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3D Mitte der 60er Jahre in Europa mit: "Hi-Fi
Stereo 70"
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in70mm.com
The 70mm Newsletter
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Written
by: Gerhard Witte, Berlin,
Germany |
Date:
01.07.2010 |
Annonce aus der Sammlung des Autors
Mitte der 60er Jahre wurde in Europa erstmals
versucht, die großen Vorteile des 70mm-Breitfilms für eine analoge 3D
Einbandprojektion (single-strip 3D) zu nutzen, indem man die beiden
Halbbilder eines 3D-Films nebeneinander auf einem 65mm-Negativfilm
unterbrachte.
Nach einem Umbau des "U.T. - Urania-Filmtheaters" wurde ab dem 21. September
1967 in Hamburg der Film "Operation Taifun" in "Hi-Fi Stereo 70" im
Polarisationsverfahren präsentiert.
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in 70mm reading:
Stereo-70 / Stereokino.
Three-Dimensional Cinematography in Russia
3D in the mid 60s in Europe with Hi-Fi Stereo
70
3D IMAX 70mm heute
MCS 70
- Superpanorama
Das Grindel Filmtheater
Das "Savoy" in Hamburg
In den Schuhen des
Fischers
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Das damalige "U.T.-Urania -Filmtheater" (Urania Filmbühne beim Stephansplatz),
Hamburg, Fehlandtstraße 40.
Bild und Informationen u.a. entnommen aus der Broschüre: " Filmtheater in
der Freien und Hansestadt Hamburg" Saison 1971/72.
Das "U.T.-Urania-Filmtheater" bestand seit dem Jahre 1927 und diente u.a.
zur Nachkriegszeit auch als Truppenkino der Alliierten. 1956 wurde eine
grundlegende Modernisierung des Kinos durch den Architekten Helmut Fischer
durchgeführt und auch das CinemaScope-Vorführverfahren,
verbunden mit einer wesentlich größeren Leinwand, fand seinen Einzug. Im
Sommer 1967 erfolgten weitere Renovierungsarbeiten. So bekam es eine noch
größere Leinwand, 70mm Vorführmaschinen für Breitfilm, verbunden mit einer
4-Kanal-Magnet-Tonanlage, und eine neue Bestuhlung (419 Plätze, mit
wesentlich erweitertem Reihenabstand). Im Juni 1980 wurde das Theater durch
einen Brand leider vollständig zerstört und anschließend nicht mehr
aufgebaut.
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Internet link:
Berlin Cinema Compendium
Kinomuseum Berlin e.V.
The Holographic Studio of the Scientific Research Cinema & Photo Institute
Chace Audio
The life of Willi Burth
The Film- and Televisionmuseum Hamburg
List of 3D-Films
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"Operation Taifun" (aka: Spion wider Willen). Bild aus der Sammlung des
Autors.
Con la Morte alle spalle (aka: Con la Muerte en la Espalda)/Electra 1/Putain
de mission France/Typhon sur Hamburg/With Death on your Back
BRD 1967. Film-Negativ 65mm, aufgeführt in 70mm/4 Kanal Magnetton.
3D-Aufnahmeverfahren: "Hi-Fi Stereo 70". Eine Produktion der INTERNATIONAL
GERMANIA FILM G.M.B.H. In Zusammenarbeit mit P.C.B., Barcelona, C.F.F.,
Paris und West-Film, Rom
Farbe: Eastman Color, 70mm
und z.B. noch andere, der wenigen Filme, die damals in Europa in dem
Verfahren aufgenommen wurden:
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"Die Vampire des Dr. Dracula". Bilder aus der Sammlung des Autors
Frankenstein's Bloody Terror/Hell's Creatures/Le notti di Satana/ Les
vampires du Dr. Dracula/La Marca del Hombre Lobo/The Mark of the Wolfman
Spanien 1968. Film-Negativ 65mm, aufgeführt in 70mm/4 Kanal Magnetton,
3D-Aufnahmeverfahren: "Hi-Fi Stereo 70"
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"Liebe in 3 Dimensionen". Annonce freundlicherweise zur Verfügung gestellt
von Jean-Pierre Gutzeit, Kinomuseum-Berlin e.V.
Love in 3-D/Amore in tre dimensioni/Amor en 3-dimensiones
BRD 1973. Film-Negativ 65 mm, aufgeführt in 70mm/4 Kanal Magnetton,
3D-Aufnahmeverfahren: "Hi-Fi Stereo 70" - Vermarktungslabel der Constantin-Film
"Triarama"
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Der Film
"Operation Taifun" wurde 1966/1967 zu vielen Teilen in
Hamburg gedreht. Das war damals in Europa zugleich auch der Beginn für ein neues 3D
Filmaufnahme- und Wiedergabeverfahren mit dem Namen: "Hi-Fi Stereo 70".
Mit diesem neuen Verfahren ist es zum ersten Male gelungen, mit einer Kamera
gleichzeitig zwei anamorphotische Bilder nebeneinander auf einem 65mm -Negativfilm
abzubilden. Dadurch, dass die Aufnahmeobjektive der Kamera "Augenabstand" (der
Normwert beträgt 63,5mm) haben, wird später beim im Polarisationsverfahren
Betrachten des Films ein echter stereoskopischer Eindruck
vermittelt.
Entwickelt wurde die Kamera "Stereo 70", es handelte sich dabei damals um
umgebaute M.C.S. 70 Studiokameras, von dem Norweger
Jan Jacobsen (1916-1998)
- auch ein genialer Konstrukteur anamorphotischer Objektive. Zuvor erfand er
die um 13,5 kg (ohne Kassette) leichte
MCS 70 Field Camera. Damit drehte
man 1962 den ersten deutschen 70mm Film "Flying Clipper -
Traumreise Unter Weißen
Segeln" (Mediterranean Holiday). Der Film wurde zu den
Filmfestspielen in Berlin am 11. Februar 2009 in der
Retrospective "70mm -
Bigger than Life" mit einer neu angefertigten 70mm Kopie mit DTS-Ton wieder
aufgeführt.
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Die Kamera nimmt
gleichzeitig zwei Scope-Bilder über einen 65mm-Negativfilm auf – die M.C.S.
70 Kamera arbeitet mit 65mm breitem Film.
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Die beiden anamorphotischen Grundobjektive der "Stereo 70" Kamera haben eine
Brennweite von 50mm und eine Lichtstärke von f: 2.8. Der Schärfebereich ist
von 1,50m bis unendlich verstellbar (bei Verwendung von Vorsatzlinsen auch
von 60cm bis 2,50m). Der Konvergenzpunkt liegt automatisch auf der
Schärfeebene. Für spezielle Effekte kann jedoch der Konvergenzpunkt vor oder
hinter die Schärfeebene verlagert werden.
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Die Kamera (umgebaute M.C.S. 70 Studiokamera).
Bild entnommen aus dem Souvenir-Heft "Operation Taifun".
Die Mechanik der Kamera "Stereo 70" entspricht einem bereits bewährten
System. Es handelt sich um eine Spiegelreflexkamera mit doppelseitigem
Transport- und Sperrgreifer, ausgestattet mit 300 Meter Kassetten,
kombiniertem Motor für 16 Volt Batterieantrieb (4 bis 30 B/Sec) und 220 Volt
Wechselstrom (24 B/Sec synchron). Die Kamera wiegt rund 45 kg, sie ist
geräuscharm und lässt sich relativ einfach bedienen (siehe Bilder unten).
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Das Projektionsobjektiv. Informationen u.a. auch entnommen aus dem Souvenir-Heft "Operation Taifun"
Bei der Vorführung im Kino wird eine 70mm-Kopie mit 4-Kanal-Stereoton
verwendet. Der Umbau der Theater ist leicht durchführbar, da der Film
mittels einer Spezialoptik (Stereo-Kinotar) auf einem normalen
70mm-Projektor vorgeführt wird. Diese Spezialoptik wurde ebenfalls von Jan
Jacobsen entwickelt und besteht aus zwei nebeneinander liegenden
anamorphotischen Einheiten mit zwei Polfiltern. Der Außendurchmesser der
Spezialoptik entspricht der internationalen Norm, so dass ein Umbau des
Projektorobjektivträgers nicht nötig ist. Die entzerrten Bilder werden fast
deckungsgleich auf die Kinoleinwand projiziert. Hier muss es eine (metallisierte)
Silberleinwand sein, denn herkömmliche Projektionsflächen würden die
Polarisation des Lichtes zerstören (das Lichtabstrahlverhalten einer
Leinwand wird durch den sogenannten "Gain-Faktor" bestimmt). Mit Hilfe einer
Polarisationsbrille ist es dem Zuschauer nun möglich, mit jedem Auge das
richtige Bild zu sehen und einen echten stereoskopischen Effekt zu erleben.
Informationen u.a. auch entnommen aus dem Souvenir-Heft "Operation Taifun"
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Der Projektor mit eingebautem Stereo-Kinotar. Bilder entnommen aus dem
Souvenir-Heft "Operation Taifun"
Da alle 3D Einbandprojektionen bei einem 35mm Film, mit den zwei
stereoskopischen Bildphasen neben oder übereinander liegend, unter einem
deutlichen Lichtverlust bei der Projektion litten, schien der doppelt
so breite 70mm Film damals die ideale Lösung zu sein.
Auch in anderen Ländern wurde zu dieser Zeit mit ähnlichen Verfahren
gearbeitet: In Amerika mit dem System StereoVision70 und in Russland mit
Stereo-70, entwickelt vom dem im Jahr 1929 gegründeten russischen Scientific
Research Cinema & Photo Institute (NIKFI) in Moskau, auch in Zusammenarbeit
mit den Mosfilm-Studios (gegründet 1920, den Namen bekam der Konzern erst
1935). Das Film-Negativ ist hier 70mm breit und die Bildaufnahme und
Wiedergabe erfolgte sphärisch (kein Anamorphot), Seite an Seite. Projiziert
werden die Stereo-70 Filme ebenfalls im 70mm Format. Zwei der vielen in
diesem Verfahren gedrehten Filme heißen z.B.: "Net i da"
(No and Yes) 1966 und "Tainstvennyy Monakh" (The Mysterious Monk) 1968.
Die europäische Koproduktion "Operation Taifun" lief aufgrund eines doch
recht schwachen Handlungsablaufs nicht sehr erfolgreich in den Kinos. Das
war bei "Liebe in 3 Dimensionen" (u. a. auch wegen der gelungenen
Kombination: Erotik und 3D) anders. Der Film verzeichnete international (sogar
bis Amerika) relativ große Erfolge - auch in einer 35mm single-strip
3D-Version.
Wegen der für die Projektion nötigen Silberleinwände (sie sind annähernd
doppelt so teuer wie die üblichen Weißleinwände) und auch der zahlenmäßig in
den kommenden Jahren langsam abnehmenden Filmabspielstätten für 70mm-Filme,
wurde damals die Produktion der 70mm 3D-Filme nicht mehr ernsthaft weiter
verfolgt. Das änderte sich erst später mit der Einführung der
IMAX (Image-Maximation)-Kinos.
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Rückblick
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Als vor allem in Amerika anfangs der 50er Jahre der
Fernsehapparat seinen Einzug in die Wohnstuben fand, sah es für die Kinos
zunehmend schlecht aus -1953 verfügten hier bereits über 47% aller Familien
über ein Gerät. Mit der Einführung und Verbreitung von 3D Filmen, zuvor im
rot-grün Anaglyphen- und später im deutlich besseren Polarisationsverfahren,
wurde versucht, die Kinos wieder zu füllen. 1952 bis 1955 war damals die
kurze "Boomzeit" dieser Filme. Aufgrund vieler technischer Schwierigkeiten,
z. B. schlechter Zweiband-Projektionen (Bildstandsschwankungen und
Farbunterschiede - man bekam davon Kopfschmerzen) und der Einführung der
sogenannten "plastischen brillenlosen Filme" mit ihren gekrümmten
Großleinwänden (CinemaScope/ Cinerama/Todd-AO, etwas später auch in
Russland mit den Projektionsverfahren Kinopanorama/Sovscope70), erlosch
langsam das allgemeine Interesse an 3D-Filmen. Im Weiteren waren den
Kinobesitzern die Kosten für die Umrüstung ihrer Kinos, auch verbunden mit
den Problemen der Polaroid-Brillen (Diebstahl, Reinigung), im Verhältnis zu
den Einnahmen einfach zu hoch. Es fehlten letztendlich, bis auf wenige
Ausnahmen abgesehen, auch prägnante 3D-Filmhits.
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"The first phenomenal merger of 3D action! 3D color! and 3D sound!". "Das Kabinett des Professor Bondi". Bild aus der Sammlung des Autors
USA 1953, WarnerColor: House of Wax/The Wax Works/L'homme au masque de cire
/Canavarlar sarayi /La maschera di cera/Los crímenes del museo de cera/
Vokskabinettet.
3D-Aufnahmeverfahren: Natural Vision (dual-strip 35mm), Anfang der 70er
Jahre auch als StereoVision 3D (35mm/single strip) and StereoVision 70
(70mm/single strip) re-issure
Der erfolgreiche Film mit dem Titel "Das Kabinett des Professor Bondi"
(House of Wax) gedreht in Natural Vision (dual-strip 35mm) war z.B. eine
solche Ausnahme. Ursprünglich wurde der Film im Polarisationsverfahren
aufgeführt, später sogar zusätzlich auch in das einfachere, aber deutlich
schlechtere anaglyphe Verfahren umkopiert. Anfang der 70er Jahre lief er in
Amerika mit einer auf 70mm und mit stereophonischen Ton umgesetzten Kopie
erneut mit Erfolg (StereoVision 70). Der Regisseur André de Toth war auf
einem Auge blind und konnte die 3D-Effekte nicht wahrnehmen. Im Guinness-Buch
der Rekorde steht er als erster 3D-Film mit Stereoton (Raumton). RCA und
Warner Bros. führten hier erstmals ihr kurzlebiges
4-Kanal-WarnerPhonic-Ton-Verfahren ein. Parallel zum Film lief ein 35mm
Magnetband mit 3 Tonspuren für die Lautsprecher hinter der Leinwand: links,
Mitte und rechts. Es beinhaltete die Filmmusik auf den Spuren 1 und 3 und
auf Spur 2 waren die Dialoge und Effekte untergebracht. Dieser Kanal war
zusätzlich mit 3 nicht hörbaren Tonverlagerungsmarken kodiert. Je nachdem,
was auf der Leinwand geschah, fand eine Tonverlagerung auf links, Mitte oder
rechts (direktionaler Ton) statt. Für die Surround- Lautsprecher wurde die
Mono-Lichttonspur des rechten Films benutzt. Für den Fall einer Havarie
beinhaltete die Mono-Lichttonspur des linken Films die Informationen aller 3
Ton-Kanäle vom Magnetband zusammen, nicht jedoch den für die Surround-Lautsprecher.
Premiere hatte der Film am 10. April 1953 im damals mit über 3600 Sitzplätze
ausgestattetem Paramount-Theater am Times Square (New York). Für das
WarnerPhonic-Ton-Verfahren wurden extra 25 zusätzliche Surround-Lautsprecher
in dem riesigen Auditorium eingebaut. Die Magnetbänder mit den 3 Front-Tonspuren
sind im Laufe der Jahre leider verloren gegangen.
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Weiterführende Links
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Das
CineStar IMAX Kino ist im Berliner Kinokompendium
Der Verein "Kinomuseum Berlin e.V." (Vorstand: Jean-Pierre Gutzeit, Uwe
Borrmann,
Joachim Kelsch) engagiert sich dafür, die historische und aktuelle Kultur
des Kinowesens archetypisch (der Urform entsprechend) zu erhalten, zu
dokumentieren und zu pflegen:
Das Holographische Studio des "Scientific Research Cinema & Photo Institute"
(NIKFI) in Russland (Moskau) ist zu erreichen unter:
Die Firma "Chace Audio" in Burbank/Kalifornien sorgt für den besten Ton im
Kino bzw. ist auch zuständig für die Restaurierung alter Soundtracks
Eine Lebensgeschichte:
Das Willi Burth Museum im Kinozentrum "DIE BURG" am
Marienplatz Ravensburg
Das Film- und Fernsehmuseum Hamburg
3D-Filmliste:
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Updated
28-07-24 |
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