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Hamburgs Kinojuwel, das Savoy, ist wiedereröffnet
worden
Europas erstes Todd-AO Kino |
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Von: Gerhard Witte, Berlin,
Germany |
Date:
21.08.2013 |
Deutschlands
Kinounternehmer Hans-Joachim Flebbe eröffnete das Savoy-Filmtheater am 19.
Juni 2013 erneut, als Luxus-Kino in der Tradition seines "Astor Film Lounge"
Konzepts.
1957 kam in Europa ein neues, sehr eindrucksvolles Filmverfahren auf.
Todd-AO setzte neue erfolgreiche Maßstäbe für den Kinobau mit 70mm Breitfilm
und großen gekrümmten Leinwänden. Das erste extra für Todd-AO erbaute Kino
war das Hamburger Savoy-Filmtheater, das am 14. März 1957 festlich
eingeweiht wurde. Fast 60 Jahre später existiert das Kino immer noch, trotz
mehrerer Schließungen und der Gefahr des Abrisses - und heute schöner als je
zuvor. Dank des Kinounternehmers Hans-Joachim Flebbe wurde das Savoy-Filmtheater
als Premium-Filmtheater am 19. Juni 2013 wiedereröffnet.
In diesem Bericht nimmt Sie Gerhard Witte nach Hamburg mit, wo er an der
großen Eröffnung teilnahm. Schlussendlich wird Sie Gerhard auch in die
Zeitepoche zurückführen, als im Savoy-Filmtheater noch 70mm Filme vorgeführt
wurden, mit gekrümmter Leinwand und 6-Kanal-Magnetton. Thomas Hauerslev,
editor
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Der Savoy-Filmtheater-Retter:
Hans-Joachim Flebbe
Ein kurzer beruflicher Lebenslauf
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Herr
Flebbe in seiner Berliner Astor Film Lounge, umgebaut zu Deutschlands erstem
Premium-Filmtheater, eröffnet Dezember 2008. Bild mit freundlicher
Genehmigung von Benjamin Pritzkuleit (Fotograf) und www.tip-berlin.de
Der gebürtige Hannoveraner Hans-Joachim Flebbe, Jahrgang 1951, ist ein
enthusiastischer Kinounternehmer. Seine Karriere begann er 1973 in Hannover
als Programmgestalter im Apollokino - eines der ältesten (1908) noch
bespielten Kinos in Norddeutschland und eines der ersten Programmkinos in
Deutschland. Er stellte damals, als Mitglied des Filmclubs an der Hochschule
Hannover, dem Kinobesitzer an der Kasse einfach die Frage, ob er nicht
Filmvorschläge machen dürfe.
Später brachte er das im September 1977 in Hannover eröffnete "Kino am
Raschplatz" (drei Kinos) durch seine ideenreiche Leitung auf Erfolgskurs und
legte hier den Grundstein für sein späteres CinemaxX-Unternehmen. Es sprach
sich damals schnell herum, dass in diesem Kino tolle filmische
Entdeckungsreisen möglich wären. Dafür bekam Herr Flebbe eine Auszeichnung
vom Bundesministerium des Inneren für sein "hervorragendes Jahresprogramm".
Mit dem Anschluss weiterer Partner, wie zum Beispiel dem Concorde-Filmverleih
(Herbert Kloiber), kam es zur Bildung der so genannten "Flebbe-Gruppe". In
den nächsten Jahren wurden viele weitere traditionelle Kinos in Hamburg (z.B.
das "Holi"), in Braunschweig, in Berlin, in Göttingen und in Bielefeld
übernommen. 1988 kamen auch das "Passage-Kino" in Hamburg und der "Filmpalast-Berlin"
in Berlin dazu.
Gemeinsam mit zwei weiteren Medienunternehmern (Rolf Deyhle / Bodo Scriba)
gründete Hans-Joachim Flebbe 1989 die CinemaxX-Gesellschaft.
Hannover ist die Geburtsstadt der CinemaxX-Kinos. Am 8. März 1991 eröffnete
hier das erste CinemaxX-Multiplex in der Nikolaistraße mit 10 Leinwänden.
Bereits im folgenden Jahr war es das wirtschaftlich erfolgreichste Kino
Deutschlands, gefolgt vom CinemaxX Essen, das im Dezember 1991 seine Pforten
öffnete und bis heute mit seinen 5152 Sitzplätzen (16 Kinos) Deutschlands
größtes (nach Sitzplätzen) Multiplex ist.
Der Firmensitz der CinemaxX-Gesellschaft wurde zu dieser Zeit von Hannover
nach Hamburg verlegt. Im Juli 1998 erfolgte der Börsengang des Unternehmens.
Die nun so genannte CinemaxX AG wurde als erstes deutsches Kinounternehmen
im Amtlichen Markt eingetragen.
Der CinemaxX AG gehörten zu diesem Zeitpunkt in Deutschland bereits 38 Kinos
(davon 14 Multiplexe) mit 179 Leinwänden und rund 48 000 Plätzen. Sie war
damals bundesweit, nach der Ufa Theater GmbH & Co KG, die zweitgrößte
Kinogruppe. Bis zur Jahrhundertwende waren insgesamt bis zu 30 Großkinos (Multiplexe)
mit rund 420 Leinwänden in Planung. Auch im Ausland sollten in Dänemark
(Aarhus, Kopenhagen, Odense), in Österreich (Salzburg), in der Schweiz
(Luzern) und in der Türkei (Ankara) neue Häuser in den kommenden Jahren
errichtet werden (Quelle: Berliner Tagesspiegel vom 21.07.1998).
Im April 2000 stieg Hans-Joachim Flebbe zu 10 Prozent bei der Düsseldorfer
Ufa Theater GmbH & Co KG (Volker Riech) ein und übernahm zudem den Betrieb
aller Ufa-Kinos und wurde somit faktisch zum Geschäftsführer der
angeschlagenen UFA Gruppe. Mittelfristig sollte die Fusion folgen – Ufa
Theater GmbH / CinemaxX AG zusammen mit über 620 Kinos. Diese scheiterte
jedoch im Herbst 2001.
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Internet link:
Savoy-Filmtheater Hamburg
Additional information you can obtain at the
Hamburg Film-
and Television Museum
Locations of Astor Film Lounges:
Locations of CinemaxX Multiplexes:
Savoy opening Sat 1
Savoy opening NDR
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…und
immer wieder imposant der riesige Vorhang, der natürlich auch noch an die
alten Zeiten des berühmten Todd-AO Filmtheaters erinnert – 70mm: Bigger than
Life.
Durch einen Mangel an massenwirksamen Filmen und dem damit auch verbundenen
Besucherzahlenrückgang fand ein Bruch in der gesamten deutschen Kinobranche
nach dem gerade noch erfolgreichen Jahr 2001 statt. Der Markt war mit
Kinosälen nahezu überbestückt. Die Mieten stiegen immer mehr, dazu die immer
größer werdende Konkurrenz durch "in-home"-Quellen der Unterhaltung. Die
CinemaxX AG war gezwungen, ein bundesweites Sanierungskonzept durchzuführen.
Einige Filmtheater und auch Projekte, vor allem im Ausland (außer Dänemark),
wurden abgegeben.
Nach Differenzen über die Ausrichtung und Struktur des zukünftigen CinemaxX
Unternehmens schied Herr Flebbe im Mai 2008 als Vorstandschef aus. Nun
erfand sich Deutschlands einstiger `Kinokönig´ neu. Zusammen mit Investoren
gründete er die Premium Entertainment GmbH mit Sitz in Hamburg.
Was folgte, bedeutete / bedeutet für die deutsche Kinolandschaft eine neue
Ära mit dem Schlagwort: "Lounging" - die Eröffnung von einzelnen
Filmtheatern der Luxusklasse. Kinos mit Wohlfühl-Atmosphäre, komfortabel
eingerichtet, mit Valet Parking, Türsteher, Begrüßungsgetränken,
verstellbaren King-Size-Ledersesseln und mit Platzbedienung und Fingerfood -
kein Nachos (Tortilla-Chips) oder Popcorn in Sicht.
2008 übernahm Herr Flebbe das denkmalgeschützte Berliner "Filmtheater
Berlin" am Kurfürstendamm und baute es zu Deutschlands erstem Premium-Filmtheater
mit dem Namen
"Astor Film Lounge" um.
Sein Konzept scheint aufzugehen. Unter der Marke "Astor Film Lounge" folgten
weitere Luxuskino-Eröffnungen in München (im Hotel Bayerischer Hof), in
Frankfurt am Main (im ehemaligen IMAX-Kino in der Zeil-Galerie) und in Köln
(im traditionsreichen Residenz-Kino).
Auch der teilweise unter Denkmalschutz stehende berühmte Berliner Zoo-Palast
am Breitscheidplatz wurde von Herrn Flebbe übernommen und wird gegenwärtig
für rund 4,5 Millionen Euro umgebaut.
Er sagte: "Ich wünsche mir zur Wiedereröffnung Liselotte Pulver" – so, wie
es einst mit ihrer Anwesenheit war, als das Kino am 28. Mai 1957 mit Helmut
Käutners Film "Die Zürcher Verlobung" (Bundesrepublik Deutschland,
1957) seine festliche Eröffnung feierte.
Ich bin froh, dass Hans-Joachim Flebbe auch dem Savoy-Filmtheater in Hamburg
nun eine Überlebenschance gibt. Ein Dankeschön an den Besitzer der Immobilie,
einen indischen Geschäftsmann, der das Kino trotz mehrmalig langfristigen
Leerstandes nicht aufgegebenen hat. Ebenfalls Dank an den ehemaligen
Hamburger Bezirksamtsleiter Markus Schreiber und seinen Nachfolger, den
derzeitigen Amtschef Andy Grote, sowie den Stadtteilmanager Wolfgang Schüler,
die sich für den Erhalt des Kinos eingesetzt haben.
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Kurze Hintergrundgeschichten
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Hans-Joachim Flebbe, der seinen Wohnsitz in der schönen Hansestadt
Hamburg hat, ist hier schon lange auf der Suche nach einem geeigneten Objekt
für sein Premium-Filmtheater-Konzept.
Das am 02. April 2013 geschlossene und in Hamburgs Zentrum am renommierten
Jungfernstieg gelegene Nobelkino Streit`s Filmtheater, mit seiner berühmten
Bar
"Streit`s Lounge", wäre dafür ideal gewesen. Das Kino wurde am 6. Dezember
1956 eröffnet. Das war sogar noch 3 Monate und 8 Tage vor der Eröffnung des
Savoy-Filmtheaters am Hamburger Steindamm, welches sich leider nicht in
einer 1A-Lage in Hamburgs Stadtteil St. Georg befindet.
Damalige
Zeitungsannonce. Festliche deutsche Premiere des epischen Films "Hawaii"
(USA, 1966), basierend auf James A. Micheners Bestseller-Roman, am 15.
Dezember 1966 in Hamburgs Streit`s Filmtheater.
Ich erinnere mich, dass ich mir am Abend dieses Tages mein Fahrrad schnappte
und zum Hamburger Jungfernstieg radelte, um zu sehen, was sich auf dem roten
Teppich ereignete. Mit diesem Film wurde damals das 10jährige Jubiläum des
Kinos (siehe Anzeige) gefeiert.
Zusätzliche Informationen über den Film: Es gab damals auch 70mm Blow-up
Kopien, aber, da bin ich mir sicher, nicht in Deutschland. Ein Stereo- oder
sogar 6-Kanal Magnetton ist nicht bestätigt. Der Film feierte am 10. Oktober
1966 in New York in einer Roadshow Version im "DeMille Theatre" seine
Weltpremiere - mit Eröffnungs-, Pausen- und Schlussmusiken (Laufzeit 189
Minuten). Für den weltweiten Kinostart und einen zweiten Durchlauf wurden
jedoch die Extramusiken und die Pause gestrichen und der Film auf 161
Minuten gekürzt (Quelle: Covertext zum Laser Disc (LD) Set des hier
ungekürzten Films). "Hawaii" überzeugt durch beeindruckende
Kameraarbeit, epische Pracht und einen herrlichen Score von Elmer Bernstein.
Das Streit`s Filmtheater wurde zuletzt von der Cinestar-Gruppe betrieben.
Lange Verhandlungen zwischen der Streit`s Grundstücksgesellschaft, die ein
Einzelhandelskonzept durchsetzen will, und der Cinestar-Gruppe, die das Kino
gerne weiter betrieben hätte, scheiterten. Auch das Premiumkino-Konzept von
Herrn Flebbe fand letztlich leider keinen Anklang.
Erfreulicherweise gelangen Übernahme-Verhandlungen mit dem
Immobilien-Besitzer des nun bereits seit November 2011 ungenutzten Savoy-Filmtheaters,
auf das Herr Flebbe schon lange ein Auge geworfen hat. Zuvor, vom August
2008 bis Ende Oktober 2011, diente das Savoy als Ausweichstätte für ein Kino
der Hamburger Kinemathek e.V. mit dem Namen "Metropolis". "Die Lage des
Kinos in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofs sei allerdings nicht ideal für
ein Luxuskino in der Premiumklasse, wie es bei den Astor Film Lounges der
Fall ist", sagte Herr Flebbe und wird nun seine Suche dafür fortsetzen – man
spricht von einem Kinoneubau in der Hamburger Hafencity in den kommenden
Jahren.
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Damalige
Zeitungsannonce. Ankündigung der Weltpremiere von dem Film "Mackenna´s Gold"
im Hamburger City-Kino am 20.03.1969.
Filme in Originalsprachversionen (OV) zu sehen, dafür braucht man bestimmte
Kinos, die das anbieten. Das, wie das Savoy-Filmtheater, einst auch am
Steindamm gelegene gut angenommene Premierenkino "City" (dort wurden auch
70mm Filme mit 6-Kanal Magnetton präsentiert - hier Welturaufführung von
Carl Foremans "Mackenna´s Gold" am 20.03.1969) hatte
Originalversionen seit Anfang der 1990er Jahre erfolgreich mit in seinem
Repertoire. Ende Juli 2001 wurde das Kino geschlossen und anschließend
abgerissen. Noch im gleichen Jahr übernahm das Grindel-Filmtheater, bis zu
seiner Schließung im März 2008, diese Aufgabe.
Im Weiteren konnten die Hamburger Filme in Originalversionen im Streit`s
Filmtheater genießen. Da das Kino im April dieses Jahres ebenfalls
geschlossen wurde, soll das neu eröffnete Savoy-Filmtheater nun diese
Tradition fortsetzen.
"Mackenna`s Gold" wurde in Super Panavision 70 gedreht. Um Geld
einzusparen, nahm man Teile des Films auch anamorphotisch (Panavision) auf
35mm Film auf - wenige Spezial-Effekt-Szenen auch sphärisch. Anschließend
vergrößerte man diese optisch (blow up) auf 65 mm. Die Szenen, die mit
sphärischen Objektiven gefilmt wurden, sehen dann durch ein hinzugefügtes
anamorphotisches Dehnen im Endresultat teils eigenartig verzerrt aus. Zu
Anfang war der Film als ein Super Cinerama 70mm Film mit einer Laufzeit von
3 Stunden und einer Pause geplant. Davon nahm Columbia Pictures Abstand und
er kam dann schließlich nur noch mit einer Vorführdauer von knapp über 2
Stunden in die Kinos.
Übrigens war ich mit dabei, bei der Weltpremiere im Hamburger City-Kino.
Viele berühmte Stars des Films waren anwesend: Omar Sharif, Telly Savalas,
Ted Cassidy und Eli Wallach. Das hatte was, all die Berühmtheiten auf der
großen Bühne vor dem mächtigen Vorhang stehen zu sehen.
Das
Hamburger Film- und Fernsehmuseum informiert über das Ereignis.
In diesem Kino fand am 23.04.1954 die Hamburger Premiere von Henry Kosters
epischem Film "Das Gewand" (The Robe, USA, 1953) statt -
"performed for the first time in wondrous CinemaScope."
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Savoy: Ganz Neu
Die Wiedereröffnung eines legendären Filmtheaters
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Einladung:
Am Mittwoch, dem 19. Juni 2013, möchten wir mit Ihnen die Eröffnung des
Savoy-Filmtheaters in Hamburg feiern. Wir freuen uns, Sie ab 19.00 Uhr im
Savoy-Filmtheater (Steindamm 54, 20099 Hamburg) begrüßen zu dürfen. Ihr
Hans-Joachim Flebbe
Endlich ist es soweit und die Hamburger können nun wieder Filme auf der
großen Leinwand in dem berühmten Haus am Steindamm genießen. Man renovierte
über 4 Monate und mehr als 1,2 Millionen Euro wurden dabei investiert. Der
Leiter des Kinos ist Gary Rohweder, der bereits zuvor mit der Führung des
Streit´s Filmtheaters viele Erfahrungen sammeln konnte.
Etwa 250 Gäste, "Family & Friends", liefen abends über den roten Teppich und
freuten sich, das neue Theater einweihen zu können. Zwischen 19.00 und 20.00
Uhr wurde das Publikum bereits mit Liedern der Sängerin Leonore "Leo"
Bartsch mit Gitarrenbegleitung eingestimmt. Um 20.00 Uhr hielt Herr Flebbe
eine kurze Rede und anschließend wurde ein etwa 15 minütiger Film aufgeführt,
der u. a. ein wenig die Geschichte des Kinos beschreibt. Amüsant waren auch
lustige Filmclips diverser Persönlichkeiten aus Film, Sport und Politik oder
auch animierte Cartoons, die, mit veränderten Texten synchronisiert, mit
Witz und Charme das neue Savoy-Filmtheater vorstellten.
Anschließend gab es etwa 25 minütige sehr unterhaltende Showauftritte der
Dresdner Sängerin und Chansonniére Anna Maria Scholz, alias Annamateur, und
des Komikers und Parodisten Jörg Knör, der erst vor kurzem nach Hamburg
umgezogen ist. In einer anschließenden Pause wurden im Foyer großzügig
Getränke und diverse Häppchen gereicht. Zum Abschluss zeigte man noch auf
der großen Leinwand den mit viel Soul-Musik unterlegten australischen Film
"The Sapphires", der am Folgetag in Deutschland offiziell in den
Kinos anlief. |
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Nach
langen und teils auch zermürbenden Baumaßnahmen sieht Hans-Joachim Flebbe
seinen Gästen nun mit großer Erwartung und Freude entgegen. Bis zuletzt
wurde noch geschraubt und gehämmert und man war dann froh, es termingerecht
geschafft zu haben.
Das Savoy-Filmtheater wurde unter der Leitung des ehemaligen CinemaxX
Architekten Heinz-Jürgen Schuhmacher von Grund auf saniert. Unterstützt hat
ihn dabei der Architekt R. Siegmeier, der sich zuvor in Hamburg auch für das
bereits seit 100 Jahren bestehende und am 26.05.2010 offiziell von Heinz
Lochmann wiedereröffnete Passage-Kino (im edlen Art Dèco Stil)
verantwortlich zeigte. Das alte Savoy / Metropolis-Kino musste, in
Abstimmung mit der Baubehörde und dem Brandschutz, von Grund auf erneuert
werden – von der Klimaanlage, der elektrischen Verkabelung, dem
Sanitärbereich bis hin zu den Wänden und Decken im Kinosaal und im Foyer.
Um das alles zu ermöglichen, hat Herr Flebbe mit seiner neu gegründeten
Xavoy Filmtheater GmbH kräftig investiert. Laut seiner Aussage wurde von der
Gesellschaft alles selber finanziert - auch mit einem zusätzlichen
Filmtheaterförderungsdarlehen von der Bundes-Filmförderungsanstalt (FFA).
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Der Kinosaal
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Der
beeindruckende Kinosaal mit seinem überdurchschnittlichen Komfort. Man hofft
vor allem auch auf ältere Kinogänger. "Der Besucher soll das Gefühl haben,
als willkommener Gast empfangen zu werden", sagt Herr Flebbe.
"Der Zuschauerraum des Savoys ist beeindruckend und einer der schönsten noch
existierenden Filmtheatersäle Hamburgs", schwärmte Hans-Joachim Flebbe bei
seinen ersten Besichtigungen. Die neue elegante und bequeme dunkelbraune
Bestuhlung kommt von der Firma SKEIE in Sandnes (der Ort befindet sich in
Norwegen, südlich von Stavanger). Sitzplätze nun insgesamt 284, davon 94
Plätze in der so genannten Loge (letzte 4 Reihen) und 190 im Parkett (8
Reihen). Rollstuhlplätze gibt es drei. Die Sessel haben verstellbare
Rückenlehnen - bei einigen Sitzen sogar bis fast in die Liegeposition mit
ausklappenden Fußstützen. Überall besteht große Beinfreiheit. In den letzten
Reihen hinten, im Logenbereich, gibt es zusätzlich Beinhocker und sogar
integrierte Weinkühler. Hier und da sind auch doppelsitzige "Schmusesessel"
eingebaut. Die erste Reihe des Kinos hat "Chaiselongue-Charakter".
Dienste wie: Valet Parking, Begrüßungsgetränke und eine direkte
Platzbedienung im Kinosaal für Getränke und kleine Speisewünsche, wie sie in
Herrn Flebbes Astor Film Lounges angeboten werden, wird es hier nicht geben.
Autos können unter vergünstigten Konditionen in naheliegenden Parkhäusern
abgestellt werden. Das Filmtheater kann man für Veranstaltungen mieten.
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Der Digitalprojektor
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Projektor:
Christie (Solaria-Serie / CP 2230) 2D und 3D-Digitalprojektor mit 3-Chip DLP
Cinema Technologie, auch mit integrierter Christie Previsto High Frame Rate
(HFR). Maximale Auflösung 2K-HD (2048x1080p). 3D-Filme werden mit dem 3D
Masterimage System vorgeführt. Der Projektor wiegt 111 kg und ist auf 4K
(4096x2160p) aufrüstbar. In dem Rack links vom Projektor ist das 7.1 Sound
System (kein Dolby Atmos) des Kinos mit CROWN DSi 2000 Verstärkern (Power
Amplifier) mit 30 000 Watt Verstärkerleistung untergebracht. Für den Einbau
der Projektions-, Ton- und Bühnentechnik in dem Kino war die Firma Cine
Project GmbH (Zentrale in Landshut/Bayern) zuständig. Analoge Filme können
nicht mehr vorgeführt werden.
Die Neueröffnung des Savoys war für Hamburg natürlich ein freudiges Ereignis,
wenn man bedenkt, dass im Laufe der vergangenen Jahre sehr viele Kinos ihre
Türen für immer schließen mussten. Das Hamburger Abendblatt und auch die
regionalen Fernsehsender NDR und SAT 1 berichteten ausführlich von dem Fest.
In dieser Nacht wurde die Eröffnung zusätzlich durch sehr heftige und
ungewöhnlich lang andauernde Gewitter "getauft".
Hans-Joachim Flebbe hofft, dass um 100 000 Filmbegeisterte das Theater im
Jahr besuchen werden. Die Eintrittspreise für Filme ohne Überlänge bewegen
sich zur Zeit zwischen 8 und bis zu 11 Euro für Sitze im hinteren
Logenbereich. Der 3D-Zuschlag beträgt 2 Euro. Zusätzlich sollen auch einige
Filme mit deutschen Untertiteln und zu Matinée-Vorstellungen am Sonntag
Filme nur in deutscher Sprache gezeigt werden. Höchstwahrscheinlich werden
auch Sneak-Previews und Life-Übertragungen auf dem Programm stehen.
In naher Zukunft ist in dem Kino eine Zwei-Sprachen-Version über Kopfhörer
per Infrarotübertragung geplant. Erste Tests liefen in der Frankfurter Astor
Film Lounge erfolgreich, wo man sich den deutschsprachigen Film "Der
große Gatsby" auch in der englischsprachigen Originalversion über
Kopfhörer ansehen konnte. Im Savoy werden dann Filme in der Originalversion
gezeigt und man wird sie zugleich über Kopfhörer in der deutschen
Synchronisation hören können. Für die Einführung dieser Neuerung brauche man
wenigstens 10 Filmtheater, die das mitmachen, sagte Herr Flebbe. Erst dann
würden höchstwahrscheinlich die Filmverleihe Festplatten (DCPs – Digital
Cinema Packages) mit der entsprechenden Software den Kinos zur Verfügung
stellen.
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Ende von Teil 1
… und nun für interessierte
Leser noch weitere detaillierte Beschreibungen zur Geschichte des Kinos zur
Zeit seiner Eröffnung im Jahr 1957 und ein wenig über Todd-AO:
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Das
Savoy-Filmtheater am Tag der Eröffnung und der Deutschlandpremiere des Films
"Roter Staub" (The Brave One) am 14.03.1957 (Bildquelle: Filmblätter /
Werbung)
Wie bereits beschrieben, Eröffnungsfilm und zugleich Deutschlandpremiere des
Films war King Brothers farbige ergreifende Mexiko-Romanze "Roter Staub"
(The Brave One, USA, 1956) in CinemaScope von RKO (Radio-Keith-Orpheum)
Pictures Inc.
Die Kinoeröffnung war für die Hamburger ein großes Ereignis, das einen
besonderen Rahmen durch die Schirmherrschaft des mexikanischen
Generalkonsuls in Hamburg, Lic. (Licenciado) Emilio Romero Espinosa, erhielt.
Der Reinerlös der Veranstaltung kam der Künstlernothilfe zugute (Quelle:
Zeitung "Die Welt" vom 15.03.1957).
Vor dem Eingang des neuen Theaters drängten sich Hunderte von Menschen,
um die Ankunft der prominenten Gäste, wie z. B.: Max Schmeling und Ehefrau
Anny Ondra, Bibi Jones, Katharina Mayberg, Erika Mann und Heinz Erhardt
mitzuerleben. Hübsche Platzanweiserinnen überreichten den Besuchern
Orchideen und Sombreros. Das Filmorchester Siegfried Muchow musizierte
Melodien aus "Oklahoma" und dem Eröffnungsfilm "Roter Staub" –
"A story of love to make the blood race and the heart melt!"
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Zeitungsannonce
vom 28.03.1957. Darin ist (mit zusätzlichen Bemerkungen von mir in Klammern
gesetzt) angegeben:
Der Film "Roter Staub" (The Brave One, USA, 1956) läuft mit riesigem
Publikumserfolg in der dritten Woche im Savoy-Filmtheater. Michel Ray (der
Hauptdarsteller des Films) - "der liebenswerte Hamburger Junge" - hat die
Herzen der Hanseaten erobert. Tierliebe ist das besondere Prädikat des
Films. Das "Savoy", ein Kino mit den modernsten technischen Einrichtungen,
einmalig in Deutschland. Im Beiprogramm werden Ausschnitte des Films "Das
Wunder von Todd-AO" (The Miracle of Todd-AO, USA, 1956) gezeigt.
Angekündigt wird der mit Spannung erwartete Todd-AO Film "Oklahoma"
(Oklahoma!, USA, 1955).
Michel Ray wurde am 21. Juli 1944 in Gerrards Cross, Buckinghamshire,
England, geboren. Die Hamburger liebten den jungen Schauspieler damals so
sehr, dass sie ihn zum "Hamburger Jungen" erklärten. Interessante
Informationen über
Michel Rays Lebenslauf.
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"Oklahoma" - der erste Film, der im neuen Todd-AO Filmverfahren
produziert wurde. Mit 70mm Film, speziellen Kameras, großer gekrümmter
Leinwand und 6-Kanal Magnetton. Gefilmt in Eastman-Color.
Der Hausherr (Intrepreneur), Herbert Steppan, hätte bei der Eröffnung des
Kinos sicherlich gerne den Todd-AO Film "Oklahoma!" (Oklahoma!, USA,
1955) präsentiert. Da jedoch bereits vergebene neue 70mm Kopien des Films in
Japan (Tokio) und Italien (Rom) liefen und eine dritte Kopie noch in
Herstellung und somit noch nicht vorführbar war, führte man das neue Todd-AO
Projektionsverfahren im Savoy leider nur mit Auszügen (siehe Information in
der Annonce) aus dem fast 11 ½ Minuten langen Demonstrationsfilm "Das
Wunder von Todd-AO" (The Miracle of Todd-AO, USA, 1956) vor. Presse und
Publikum waren mehr als begeistert.
Anmerkung vom Autor: Die erste internationale Präsentation des Films
"Oklahoma" in der 70mm Todd-AO Version wurde im
"Shinjuku Koma Theater" in Tokio am 28. Dezember 1956 aufgeführt.
Die festliche Hamburger Savoy-Premiere von "Oklahoma!" in Todd-AO
fand am 15.08.1957 statt. Zuvor, am 10.08.1957, wurde in der Zeitung "Die
Welt" folgendes geschrieben: "36 Todd-AO Theater gibt es weltweit und bisher
nur zwei Todd-AO Filme: "Oklahoma" und "In 80 Tagen um die Welt".
Groß, größer, am größten schlägt die Zwerghaftigkeit des Fernsehbildschirms.
Von den 36 Theatern gibt es 32 in den USA, eins in Tokio, eins in Rom und
zwei in Deutschland."
Anmerkung vom Autor: Der Münchner Royal-Palast wurde am 13.06.1957 mit dem
Film "Oklahoma" in Todd-AO als zweites Kino festlich eröffnet.
Unter den prominenten Gästen bei der Premiere in Hamburg waren - es war wie
Kino vor dem Kino - exempli gratia: Marika Rökk, Johanna Matz, Claus
Biederstedt, George Jacoby, Max Schmeling und Ehefrau Anny Ondra, Rudi
Schurike, Paul Kuhn, Hans Richter, Freddy Quinn, Mona Baptiste, Peter
Frankenfeld und seine Frau Lonny Kellner (Schauspielerin und Sängerin) – "So
ein Tag, so wunderschön wie heute", von dem Filmkomponisten Lotar Olias.
Genießen Sie die singende
Lonny Kellner
Einladung – Das Haus SAVOY und die RKO Filmgesellschaft LTD geben
sich die Ehre, Herrn / Frau … zu der Gala-Premiere von Rogers & Hammersteins
"OKLAHOMA" in Todd-AO am Donnerstag, den 15. August 1957 um 21 Uhr
einzuladen.
Als erstes und einziges Theater Norddeutschlands, das nach den
Erfordernissen des Todd-AO Verfahrens gebaut wurde, zeigt das Savoy-Filmtheater
diesen mit zwei Oscars preisgekrönten Film auf der ins Riesenhafte
vergrößerten Leinwand mit dem neuartigen Klangsystem und der plastischen
Brillanz des Bildes.
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Der
Leiter des Kinos Herbert Steppan mit Marika Rökk bei der Premiere von
"Oklahoma" und ein Modell vom Savoy-Filmtheater von oben gesehen (Bildquellen:
Filmwoche / Philips).
Im Beiprogramm: "Das Wunder von Todd-AO", ein Film, der die
vollendete
Technik dieses Verfahrens in verblüffender Weise demonstriert.
Der Abend wird festlich eingeleitet durch das Hamburger-Symphonie-Orchester.
Dirigent: Hans-Günther Fessel.
Bekannte Stars von Bühne, Film und Funk haben ihr Erscheinen zugesagt. Heinz
Gudelius, `der Diplomat der Conferenciers´, hat die Ansage übernommen. Die
Auffahrt der Gäste wird vom Rundfunk, Fernsehen und Presse festgehalten.
Smoking oder Abendanzug erbeten! Eintrittspreis: DM 10.-
Kartenvorbestellungen an der Kasse des Savoy-Filmtheaters Hamburg, Steindamm
54 oder telefonisch unter 247070.
Antwort auf beiliegender Karte erbeten.
(Die Einladungskarte wurde freundlicherweise vom Hamburger Film- und
Fernsehmuseum zur Verfügung gestellt).
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Das Kino
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Der
imposante Kinosaal mit ansteigenden Sitzreihen zur Zeit der Kinoeröffnung im
März 1957. Ich habe das Bild nach meiner Erinnerung eingefärbt.
Erster Blickfang beim Betreten war der hellgelbe (eventuell auch hochbeige),
üppig in Falten gelegte Velvetvorhang, der mit 15kW von unten und oben
angestrahlt die Haupt-Leuchtquelle des Saales darstellte. Die gesamte
Saalbeleuchtung war indirekt und vermittelte den unterschiedlich gemusterten
grau-braunen Birkenholzplatten an den Seitenwänden einen warmen Goldton.
Signalrot war die Kamphöner Cordsamt-Bestuhlung, hellbeige der hochflorige
Perlon-Velour-Teppich und gelb die mit Rigips abgehängte Decke, in die 12
Effektlautsprecher so eingebaut wurden, dass sie wie Deckenleuchten wirkten.
Einzige Wanddekoration war eine kühn geschwungene, weit ausladende
Stuckkonstruktion - ein zur Bühne weisender kräftiger Bogen (siehe Bild,
aufgenommen von Herbert Wedemeyer).
Der Saal fasste bei der Eröffnung 957 Zuschauer. Bei Vorführungen im Todd-AO
Verfahren wurden die letzten Sitzreihen aus Effektgründen oft mit einem
elektronisch steuerbarem Vorhang abgetrennt und die Kapazität begrenzte sich
auf 825. "Die Rückwand des Kinos ist 32 Meter breit", sagte Herr Steppan in
einem Interview.
Das Kino verfügte über eine 17,4 x 7,6 m große Leinwand (entlang
der Kurve gemessen - damals hergestellt von einer mechanischen Weberei in
Bad Lippspringe – Typ: Ideal II), deren Krümmung damals noch direkt vom
Vorführraum verstellt werden konnte. Für die Todd-AO Projektion wurde sie am
stärksten gekrümmt (Bogen von 120 Grad), mit 4,40m tiefer Durchbiegung -
das eindrucksvolle Todd-AO "Bugeye" - Objektiv erfasst ein extrem breites
Bild von 128 Grad. Bei anderen Filmen wurden die Seitenflügel der gewölbten
Riesen-Bildwand zurückgefahren und Todd-AO "schrumpfte" zusammen auf
CinemaScope.
Das war damals natürlich sehr praktisch, als z.B. Michael Todds Film "In
80 Tagen um die Welt" (Around the World in Eighty Days, USA, 1956) am 5.
Dezember 1957 im Savoy erstmals gezeigt wurde. Da der Film zu dieser Zeit in
Europa, auch aus kommerziellen Gründen, leider nur in einer 35 mm Version (nicht
Todd-AO) erhältlich war, wurde er höchstwahrscheinlich auf der flacheren
Leinwand vorgeführt. Im Münchner Royal-Palast musste man damals, auf
Anweisung des Verleihs, die fest installierte gekrümmte Todd-AO Leinwand
speziell für diesen Film, Premiere hier am 18. Oktober 1957, vorübergehend
ausbauen und gegen eine andere ersetzen (Quelle: "Der Spiegel" vom
27.11.1957 / "Todd – wie herrlich weit").
Der
interessante Artikel ist zu lesen.
Film-Ton-Technik, Dr. K. Weinrebe, war die Philips-autorisierte Firma, die
viele technischen Arbeiten im Savoy durchführte. Spezielle Lampenhäuser mit
220 Ampere Maximal-Belastung für die Philips DP 70 Projektoren waren eine
weitere Besonderheit, die extra aus Chicago importiert wurden.
Die einzelnen Bau-Phasen des Filmtheaters wurden ab Herbst 1956 von dem
Hausherrn, Herbert Steppan, mit Schmalfilm sogfältig dokumentiert und dann,
nach Fertigstellung des Gebäudes, in einer Extra-Familien-Vorstellung den
unermüdlichen Handwerkern und Bauarbeitern vorgeführt.
Sein langgehegter Wunsch, ein repräsentatives Erstaufführungshaus mit
modernster kinotechnischer Einrichtung zu besitzen, erhielt seine erste
praktische Grundlage, als damals Michael "Mike" Todd (1909-1958) die
"Savoy"-Baupläne der Architekten voll akzeptierte. Er wurde schließlich mit
der glanzvollen Eröffnung von "Europas erstem speziell für die Projektion
von Todd-AO Filmen erbautem Filmtheater" am 14. März 1957 in Hamburg
vorbildlich verwirklicht.
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04.11.2014
Ergänzende neue Information vom Autor zur Premiere von Michael Todds
Film "In 80 Tagen um die Welt" (USA, 1956) im Hamburger Savoy-Filmtheater
im Dezember 1957 (aus der Fachzeitschrift "Filmblätter" der damaligen
Zeit):
Todd-AO-Wirkung durch neue Leinwand
Herbert Steppan, Inhaber des Savoy-Filmtheaters in Hamburg, erwarb in
London zur Vorführung der CinemaScope-Kopie von "In 80 Tagen um die
Welt" eine metalldurchsetzte Spezial-Harkness-Leinwand. Sie hat eine
Größe von 19x9 Metern, so dass, akustisch durch einen neuen
Philips-Integrator unterstützt, eine nahezu vollständige Todd-AO-Wirkung
erzielt wird. Dementsprechend gestaltete sich die vortrefflich
organisierte und großzügig arrangierte Galapremiere in Hamburg, unter
Teilnahme zahlreicher prominenter Schauspieler, zu einem vielbeachteten,
festlichen Ereignis.
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Damalige
Zeitungsannoncen. Deutsche Uraufführung von "Oklahoma" (USA, 1955) im
Münchner Royal-Palast am 13.06.1957. "Die Zuschauer inmitten des Geschehens"
in Münchens neustem Filmtheater am Goetheplatz und Premierenannonce von
"Oklahoma" im Hamburger Savoy-Filmtheater am 15.08.1957.
3-Streifen-Filme liefen im Savoy nie. Diese wurden in Hamburg damals im UFA-Palast
am Gänsemarkt, im Cinerama-Grindel-Filmtheater und im ersten deutschen
Cinerama-Zelt-Filmtheater auf dem Heiligengeistfeld gezeigt.
Höchstwahrscheinlich war es auch das einzige in Deutschland – aber da bin
ich mir nicht ganz sicher. Man möge mich bitte informieren.
Todd-AO wurde in Europa erstmals mit dem Demonstrationsfilm "The Miracle
of Todd-AO" von der Deutschen Philips GmbH (Hamburg) auf der Photokina
in Köln vom 29. September bis zum 7. Oktober 1956, zusätzlich auch mit
Ausschnitten aus Fred Zinnemanns Film "Oklahoma", vorgestellt. Das eigens
dafür gebaute `Philips Lichtspiel-Theater´ hatte eine Leinwandgröße von 16 x
7,20 Metern (Quelle: Presse-Information vom 28. September 1956 – die Philips
Pressestelle war damals in Hamburg an der Mönckebergstr. 7 untergebracht).
Mehr
Informationen dazu.
Die Europa-Premiere von "Oklahoma" in Todd-AO gab es am 14.02.1957 in
Rom (Italien) im Adriano-Kino - damals die erste permanente Todd-AO
Abspielstätte in Europa - jedoch nicht ein speziell für dieses Verfahren
gebautes Kino. (Quellen: in70mm.com und "Before Techniscope: The Penetration
of Foreign Widescreen Technology in Italy (1953-1959)" von Federico Vitella)
Die deutsche Uraufführung `for he first time in Germany´ von "Oklahoma"
fand am 13.06.1957 (festliche Benefizveranstaltung) im neu erbauten Münchner
Royal-Palast (826 Sitzplätze) statt – somit damals das zweite deutsche für
Todd-AO erbaute Kino. Nummer drei wurde der am 31.10.1957 eröffnete neue
Admiral-Palast in Nürnberg.
Unter der Schirmherrschaft des königlich norwegischen Botschafters gab es im
Münchner Royal-Palast am 22.07.1958 in Cinemiracle die Deutschlandpremiere
des berühmten Semi-Dokumentarfilms "Windjammer" (Windjammer: The
Voyage of the Christian Radich, USA, 1958) von Louis de Rochemond III. Es
war der erste 3-Streifen-Film, der in Deutschland gezeigt wurde – sogar noch
vor Cinerama. In einer Zeitung stand damals geschrieben: "Wenn das so
weitergeht, muss der liebe Gott dem Menschen größere Augen und Ohren
mitgeben. Cinemiracle verlangt fast schon danach".
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"Filmgenuss
im Original", das neue Originalfassungs-Premiumkino.
Liebe Breitfilm-Enthusiasten, für heute genug vom "Savoy". Ich wünsche dem
Haus eine lange und vor allem erfolgreiche Zukunft – vielleicht (hoffentlich)
auch noch mit der Projektion von Filmen im 70mm Format, wie es gegenwärtig
hier in der Berliner Astor Film Lounge ab und an noch der Fall ist. Das ist
dann natürlich recht kostenaufwändig und erfordert den Einbau eines
entsprechenden Projektors in den Vorführraum. Leider gibt es mit der Zeit
immer weniger alte brauchbare 70mm Kopien, die mit Freuden vorgeführt werden
können.
Diese analogen Filme, verbunden mit dem gewaltigen einhüllenden 6-Kanal
Magnetton, auf den großen, meist gekrümmten, Leinwänden zu sehen, das waren
schon sehr beeindruckende Erlebnisse – "festive happenings to the eyes and
ears". Die Erinnerungen daran rücken immer mehr in die Ferne, wenn man
bedenkt, dass die Premiere des ersten Todd-AO Films "Oklahoma" von
Fred Zinnemann bereits lange zurück liegt. Sie fand einst am 13. Oktober
1955 (Pressevorführungen gab es bereits ab dem 10.10.1955) im eleganten New
Yorker "Rivoli Theatre" statt, wo er nachfolgend erfolgreich 51 Wochen lang
lief.
Die Leinwand hatte eine Größe von 20 x 8,2 Metern, mit einer Krümmungstiefe
von 4 Metern (Quelle: in 70mm.com) – das entsprach auch der Leinwandgröße
und Krümmung `unseres´ Todd-AO "Savoy-Filmtheaters". Leider wurde das New
Yorker "Rivoli
Theatre" im Herbst 1987 abgerissen – das erste europäische
Todd-AO Kino gibt es glücklicherweise noch.
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Quellen
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Die
langjährigen Filmfachzeitschriften "Filmblätter", "Film-Echo" , "Filmwoche"
und Zeitungen aus dieser Zeit.
Das Buch: "Mach dir ein paar schöne Stunden – Das Hamburger Kinobuch", von
Michael Töteberg und Volker Reißmann.
Meine eigene Sammlung und natürlich das auch phantastische Internet.
Alle Fotos vom "Neuen Savoy-Filmtheater" wurden vom Autor aufgenommen.
Bei einer Pressebegehung am 19. Juni erwähnte Hans-Joachim Flebbe, dass er
sich in den Kinosaal, als er ihn zum ersten Mal sah, "verliebt hätte". Nun,
mir erging es ähnlich, jedoch wesentlich früher, als Jugendlicher Anfang der
1960er Jahre.
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28-07-24 |
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