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Todd-AO: Wie alles begann

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Written by: Thomas Hauerslev. All pictures from the Optical Heritage Museum archive, Southbridge, CT, USA. Presented as a lecture at the Todd-AO Festival, Schauburg Cinerama, 30. September 2018 Date: 30.09.2018
After three years of research, development and production, "The Greatest Show in Todd-AO" finally opened in October 1955 at the Rivoli Theatre, Broadway, New York City, USA.

Was ist das Todd-AO-Verfahren? Nun, Todd-AO ist gestochen scharfer 70mm-Film, der mit 30 Bildern pro Sekunde auf eine echte Großbildwand projiziert wird. 70mm-Film ist mit seiner flimmerfreien Bildqualität absolut beeindruckend – dank des großen Bildbereichs und der hohen Bildrate. Das Negativ ist 4 Mal größer als beim Standard-35mm-Breitwandfilm.

Das Todd-AO-Verfahren hat den Standard für 65mm- und 70mm-Film gesetzt – und die Filmindustrie 50 Jahre lang inspiriert. Das 70mm-Filmformat wird oft mit den Monumentalfilmen und Musicals der 1960er Jahre in Verbindung gebracht.

Der Anfang von Todd-AO geht in den Sommer des Jahres 1952 zurück, wo meine Geschichte beginnt. Vor 60 Jahren konnte Michael Todd die American Optical Company davon überzeugen, sich an der Entwicklung des ersten neuen Filmsystems seit mehr als zwei Jahrzehnten zu beteiligen.

Einfach mittendrin!!

Doch bevor ich darauf eingehe, muss ich ein Phänomen erklären, das als „peripheres Sehen“ bezeichnet wird. Um Tiefe und Entfernung realisieren zu können, benötigt unser Gehirn die seitliche Sicht, statt einfach nur das, was wir direkt vor uns sehen. Und so funktioniert das Prinzip im Kino.

Wenn Sie eine Kavallerie mit Pferden, die auf Sie zukommt und an Ihnen vorbeigaloppiert, mit konventionellen Objektiven mit einem kleineren Bildwinkel filmen, erfasst die Kamera die Pferde zu keinem Zeitpunkt von der Seite. Wenn diese Aufnahmen dann auf eine Leinwand projiziert werden – auch wenn es sich um eine breite, gekrümmte Leinwand handelt, die das Publikum umgibt – dann verschwinden die Pferde von der Leinwand und schauen Sie alle an, während sie zur Seite galoppieren. Dieser Effekt ist zwar kaum wahrnehmbar, aber die Tatsache, dass man die Objekte nie in der Seitenansicht sieht, zerstört den „Anwesenheitseffekt“ – das Gefühl, einfach mitten im Geschehen zu sein.
 
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Todd-AO: How it Started

Počátky Todd-AO

in70mm.com Presents: You are in the Show with Todd-AO

Internet link:

 
Westrex Todd-AO editing machine.

Fred Waller, Erfinder und Ingenieur, hat mit peripherem Sehen experimentiert und – erfolgreich – versucht, das menschliche Sehen mit Film zu kopieren. Seine Erfindung Cinerama schuf sehr effektiv eine Illusion der Wirklichkeit, indem ein extremes Weitwinkelpanorama auf drei Filmstreifen aufgenommen wurde. Wenn ein Zuschauer an einer Stelle in der Nähe des Kreismittelpunktes sitzt und auf die Leinwand schaut, erlebt er das Geschehen aus der Ich-Perspektive. Er fühlt sich in den Film hineinversetzt. Diese Egoperspektive war der Sinn und Zweck von Weitwinkelobjektiven und gekrümmten Leinwänden.

Cinerama kopiert diesen Anwesenheitseffekt in einem äußerst komplizierten Projektionsverfahren mit drei miteinander gekoppelten Projektoren, die drei 35mm-Filme gleichzeitig nebeneinander auf eine einzige gekrümmte Leinwand projizieren. In der Theorie sind die drei Bilder auf der Leinwand als ein großes, unverzerrtes Gesamtbild zu sehen. Es gibt jedoch eine gewisse Bewegung zwischen den Bahnen und diese Bildinstabilität ist vor allem dort zu sehen, wo die drei Bilder aufeinandertreffen: an den beiden Stoßlinien. Diese Instabilität macht die Illusion zunichte und der Anwesenheitseffekt wird komplett zerstört. Die Installation von Cinerama war außerdem äußerst kostspielig, weil in den Kinos meist umfangreiche Umbaumaßnahmen erforderlich wurden. In manchen Fällen konnten Hunderte von Sitzen wegen der Leinwand und der zusätzlichen Projektoren, die für Cinerama-Vorführungen benötigt wurden, nicht mehr genutzt werden.

Michael Todd, eine der Schlüsselfiguren hinter Cinerama, erkannte die technischen Grenzen des Filmformats und die fehlende Flexibilität im Hinblick auf die Erzählung. Fred Waller versicherte ihm, dass die technischen Mängel vor der Premiere des ersten Films behoben würden, die Stoßlinien wurden jedoch nie beseitigt.

„This is Cinerama“ konnte bei seiner Premiere am 30. September 1952 in New York das Potenzial dieser neuen Technik belegen und war ein absoluter Kassenschlager. Aber als Mike Todd das Kino verließ, war er mit Cinerama nicht zufrieden und setzte sich ein neues Ziel – er wollte die Illusion der Wirklichkeit perfektionieren und das mit weniger Aufwand.
 
 
Dr. Brian O'Brien, Head of Research and Development for American Optical Company, next to the Todd-AO "all purpose" 70mm projector installed at American Optical Research Center's "half-scale" Todd-AO demonstration theatre.

Zwei Wochen später, am 15. Oktober 1952, kontaktierte Mike Todd Dr. Brian O'Brien, DEN „optischen Zauberer“ Amerikas zu dem Zeitpunkt, und bat ihn um ein Gespräch. An dem Treffen in einer Bar gegenüber dem Flughafen von Rochester nahm auch Walter Siegmund teil, einer der Assistenten von O'Brien. Er berichtet, dass Todd das Problem auf eine Serviette skizziert und gefragt habe, ob man Cinerama nicht vereinfachen könne. Die Bedenken von Mike Todd hatten zum Teil wirtschaftliche Gründe – er wollte das neue Verfahren in alle bestehenden Kinos bringen können, ohne übermäßige teure Umbauten und Technik – und die Stoßlinien sollten verschwinden. Er wollte ein Filmverfahren mit einer Kamera und einem Projektor entwickeln, um ein mit Cinerama vergleichbares Bild frei von sichtbaren Mängeln auf eine gekrümmte Leinwand zu projizieren. Überlieferungen zufolge fragte Mike Todd Dr. O'Brien:

„Doc, ich will Cinerama aus einem Loch – kriegen Sie das hin?“

Brian O'Brien erklärte, dass man für ein solches Vorhaben einen großen Optik-Experten wie Eastman Kodak, Bausch & Lomb oder die American Optical Company benötige. Dr. O'Brien schickte seinen Assistenten Walter Siegmund nach New York, um dort „This is Cinerama“ anzuschauen; sein Bericht an Dr. O'Brien fiel kurz und knapp aus: „WOW“. „Cinerama war das Beste, was er je an Film gesehen hatte, und das ließ sich mit ‚Wow‘ einfach zum Ausdruck bringen.”

Einen Monat später rief Mike Todd Dr. O'Brien an, um ihm zu berichten, dass er sich für die American Optical Company entschieden habe. O'Brien bat Todd, am darauffolgenden Sonntag nach Southbridge zu kommen, um mit Walter Steward, dem Präsidenten der American Optical Company, zu Mittag zu essen. Mike Todd pries Walter Steward von der American Optical Company die Idee von „einer Art Cinerama aus einem Loch“ an. Er war dabei so überzeugend, dass Steward ihm sagte, wenn Todd eine Gruppe namhafter Leute aus der Filmindustrie zusammentrommeln könne und das nötige Geld für die Entwicklung eines solchen Verfahrens auftreiben könne, dann wäre die American Optical Company dabei. Todd versicherte ihm, dass das Geld und die Leute kein Problem seien, und der erste Film solle das Broadway-Musical „Oklahoma!“ werden. Todd hatte Rodgers und Hammerstein überredet, ihm ihr wertvollstes Stück zu verkaufen und ihr Musical mit dem neuen Verfahren zu produzieren; das würde „einschlagen wie Cinerama, aber nicht dessen Mängel aufweisen“.

Dr. O'Brien sagte ihm, die Entwicklung des Verfahrens würde 20 Millionen Dollar kosten und drei Jahre dauern. Todd antwortete:

„20 Millionen sind kein Problem, aber drei Jahre sind indiskutabel – Sie kriegen sechs Monate“.

 

 
Todd-AO splicer

Am darauffolgenden Freitag, den 27. November 1952, gründete Mike Todd die „Magna Theatre Corporation“ und beauftragte die American Optical Company mit der Entwicklung der Objektive, der Kamera, des Projektors, der Lichtquelle für den Projektor und der anvisierten extrem hellen Leinwand und – natürlich – des Tonsystems.

Das Ingenieurteam setzte sich aus Brian O’Brien, Walter Siegmund, John Davis und Robert Hopkins zusammen. Ihre Aufgabe bestand darin, sich mit dem Problem vertraut zu machen, mit dessen Lösung sie beauftragt wurden. Welche Art von Verzerrung kommt bei der Weitwinkelprojektion zum Tragen und wie soll die Grundgeometrie der Leinwand aussehen?

Um mit den drei 35mm-Filme von Cinerama mithalten zu können, brauchten sie mehr Platz auf dem Film und mussten einige alte Thomascolor-65mm-Kameras umbauen. 35mm-Film reichte einfach nicht aus, um genug Licht durch das Bildfenster des Projektors zu bekommen. Die Entscheidung für 5 Perforationslöcher wurde durch die Breite und Höhe der Leinwand vorgegeben, die in die vorhandenen Portale in den Kinosälen passen musste, sowie durch das Seitenverhältnis von etwa 2:1. Man entschied sich für die Krümmung, um den „Anwesenheitseffekt“ zu erhöhen und die Fischaugen-Verzerrung zu reduzieren.

Es wurde viel mit Form, Größe und Material der Leinwand experimentiert. Sie sollte sich in erster Linie beim Sehen nicht „in den Vordergrund drängen“ – sie sollte unsichtbar sein, eine Art Fenster zur Welt. Die Todd-AO-Leinwand war standardmäßig 15x7 m groß und hatte eine Krümmungstiefe von 4 m. Die Gesamtbreite der Leinwand inkl. Krümmung belief sich auf 18 m. Diese ersten Entscheidungen wurden von diesem kleinen Team getroffen, in dem man zusammensaß und sich sagte:

„Das ist vernünftig – warum sollten wir das nicht so machen?“

 

 
Prototype Todd-AO camera with the 128 dgr "Bug Eye" lens.

Die Bildrate wurde auf 30 Bilder pro Sekunde erhöht, um Flimmern zu reduzieren, was bei hellen Szenen und insbesondere auf einer großen Leinwand sehr störend sein kann. Man beschloss, die Vorführkopie um weitere 5 mm zu vergrößern, um die Magnettonspuren auf dem 70mm-Positivfilm unterzubringen.

Der Todd-AO-Mehrzweck-Projektor wurde von der Geräteabteilung der American Optical Company in Buffalo entwickelt und von Philips in Holland produziert. Der unter dem Namen DP70 bekannt gewordene Todd-AO-Projektor wurde so konstruiert, dass er mit allen Filmformaten kompatibel war. Seine Qualität ist bis heute unübertroffen, er ist für viele immer noch der Rolls-Royce unter den Filmprojektoren. Der Chefentwickler Kotte wurde 1962 für die Entwicklung des DP70 mit einem OSCAR ausgezeichnet.

Die Kameras wurden in Zusammenarbeit mit der Mitchell Camera Corporation entwickelt. Das Tonsystem wurde in Kooperation mit der Altec Lansing Corporation entwickelt, die außerdem Kinos mit ihren „Voice-of-the-Theatre“-Lautsprechern ausstattete. Die Ampex Corporation entwickelte die Playback-Technologie einschließlich Tonköpfen. Bei allem wurden stets die genauen Vorgaben der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der American Optical Company eingehalten.

Westrex Recording entwickelte die Ausrüstung für die Tonaufnahme, mischung und bearbeitung in Form von 6-Kanal-Stereo-Magnetton mit 5 separaten Bühnenkanälen und 1 Effektkanal. Der Frequenzbereich wurde auf 20-18.000 Hz festgesetzt.
 
 
Still photo made with 128 dgr "Bug Eye" lens at University of Rochester. Note the curving tree and lamp post from the natural distortion in a fish-eye lens.

Anfang 1953 begann die Arbeit an dem charakteristischen Objektiv mit dem 132 Grad breiten Sichtfeld, das den Spitznamen „Bug Eye“ erhielt. Man erkannte jedoch schnell, dass auch Objektive mit kleineren Bildwinkeln benötigt wurden. Also entwickelte AO auch ein Objektiv mit einem Bildwinkel von 64 Grad. Außerdem wurden zwei serienmäßige Objektive mit 42 und 37 Grad gekauft und mithilfe von Standard-Objektivanschlüssen angepasst.

• 42 Grad = 55 mm Zeiss f/2 Biotar (Gaußsches Doppelobjektiv)
• 37 Grad = 76 mm Voigtländer oder Schneider f/2,8 Heliar für 6x6-Aufnahmen

• 128° (22mm), 64° (44mm), 48° (58mm) & 37° (76mm).

„Oklahoma!“ wurde größtenteils mit deutschen Objektiven gedreht.

Bis zum Juni 1953 hatten die AO-Ingenieure den ersten Kamera- und den ersten Objektiv-Prototypen zur Erprobung bereit. Diese Tests fanden in der „Atom Smasher“-Achterbahn im Freizeitpark in Far Rockaway auf Long Island statt. Mike Todd wollte die Achterbahnfahrt von „This is Cinerama“ kopieren, indem er dieselbe Achterbahn mit der neuen Ausrüstung filmte. Später, im September 1953, reisten Mike Todd und Harry Stradling mit dem neuen Equipment nach Europa, um Szenen für einen Demo-Film zu drehen.

Zu diesem Zeitpunkt, als man anfing, die Fürchte der Entwicklungsarbeit zu nutzen, wurde das Verfahren „Todd-AO“ getauft – eine Kombination aus dem Nachnamen von Michael Todd und den Initialen von American Optical.

Im Jahr 1953 wurde die Todd-AO Corporation gegründet, um als technischer Ansprechpartner für das Verfahren zu fungieren und die notwendige Ausrüstung für Kinos und Filmemacher zu liefern und zu warten. Eigentümer des Unternehmens waren die Magna Theatre Corporation und die American Optical Company, die ebenfalls Inhaberin sämtlicher Verfahrenspatente war und diese dann an die Todd-AO Corporation lizenzierte.
 
 
Front row left to right: Mike Todd, Fred Zinnemann, Dr. Brian O'Brien, and Oscar Hammerstein II. Brian O'Brien Jr. seen behind and to the left of Mike Todd.

„The greatest show in Todd-AO“: das Regent Theatre in Buffalo, New York, mit 800 Sitzen wurde als Kino für die Todd-AO-Demonstration ausgewählt. Eine der ersten Vorführungen des Todd-AO-Prototyps fand am 8. August 1953 – gerade einmal 9 Monate nach der Gründung von MAGNA – vor einem äußerst ausgewählten Publikum statt. Es war an der Zeit, Rodgers und Hammerstein, den Vorständen von Magna und Todd-AO und einigen Brancheninsidern zu demonstrieren, dass Todd-AO mit Cinerama mithalten kann, ohne dessen Mängel aufzuweisen. Diese Vorführung war wichtig. Wenn es R&H nicht gefallen würde, was sie sehen, könnte Magna keinen Film mit diesem Verfahren produzieren und die Gelder würden möglicherweise ausgehen. Mike Todd prägte vor Ort stolz den Slogan:

„Dieses Verfahren ist eine Erweiterung der Lebenserfahrungen – The Greatest Show in Todd-AO“.

Szenen mit jungen Paaren beim Picknick und sieben jungen Frauen in Badeanzügen begeisterten Rodgers und Hammerstein. „Erst wollte ich nach den Doughnuts greifen – dann nach den Frauen“. [Wir sind diesen Frauen zu Dank verpflichtet]. Die Demonstration war ein Erfolg und Rodgers und Hammerstein kamen zu dem Schluss, dass Todd-AO über die nötige optische Breite und Tiefe verfüge. Sie verkauften die Filmrechte für „Oklahoma!” für 1 Mio. Dollar und 40 % der Filmeinnahmen an Magna.

Mike Todd ging davon aus, dass er bei „Oklahoma!“ die Produktionsleitung und Regie übernehmen würde, R&H wollten jedoch nicht zusehen, wie ihr Musical in eine „Achterbahnfahrt“ verwandelt würde, und würden Mike Todd sicher keine Gelegenheit dazu geben. Mike Todd argumentierte, dass „Oklahoma!“ das Musical sei, das für das neue Verfahren Werbung machen solle, welches seiner Meinung nach der Star der Show sei. Doch sein Freund George Skouras und der Vorstand von Magna erteilten Mike Todd eine Abfuhr.

So wie es ihm bereits mit dem Cinerama-Vorstand ergangen war sollte es ihm nun wieder ergehen – er wurde aus dem Film gedrängt, durch einen konservativen Vorstand. Der Vorstand bat ihn, seine Anteile nicht zu verkaufen. Mike Todd blieb, wiederwillig, machte sich aber daran, einen anderen Stoff zu finden, der in Todd-AO produziert werden könnte. Ein Projekt, bei dem er die volle Kontrolle hätte und das gesamte Potenzial von Todd-AO zur Geltung bringen könnte. Ein Jahr später kündigte er an, dass es sich bei dem zweiten Todd-AO-Film um seine Verfilmung von Jules Vernes Klassiker „In 80 Tagen um die Welt“ (OT: „Around the World in 80 Days“) handeln würde.

Die Dreharbeiten zu „Oklahoma!“ mit CinemaScope-Kameras begannen am Mittwoch, den 14. Juli 1954. Anfänglich standen nur zwei 65mm-Kameraprototypen zur Verfügung, Mitchell Cameras lieferte jedoch im Laufe der Produktion 5 brandneue Kameras. Die Dreharbeiten nahmen 107 Tage in Anspruch und wurden am 6. Dezember 1954 abgeschlossen. Da es unmöglich war, von 65mm-Film mit 30 Bildern pro Sekunde 35mm-Kopien mit 24 Bildern pro Sekunde herzustellen, wurde „Oklahoma!“ parallel in 35mm-CinemaScope gedreht.
 

 

Verzerrungen korrigierendes Kopieren

 
Todd-AO staff dressed in suit and tie working with the Todd-AO Mark III printer in Fort Lee, New Jersey. Walter Siegmund to the right.

Eine der größten Besonderheiten des Verfahrens war das „Verzerrungen korrigierende Kopierverfahren“. Mike Todd hatte ursprünglich die Idee, Todd-AO in allen Kinos ohne kostspielige Umbaumaßnahmen zeigen zu können. In der Regel mussten Projektoren in vorhandenen Projektionskabinen ganz oben im Kino installiert werden, was zu einer starken Bildverzerrung infolge des extrem nach unten gerichteten Projektionswinkels führte. Bei dem Verzerrungen korrigierenden Kopierverfahren wurde dieses Problem in Angriff genommen, indem die Einzelbilder auf dem Filmstreifen optisch verzerrt wurden. Bei der Projektion würden sich die verzerrten Einzelbilder dann wieder in ein perfektes Bild „zurückverwandeln“.

Die Kopiermaschine korrigierte drei Arten von Verzerrungen:

• Verzerrungen durch das Bug-Eye-Objektiv
• Krümmung der Leinwand
• nach unten gerichteter Projektionswinkel

Das Verfahren funktionierte, wie es sollte, aber nur in Todd-AO. Als alle Kopiermaschinen verschrottet waren, wurde es schließlich aufgegeben.

„Oklahoma!“ hatte am 13. Oktober 1955 im Rivoli Theatre Premiere und erhielt äußerst positive Kritiken. Die erste Vorführung wurde allerdings etwas durch eine Kopie getrübt, die nicht für ein zahlendes Publikum angefertigt worden war. Wie sich herausstellte, hatte der Original-Negativfilm in Hollywood Schrammen bekommen. Bei einer normalen, mittels Nassabtastung (Wetgate) hergestellten Kopie wären diese Schrammen nicht aufgefallen. Doch da die Kopie für das Rivoli mit der Verzerrungen korrigierenden Kopiermaschine angefertigt wurde, die ein kontinuierliches optisches Verfahren verwendet, bedeuteten solche Schrammen, dass selbst die geringsten Negativ-Schrammen auf der Leinwand sichtbar wurden. Bei der Premiere in Hollywood zwei Monate später war alles perfekt, weil man dort Kontaktkopien verwendete.

Die Todd-AO-Premiere von „Oklahoma!“ war der Abschluss von drei Jahren harter Arbeit, an der über hundert Ingenieure der American Optical Company, von Ampex, Westrex, Mitchell und Philips beteiligt waren. Die American Optical Company entwickelte das Todd-AO-Verfahren und begründete den Standard für 65mm- und 70mm-Film mit 6-Spur-Stereo-Ton. Die Branche übernahm das Format und bald brachten auch andere Kamera- und Projektor-Hersteller neue Ausrüstung für die Filmbranche auf den Markt.
 
 
Blimped Todd-AO camera with 128 dgr "Bug Eye" lens.

Im November 1955, einen Monat nach der Premiere von „Oklahoma!“, mietete die Todd-AO Corporation Bühne 3 in den Kling Studios in Hollywood an und verwandelte eine große Tonbühne in eine Misch-, Synchronisations- und Scoringbühne für die Filme, die in dem Verfahren produziert werden sollten. Der erste Film, an dem gearbeitet wurde, war „In 80 Tagen um die Welt“.

Auf die Premiere im Rivoli folgten Premieren in Los Angeles, Chicago und San Francisco. Im Laufe des Jahres 1956 wurden fast jeden Monat zwei neue Todd-AO-Anlagen in Betrieb genommen. Eine der ersten Todd-AO-Vorführungen in Deutschland fand am 29. September 1956 auf der photokina in Köln statt.

Etwa 1958 verkaufte American Optical ihre Todd-AO-Anteile und ungefähr zum gleichen Zeitpunkt investierte 20th Century Fox in das Verfahren, um seine Hauptproduktionen in 65mm zu drehen. Als „South Pacific“ [der dritte Todd-AO-Film] Premiere hatte, wurde die Unterhaltungsbranche am 21. März 1958 durch die Nachricht von Mike Todds tragischem Tod erschüttert. Sein Flugzeug war während eines Sturms 35 Meilen südwestlich von Grants in New Mexico abgestürzt.

Mike Todd hinterließ uns ein Breitwandverfahren, das nach ihm benannt wurde. Dank seines Strebens nach einem perfekten Anwesenheitseffekt konnten Millionen Zuschauer 5 Jahrzehnte lang große, brillante Bilder auf der riesigen Leinwand mit 6-Kanal-Stereoton genießen. Sein größter Triumph war jedoch der Erhalt des Oscars für den besten Film im Jahr 1956 für „In 80 Tagen um die Welt“.

Die Glanzzeit des 70mm-Films waren die 1960er Jahre. Die Todd-AO-Kameraabteilung war das gesamte Jahrzehnt lang gut ausgelastet, da im Durchschnitt pro Jahr ein Film in dem Verfahren gedreht wurde. Ab 1970 ging der Einsatz von 65mm-Kameras drastisch zurück. Angesichts einer geringen Nachfrage nach 65mm-Film entwickelte die Todd-AO-Kameraabteilung neue, Oscar-prämierte anamorphotische Objektive für 35mm-Film mit der Bezeichnung „Todd-AO 35“. Der Todd-AO-Film kam schließlich 1992 mit dem atemberaubenden Film „Baraka“ zu einem Ende. Wenn man andere 65mm-Verfahren mit berücksichtigt, wurden insgesamt weniger als 50 Filme in 65mm gedreht.
 
 
Todd-AO "all purpose" 70mm projector installed at American Optical Research Center's "half-scale" Todd-AO demonstration theatre.

Trotz der Tatsache, dass 65mm vor 50 Jahren größtenteils aufgegeben wurde, waren von 35mm-Film vergrößerte 70mm-Kopien bis zur Einführung des Digitaltons im Jahr 1992 weit verbreitet. Diese Vergrößerungen („Blow-Ups“) waren dank des herausragenden 6-Spur-Dolby-Stereo-Magnettons äußerst beliebt. Tatsächlich konnten Kinos, die 70mm-Film zeigten, meist mehr Gewinn erzielen als die 35mm-Konkurrenz. Es war immer ein Publikumsmagnet für ein Kino, wenn man „präsentiert in 70mm“ auf die Werbetafel schreiben konnte. Insgesamt wurden mehr als 350 Filme auf 70mm „aufgeblasen“.

In den 1990er Jahren wurden nur „In einem fernen Land“ (OT: „Far and Away“), „Baraka“ (Todd-AO) und „Hamlet“ in 70mm produziert, gedreht und veröffentlicht. In den letzten Jahren wurden „Samsara“, „The Master“, „The Hateful 8“, „Dunkirk“ und „Mord im Orient-Express“ (OT: „Murder on the Orient Express“) mit den Großformat-Kameras und Objektiven von Panavision produziert.

Einige Kinos wie die Schauburg in Karlsruhe halten den 70mm-Film am Leben. Einmal im Jahr kommen Besucher aus der Schweiz, aus Portugal, Holland, England, Schweden, Österreich, Frankreich und Dänemark nach Karlsruhe, um sich etwas Einzigartiges anzuschauen. Warum? Weil der Todd-AO-Film auf dieser Leinwand in seiner vollen Pracht erstrahlt. Atemberaubend in brillanten 70mm. Ich weiß, Sie wissen dieses Kino zu schätzen und sind sich gleichzeitig darüber im Klaren, wie selten man Todd-AO – wie ursprünglich gedacht – im Kino zu sehen bekommt.

Das Todd-AO-Filmarchiv ist zudem auf eine Art und Weise verfügbar, die sich Mike Todd niemals hätte vorstellen können. Heute können Sie Todd-AO auf BluRay im Letterbox-Format in wundervollem 6-Kanal-Digitalton bequem im Wohnzimmer zu Hause oder auf tragbaren Playern an jedem gewünschten Ort sehen. Was natürlich ironisch ist, da die riesigen gekrümmten Leinwände ursprüngliche entwickelt wurden, um die Zuschauer AUS ihren Häusern IN das Kino zu locken. Heute ist es anders herum.

Gerade einmal 18 Spielfilme wurden im Todd-AO-Verfahren gedreht. Der Slogan „gedreht in Todd-AO“ auf der Kino-Werbetafel stand stets für eine erstklassige Filmqualität.

Bei vielen hinterließen diese Filme einen dauerhaften Eindruck, weil sie tatsächlich „The Greatest Show in Todd-AO“ waren.
 
 

Todd-AO at a Glance

 
Dr. Brian O'Brien flanked by Rodgers & Hammerstein II at the Rivoli Theatre on opening night of Todd-AO and "Oklahoma!" October 1955.

"TODD-AO 70mm film, plus the TODD-AO special camera, plus the TODD-AO newly developed 6 channel high fidelity magnetic sound, plus the TODD-AO "all purpose" 70mm projector and the great arched TODD-AO screen equal the most revolutionary of all screen inventions, with clarity of perspective, detail and color reproduction never before achieved. As a result, with TODD-AO, audience participation now has its fullest and truest expression."

Todd-AO is the dream of Michael Todd, plus the technical skills of the American Optical Company whose research staff headed by Dr. Brian O'Brien, jointly succeeded in developing:

"a motion picture system that would photograph action in a very wide angle....with one camera....on one strip of film....to be projected from a single projector....on a very wide screen....with a quality so perfect that the audience would be part of the action, not just passive spectators."
 
 
   
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Updated 28-07-24