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Howard Terpning und Joseph L. Mankiewicz's
“CLEOPATRA“ |
Read more at in70mm.com The 70mm Newsletter
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Written by: Gerhard Witte, Berlin,
Germany |
Date:
21.12.2012 |
Howard
Terpning ist ein Kunstmaler und Zeichner unserer Zeit. Er ist der
bekannteste und meist geehrte Maler für Bilder der Western-Kunst (Art).
Zwischen den Jahren 1961 und 1974 schuf er auch einige der denkwürdigsten
dramatischen Filmplakatmotive.
In diesem Bericht werfe ich einen Blick auf die verschiedenen Plakate zum
Film "Cleopatra" (UK, USA, Switzerland, 1963) und die Kontroversen,
die mit Herstellung der berühmten Plakatkunst verbunden waren. Darüber
hinaus gebe ich interessante Informationen über das Leben von Howard
Terpning und über den Film, der recht gut anlief, dann im Weiteren damals
aber leider nicht ganz so erfolgreich wurde, wie man es sich erhoffte.
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More in 70mm reading:
in70mm.com auf Deutsch
Howard Terpning and Joseph L. Mankiewicz's
“CLEOPATRA“
A tribute to
Howard Terpning
"Cleopatra" Revisited
Cinemiracle/Cinerama
in Germany
The Grindel Filmtheater
The "Savoy" in Hamburg
3D in the mid 60s in
Europe with Hi-Fi Stereo 70
The Rivoli Theatre
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Bild entnommen aus der Heftreihe “Film-Echo” (Scheuring / 1964)
Erstaunlicherweise erregte damals in Spanien der tiefe Brustausschnitt des
Kleides von Cleopatra (Elizabeth Taylor) Unwillen. Man verhüllte es mit
schwarzer Teerfarbe und pinselte “Decencia” (übersetzt “Anstand”) auf das
Plakat - entdeckt an einer Baustellenumzäunung im Zentrum Barcelonas.
In der Tat wurde in den 1960ern, um sittliches Empfinden nicht zu verletzen,
auch eine leicht veränderte Version des Motivs herausgegeben.
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Internet link:
Trivette Collection
ownapieceofamerica.us
taylortribute.com
greenwichworkshop.com
thesandpebbles.com
New
York
Los Angeles
“The Art of Howard Terpning“
The HOLLYWOOD years
Hamburg Film and Television Museum
Retrovinyl
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Das Plakat ohne Beschriftung auf Leinen aufgezogen. Ich erwarb es einst in
einer Londoner Galerie. Die originale “Freizügigkeit“ des Kleides ist darauf
nun geringfügig eingeschränkt. Vielleicht wurde es zur Europäischen Premiere
des Films in London am 31. Juli 1963 im Dominion Theatre, Tottenham Court
Road 268-269, gezeigt. Die Weltpremiere fand zuvor am 12. Juni 1963 im New
Yorker
Rivoli Theatre, Broadway 1620 / Ecke 49. Straße, statt.
Am 14. April 2011 fand eine Auktion in Los Angeles (CA, USA) statt.
Anlässlich wurde folgendes berichtet:
Die originale Filmplakat-Kunst des Films “Cleopatra“, eine der damals
bekanntesten und “berühmt-berüchtigten“ öffentlichen Zeichnungen, wird unter
historischen Aspekten am 14. und 15. Mai im Saban Theater in Beverly Hills,
Kalifornien, versteigert.
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Hier die allererste Version von Howard Terpnings Plakat-Kunst ohne Julius
Cäsar (Rex Harrison)
Dieses von dem berühmten Künstler Howard Terpning mit Acrylfarbe auf
Zeichenkarton gemalte Bild hat eine Größe von 76 x 101 cm (30 x 40 Zoll) und
diente als Druckvorlage für das Werbematerial für den überall mit Stolz
angekündigten epischen Film. Rex Harrison, einer der begehrtesten Stars, war
darüber verärgert, dass er darauf nicht zu sehen war. Das Original, mit dem
das Filmstudio zufrieden war bezüglich gewinnbringenden Werbens für den Film
bei der Presse und in der Öffentlichkeit, zeigte nur Elizabeth Taylor und
Richard Burton in einer verführerisch-romantischen Pose. Harrison klagte und
gewann den Prozess gegen 20th Century Fox.
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Daraufhin wurde Terpning vom Studio aufgefordert, durch Vergrößerung und
Überarbeitung des Originals, Harrison in den neuen Entwurf mit
einzuarbeiten. Ferner wurde vom Studio verlangt, all das bisher in der
Öffentlichkeit verbreitete Material durch Nachdrucke zu ersetzen, um das
“Versehen“ aus der Welt zu schaffen.
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Mit der Hilfe von “Computerzauberei“ lässt sich sogar diese Version
anfertigen - die verführerische ägyptische Königin alleine. Zu betrachten
mit zusätzlichen Informationen unter:
taylortribute.com.
Howard Terpning erhielt zahlreiche Auszeichnungen, welche ihm eine ergebene
Anhängerschaft für sein künstlerisches Schaffen, auch außerhalb jeglicher
Hollywood-Kreise, schenkte. Gewöhnlich ersteigern seine Zeichnungen in
Auktionen mehrere hunderttausend Dollar.
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…und hier in einer auch eindrucksvollen kontrastreichen Schwarz-Weiß-Version
Zum Beispiel wurde das berühmte Gemälde mit der liegenden Cleopatra
(Elizabeth Taylor) und ihren “führenden“ Männern, Julius Cäsar (Rex
Harrison) und Marcus Antonius (Richard Burton), für 110 000 US Dollar
verkauft und ein Gemälde mit der inthronisierten Königin alleine brachte 200
000 US Dollar ein (Quelle: Mike Boehm, Los Angeles Times, May 17, 2012).
Besuchen Sie diese informative
Web-Site, die verschiedene Cleopatra
Filmplakate mit dem bekannten Motiv zeigt
und natürlich vor allem die wundervolle
“Trivette Collection”.
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Die Filmmusik
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Soundtrack LP aus der Sammlung des Autors
Eine Woche nach der Filmpremiere wurde im
New Yorker VARIETY geschrieben:
Die letzten von 300 000 “Cleopatra“ LPs vor dem Verkauf.
Das unter dem 20th Century Fox Label erschienene Soundtrack Album
“Cleopatra“ ist nun über 300 000 mal verkauft worden. Der
Schallplattenfachmann Norman Weiser berichtet, dass bereits 100 000
Exemplare am Donnerstag, dem 13. Juni 1963, einen Tag nach der Premiere des
Films im New Yorker
Rivoli Theatre, bestellt wurden.
Ferner erzählt er, dass er bereits Bestellungen für das Album annahm, bevor
es überhaupt auf dem Markt lieferbar war. Etwa 150 000 Exemplare des
Soundtracks gingen gegen vorherige Barzahlungen zur Sicherstellung über den
Ladentisch. Weitere 50 000 Exemplare wurden vor der Filmpremiere neu
bestellt. Die Filmmusik stammt von dem Komponisten Alex North.
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Howard Terpning: Eine kurze Lebensgeschichte
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Bild aus “Western Art & Architecture“ im Internet
Howard Terpning erblickte am 5. November 1927 das Licht der Welt. Sein
Geburtsort ist Oak Park in Illinois, USA - ein westlicher Vorort von Chicago
(ebenfalls Geburtsort von Ernest Hemingway). Als kleiner Junge war Howard
ein leidenschaftlicher Zeichner und man erzählt, dass er bereits vor seinem
zehnten Lebensjahr wusste, dass er ein Kunstmaler werden wollte. Nachdem er
von 1945 bis 1946 beim US Marine Corps, auch als Infanterist in China,
gedient hatte, studierte er an der Academy of Fine Art und anschließend an
der American Academy of Art (beide in Chicago) Aktzeichnen und Malerei.
Später zog er nach New York, dem zentralen Anlaufpunkt für Werbung und
Zeitschriften-Bebilderung, um. Aufgrund einiger aussagekräftiger Titelseiten
die Terpning für die Magazine TIME und NEWSWEEK entwarf, erweckte er
erstmals Aufmerksamkeit. In den 1960ern wurde er für Hollywood ein
produktiver Film-Poster-Kunstmaler und entwarf zu dieser Zeit einige der
denkwürdigsten Filmplakatmotive. Howard Terpning arbeitete 25 Jahre als
erfolgreicher Werbegrafiker - alleine 17 Jahre davon lebte er in New York.
Neben seiner Werbekunst illustrierte er auch Geschichten und Artikel für
Veröffentlichungen wie z.B. bei McCalls, Ladies Home Journal, Readers Digest
oder Good Housekeeping. 1967 nahm er eine Einladung vom US Marine Corps an,
um Vietnam-Kriegs-Szenen als Zivilist zu dokumentieren.
Zeitweise mit dem Rang eines Majors ausgezeichnet, bekam er relative
Bewegungsfreiheit und verbrachte sechs Wochen in Vietnam. Nach seiner
Rückkehr erstellte er zehn Gemälde, die heute im National Museum of the
Marine Corps in Quantico, Virginia (USA) untergebracht sind (Quelle: Mike
Boehm, Los Angeles Times, May 17, 2012).
Um 1975 verließ Howard Terpning seine 25 Jahre währende Karriere als
Werbegrafiker und beschloss, sich seinem großen Interesse, dem
amerikanischen Westen und der Tradition der amerikanischen Ureinwohner zu
widmen. “Die Indianer faszinieren mich“, so Terpning. “Je mehr ich deren
Leben studiere, desto mehr werde ich davon erfasst. Ich habe für die
Menschen Einfühlungsvermögen, die ein schweres Leben hatten und sich abmühen
mussten. Ich denke, dass es wichtig ist, die Geschichte der Prärie-Indianer
(Plains Indians) zu erzählen, weil ihre Geschichte unsere Geschichte ist –
ein Teil unseres Erbes“, sagt der Künstler, der auch Mitglied der National
Academy of Western Art (NAWA) und der Cowboy Artists of America (CAA) ist.
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Das
deutsche Filmplakat mit Beschriftung – hier ist Cleopatras Kleid ebenfalls,
aber nur geringfügig, “korrigiert“.
1977 zog Howard Terpning mit
seiner Frau Marlies und seinen drei Kindern von Connecticut nach Tuscon
(Arizona) um, um sich dort anschließend mit dem Malen in der Western-Art-Kunst
zu beschäftigen. Howard Terpning zeigt großen Respekt vor den Ureinwohnern
Amerikas, indem er sie ehrlich und akkurat porträtiert. Viele seiner
originalen Western-Kunst-Öl-Malereien (nicht für Filme) erzielen heute
Spitzenpreise bei Auktionen für Western-Kunst, einige von ihnen
überschreiten sogar die Ein-Millionen-Dollar-Grenze. Zum Beispiel fanden
2006 zwei seiner Bilder bei der “Coeur d´Alene Art Auction“ in Reno neue
Besitzer. Sein “Search for the Renegades“ wurde für 1,456 000 US Dollar
verkauft und “The Stragglers“ brachte 1,064 000 US Dollar ein (Quelle: The
Greenwich Workshop Catalogue).
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Ein holländisches Plakat von dem epischen Film
Die “Coeur d´Alene Art Auction“ für Western- und American-Kunst findet
mittlerweile seit 11 Jahren in Reno statt und ist die größte Western-Kunst
Auktion des Landes. Vom 12. Mai bis zum 01. Juli 2012 wurde Howard Terpning
und seinen Werken eine Spezial-Ausstellung im Autry National Centre,
Griffith Park, Los Angeles, gewidmet – Howard Terpning: “Tribute to the
Plains People“. Das Buch mit dem Titel: “Tribute to the Plains People” ist
Seite für Seite im
Internet zu betrachten:
Er wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Sie sind zu zahlreich, um
sie hier alle aufzulisten (siehe Web-Links am Ende des Berichts, um mehr
Informationen darüber zu erhalten). Unter dem folgenden
link erhält man eine
chronologische Auflistung der fünfundachtzig Filme, für die Terpning
zwischen den Jahren 1961 und 1974 Plakatmotive entworfen hat.
Haben Sie vielen Dank, Herr Terpning, für Ihre wundervollen und
einzigartigen Filmkunstmalereien (Filmplakatmotive). Sie erfreuen damit die
Herzen zahlreicher Filmenthusiasten weltweit.
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Marketing von “Cleopatra”
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Bilder
aus “Filmblätter“ / April 1963
Darryl F. Zanuck – Filmlegende aus Hollywoods goldenen Jahren. Er war im
Jahr 1933 Mitbegründer der 20th Century Pictures, die am 31. Mai 1935 mit
der Fox Film Corporation fusionierte. Mit diesem Zusammenschluss wurde das
berühmte Filmstudio mit dem Namen 20th Century Fox gegründet. Als das
Fernsehen in den frühen 50er Jahren als Konkurrenz aufkam, bewegte Zanuck
die Fox dazu CinemaScope einzuführen, um Filme wettbewerbsfähig zu halten.
1962 nahm er den Posten als Präsident der 20th Century Fox an. 1971 zog er
sich von der Arbeit zurück. In seiner Karriere produzierte Zanuck zahlreiche
Filme, darunter auch: “Das Gewand“ (“The Robe“, USA, 1953), “Der
König und ich“ (“The King and I“, USA, 1956), “Der längste Tag“
(“The Longest Day“, USA, 1962), “Meine Lieder, meine Träume“ (“The
Sound of Music“, USA, 1965), “Planet der Affen“ (“Planet of the
Apes“, USA, 1968) und “Hallo, Dolly!“ (“Hello, Dolly!“, USA, 1969).
Seymour Poe – Vizepräsident und auch Gesamt-Verleihchef der 20th Century Fox
in den 60er Jahren. Er war Zanucks "rechte Hand" beim Aufbau der 20th
Century Fox von großen Schwierigkeiten zu einer blühenden Entwicklung.
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Seymour
Poe, Vizepräsident der 20th Century Fox, erklärte im März 1963 Delegierten
der Europäischen-Cleopatra-Verkaufs-Convention in Paris den
überdimensionalen Werbefeldzug für den 44-Millionen-Dollar teuren Todd-AO
Film. Es waren 43 Repräsentanten aus 17 Ländern in Europa einschließlich
Großbritannien (trat erst 1973 der EU bei) und dem Nahen Osten zugegen (Bild
aus “Film-Echo“ / April 1963).
Bereits vor seiner Premiere brach “CLEOPATRA“ alle Rekorde.
In Italien wurde ein Nutzungsvertrag für den Film abgeschlossen, bevor er in
den drei Großstädten Rom, Mailand und Neapel gezeigt werden konnte. Man
zahlte ein Vorschuss von 120.000.000 Lire - damals in Italien die größte
Summe für ein Filmnutzungsrecht (Quelle: “La Cinématographie Francaise”).
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Es ergaben sich für Fachleute auch Nebengeschäfte. So leistete z. B. der
Verleger Alfred Klar vom New Yorker Verlag Program Publishing 350 000 Dollar
Vorauszahlung, um das Alleinrecht für die Herstellung und den Verkauf des
Filmprogramm-Hefts in der ganzen Welt zu erwerben. Es erschien in vielen
Ländern mit großzügiger Farbfotoausstattung und in entsprechenden
Übersetzungen.
Außergewöhnlich war damals auch die Abmachung zwischen der 20th Century Fox
und dem Welt-Premierentheater des Films, dem New Yorker
Rivoli Theatre. Die Theaterdirektion, dem aufgeblähten Medienrummel glaubend, leistete 150 Tage
vor dem Einsatz von “CLEOPATRA“ eine Vorauszahlung von nicht weniger als
1,25 Millionen Dollar – damals die größte Geldsumme, die je für die
Premierenrechte eines Films bezahlt wurde.
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Das New Yorker Rivoli Theatre nachmittags am Tag der Premiere von
“Cleopatra“ am 12. Juni 1963 (Bild aus “Movie Marketing“ / Juni 1963).
Am Abend drängelten sich 10 000 New Yorker am Broadway, um bei der Premiere
des 20th Century Fox Films “Cleopatra“ die Ankunft von Prominenten zu
betrachten - damals die teuerste Filmproduktion. Die drei wichtigsten TV-
Sender waren mit Live-Berichten zugegen und Reporter aus der ganzen Welt
schlossen sich an, mit dem Wunsch, auch international beste
Berichterstattungen von dem Ereignis abzuliefern.
Informationen über das berühmte New Yorker
Roadshow Theatre und seine
Filmpremieren.
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Ganzseitige Weltpremieren-Annonce im New Yorker VARIETY
Die Premieren waren in den ersten Tagen in vielen Kinos als
Wohltätigkeitsveranstaltungen vorgesehen mit Platzpreisen bis zu 250 Dollar.
In Hollywood, Los Angeles, hatte der Film am 19. Juni 1963 im RKO Pantages
Theatre seine “West Coast Premiere“. Hier wurden damals, laut Information
aus VARIETY, alle 1512 Sitzplätze für je 250 Dollar verkauft – damals der
Rekord für eine Spendenaktion zu einer Filmuraufführung.
Informationen über das berühmte Roadshow-Theater in
Los Angeles
und seine Filmpremieren sind zu erhalten.
Am 17. Juli 1963 informierte 20th Century Fox die Öffentlichkeit mit
Großanzeigen in Zeitungen:
“To date, on 14 July 1963, the film CLEOPATRA is 51.5 % ahead of any other
road show in the history of the business with no exceptions whatsoever”.
“Datiert mit dem 14. Juli 1963 ist der Film CLEOPATRA mit 51,5% allen
anderen Roadshows in der Geschäftsgeschichte ohne Ausnahmen, was auch immer,
voraus“.
(Erklärung: Bei einer Roadshow, in diesem Sinne, werden neue Filme in
ausgesuchten Theatern, meist zu erhöhten Eintrittspreisen, erstmals
vorgestellt.)
Auf einer New Yorker Pressekonferenz im Frühjahr 1964 teilte der
Vizepräsident der 20th Century Fox Seymour Poe in einem Referat mit, dass “Cleopatra“ mit der Zeit allein an Verleihmieten 55 Millionen Dollar
erwirtschaften werde. Bis zum 15. Februar 1964 beliefen sich die Einnahmen
für den Verleih bereits auf 14,2 Millionen Dollar, für den
Eintrittskartenverkauf auf 25,9 Millionen Dollar (Quelle: “Filmblätter“).
“CLEOPATRA“ erhielt neun Oscar-Nominierungen und gewann 1964 in vier
Kategorien: für die beste Kamera, für die beste Ausstattung, für das beste
Kostümdesign und für die besten Spezialeffekte.
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Premieren des Films in Europa
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Premiere in Großbritannien
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Das berühmte Londoner Dominion Theatre zur festlichen Europa-Premiere von
“Cleopatra“ am 31. Juli 1963 (Bild aus “Film-Echo“ / August 1963).
Das Dominion Theatre, in Londons
West End
gelegen, wurde erstmals in Großbritannien dazu auserwählt, Filme im neuen
Todd-AO Verfahren vorzuführen. Am 21. April 1958 fand die Europa-Premiere
des Films "Süd Pazifik" ("South Pacific", USA, 1958) statt.
Der Film wurde dort anschließend 4 Jahre, 5 Monate und 12 Tage, bis zum 30.
September 1962, aufgeführt – der bisherige Rekord in einem britischen Kino.
in70mm.com berichtet,
dass zwischen 1958 und 1962 zwei 70mm-Kopien des Films "Süd Pazifik"
Anwendung fanden – eine von beiden wurde mehr als 1382 mal vorgespielt. Die
Leinwand hatte damals eine Größe von 14 x 6,4 Metern mit einer 1,5 Meter
Kurve (vor der Kurve gemessen – Quelle:
in70mm.com). Die
Sitzplätze wurden für Kinovorstellungen auf 1654 reduziert, indem man die
obere Galerie mit einem Vorhang abtrennte. Das Kino kam in Schwierigkeiten,
als Hollywood sich einschränkte "Big Budget Extravaganzas" zu produzieren -
auch durch die Tatsache, dass Roadshow Premieren in inzwischen neugebaute
Kinos abwanderten. Anstelle von Filmen wurden daraufhin zwischendurch oft
Live-Shows aufgeführt. Heute wird das Theater nur noch für Live-Shows
benutzt.
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Von unten links nach rechts: Kenneth Winckles, Direktor der Rank
Organisation, übergibt einen Scheck über 300.000 Britische Pfund (GBP) an
Percy Livingstone, Generaldirektor der 20th Century Fox in London. Von oben
links nach rechts: Fred Hift, Direktor der 20th Century Fox für
Öffentlichkeitsarbeit und Werbung in Großbritannien, Europa und dem Nahen
Osten - Gordon Hill, Generalsekretär der 20th Century Fox und Elmo Williams,
Produktionsdirektor der 20th Century Fox in Europa (Bild aus “La
Cinématographie Francaise” / Juni 1963).
Vor der Filmpremiere von “Cleopatra“ wurde von der Rank Organisation eine
Vorauszahlung an die 20th Century Fox über 300.000 Britische Pfund (GBP)
geleistet, um den Film im Londoner Dominion Theatre aufführen zu können.
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Premiere in Frankreich
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“Cleopatre” la version française
Il a fallu deux mille ans pour que revive à l`écran toute la grandeur du
règne de Cléopâtre. Il n`a pas fallu quarante-huit heures pour que plus de
dix mille de Parisiens se précipitent pour aller voir le superspectacle de
l`ecran CLEOPATRE!.
En effet, après trois ans de tournage, CLEOPATRE! a fait sa sortie
officielle sur les écrans parisiens le vendredi 25 octobre 1963, aux cinémas
REX et LA ROTONDE en version française, et au NORMANDIE cinéma en version
originale (aus “La Cinématographie Francaise” / November 1963).
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“Cleopatra“ Premieren Kinos in Paris: “Le Grand Rex“ und “Normandie“
Es dauerte mehr als 2000 Jahre, um die Größe von Cleopatras Herrschaft auf
der Leinwand auferstehen zu lassen. Es dauerte damals keine 48 Stunden, bis
mehr als zehntausend Pariser Bürger / Bürgerinnen das Superspektakel “CLEOPATRA“ in den Kinos sahen.
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…und “La Rotonde“ (Bilder aus “La Cinématographie Francaise“ / November
1963).
Nach drei Jahren Dreharbeiten hatte der Film schließlich in drei Pariser
Kinos, am Freitag, dem 25. Oktober 1963 Premiere – in den Kinos REX und LA
ROTONDE in der französischen Version und im NORMANDIE-Kino in der originalen
englischen Version.
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Premiere in Deutschland
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Die deutsche Uraufführung des Films fand am Donnerstag, dem 24. Oktober
1963 in
Todd-AO im Berliner Delphi-Filmpalast am Zoo und ebenso,
höchstwahrscheinlich einen Tag später, im Düsseldorfer Kristall-Palast
statt.
Premiere in Hamburg
Nach der festlichen Premiere im Berliner “Delphi“ schrieb Gerhard Roger, ich
mag seine Rezensionen, in den Berliner Filmblättern folgendes über den Film:
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Annonce zur norddeutschen Premiere des Films im Hamburger Savoy-Filmtheater
am Freitag, dem 3. Januar 1964. Der Film lief dort damals 26 Wochen lang,
bis zum 2. Juli 1964 - die Annonce wurde damals von mir zusätzlich
handkoloriert.
Es geschah vor genau 2000 Jahren: Im römischen Imperium, in den Reihen
seiner Führungsclique, knisterte es. In dem Dilemma zwischen Republik,
Diktatur, Kaisertum sieht und findet die listenreiche Cleopatra politische
Chancen. Als raffinierte Beauty stiftet sie vom ägyptischen Thron herab
Intrige, Verwirrung und Gefühlstumult, endet schließlich als liebende Frau.
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Einspielergebnisse fünf Monate nach der Premiere des Films in verschiedenen
westdeutschen Kinos – einschließlich West-Berlin. Der ehrwürdige Berliner
Delphi-Filmpalast am Zoo toppt als Uraufführungstheater des Films zu diesem
Zeitpunkt alle anderen (Quelle: “Filmblätter“ / April 1964).
“Cleopatra“ hat nicht nur die klassische Literatur, sondern immer wieder
auch den amerikanischen Film inspiriert. Die jetzt vorliegende Version, viel
zitiert und viel gelästert, bringt nach einer Unkostensaga von über 40
Millionen Dollar ein immerhin großes, breites, schillerndes, jedenfalls
attraktives Schauspektakel. Die Massenszenen, Bildkompositionen
(Überblendungen von Außenszenen zu klassischen Mosaiken) aber auch
Einzelleistungen von Darstellern und Technik dürfen getrost als Meilensteine
der Filmarbeit gebucht werden. Groß und wuchtig der Filmbau des
griechisch-orientalischen Alexandrien und des klassischen Rom, daneben als
Kammerspiel die Schauspielerleistung eines schalkhaft-lockeren Cäsar von
Harrison. Die phantasiereichen Kostüme und Masken harmonisieren trefflich zu
Kosmetik und Kapricen der Taylor, kontrapunktiert von Burtons
schwammig-versoffenem Marc Anton. Das Spektakel bringt einen neuen Höhepunkt
Hollywoods für Farbtechnik und Massenregie. In seiner jetzigen Länge bietet
das Filmwerk beachtlichen Schauwert. Allerdings: Für Markt und Mentalität
der Mitteleuropäer sollte ein geschickter Dramaturg 30 bis 40 Minuten
herausschneiden, einige Dialogkorrekturen anbringen, um einen ohne
Einschränkungen faszinierenden Film vorzuweisen. Immerhin, der Film
beschäftigt Aug und Hirn seines Publikums, “man“ spricht über ihn. Die
(bisher) größte Schau Hollywoods.
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“Cleopatra“ auch in CinemaScope ! (Quelle: “Filmblätter“ / April 1964)
Der mit vier Oscars ausgezeichnete Film “CLEOPATRA“, der mit neun Todd-AO
Kopien im Bundesgebiet (einschließlich West-Berlin) den Theatern einen
Umsatz von mehreren Millionen DM brachte, wird ab September 1964 in
deutscher Sprache auch in CinemaScope anlaufen.
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Premiere in Österreich
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Das Tabor-Kino in Wien am Abend der Premiere von “Cleopatra“ in Todd-AO am
22. Januar 1964. Die Polizisten hatten schon weit vor Eintreffen der
Prominenz den Gehsteig freigehalten und die Neugierigen mussten sich mit
einem Blick aus der Ferne begnügen (Bild aus “Österreichische Film- und
Kinozeitung“ / Februar 1964).
Im Zeichen eines gesellschaftlichen Ereignisses stand die Galapremiere, die
Metro-Goldwyn-Mayer Films Austria* für das dramatische Epos “Cleopatra“ von
20th Century Fox am 22. Januar 1964 im Wiener Tabor-Kino veranstaltete.
Zahlreiche Prominente des öffentlichen Lebens, Mitglieder der
österreichischen Bundesregierung, des Diplomatischen Corps und Stars von
Bühne und Film zeichneten durch ihr Kommen diesen festlichen Abend aus.
Schon Stunden vor Beginn fanden sich vor dem aufwändig dekorierten
Tabor-Kino tausende Neugierige ein, um die Auffahrt der Wagen zu bestaunen
und die Vorverkaufskassen zu belagern.
* MGM Film in Österreich verlieh zu dieser Zeit Filme der MGM und der 20th
Century Fox zugleich.
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Zahlreiche Wiener Geschäfte, darunter Optiker, Buchhändler, Parfümerien usw.
hatten ihre Schaufenster für “Cleopatra“ dekoriert. Die ägyptische Königin
ist ein blendender Blickfang, noch dazu, wenn sie von Liz Taylor verkörpert
wird (Bild aus “Österreichische Film- und Kinozeitung“ / Februar 1964).
1996 wurde das Tabor-Kino (1916-1996) in der Taborstraße 8, früher
Central-Kino / UFA-Tonkino - es soll eine Leinwandgröße von 18 x 6,50 Metern
gehabt haben - als letztes damals bestehendes Kino der Wiener-Leopoldstadt
geschlossen. Der Filmpalast wurde in den letzten Jahren auch gerne wegen
seiner neuen bequemen zweisitzigen Kamphöner-Bestuhlung besucht. Nach
Schließung zog ein Supermarkt ein. Heute befindet sich an dieser Stelle ein
Hotel mit dem Namen “City Central“.
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Epilog
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Zum
ersten Mal sah ich mir den Film "Cleopatra" im Alter von 12 Jahren
an. So jung bin ich natürlich nicht in der Lage gewesen, alle der
zahlreichen intelligenten Dialoge in dem Film, wie z. B. diejenigen, die
Liebeskonflikte zwischen den Hauptdarstellern beschreiben, zu verstehen oder
mich voll und ganz in die Gefühlswelten der Liebenden einzuleben. Doch, je
öfter ich mir den Film im Laufe der kommenden Jahre ansah, desto mehr wurde
er in meinen Augen wie ein guter alter Wein und begeisterte mich immer mehr.
Die 3-Streifen- und 70mm-Filme waren schon etwas Besonderes und ich bin froh
darüber, dass ich die Zeit dieser Filme in den Filmpalästen voll miterleben
konnte. Diese kleinen / großen Kunstwerke, ja man kann vielleicht auch
“Filmopern“ dazu sagen, beeindruckten oftmals auch durch ihre Eröffnungs-,
Pausen- und Schlussmusiken bei noch geschlossenen, teils herrlich wechselnd
beleuchteten Vorhängen. Festlich war es und ich finde es sehr schade, dass
es in den Kinos heute so etwas nicht mehr gibt.
Ich erinnere mich an einen viele Jahre späteren Kinobesuch im Berliner
City-Kino, wo ich mir den Film “Das war der Wilde Westen“ (USA, 1962) in einer 70mm-Version (70mm single-panel re-release) ansah. Der Film hatte /
hat ja eine ziemlich lange Ouvertüre – in den Sitzreihen hinter mir wurde
gemotzt: “Was soll denn diese nicht aufhörende Musik, wann fängt endlich der
Film an?“.
Natürlich verärgerte es mich, das zu hören. Jedoch später besänftigte mich
die entzückende Debbie Reynolds singend in dem Film mit: “Away, away, come
away with me where the grass grows wild and the winds blow free…”.
Die norddeutsche Erstaufführung des Films “Cleopatra“ fand damals in Hamburg
im
Savoy-Filmtheater, Europas erstem speziell für Todd-AO gebauten Kino, am
3. Januar 1964 statt. Der Leiter des Kinos, Walter Jonigkeit, sorgte bereits
zuvor groß für “Publicity and Advertising“.
Schon ab dem 16. Dezember 1963 erschien zweimal wöchentlich, jeweils am
Montag und am Donnerstag, bis zur Premiere des Films eine große
Vorankündigungsannonce in den Zeitungen:
Hier, am Ende des Berichts, möchte ich mich noch persönlich bei Michael
Coate und William Kallay für ihren unermüdlichen Einsatz bei der Erstellung
ihrer umfangreichen informativen Filmlisten bedanken.
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Weiterführende Links
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•
Eine Ehrung für Howard Terpning
•
“Die Kunst von Howard Terpning”, mit einem 7:40 minütigen Video-Clip (Auszug
aus der Filmdokumentation: “Howard Terpning – Portrait of a Storyteller“)
•
The HOLLYWOOD years
•
Das Film- und Fernsehmuseum Hamburg
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Quellen
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Eine weitere eindrucksvolle Illustration zum Film von Howard Terpning
Alle Bilder sind, falls es nicht anders angegeben ist, aus der Sammlung des
Autors. Ausgewertet wurden Informationen und auch Bildmaterial aus:
“Österreichische Film- und Kinozeitung”, “New York Variety“ , “Filmblätter“,
“Film-Echo“, “La Cinématographie Francaise“ und “Movie Marketing“ aus dieser
Zeit und verschiedene Informationen aus dem Internet, die das Leben von
Howard Terpning beschreiben.
Ellen Eyles, Keith Skone: “London`s West End Cinemas“, 1991, London,
Keystone Publications
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28-07-24 |
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