer im Zuschauersaal und steuerte das Bild, den Ton und Synchronlauf der drei Bildstreifen über ein Kontrollpult.
 
 
Der Chef-Operateur am Kommandostand einer Cinerama-Anlage (Beispielfoto) mit Regelpult und Kontroll–Einrichtungen im Zuschauersaal (Bild aus “Filmecho“)

An diesem Pult befinden sich die Regler für die 7 Magnettonköpfe, die Einrichtung für den Synchronlauf der drei Projektoren und die Schalter und Kontrolllampen zur Inbetriebsetzung und Überwachung der Anlage. Die Mikrofon-Verbindung geht zu den drei Filmvorführern, die auch für die Abstimmung der gleichen Bildhelligkeit zuständig sind.
 
 
Die neue gewaltige gekrümmte Cinerama-Streifenleinwand im Berliner Filmtheater "Capitol". (Quelle: "Filmwoche")

Nach 79 Vorstellungen im Sportpalast lief der Film ab dem 09.10.1960 im neu gestaltetem Cinerama-Filmtheater “Capitol“ am Berliner Kurfürstendamm weiter, das, laut Aussage in der Annonce, nun zumindest zu dieser Zeit in einem Festbau-Kino über die größte Cinerama-Leinwand Europas (24,50 x 9.80 Meter) verfügte.
 
 
Damalige Zeitungsannoncen. Weiteraufführung des Films im Cinerama-Filmtheater “Capitol“ Berlin mit der neuen Leinwand ab dem 09.10.1960 und im Grindel-Filmtheater Hamburg Filmpremiere am 22.09.1960 (der erste Cinerama Film in der Hansestadt) mit einer anschließenden Vorführdauer des Films von 13 Wochen, bis zum 21.12.1960.
 
 
Titelseite deutsches Souvenir-Heft

Am New Yorker Broadway lief “Die sieben Weltwunder“, laut Lowell Thomas “…eine moderne Odyssee in der Erforschung der Wunder dieser Welt“, 76 Wochen lang und wurde auch in Deutschland mit Begeisterung aufgenommen. “Der Film ist ein großzügig geplanter und ausgeführter Reisebericht mit dem Zweck, die typischen Wirkungen des Mehrfilm-Verfahrens CINERAMA zu demonstrieren“, hieß es. Er beginnt im 35mm-single-Format im Studio von Lowell Thomas in Pawling, New York, in dem Herr Thomas sechs der sieben Weltwunder der Alten Welt vorstellt. Dann beim siebten Weltwunder öffnet sich der gewaltige Vorhang in voller Breite und Cinerama erscheint in voller Pracht am Standort des siebten Weltwunders mit Blick auf die Cheopspyramide in Gizeh, Ägypten. Von hier startet Produzent Lowell Thomas seine Reise rund um die Welt auf der Suche nach den modernen “Sieben Weltwundern“.

In den Kritiken stand unter anderem damals: “Die Suche nach den “Sieben Weltwundern“ unserer Zeit ist eine dankbare Aufgabe für die superbreite farbenprächtige und augenfüllende Cineramawand. Es sind heute nicht mehr sieben, es sind vielleicht siebzig Weltwunder, die dem Besucher im Kinoparkett in allen Erdteilen vorgeführt werden. In farbiger Brillanz wird hier erneut eine Weltreise in zwei Stunden präsentiert. Störend waren nach wie vor die Nähte zwischen den drei Bildstreifen und der teils etwas alberne Begleittext.“ (Quelle: “Filmblätter“)

“Mit dem Cinerama Film “Die sieben Weltwunder“ ist das erstaunlichste an Filmunterhaltung gestartet worden, was in unserem Land bisher zu sehen war. Es gab am Wochenende Premierenbesucher, die sich mit beiden Händen an den Lehnen ihrer Kinosessel festkrallten, um noch sicher zu sein, dass sie nicht mitflogen oder in einer Bergbahn mit versagender Bremse in schwindelerregender Fahrt talwärts rasten. Der Film ist die knallige Reportage einer Weltreise des amerikanischen Sensationsberichterstatters Lowell Thomas.“ (Quelle: “Hannoversche Rundschau“)
 
 

d) “Südseezauber“ (South Seas Adventure, Aventures dans les Mers du Sud, USA, 1958). Verleih: Deutsche Cinerama GmbH.

 
Damalige Zeitungsannonce. Deutschland-Premiere im Cinerama Kino im “Sportpalast” Berlin am 05.05.1961

Am 05.05.1961 kam nun der vierte 3-Streifen Film “Südseezauber“ in das Kino im Berliner Sportpalast erstmals nach Deutschland. Die deutsche Synchronisation übernahm, wie bei einigen der 3-Streifen Cinerama Filme, die STE-Franco-Britannique du Film et de Television Paris. Der deutsche Sprecher ist Paul Klinger, der zuvor auch bei dem Film “Die sieben Weltwunder“ den Begleittext sprach. In der englischen Originalfassung ist es Orson Welles. Zur Premiere des Films lud Cinerama-Deutschland-Chef Wolfdieter Freiherr von Stein Berlins Presse zum Südsee-Schmaus ein. Es gab Schildkröten-Eier, Bergziegenfilet mit gerösteten Honigbienen, Klapperschlange vom Rost und gedünstete Laulaus. Den Presseleuten wurden als Premierengeschenke Bumerangs überreicht. (Quelle: “Filmblätter“)
 
 
Damalige Zeitungsannonce. Norddeutsche Erstaufführung im Grindel-Filmtheater Hamburg am 12.05.1961 mit einer anschließenden Vorführdauer des Films von 15 Wochen, bis zum 24.08.1961.
 
 

Cinerama erforscht die Südsee auf den Spuren von Kapitän Cook

 
Carl-Dudleys Farbfilm ist das Ergebnis einer Expedition durch den Pazifischen Ozean auf der Spur von Südseeforschern wie Kapitän James Cook oder Kapitän William Bligh. In dem Film ist auch eine kleine fiktive Handlung eingebaut. In den Zeitungen stand: “Von Hawaii zu den Fidschi-Inseln über Tahiti nach Neuseeland und Australien wurde dem Kinosessel-Touristen ein farbenprächtiges Reiseabenteuer geboten - ein zweistündiger Traum von der Südsee.“ Der Film wurde mit dem Prädikat “wertvoll“ ausgezeichnet.
 
 
Titelseite deutsches Souvenir-Heft

Die Filmmusik komponierte Alex North und wurde vom 97-köpfigen Cinerama Symphony Orchestra im Cinerama Oyster Bay Studio eingespielt. Dabei handelte es sich um einen Zusammenschluss der besten Musiker der New Yorker Philharmonie, der Metropolitan Opera und der Symphony of Air. Die Choreinlagen übernahm damals der Norman Luboff Chor. Zeitgleich zur Weltpremiere des Films im Warner Cinerama Theatre in New York am 15. 07.1958, mit einer anschließenden Vorführdauer von 44 Wochen, kam auch der Soundtrack des Films auf einer Audio Fidelity AFSD 5899 Schallplatte in die Geschäfte. Diese Scheibe erreichte damals einen gewissen “Kultstatus“ und es handelte sich um den ersten Filmscore-Soundtrack, der in Stereo veröffentlicht wurde. Für die teils exotische Einspielung der Musik lieh sich Alex North beim American Museum of History Musikinstrumente aus.
 
 

e) “Zwischen Nordpol und Krim“ (Two Hours in the USSR, Deux Heures en URSS, UdSSR, 1959). Verleih: Kinopanorama/Mars-Film.

 
Damalige Zeitungsannonce. Deutschland-Premiere im Cinerama-Filmtheater “Capitol“ Berlin am 01.06.1961 in Kinopanorama

Die Kinopanorama Technologie wurde zwischen 1956 und 1957 von Forschungstechnikern des “Scientific Research Cinema & Photo Institute“ (eher durch das Akronym “NIKFI“ bekannt) in Moskau entwickelt.

In der am 03.06.1961 in Ost-Berlin erschienenen “Berliner Zeitung“ stand geschrieben:

“Der sowjetische Dokumentar-Panoramafilm “Zwei Stunden in der UdSSR“ wurde Donnerstag im Westberliner Cinerama Kino “Capitol“ unter dem Titel “Zwischen Nordpol und Krim“ erstaufgeführt. Bei der Premiere war der Botschafter der UdSSR in der DDR, M.G. Perwuchin, zugegen.“

Bei diesem Film handelt es sich um ein “Double-Feature“ mit Auszügen aus den beiden Kinopanorama Filmen “Great is my Country” (Vast is my Native Land, Pokoriteli morya, Shyroka strana moya rodnaya, 02/1958) und “The enchanted Mirror” (Volshevnoye zerkalo, 12/1958).

“Great is my Country” feierte am 28. Februar 1958 im extra neu erbauten “Mir Kino Theatre” in Moskau Premiere und war der erste russische Kinopanorama Film. Er wurde auch zur Weltausstellung in Brüssel 1958 (EXPO, 17.04.58 - 19.10.58) aufgeführt und gewann dort einen großen Preis.

“Great is my Country“ konnte man später in New York im Mayfair-Theatre ab dem 30. Juni 1959 in einer 3-Streifen Projektion (Kinopanorama) sehen. “The enchanted Mirror” lief im gleichen Kino ab dem 21. Juli 1959, beide als Double-Feature ab dem 03. August 1959. Infos Cinema Treasures

Danach kam der Double-Feature Film in Paris, nun unter dem Titel “Deux heures en URSS“ (Two Hours in the USSR), in das einzige extra für russische Kinopanorama Filme außerhalb der UdSSR gebaute Kino mit dem Namen “Kinopanorama“ zur Aufführung. Hier lief er 3-streifig mit 9-Kanal Magnetton mit großem Erfolg auf einer gekrümmten, 24 Meter breiten Leinwand. Im Vorführraum standen sogar 6 russische Kinopanorama Projektoren und 2 Magnettonabspielgeräte (magnetic sound reproducers), um einen Überblendbetrieb (ohne Pause) der Filme zu ermöglichen. Das Kino existiert nicht mehr. Informationen Silverscreens
 
 
Werbung zum Film vom Kinopanorama-Kino in Paris Anfang der 1960er Jahre

Laut Annonce wurde “Zwischen Nordpol und Krim“ (Two Hours in the USSR, Deux heures en URSS) im Berliner Cinerama-Filmtheater “Capitol“ sogar, wie es bei Kinopanorama üblich war, mit 9-Kanal Magnetton aufgeführt.

In den “Filmblättern“ stand damals: “Die Berliner Erstaufführung wird zu dem Kuriosum führen, dass in West- und Ostberlin zwei verschiedene Fassungen von “Kinopanorama“
zu sehen sein werden. Die Ostberliner DEFA bereitet eine andere Kommentierung und einen anderen Schnitt vor als die Westberliner Mars-Film, für die Paul Klinger einen Kommentar von Dr. Hermann Gressiecker spricht.“

Knapp 2 ½ Monate nach der West-Berliner Premiere des Films, ab dem 13. August 1961, wurde die Berliner Mauer gebaut und mir ist nicht bekannt, ob es überhaupt noch zu einer Aufführung des angesagten “anderen“ Films im Ostteil der Stadt kam.

In der 1949 gegründeten DDR wurden höchstwahrscheinlich nie 3-streifige Filme gezeigt, trotz der vielen damals produzierten sowjetischen Kinopanorama Filme.

Falls einem Leser dieses Berichts darüber genauere / andere Informationen zugänglich sind, bitte ich freundlichst darum, mir diese mitzuteilen.

Über den Film wurde in den “Filmblättern“ folgendes berichtet: “Ebenso wie bei “Cinerama“ erscheinen die “Nähte“ im dreigeteilten Bild, aber zum Unterschied von “Cinerama“ werden die seitlichen Bildteile lichtverstärkt ausgeleuchtet – warum eigentlich? Ein Russland-Prospekt, prall und packend.“ (I. Pulst)

Ich vermute, dass der Film in Deutschland sonst in keinem weiteren Cinerama-Kino mehr
zu sehen war.

In der deutschen Filmannonce ist zu lesen: “Ostbesucher 1:1“. Hier wurden Gäste aus dem Ostteil der Stadt darüber informiert, dass sie gegen Vorlage des Personalausweises im Verhältnis 1:1 zur DM mit ihrer “Mark der DDR“ (M) den Film im Westberliner Kino sehen konnten. Da die wirtschaftlichen Verhältnisse damals zwischen Ost und West stark voneinander abwichen, eine Ost-Mark (M) hatte ungefähr den Wert von ¼ West-Mark (DM) - zeitweise sogar weniger, war diese Information für die Ostbewohner der Stadt von Wichtigkeit. Die Mindereinnahmen der Westberliner Kinos wurden mit Hilfe eines im August 1958 beschlossenen “Gesamtberliner Kulturplans“, der durch die Bundesregierung subventioniert wurde, ausgeglichen. Die “OST 1:1“ Regelung hatte aber nur bei Filmen Gültigkeit, die mit dem Prädikat “wertvoll“ bzw. “besonders wertvoll“ ausgezeichnet waren. Es gab auch Kinos, die einen anderen Weg gingen und in ihren Annoncen angaben: Ostbesucher zu den Nachmittagsvorstellungen Eintritt zum halben Preis (DM). In diesem Fall übernahm das Kino, bzw. der Filmtheaterleiter den möglichen Einnahmeverlust. Mit dem Bau der Berliner Mauer hatte das alles ein Ende.

Anzeige von “Spartacus” (USA, 1960) im Berliner Titania Palast vom 26.05.1961 (mit dem Hinweis: “OST 1:1“) und Anzeige von “Ben Hur“ (USA, 1959) im Berliner Delphi Filmpalast am Zoo vom 28.04.1961 (mit dem Hinweis: “Für Ostbewohner Nachmittagsvorstellungen Mo-Sa zum halben Preis.“)

Alle Filme im Ostteil der Stadt wurden damals über den Monopolfilmverleih der DDR, dem Progress-Filmverleih, vertrieben und der heute noch besteht. Zu seinem Bestand zählen das vollständige DEFA-Filmerbe, osteuropäische Filmkunstklassiker und viele schöne Kinder- sowie Dokumentarfilme.
 
 

f) “Cinerama Holiday“ (Vacances en Cinérama, USA, 1955). Verleih: Deutsche Cinerama GmbH.

 
Damalige Zeitungsannonce und Werbung. Deutschland-Premiere im Grindel-Filmtheater Hamburg am 29.09.1961.

Zur Deutschlandpremiere des nächsten Cinerama Films geht unsere Reise von Berlin zur schönen Hansestadt Hamburg an den Grindelberg 7a. Dort befindet, besser befand, sich das Grindel-Filmtheater und dort gab es am 29.09.1961 die Uraufführung des Films “Cinerama Holiday“. Der herrliche Filmpalast wurde im April 2009 abgerissen, im noch erhaltenden Eingangsbereich des Kinos befindet sich heute ein Drogeriemarkt. Die Weltpremiere von “Cinerama Holiday“ war am 08.02.1955 im New Yorker Warner Cinerama Theatre, wo er anschließend 61 Wochen lang erfolgreich lief. Es ist der zweite 3-streifige Film, der nach mehr als 2 Jahren nach der Premiere von “Das ist Cinerama“ in Amerika in die Kinos kam. Der Produzent des Films war Louis de Rochemont (13.01.1899 - 23.12.1978), der später auch mit seinem Sohn Louis de Rochemont III (14.12.1930 - 11.07.2001) zusammen die Filme “Das Wunder von Todd-AO“ (USA, 1956), “Der Durchmarsch von Todd-AO“ (USA, 1958) und “Windjammer“ (USA, 1958) produzierte. Zu allen vier Louis de Rochemont Filmen schrieb Morton Gould die Filmmusik. Jack Shaindlin (Musikdirektor) und James Peterson komponierten zu “Cinerama Holiday“ die ergreifende Chormusik “Hail to Our Land“ am Ende des Films, gesungen vom United States Naval Academy Chor.
 
 
Die Schauspielerin Katharina Mayberg und Wolfdieter Freiherr von Stein begutachten Cinerama-Filmrollen zur Premiere des Films in Hamburg (Bild aus “Filmblätter“)

Die Handlung kurz erzählt: Ein junges Ehepaar aus der Schweiz macht eine Reise durch Nordamerika, während ein anderes kanadisches Ehepaar die grandiose schweizerische Bergwelt (St. Moritz, Davos) und Paris bei Tag und Nacht erleben darf. Dabei wird viel geboten: wintersportliche Attraktionen, Flug-Abenteuer, herrliche Landschaftspanoramen, breit angelegte Folklore, hinreißende Cancan-Szenen und auch Schnappschüsse aus Bars und Spielhöllen.

Die charmanten Ehepaare in dem Film, Fred und Beatrice Troller und John und Betty Marsh, waren vorher in ihrem Leben nie als Schauspieler tätig und wurden vom Regisseur unter vielen Bewerbern ausgesucht. Der American Cinematographer berichtete damals, dass sich einige der Ski- und Bobfahrer bei den Dreharbeiten zu den waghalsigen Pistenfahrten in der Schweiz verletzten.
 
 
Das Grindel-Filmtheater zur festlichen Filmuraufführung im September 1961 (Bild aus “Filmblätter“)

Die Hamburger nahmen den Film mit Begeisterung auf, obwohl er hier erst mehr als 6 Jahre nach seiner Amerikapremiere gezeigt wurde. Entsprechend stand in den Kritiken: “Ganz taufrisch ist dieser Streifen nicht mehr. Das merkt man deutlich an der Garderobe der Damen und an jener fast erschütternden Szene, in der der früh verstorbene Pariser Modeschöpfer Jacques Fath noch während einer Vorführung in seinem Atelier zu sehen ist.“ (Hamburger Abendblatt)

Jacques Fath verstarb allerdings bereits vor der New Yorker Weltpremiere (08.02.1955) des Films am 13.11.1954 im jungen Alter von 42 Jahren. “Cinerama Holiday“ war einer der “top-grossing“ Filme im Jahr 1955 und lief im “Grindel“ 11 Wochen lang bis zum 13.12.1961.
 
 
Damalige Zeitungsannonce. Die letzten Wochen des Films im Cinerama-Filmtheater “Capitol” Berlin. Annonce vom 11.03.1962.  

g) “Auf der Suche nach dem Paradies“ (Search for Paradise, A la Recherche du Paradis, USA, 1957). Verleih: Deutsche Cinerama GmbH.

 
Damalige Zeitungsannonce. Deutschland-Premiere im Cinerama-Filmtheater “Capitol“ Berlin am 27.03.1962. Die Weltpremiere gab es im Warner Cinerama Theatre in New York am 24.09.1957 mit einer anschließenden Vorführdauer von 32 Wochen.

Für den nun siebten in Deutschland anlaufenden “3-Streifer“, die Lowell Thomas Produktion mit dem Titel “Auf der Suche nach dem Paradies“, wurde für die Uraufführung am 27.03.1962 wieder mal das berühmte Cinerama-Filmtheater “Capitol“ in Berlin auserkoren. Der Arbeitstitel des Films lautete: “Auf der Suche nach Shangri-La“ - dahinter steckt der sicherlich stets unerfüllte Wunsch des Menschen ein dauerhaftes Paradies zu finden. Lowell Thomas wurde damals vom Präsident Dwight D. Eisenhower zum offiziellen Repräsentanten Amerikas zur Krönung von König Mahendra in Kathmandu, Nepal, am 02. Mai 1956 ernannt. So startete er mit der Cinerama-Kamera im Gepäck eine Expedition zum Himalaya – dem “Dach der Welt“ und dem höchsten Gebirge der Erde, um neben der Königskrönung unter anderem auch über die Insel Ceylon, heute Sri Lanka, Kaschmir und das Land der Hunza (Pakistan) und deren Bewohner zu berichten.
 
 
Liste aus der Fachzeitschrift “Filmblätter “. Der Film kam aber nicht in allen angesagten deutschen Kinos zur Aufführung.

“Auf der Suche nach dem Paradies“ lief in Deutschland nicht ganz so erfolgreich in den Kinos, wie es bei den Travelogues zuvor der Fall war, obwohl die Kamera versuchte, alles einzufangen, was es an Interessantem, Mystischem und Andersartigem in Zentralasien gibt.
Vielleicht war aber auch das allgemeine Interesse an Reiseberichten in ferne Länder langsam erschöpft und es wurde Zeit richtige Cinerama-Spielfilme zu produzieren. Die für manche Geschmäcker vielleicht teils etwas zu bombastische Filmmusik komponierte Dimitri Tiomkin, der dazu sagte: “I want to make Cinerama sound and music as big, as wide, as wonderful as the Cinerama screen is.“ Ein Kritiker schrieb zum Film: “Faszinierend die Panoramen, interessant die fremden Bräuche, erheiternd die kleinen liebenswürdigen Randepisoden und der zwanglose, frische Kommentar. Nur der optisch zwar sehr eindrucksvolle Anhang über die Errungenschaften der US-Air-Force war ohne rechten Zusammenhang.“ (Quelle: “Filmblätter“)

Bei den gefährlich schaukelnden Dreharbeiten mit Schlauchbooten auf dem sehr wilden
Indus-Fluss (Indus River Raft Sequence) in Pakistan kam es zu einem tragischen Unglück. Der Schauspieler und Abenteurer James (Jim) Parker ertrank dabei. Ihm zum Gedenken wurde eine Tafel an einer Brücke, die über den Indus-Fluss und zum Aufstieg des Nanga Parbats (mit 8125 m einer der am schwierigsten zu besteigenden Berge der Erde) führt, angebracht:

“In memory of James Parker who lost his life exploring the rapids of the Indus, within sight of Nanga Parbat, Jim´s favourite mountain, during filming of ”Search of Paradise” (July 20, 1956).”

Im Berliner “Capitol“ lief der Film bis zum 24.05.1962, gefolgt von der Deutschlandpremiere von Samuel Bronstons epischen Werk “El Cid“.
 
 

h) “Das war der Wilde Westen“ (How the West Was Won, La Conquête de l'Ouest, USA, 1962). Verleih: Deutsche Cinerama GmbH.

 
Einladungskarte zur deutschen Uraufführung des Films im Cinerama-Grindel-Filmtheater Hamburg

Die Deutsche Cinerama GmbH München gibt sich die Ehre, Sie zu der festlichen Gala-Premiere anlässlich der deutschen Erstaufführung von

“Das war der Wilde Westen“

am Freitag, den 1. Februar 1963, um 20 Uhr im Cinerama-Filmtheater “Grindel“ in Hamburg einzuladen.

Wolfdieter Freiherr von Stein, General Manager

Abendanzug erbeten Wir erbitten Ihre freundliche Zusage durch die beiliegende Antwortkarte bis spätestens Samstag, den 26. Januar 1963
 
 
Damalige Zeitungsannonce. Deutschland-Premiere im Cinerama-Grindel-Filmtheater Hamburg am 01.02.1963.

Manche Menschen haben eine emotionale Bindung zum Kino, ihre ganz persönlichen Erinnerungen. Spätestens seit dem “Das war der Wilde Westen“ Cinerama-Erlebnis, die Premieren-Filmkopie wurde damals aus Paris eingeflogen, war das “Grindel“ in meiner Seele verankert. Die europäischen Büros / externen Vertretungen der Cinerama Inc. und der Robin International Cinerama Corporation waren zu dieser Zeit im Empire Cinérama Cinéma in Paris untergebracht. Meine Schule befand sich in unmittelbarer Nähe des Grindel Kinos und oft ging ich nach dem Unterricht nachschauen, ob neue Cinerama / Todd-AO-Filme angekündigt wurden. Manchmal presste ich meine Ohren an die eisernen Ausgangstüren rückseitig des Gebäudes, um den herrlichen Film-Ouvertüren zu lauschen.

Der Filmpalast bekam bei seiner Eröffnung im November 1959 in Hamburg die Alleinrechte für das Vorführen von Cinemiracle / Cinerama-Filmen und verfügte über eine leicht gekrümmte Leinwand von 20 x 9 Metern Größe. Anfang 1960 wurden 3 Cinemiracle 35mm Projektoren, höchstwahrscheinlich amerikanische “Century“ Projektoren, in den großen Projektionsraum eingebaut, um den Film “Windjammer“ ab dem 15.03.1960 zeigen zu können. Man konnte selbstverständlich auch Todd-AO (70mm ) Filme, anfangs mit Zeiss-Ikon Favorit 70 Projektoren und einer Zeiss-Dominar-Variant 6-Kanal Magnetton Verstärkeranalage, präsentieren.1962 schloss die Deutsche Cinerama GmbH einen 6-Jahresvertrag mit dem Kino ab, um es mit einem Kostenaufwand von 100.000.- DM (heute ungefähr 51 100 EUR) in ein “Super-Cinerama-Haus“ umzuwandeln (Quelle: Filmblätter).

Es bekam nach Abschluss der Umbaumaßnahmen den Namen “Cinerama-Grindel-Filmtheater“.
 
 
Eine neue stark gebogene Cinerama-Streifenleinwand (27 x 10 Meter) wurde für die Premiere von “Das war der Wilde Westen“ im Januar 1963 eingebaut. Bild freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Volker Reißmann.

In den 80er Jahren hieß es in einem Hamburger Kulturführer mit dem Namen “Hamburgs Top Ten“ etwas überschwänglich: “Größer geht`s nicht. Mit der Leinwand im Grindel kann nur noch der Himmel mithalten.“ Im Hamburger Abendblatt wurde bei der Premiere der Western-Saga bemerkt: “Vor vierhundert Jahren hätte dieses leere Gewölbe einen Michelangelo zu einer Schöpfungsgeschichte oder einem Jüngsten Gericht herausgefordert, aber diese Arbeit ist nun von drei Kinoprojektoren übernommen worden.“
 
 
Die Filmrolle Akt 1, für den Projektor “Able“ von “Das war der Wilde Westen“ wird einer Transportkiste entnommen. Die 3 Cinerama Filmprojektoren / Filme wurden zur besseren Unterscheidung “Able“, “Baker“ und “Charlie“ genannt. Bild aus der Sammlung des Autors.

Eine Cinerama-Filmspule mit einem Durchmesser von 77,5 cm (30,5 inches) fasste ungefähr 2400 Meter (7900 ft) Film und wog mit Film um die 22 kg. Kurz vor der Premiere des Cinerama Films “Das war der Wilde Westen“ waren auch größere Filmspulen mit einem Durchmesser von 86,4 cm (34 inches) mit dem Spitznamen "Wagon Wheel" verfügbar. Diese konnten um 3350 Meter (11000 ft) Film aufnehmen und wogen mit Film etwa 32 kg - z.B.: der erste Akt von "Das war der Wilde Westen" ist 3500 Meter (11500 ft) lang und füllte diese Filmspule bis zum äußeren Rand. Da es noch keine Filmlanglaufeinrichtungen wie Filmteller gab und der Film nach knapp einer Stunde abgelaufen war, wurde eine filmische Pause eingelegt. Ein Überblendbetrieb war nicht vorgesehen, sonst hätte man 6 Projektoren benötigt. Meist kamen in Deutschland ab Mitte 1960 speziell umgebaute Kinoton / Philips FP20 Projektoren mit Xenon-Bogenlampen oder Kinoton / Philips FP20 (S) Projektoren mit Impulslampen (SSP 800) ohne Umlaufblende zum Einsatz. Das einzelne Cinerama / Cinemiracle Bild auf einem 35mm breiten Film ist 6 Perforationslöcher hoch und ist somit größer als das Standardbild mit 4 Perforationslöchern. Die 3-streifigen Cinerama / Cinemiracle Travelogue Filme wurden mit 26 Bildern pro Sekunde aufgenommen und auch so vorgeführt. Daraus ergibt sich eine Filmgeschwindigkeit von 44,6 Metern pro Minute (146,3 ft/min). Die Filme “Das war der Wilde Westen“ und “Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm“ machen hier eine Ausnahme. Sie wurden für eine etwaige spätere Standard-Einzelfilmauswertung gleich mit 24 Bildern pro Sekunde aufgenommen. Hier reduziert sich die Filmgeschwindigkeit dann auf 41,1 Meter pro Minute (135,0 ft/min). Die Tonwiedergabe erfolgte separat auf 35mm Magnetfilm im so genannten “Separated Magnetic Sound“ (SEPMAG) Verfahren über Perfoläufer - das sind hier 7-Kanal Tonabspielgeräte, die mit Magnetband arbeiten, das wie Filmmaterial perforiert ist - und Verstärker, die aber mit allen drei Projektoren synchron verkoppelt sind. Die aufwändige und teure Filmtechnik wurde damals von den Filmtheaterbetreibern nicht gekauft, sondern gemietet.
 
 
Ein 3-streifiger Cinerama Film und ein rundum beschichteter 35mm Magnetfilm für die sieben Tonkanäle. Bild von der Web-Site: www.cineramaadventure.com
 
 
Westernshow auf dem Vordach und im Foyer des Cinerama-Grindel-Filmtheaters zur Deutschland-Premiere von “Das war der Wilde Westen“. Bilder freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Volker Reißmann.

Anfang der 60er Jahre taten sich die Cinerama Inc. und Metro-Goldwyn-Mayer zusammen, um 3-Linsen Cinerama Spielfilme mit einem richtigen Handlungsablauf zu produzieren. Alle Filme zuvor waren so genannte “Travelogues“. Der erste damals fertig gestellte Film war “Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm“ (offizielle Premiere am 07.08.1962 in mehreren nordamerikanischen Städten, wie z.B. auch im Loew`s Cinerama Filmtheater in New York), gefolgt von “Das war der Wilde Westen“ (Weltpremiere am 01.11.1962 im London Casino Filmtheater). Die Western-Saga kam damals jedoch zuerst verbreitet in die Kinos. Weltweit schlug er ein wie eine Bombe. “The blockbuster supreme, a magnificent and exciting spectacle”, “How the West Was Won is pure American adventure at its rousing epic best”, “The crown jewel of Cinerama” wurde damals in den englischen Zeitungen geschrieben. “2000 Büffel donnern über die Riesenleinwand im ´Grindel´“, stand im Hamburger Abendblatt.

Gerhard Roger (aus “Filmblätter“) schrieb: “Geschickte dramaturgische Einfälle zur Überdeckung der Bild-Nahtstellen, perfekte Kamera, bombastische Musik – zerschellt, ertrunken, zertrampelt, überfahren, fühlt sich der Cinerama-Gänger am Ende neugeboren. Größtes Schauspektakel seit Lumière.“

Am 6. April 1959 erschien die erste Folge der LIFE-Artikelserie “How the West Was Won“, die den Anstoß zur Produktion des Films gab. 159 historische Werke über die Geschichte des Wilden Westens studierte Drehbuchautor James Webb, bevor er an die Abfassung des Filmmanuskriptes ging. Drei erfahrene Regisseure taten sich zusammen, um diesen Mammutfilm in 9 Staaten der USA zu drehen: Henry Hathaway, John Ford und George Marshall. Einen Wert von etwa 3 Millionen Dollar stellte die Cinerama-Ausrüstung dar, die bei den Dreharbeiten verwendet wurde. Ihr Star ist die - voll ausgestattet mit Filmen, Batterien und Schallschutzhaube - 850 Pfund (385,5 kg) schwere Drei-Linsen-Kamera, die einen Blickwinkel von 146 Grad horizontal und 55 Grad vertikal erfasst. 11 Monate Drehzeit wurden für die Aufnahmen zu “Das war der Wilde Westen“ aufgewendet. (Informationen teils entnommen aus dem deutschen Filmprogramm “Illustrierter Film-Kurier“.)

Wenige Szenen des Westerns stammen aus anderen Filmen, die zuvor mit einem 65mm Negativfilm aufgenommen wurden. Die marschierende mexikanische Armee entnahm man dem Todd-AO Film “Alamo“ ("The Alamo", USA, 1960) und einige Bürgerkriegsszenen stammen aus dem ersten in MGMs Camera 65 “Window of the World“ gedrehten Film “Das Land des Regenbaums“ (Raintree County, USA, 1957). Diese 65mm Auszüge konvertierte man für die 3-Streifen Cinerama Projektion über einen so genannten Panavision Micro-Panatar-Printer (siehe Bild). Sie waren jedoch durch eine etwas schlechtere Bildqualität und sichtbarer Körnung immer zu identifizieren. Der Flug über die Rocky Mountains am Anfang des Films und die Schlusssequenz über die modernen USA sind aus dem Cinerama-Film “Das ist Cinerama“ (This is Cinerama, USA, 1952) zusammengestellt worden.
 
 
Konvertierung eines 65mm Films über den Panavision Micro-Panatar-Printer zum
3-Streifen Cinerama Film


In den USA lief “Das war der Wilde Westen“ erst am 20.02.1963 an, also nach der Premiere in Hamburg. 45 Wochen lang, bis zum 15.12.1963, wurde der Film im “Grindel“ erfolgreich aufgeführt.
 
 
Filmprogramm “Illustrierter Film-Kurier“ und Anzeige aus “Filmblätter“ vom September 1963

Im Jahr 2008 erschien eine Doppel-Blu-ray des Films im Handel. Er wurde hervorragend restauriert und hat als Bonusmaterial eine sehr interessante 90-minütige Dokumentation von David Strohmaier mit dem Titel "Cinerama Adventure". Ferner gibt es darauf noch eine “SmileBox“-Version des Films. Dabei wird “Das war der Wilde Westen“ auf einer stark gekrümmten Cinerama-Leinwand auf dem heimischen Fernseher simuliert, ohne natürlich den damaligen Effekt “mitten im Bild zu sitzen” erreichen zu können.
 
 
In Bremen lief der Film nicht, wie in der Anzeige angegeben, im Schauburg-Kino, sondern hatte am 30.01.1964 im Cinerama-Regina-Filmtheater Premiere. Das Kino existiert nicht mehr. Das ehemalige Personal hat mit sehr großem Aufwand und mit viel Liebe eine Beschreibung zu dem Kino ins Netz gestellt

Damalige Zeitungsannonce. Premiere im Cinerama Kino im “Sportpalast” Berlin am 10.04.1963. Hier entschied man sich aufgrund der großen Sitzplatzkapazität für diesen Premierenort.
 
 

i) “Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm“ (The Wonderful World of the Brothers Grimm, Le Monde Merveilleux des Contes de Grimm (Les Amours enchantées), USA, 1962). Verleih: Deutsche Cinerama GmbH / MGM.

 
Damalige Zeitungsannonce. Deutschland-Premiere im Cinerama-Filmtheater “Capitol“ Berlin am 19.09.1963

Die Brüder Grimm waren Sprachwissenschaftler und begeisterte Sammler von Sagen und Märchen. Der eine beschäftigte sich mit wissenschaftlichen Studien, der andere verträumte sich in die herrlich-bunte, gruselig-schöne Märchenwelt. Besessen sammelte er, sein Bruder half ihm später dabei, alte Geschichten für die Kinder der Welt. Letztlich berühmt wurden sie wegen ihrer Märchensammlung, die vorwiegend aus dem Hessenland, ihrer näheren Heimat, stammt. Geboren sind sie in Hanau nahe Frankfurt am Main. Seit fast 200 Jahren zählt die Sammlung der Grimm`schen Märchen zu den erfolgreichsten literarischen Werken der Welt und es gibt kaum eine Sprache, in der die Märchen nicht erschienen sind. Auch der Produzent des Cinerama Films, George Pal, las bereits als kleiner Junge in Ungarn begeistert die Grimm`schen Märchen. Von 1931 bis 1932 war er Leiter der Zeichentrick-Abteilung der UFA-Filmstudios in Berlin. Er war der erste Produzent und Regisseur von Filmen, in denen sprechende und sich bewegende Puppen mit echten Schauspielern kombiniert sind, die so genannten “Puppetoons“. Zwischen 1941 und 1947 kamen mehr als 40 solcher Filme von ihm heraus. 1943 wurde Herr Pal für die Entwicklung dieser Trickkombination mit einem Ehrenoscar (Special Oscar / Honorary Award) ausgezeichnet. Auch in “Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm“ gibt es Szenen, “Der Schuster und die Zwerge“, in denen mit Puppen gearbeitet wird. Als Grundlage das Leben der Brüder zu verfilmen, diente für George Pal das von Dr. Hermann Gerstner verfasste Buch mit dem Titel “Die Brüder Grimm“, das lang gesuchte tiefe Einblicke in das Privatleben der beiden beschreibt.
 
 
Souvenir-Heft und Filmprogramm “Illustrierte Film-Bühne“

R. Scites beschrieb den Film in den “Filmblättern“: “Eine schrullige, imposante, aufregende Reise in ein Disneyland, Verzeihung Grimmland, vor weit über hundert Jahren - wobei den Amerikanern bescheinigt sei, dass sie die Grausamkeiten, die psychologischen Untiefen deutscher Sagen durch Tricks und Gags zu entschärfen verstanden. Eine farbenfrohe Kamera, ausladende Musik. Eine Reise in die deutsche Romantik, Hollywoodzucker inbegriffen.“ Vor Beginn der Dreharbeiten flogen der Produzent (George Pal) und der Regisseur (Henry Levin) des Films nach Europa, um Aufnahmeorte ausfindig zu machen. Natürlich hatte sich in den Jahren viel verändert. Schließlich fanden sie in dem weltbekannten beschaulichen mittelfränkischen Rothenburg ob der Tauber (Bayern), mit einer noch heute weitgehend erhaltenen mittelalterlichen Altstadt, was sie suchten. Die berühmten Schlösser Weikersheim (Baden-Württemberg) und Neuschwanstein (Bayern) dienten als weitere Drehorte, wobei hier auch die freundliche Genehmigung erteilt wurde, innerhalb der Schlossräume drehen zu dürfen.
 
 
Die letzte Ruhestätte von Wilhelm Grimm (24.02.1786 – 16.12.1859) und Jacob Grimm (04.01.1785 – 20.09.1863) auf dem Alten St.- Matthäus - Kirchhof in Berlin. Bild vom Autor aufgenommen.

Die letzten 20 Jahres ihres Lebens verbrachten die Brüder Grimm in Berlin. Sie wurden hier 1841 in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Das bedeutete für ihr weiteres Leben gute Studienbedingungen und vor allem unbelastet von finanziellen Ungewissheiten.

Der Alte St.- Matthäus - Friedhof in Berlin-Schöneberg gehört zu den kunsthistorisch und stadtgeschichtlich bedeutendsten Friedhöfen Berlins. Am 25. März 1856 fand hier die erste Beisetzung statt. Fast 60 Gräber verdienstvoller Persönlichkeiten sind als Ehrengräberstätten des Landes Berlin ausgewiesen. Dazu gehören zum Beispiel der Pädagoge Adolf Diesterweg (1790–1866), der Mediziner und Politiker Rudolf Virchow (1821–1902) oder der Komponist Max Bruch (1838–1920).

Der Film "Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm" lief im Berliner Filmtheater "Capitol" bis zum 18.12.1963.
 
 

J) “Cineramas Weltparade“ (The Best of Cinerama, USA, 1962). Verleih: Deutsche Cinerama GmbH.

 
Amerikanisches Werbeplakat aus dem Jahr 1962 “The Best of Cinerama” (Cineramas Weltparade) – hier konnte ich leider kein deutsches Plakat und deutschen Erstaufführungstermin ausfindig machen.

“For The First Time Cinerama`s Greatest Thrills Together In One Breathtaking Entertainment.”

“Cineramas Weltparade“ ist ein beeindruckender Zusammenschnitt der Highlights der vorherigen Cinerama Travelogue Filme, durch die auch hier noch Lowell Thomas als Gastgeber führt.

Als "Cineramas Weltparade" (die Weltpremiere des Films fand am 13. November 1962 im Palace Theatre in Cleveland, Ohio, statt) 1964 in die deutschen Kinos kam, z.B. im Cinerama-Regina-Filmtheater Bremen ab dem 08.05.1964, kennzeichnete das zugleich auch das Ende der Filme, die im 3-Streifen Verfahren produziert wurden.

Selbst der Film “Cinerama`s Russian Adventure“ (UdSSR/USA, 1966) war letztlich nur ein Zusammenschnitt aus verschiedenen älteren Kinopanorama-Filmen, die zwischen den Jahren 1958 und 1963 gedreht wurden und hier von Bing Crosby kommentiert werden. “Presented in cooperation with the U.S. Department of State under the auspices of the `Cultural Exchange Agreement´ between the USA and the USSR” hieß es damals.

Für Aufführungen in Nordamerika wurden von dem Film sechs Agfa-Color 70mm Kopien von den 3-Streifen Kamera Negativen gezogen, die im Gegensatz zu der 3-Streifen Variante des Films rechts und links um etwa 20 % beschnitten waren. Eine echte 3-Streifen Kopie, mit einem 35mm 7-Kanal Magnettonband heruntergemischt von dem 9-kanaligen Originalton, wurde für die Welt-Premiere des Films am 29. März 1966 im McVickers Theatre, Chicago, IIIinois, beibehalten. Damals war das auch das einzige Kino, in dem diese Version gezeigt wurde.

Tempora mutantur…das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden. Anfangs hatten sich die Cinerama Filme ausnahmslos als Kassenschlager erwiesen. So wurde berichtet, dass bereits das erste Lichtspiel dieses Typs “Das ist Cinerama“ in den Jahren über 40 Millionen Dollar Gewinn einspielte - “already the top grossing film released in 1952“. Jedoch das Filmen mit den großen unhandlichen Kameras war zu umständlich und auch das personalintensive Projizieren, man brauchte dazu um 4 Operateure, der Triptychon Filme zu kostspielig. Die komplizierte Drei-Linsen-Kameraapparatur war mit drei 27mm-Festbrennweiten ausgestattet, dadurch waren Nahaufnahmen von Schauspielern unmöglich. Kameraleute konnten nur mit einer Einstellungsgröße arbeiten, was der Dramaturgie des Films letztlich nicht gut bekam. Im Gegensatz dazu war der 70mm Film (wide-film process Todd-AO) mit dem an dem Film zugleich angebrachten 6-Kanal Magnetton auf dem Vormarsch und stellte eine akzeptable (sogar ohne Nahtlinien auf der Leinwand) und bedeutend günstigere Variante dar.

Dem schloss sich auch die Cinerama Inc. an. Im Weiteren arbeitete man auch hier nur noch bis Anfang der 1970er Jahre mit den so genannten Super Cinerama 70mm Filmen - gewöhnlich in den Filmformaten: Ultra Panavision 70, Super Panavision 70 aber auch Technirama und Todd-AO. Das Filmbild auf einigen dieser Kopien (Ultra Panavision 70) war an den Rändern verzerrt (gestaucht), wie z. B. bei einigen Kopien der Filme “Khartoum“ (UK, 1966) oder “40 Wagen westwärts“ (The Hallelujah Trail, USA, 1965). Diese so genannten “Cinerama rectified prints“ (Cinerama korrigierte Kopien) wurden mit sphärischen Linsen (nicht anamorphotisch) auf die damals noch vorhandenen tief gekrümmten Cinerama-Leinwände projiziert. Damit versuchte man die nun durch die Ein-Linsen-Projektion auftretenden Randverzerrungen des Bildes rechts und links auf der gekrümmten Leinwand auszugleichen. Einige Filmtheater benutzten Speziallinsen, die das 70mm Bild bei den nicht korrigierten Kopien an den Rändern einer gekrümmten Leinwand weniger verzerrt aussehen ließen.

Trotz allem wurde das eindrucksvolle große Bild, Sichtfeld bis 146° in der Breite und 55° in der Höhe, und die Tiefenschärfe der ehemaligen Triptychon Projektionen dabei nicht mehr vollends erreicht - das Cinerama Bildseitenverhältnis ist etwa 2.65:1. Nach und nach verschwanden die weltweit echten Cinerama Kinos mit ihren stark gekrümmten Leinwänden.
 
 

Super Cinerama 70mm Filme (single-lens projection)

 

“Eine total total verrückte Welt“ (It`s a Mad, Mad, Mad, Mad World, Un monde fou, fou, fou, fou, USA, 1963). Verleih: United Artists.

 
Damalige Zeitungsannonce. Deutschland-Premiere im Cinerama-Filmtheater “Capitol“ Berlin am 19.12.1963

Ein wahrer wilder “Goldrush“ nach einem Koffer in dem sich 350 000 Dollar befinden. Der sonst so ernste Stanley Kramer hat daraus ein monumentales Drei-Stunden-Vergnügen mit Späßen, Gags, Tricks und Verfolgungsjagden gemacht, wie sie uns teils aus der Frühzeit des Kintopps irgendwie vertraulich sind - jetzt auf die riesige Cinerama-Leinwand in Ultra Panavison 70 nahtlos projiziert. Alleine die Vielzahl prominenter Darsteller, selbst in den kleinen und kleinsten Rollen, machen den Film zu einem Erlebnis. Wieder fand hiermit am 19.12.1963 eine Deutschlandpremiere im Berliner Cinerama-Filmtheater “Capitol“ statt.

Es war eine Wohlfahrtsveranstaltung. Der United Artists-Generaldirektor Leon Feldun und der Cinerama-Generaldirektor in Deutschland Wolfdieter Freiherr von Stein überreichten einen Scheck von 10 000 DM (5 100 EUR). Dieser und die gesamten Einnahmen des Abends kamen durch die Fernsehaktion “Ein Platz an der Sonne“ den Berliner Kindern zugute. Unter anderem erfreuten die Berliner Sängerknaben die Premierengäste im Vorprogramm.
 
 
Damalige Zeitungsannonce. Filmpremiere im Cinerama-Grindel-Filmtheater Hamburg am 20.12.1963. Der Film lief dort 15 Wochen lang bis zum 02.04.1964 und deutsches Souvenir-Heft.

Im Souvenir-Heft des Films wird folgendes angegeben: Zum ersten Mal: Cinerama-Projektion mit einäugigem Objektiv.

“Mit “Eine total total verrückte Welt“ wird stolz ein revolutionierendes neues Verfahren gezeigt. Vor elf Jahren, als Cinerama das erste Mal aufkam, konnte der Cinerama-Effekt nur durch Verwendung von drei Projektoren erreicht werden. Jetzt, nach Entwicklung des Cinerama-Ein-Objektiv-Systems, ist das Cinerama-Bild in wunderbarer Weise und unsichtbar in eins übergegangen! Das kündigt einen Durchbruch an, an dem die optischen Wissenschaftler von Cinerama lange gearbeitet haben. Die Cinerama-Bildwand wird so groß sein wie ehedem, sie wird Sie ebenso umgeben und einhüllen, aber Ihre Augen und Sinne werden ein größeres Vergnügen und eine größere Bewunderung durch die Einheit und Klarheit der Cinerama-Ein-Objektiv-Projektion haben, die “Eine total total verrückte Welt“ als erster Film zeigen wird.“
 
 

Super Cinerama 70mm Filme

 
Deutsches LP-Soundtrack-Cover. James Garner auf der alten Steilwandstrecke im Autodromo Nazionale di Monza (heute nicht mehr in Betrieb) in der Nähe von Mailand in dem Cinerama Super Panavision 70mm Film “Grand Prix“ (USA , 1966).

• It’s a Mad, Mad, Mad, Mad World (USA, 1963) Eine total total verrückte Welt - Ultra Panavision 70mm Film. BRD-Premiere am 19.12.1963 im Cinerama-Filmtheater “Capitol“ Berlin. Am 02.08.1968 erstmals in der DDR im Kino. Verleih: United Artists.
• Circus World, aka: The Magnificent Showman (USA/ESP, 1964) Held der Arena, aka: Zirkuswelt - Super Technirama 70mm Film. BRD Premiere am 10.12.1964 in verschiedenen Kinos. Verleih: Rank-Film.
• The Golden Head, aka: Millie goes to Budapest, Az Aranyfej (USA/Hungary, 1964) Das goldene Haupt - Super Technirama 70mm Film (Jagdsequenz in MCS 70 Superpanorama), damals nur in Europa aufgeführt. Premiere in Ungarn am 10.12.1964. Ab dem 18.02.1966 in der DDR (von der DEFA synchronisiert) im Progress Film-Verleih im 35mm Filmformat in den Kinos. Erstaufführung in den USA am 08.09.2009 im Cinerama Dome (Los Angeles). Am 03.10.2010 erstmals in Deutschland in einer 70mm Version im Cinerama Schauburg Kino (Karlsruhe) zum 6. Todd-AO 70mm Festival zu sehen.
• Battle of the Bulge (USA, 1965) Die letzte Schlacht - Ultra Panavision 70mm Film. BRD Premiere am 07.04.1966 in verschiedenen Kinos. Verleih: Warner Brothers.
• The Greatest Story Ever Told (USA, 1965) Die größte Geschichte aller Zeiten - Ultra Panavision 70mm Film. BRD Premiere 05.08.1965 im Royal-Palast Berlin. Verleih. United Artists.
• The Hallelujah Trail (USA, 1965) Vierzig Wagen westwärts - Ultra Panavision 70mm Film. BRD Premiere am 21.12.1965 im Cinerama-Grindel-Filmtheater Hamburg. Verleih: United Artists.
• Grand Prix (USA, 1966) - Super Panavision 70mm Film. BRD Premiere am 13.10.1967 in verschiedenen Kinos. Am 25. 10.1974 erstmals in der DDR in den Kinos zu sehen. Verleih: MGM.

Damalige Zeitungsannonce vom 12.06.1969. Premiere des Cinerama Super Panavision 70mm Films “Grand Prix“.

Als damals zuvor David Leans epischer Film “Doktor Schiwago“ (USA, 1965) am 18.11.1966 im Cinerama-Grindel-Filmtheater seine norddeutsche Uraufführung feierte, hatte niemand damit gerechnet, dass dieser Film fortlaufend mit großem Erfolg 134 Wochen lang, bis zum 11.06.1969, in diesem Kino laufen würde. Am 12.06.1969 konnten die Hamburger endlich zum Autorennen auf der großen gekrümmten Leinwand durchstarten.

• Khartoum (UK, 1966) Khartoum-Aufstand am Nil - Ultra Panavision 70mm Film. BRD Premiere am 22.09.1966 im Royal-Palast Berlin. Verleih: United Artists.
• Cinerama`s Russian Adventure (UdSSR/USA, 1966) Kinopanorama, Super Cinerama 70mm Film (US-Kopien), auch eine 3-Streifen Kopie zur Weltpremiere am 29.03.1966 im McVickers Theatre, Chicago, Illinois. In Deutschland bisher nie im Kino aufgeführt.
• Custer of the West (USA, 1967) Big Horn – Ein Tag zum Kämpfen - Super Technirama 70mm Film. BRD Premiere am 28.03.1968 im Royal-Palast München. Verleih: Alpha-Film.
• 2001: A Space Odyssey (UK/USA, 1968) 2001: Odyssee im Weltraum - Super Panavision 70mm Film. BRD Premiere 11.09.1968 im Royal-Palast München. Verleih: MGM.
• Ice Station Zebra (USA, 1968) Eisstation Zebra - Super Panavision 70mm Film. BRD Premiere am 05.09.1969 in verschieden Kinos. Verleih: MGM.
• Krakatoa: East of Java (USA, 1969) Krakatoa – das größte Abenteuer des letzten Jahrhunderts (Feuersturm über Java) – Super Panavision 70mm Film, einige Szenen in Todd-AO. BRD Premiere am 28.03.1969 in verschiedenen Kinos. Verleih: Rank/Cinerama.
• Song of Norway (USA, 1970) - Super Panavision 70, in Deutschland nie im Verleih. Am 03.10.2008 erstmals zu sehen im Cinerama Schauburg Kino (Karlsruhe) zum 4. Todd-AO 70mm Film Festival.
 
 

Sonderfälle

 
• Scent of Mystery, aka: Holiday in Spain (USA, 1960) - Todd-70, auch umgesetzt in 3-Streifen Cinerama (Holiday in Spain), in Deutschland nie offiziell im Verleih. Am 02.10.2010 erstmals in Deutschland im Cinerama Schauburg Kino (Karlsruhe) zum 6. Todd-AO 70mm Festival zu sehen.
• The Story (Chronicle) of the Flaming Years, The Flaming Years (UdSSR, 1960/61), aka: Povest plamennykh let, Flammende Jahre - Sovscope 70mm Film (die erste “echte“ Sovscope 70mm Produktion die mit speziell gebauten russischen Kameras, entwickelt vom “NIKFI“ Institut, realisiert wurde – aufgenommen auf 70mm Negativfilm). Der Film soll nur in England bei der Premiere in London im März 1965 im Coliseum Cinerama Theatre als Super Cinerama 70mm Film “promoted” worden sein. Ferner wird berichtet, dass er in der UdSSR auch als 3-Streifen Kinopanorama Film in die Kinos kam. Präsentiert zum Film Festival in Cannes vom 03.05.-18.05.1961. DDR Premiere am 18. 01.1963. Am 09.02.2009 auch zu den Internationalen Berliner Filmfestspielen aufgeführt.
• La Fayette (France/Italy,1961) Der junge General - Super Technirama 70mm Film. Wurde nur in England als Super Cinerama 70mm Film “promoted“. BRD Premiere am 26.08.1966.
• Mediterranean Holiday (BRD, 1962) Flying Clipper - Traumreise unter weißen Segeln - MCS 70 Superpanorama Film. Welt-Premiere am 19.12.1962 im Münchner Royal-Palast. Wurde nur außerhalb Deutschlands als Super Cinerama 70mm Film oder auch als “ARC 120“-, aka "Wonderama“ Film “promoted“.
Genaue Beschreibung dazu siehe Web-Link:
widescreenmuseum.com
• La Tulipe noire (France/ Italy/Spain, 1964) Die schwarze Tulpe - MCS 70 Superpanorama Film. BRD Premiere am 06.03.1964. Wurde nur in England als Super Cinerama 70mm Film “promoted“.
Die Filme:
Run Run Joe (Arrivano Joe e Margherito) (Italy/France/Spain/BRD, 1974) Dufte Typen räumen auf, aka: Zwei tolle Hechte, gefilmt in Todd-AO 35mm. BRD Premiere am 03.05.1974
und
The Great Waltz (USA, 1972) Der große Walzer, gefilmt in Panavision 35mm. BRD Premiere am 19.04.1973
wurden in England einst auch als Super Cinerama 70mm Filme "promoted". In Wirklichkeit handelte es sich lediglich um 70mm Vergrößerungen (Blow-ups).
 
 

Kinos, Mehrzweckhallen in denen in Deutschland 3-streifige Filme gezeigt wurden

 
• Aachen: Eden-Palast
• Augsburg: Rex (nicht ganz sicher)
• Berlin: A.) Cinerama Filmtheater “Capitol“ (erstes Cinerama Theater in Deutschland - Premiere von "Das ist Cinerama" am 29. 04.1959 (Leinwandgröße nach mehreren Umbauten 24,50 x 9,80 Meter) (Cinemiracle)*, B.) Sportpalast (Mehrzweckhalle, variante Leinwandgrößen, 25 x 9 Meter, später auch 28 x 9,5 Meter) (Cinemiracle)*
• Braunschweig: Kaiserhof (Leinwandgröße 13,6 × 6,2 Meter mit einer 1,85 Meter Kurve – geradlinig von Seite zur Seite vor der Kurve gemessen) (Cinemiracle)*
• Bremen: Regina (Leinwandgröße 20 × 8 Meter) (Cinemiracle)* Siehe: fbas.tv

• Duisburg: U.T.-Palast
• Düsseldorf: Tonhallen-Theater (Leinwandgröße laut Hörensagen 24 × 10 Meter) (Cinemiracle)*
• Essen: A.) Cinerama-Europa-Palast (Leinwandgröße 27 × 10 Meter), B.) Grugahalle (Mehrzweckhalle, Leinwandgröße 33 × 13 Meter) (Cinemiracle)*
• Frankfurt: Lichtspiele-Filmpalast
• Hamburg: A.) Cinerama-Grindel-Filmtheater (Leinwandgröße 27 × 10 Meter) (Cinemiracle)*, B.) UFA-Palast am Gänsemarkt (Leinwandgröße 17,5 × 8,2 Meter) (Cinemiracle)*

Der einst so imposante UFA-Palast am Hamburger Gänsemarkt mit 988 türkisblauen und lindgrünen Sesseln und voll in Teakholz verkleidet

Bei der Eröffnung am 26.02.1958 gab es eine Einweihungsparty mit vielen Stars wie sie Hamburg noch nie gesehen hatte. “Taufpatin“ des Kinos war Romy Schneider. Hier lief im Mai 1959 3-streifig “Windjammer“. Der Palast wurde später mit zusätzlichen Anbauten in ein Kinocenter mit 16 Kinos bizarr verschachtelt und Mitte der 1990er Jahre abgerissen. Die Erstaufführung von “Der Untergang des Römischen Reiches“ (The Fall of the Roman Empire, USA, 1964) in Ultra Panavision 70 fand am 12.06.1964 statt (Bilder vom Kino aus “Filmecho“ und dem Booklet “Filmtheater in der Freien und Hansestadt Hamburg“).

• Hannover: Gloria-Palast (Leinwandgröße 13 × 6,1 Meter mit einer 1,8 Meter Kurve - geradlinig von Seite zur Seite vor der Kurve gemessen) (Cinemiracle)*
• Karlsruhe: City (Leinwandgröße 12,7 × 5,8 Meter mit einer 1,47 Meter Kurve - geradlinig von Seite zur Seite vor der Kurve gemessen) (Cinemiracle)*
• Köln: Residenz (Leinwandgröße 14,5 x 7,2 Meter)
• Köln: Groß-Köln-Lichtspiele (Sartory-Betriebe GmbH & Co. KG, auch mit Wasserorgel-Fontänen auf der Bühne ausgestattet, Leinwandbreite 20 Meter) (nur Cinemiracle)*
• Lübeck: Stadthallen-Lichtspiele (Cinemiracle)*
• Mannheim: A.) Große Planken (nicht ganz sicher), B.) Scala-Filmtheater (Leinwandgröße 16,6 × 7,8 Meter mit einer 2,7 Meter Kurve - geradlinig von Seite zur Seite vor der Kurve gemessen; entlang der Kurve 18,5 x 8 Meter) (Cinemiracle)* Höchstwahrscheinlich Deutschlands drittes Todd-AO Kino, das nach Savoy (Hamburg) und Royal-Palast (München) öffnete und zweites Cinemiracle-Kino nach dem Münchner Royal-Palast. Eröffnung am 20.12.1957 mit dem Film “Oklahoma“ in Todd-AO. 730 Sitzplätze. 1973 geschlossen.
 
The Nuremberg Admiral-Palast had been the third Todd-AO cinema in Germany, not the Scala-Filmtheater in Mannheim.

The Admiral-Palast opened on 31.10.1957, the Scala-Filmtheater on 20.12.1957
 
Die Großleinwand (18,5 x 8 Meter) im Mannheimer Scala-Filmtheater (Bild aus “Filmecho“)

• München: A.) City-Palast (Leinwandgröße 160 qm), B.) Royal-Palast (Leinwandgröße 16,6 x 8,4 Meter mit einer 2,8 Meter Kurve - geradlinig von Seite zur Seite vor der Kurve gemessen; entlang der Kurve 18,8 × 8,5 Meter, 160 qm) (Cinemiracle)* Im Royal-Palast wurde Deutschlands erste Cinemiracle Anlage installiert. Deutsche Erstaufführung von “Windjammer“ am 22.07.1958. Hier lief zur Kinoeröffnung der Todd-AO-Film “Oklahoma“ erstmals in Deutschland am 13.06.1957.
Siehe: http://www.royal-muenchen.de/
• Münster: A.) Fürstenhof (Cinemiracle)*, B.) Münsterlandhalle (Mehrzweckhalle)
• Nürnberg: Delphi-Filmpalast (Cinerama-Delphi)
• Oldenburg: Weser-Ems-Halle (Mehrzweckhalle) (Cinemiracle)*
• Ravensburg: Oberschwabenhalle (Mehrzweckhalle)
• Siegen: Siegerlandhalle (Mehrzweckhalle)
• Stuttgart: Atrium (Leinwandgröße 14 × 6,3 Meter mit einer 1,2 Meter Kurve - geradlinig von Seite zur Seite vor der Kurve gemessen) (Cinemiracle)*
• Wiesbaden: Rhein-Main-Halle (Mehrzweckhalle)

(*) hier zeigte man auch den Cinemiracle-Film “Windjammer“

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Angaben über die Leinwandgrößen sind ohne Gewähr, da in einigen Kinos über die Zeit Leinwände mit unterschiedlichen Größen ein- bzw. ausgebaut wurden.
 
 

Neue Cinerama Kuppelfilmtheater

 
Cinerama Dome im Modell (Bild aus “Filmblätter“)

Der Cinerama Präsident Nicolas Reisini beschrieb Anfang 1963 das “Cinerama Kino von morgen“. Ein gewaltiger Kuppelbau mit tausend Plätzen und einer weitreichenden Halbrundleinwand. Die Kosten für den Bau einer solchen Filmabspielstätte sollten sich lediglich auf eine Summe von 250 000 Dollar beschränken, da nur Fertigteile zusammengesetzt würden, erklärte Herr Reisini. Für die kommenden Jahre waren damals viele dieser “Cinerama-im-modernsten-Gewand-Kuppelbauten“ zumindest in der Planung (Quelle: “Filmblätter“). Auch in Deutschland sollten welche errichtet werden, da hier und ganz besonders in Berlin große Cinerama Erfolge erreicht wurden. Letztlich realisiert wurden dann, wie ich vermute, nur zwei dieser Bauten. Ein schon lange abgerissener in Las Vegas und einer in Hollywood (Los Angeles) am Sunset Boulevard mit dem Namen “Pacific Theatres` Cinerama Dome“. Der Filmpalast wurde am 07. November 1963 mit der Weltpremiere des Ultra Panavision 70mm Films “Eine total total verrückte Welt“ offiziell eröffnet und existiert heute noch. 3-Streifen Filme kamen dort nicht mehr zur Aufführung. Erfreulicherweise engagierten sich mittlerweile Enthusiasten und installierten auch für diese Projektion die technische Anlage in den Vorführraum. Am 4. Oktober 2002 präsentierte man erstmals eine neu gezogene 3-Streifen Kopie von “Das ist Cinerama“ mit “Seven-Channel Stereophonic Sound“ und ab und an stehen auch heute noch “echte“ Cinerama Filme auf der 26,2 x 9,7 Meter großen gekrümmten Leinwand mit auf dem Spielplan.

Die Cinemiracle / Cinerama Travelogue Filme mit dem stereophonischen 7-Kanal Magnetton, damals eine völlig neue Dimension, waren, so empfand zumindest ich es als recht junger Mensch, Reisen in die große weite Welt. Ein gewaltiges Erlebnis für Auge und Ohr, die dem heutigen IMAX in nichts nachstehen – ja, vielleicht sogar noch mehr beeindruckten, weil wir bei weitem noch nicht so technik- und reiseverwöhnt waren, wie es heute der Fall ist. Mittlerweile ist im Vergleich zu den damaligen Zeiten auch vieles schnelllebiger geworden. Werden heute in einem Premierenhaus noch Filme, wie es einst war, länger als 2 Jahre ohne Unterbrechung aufgeführt?!
 
 

Zum Schluss

 
Der Bericht ist mir lang geraten. Trotzdem hier noch ein kleines “Bonbon“ (siehe Zeitungsannonce). Es handelt sich nicht um einen Cinerama Film, aber immerhin um einen guten 70mm Blow-up mit leider nur Mono-Magnetton.

Ich hatte das Glück als Junge an der Weltpremiere des Films “Dschingis Khan“ (Genghis Khan, UK/YUG/FRG, 1965) im Cinerama-Grindel-Filmtheater am 15.04.1965 teilhaben zu können. Leider bekam ich keine Eintrittskarte mehr zur Premierenveranstaltung. Trotzdem begab ich mich zum Kino. Der rote Teppich war ausgerollt und ich war aufgeregt, die Premierengäste begutachten zu können.

Damalige Zeitungsannonce. Weltpremiere im Cinerama-Grindel-Filmtheater Hamburg am 15.04.1965
 
 
Mit 24 Millionen DM Herstellungskosten hieß es damals: “Der teuerste Film, der je in
Deutschland gedreht wurde.“ 600 000 DM (306 775 EUR) kostete bereits die Errichtung des kaiserlichen Thronsaales in den CCC (Central Cinema Company) Studios in Berlin-Spandau. Zur Weltpremiere der Dreiländerproduktion kamen Regisseur Henry Levin, der Produzent Irving Allen und drei Darsteller nach Hamburg - extra von Südamerika flog die Französin Françoise Dorléac (Bortei), die ältere Schwester von Catherine Deneuve, ein. Ferner kamen Robert Morley (Kaiser von China) und Susanne Hsiao (Chin Yu), die 1971 die Ehefrau von dem Schauspieler, Sänger und Entertainer Harald Juhnke wurde.

“Farbenfreudige Kamera, kräftige Kampfesmusik, ein rhythmischer Schnitt runden die erste
britisch-jugoslawisch und auch deutsche Koproduktion mit mehr als 20 Millionen DM Finanzeinstand ab – ein klotziges Spektakel “, so wurde der Film einst kurz von Gerhard Roger beschrieben. (Quelle: “Filmblätter“)

Extra-Premieren-Souvenir-Heft (Teilansicht) und Eintrittsticket (nicht vom Premierentag)
 
 
“Zur Erinnerung an die Weltpremiere von “Dschingis Khan“ am 15. April 1965 im
Cinerama-Grindel-Filmtheater, Hamburg.“

Der deutsche Anteil des Films war die Zuverfügungstellung der Berliner CCC Studios und die Beschaffung von Geldern durch den Filmproduzenten und Unternehmer Artur Brauner. Die mongolischen Außenaufnahmen wurden in Jugoslawien gedreht. Die Filmmusik, mit einem schönen Kampfes- und auch Liebesthema, schrieb der Jugoslawe Dusan Radic (10.04.1929 - 03.04.2010). Zuvor komponierte er unter anderem die Musik zu dem in Technirama gedrehten Film “Raubzug der Wikinger“ (The Long Ships, UK/ YUG, 1964).

“Dort wo der Nil sich teilt beginnt das große Abenteuer!“
“Where the Nile divides… their mighty conflict begins!”

“Khartoum - Aufstand am Nil“. Ein Super Cinerama Film gedreht in Ultra Panavision 70. Titelseite des englischen Souvenir-Hefts (UK, 1966).
 
 

Quellen

 
Alle Bilder sind, falls es nicht anders angegeben ist, aus der Sammlung des Autors. Ausgewertet wurden Artikel und teils auch Bildmaterial unter anderem auch aus der damaligen Tagespresse und Branchen-Fachblätter, insbesondere der Filmheftreihen “Filmblätter“ und “Filmecho“.
 
 
  
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Updated 28-07-24